Inhalt | Register | |



SK – W – 1 (Boos)

Ω

Selbstbildnis von Roman Anton Boos mit der Inschrift

VIVITUR INGENIO

(Man lebt durch den Geist)

Linke Spalte

HIER
RUHT SICHS
WOHL,
FRIEDFERTIG
LEGT
DER STOLZE
SICH
ZUM
GEKRAENKTEN
BETTLER HIN,
UND
SCHLAEFT.
DEM
LASTER NUR,
NICHT
DER
GEPRUEFTEN
JUGEND
FOLGE HIER
DES TODES FURCHT.

Rechte Spalte

DER
KOERPER RUHT
DES
FROMMEN
REIN’RE
SEELE
SCHWINGT
SICH
VERKLAERT
ZUM
GROSSEN
SCHOEPFER AUF.
SO
STERBLICHER
DENK
BEIM
VORÜBERGEHEN
SELBST
DEINEM
TODE NACH.

Sockel

FAMILIE BEGRAEBNIS
DES ROMAN ANTON BOOS
CHURFÜRSTLICHEN HOF STATUARS
UND
PROFESSORS DER BILDENDEN KÜNSTE
ER STARB IN EINEM ALTER
VON 79 JAHREN 353 TAGEN ANNO 1810.
UND DESSEN EHEGATTIN MARIA THERESIA
GEBOHRNE STRAUBINN
IHRES ALTERS 64 JAHRE 311 TAGE AO 1816.

Ω

|||

Roman Anton Boos

* 28.2.1733 (Roßhaupten b. Füssen/Schw.)
† 19.2.1810 (München)
Bildhauer

Neues allgemeines Künstler-Lexicon (1835)

Boos, Roman Anton, Bildhauer, geb. zu Roshaupten bei Füssen 1730, gest. zu München 1810. Er lernte bei A. Sturm zu Füssen, ging dann auf Reisen, und arbeitete einige Zeit bei J. B. Straub in München und bei Verhelst in Augsburg. Später ging er nach Wien, um an der k. k. Akademie der Künste seine künstlerische Bildung zu vollenden, und er erreichte auch durch das Studium von guten Mustern keine unbedeutende Höhe seiner Kunst. Nach seiner Rückkehr ins Vaterland wurde er churfürstlicher Hofstatuar und Professor an der Akademie der Künste zu München, und theilte nun zwischen dem Unterrichte und der praktischen Ausübung der Kunst seine Zeit.

Boos hinterliess mehrere Werke, in Statuen und Epitaphien bestehend, die zwar nicht im reinsten Geschmacke gearbeitet sind, aber dennoch Verdienste haben. Unter die vorzüglichsten gehören die vier colossalen Marmor-Statuen an der Facade der St. Cajetans-Hofkirche zu München, und die acht Statuen aus Holz, welche ehedem die Arcaden des k. Hofgartens zierten. Sie sind 9 Fuss hoch und nach den Zeichnungen des Peter Candito verfertiget, die grössere Zahl aber musste glänzenderen Unternehmungen weichen, indem der kunstsinnige König Ludwig die erwähnten Arcaden in eine Gallerie trefflicher Frescomalereien umschuf. In der ehemaligen Klosterkirche zu Fürstenfeldbruck sind von ihm die 13 Fuss hohen Holzstatuen Ludwig des Bayers und Herzogs Ludwig des strengen, und sein Werk ist auch die Kanzel in der Metropolitankirche zu München, und etliche Epitaphien daselbst.

Dr. Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten von dem Leben und Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter etc. Bearbeitet von Dr. G. K. Nagler. München, 1835.

Allgemeine Deutsche Biographie (1876)

Boos: Roman Anton B., Bildhauer, geb. zu Roßhaupten bei Füßen 1730, † zu München 1810, lernte erst bei dem Bildhauer Anton Sturm in Füßen und dann bei dem kurfürstlichen Hofbildhauer zu München Johann Straub. Auch der Unterricht Verhelft’s an der Augsburger Akademie wurde besucht, und schließlich erhielt B. auf der Wiener Akademie seine volle Ausbildung. Er wählte dann München als Aufenthaltsort und fand hier von Seiten des Hofes und für Kirchen und Klöster Beschäftigung, auch verlieh man ihm den Titel eines Hofbildhauers und ernannte ihn zum Professor an der Akademie. Er verfertigte die vier kolossalen Marmorstatuen der Heiligen Cajetan, Maximilian, Ferdinand und Adelheid an der Facade der Theatinerkirche zu München, die Holzbilder des Herzogs Ludwig des Strengen und des Kaisers Ludwig IV. in der Klosterkirche zu Fürstenfeld bei Bruck, die sieben Götterstatuen aus weißem Marmor im Schloßgarten zu Nymphenburg, die reichgeschmückte Holzkanzel in der Frauenkirche zu München u. a. Am bekanntesten sind seine »Thaten des Hercules«, die sieben Nischen der Arcaden des Münchener Hofgartens füllen; sie sind übrigens nicht nach seinen eigenen Vorlagen, sondern nach denen des berühmten Peter Candit ausgeführt. Roman war übrigens ein manierirter Meister, der noch in den Banden der ausgehenden Bernini’schen Kunstweise stand.

W. Schmidt.

W. Schmidt: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1876.

Allgemeines Künstler-Lexicon (1895)

Boos, Roman Anton, Bildhauer, geb. 1735 in Rosshaupten bei Füssen, † 1810 in München als Holzbildhauer und Professor an der Akademie. Von ihm die dem Geschmack der damaligen Zeit entsprechenden 4 Kirchenväter an der Facade der Theatinerkirche in München, die Herculesgruppe im Hofgarten daselbst und die Statuen Ludwig’s des Strengen und Ludwig’s des Bayern in der Klosterkirche zu Fürstenfeldbruck.

Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Frankfurt a. M., 1895.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Boos Roman Anton, 1730 (Roßhaupten b. Füssen/Schw.) – 1810, Bildhauer, Hofstatuar und Akademieprofessor; B. lernte erst beim Bildhauer A. Sturm in Füssen, dann bei seinem späteren Schwiegervater J. B. Straub in München, besuchte dann die Augsburger Kunstakademie (bei Verhelst) und schloß seine Studien auf der Akademie in Wien ab; in München niedergelassen, erhielt er für den kurfürstlichen Hof und für Kirchen und Klöster viele Aufträge; daneben war er auch Akademieprofessor; sein bedeutendster Schüler war K. Eberhard.

Hauptwerke: Marmorstatuen der Fassade der Münchner Theatinerkirche (hl. Kajetan, hl. Maximilian, Kurfürst Ferdinand Maria und Kurfürstin Adelheid, Holzfiguren (Herzog Ludwig der Strenge und Kaiser Ludwig der Bayer) in Klosterkirche Fürstenfeld, 7 Götterstatuen im Schloßpark von Nymphenburg, ehemalige Kanzel der Münchner Frauenkirche, Holzfiguren (Taten des Herkules, nach Zeichnungen von P. von Candid), ehemals in den Hofgartenarkaden; B. stand noch unter dem Einfluß Berninis, er wirkte im besseren Barockstil und im Übergang zum Klassizismus.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


Erstellt mit jutoh digital publishing software (Anthemion Software Ltd.)