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ML – 30·31 (Wanner)

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Liegestein

Friedrich Wanner
Oberlieutenant im ¿l. b. I. Art. Rg.
Prinz Luitpold
Inhaber des Armee-Denkzeichen
für das Jahr ¿
ge¿
gefallen vor Belfort ¿ Dezbr. 1870
Christian Wanner
kgl. Musik-Professor
geb ¿
gest ¿

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Christian Wanner

† 12.1.1874 (München), 57 Jahre alt
Komponist, Klavierlehrer, Musiker (Klavier) und Musikprofessor am Münchener Konservatorium

Flora (17.4.1832)

Anzeigen.
Concert-Anzeige.

Ostersonntag den 22. April wird Christian Wanner mit Unterstützung mehrerer Mitglieder des königl. Hoforchesters, im kleinen Saale des königl. Odeon, ein Concert auf dem Pianoforte zu geben die Ehre haben, worin er ein Concert von Hummel und große Variationen von Kalkbrenner vortragen wird.

Eintrittskarten zu 1 fl. sind in der Musikalienhandlung von Falter und Sohn bis Samstag Abends und Sonntags an der Kasse zu haben.

Flora Nro. 62. Ein Unterhaltungsblatt. München; Dienstag, den 17. April 1832.

Bayerischer Kurier (14.1.1874)

Lokales und Provinzielles.

München, 12. Januar.

Morgen Nachmittags halb 4 Uhr findet die Beerdigung des k. Professors am früheren k. Conservatorium für Musik dahier, Hrn. Christian Wanner, statt. Er verschied den 12. Januar in früher Morgenstunde nach kurzem schweren Leiden. Sein langjähriges, ersprießliches Wirken lebt in dankbarer Erinnerung seiner zahlreichen Schüler.

Bayerischer Kurier Nr. 14. München; Mittwoch, den 14. Januar 1874.

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik (20.1.1874)

Danksagung.

Für die so überaus zahlreichen und ehrenden Beweise der Theilnahme sowohl bei dem Leichenbegängniss, als auch beim Trauergottesdienste unseres unvergesslichen, theuren Vaters, Bruders, Schwagers, Schwiegervaters und Grossvaters,

Herrn
Christian Wanner,
kgl. Musik-Professors,

sprechen wir allen Freunden und Bekannten hiedurch unsern innigsten tiefgefühltesten Dank aus.

München, den 16. Januar 1874.

Der tieftrauernde Sohn:
Wilhelm Wanner, Maler,
im Namen sämmtlicher Verwandten.

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik Nr. 20. München; Dienstag, den 20. Januar 1874.

Bayerischer Kurier (25.1.1874)

Lokales und Provinzielles.

München, 24. Januar.

S. M. der König hat aus Anlaß des Hinscheidens seines ehemaligen Lehrers des Klavierspiels, Hrn. Christian Wagner, k. Musikprofessor, dem noch einzigen Sohne des Verlebten durch seinen Kabinetssekretär ein Beileidsschreiben zustellen lassen. Auch I. M. die Königin-Mutter hat an diesem Trauerfalle innigen Antheil genommen, indem sie gleichfalls ihr Beileid ausdrücken ließ.

Bayerischer Kurier Nr. 25. München; Sonntag, den 25. Januar 1874.

Allgemeine Musikalische Zeitung (4.3.1874)

München. St. Anfang Februar. Einige Neuigkeiten auf musikalischem Gebiete verdienen, auch ohne dass sie Oper und Concert berühren, in diesen Blättern immerhin erwähnt zu werden. Am 12. Jan. verschied – ein Opfer der Cholera – im 58. Lebensjahre der langjährige Professor des Clavierspiels am früheren kgl. Musikconservatorium Christian Wanner, eine von seinen zahlreichen Freunden in jeder Beziehung hochgeschätzte Persönlichkeit. Als trefflicher Lehrer gewann er die dauernde Verehrung seiner Schüler, unter denen sich bedeutende Pianisten der Gegenwart befinden. Er war ein ebenso gewissenhafter als bescheidener und anspruchsloser Künstler; auch S. Majestät unser König, sowie sein Bruder, Prinz Otto, genossen einige Zeit seinen Unterricht. Oeffentliches Auftreten suchte er nie, mied es wohl seit mehr als einem Jahrzehnt. Seit mehreren Jahren lebte er, ein mit glücklichen Vermögensverhältnissen gesegneter Privatmann, nur seiner Kunst und einem ausgedehnten Freundeskreise, in welchem er vermöge seiner Liebenswürdigkeit, Charakterfestigkeit und Offenherzigkeit allbeliebt war; er erfreute letzteren auch durch eine Anzahl feinempfundener, wohlgelungener, grösstentheils ungedruckter Clavier- und Gesangscompositionen, deren manche veröffentlicht zu werden verdienten.

Allgemeine Musikalische Zeitung Nr. 9. Leipzig, den 4. März 1874.

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Friedrich Wanner

* 22.1.1845 (München)
† 27.12.1870 (Belfort/Frankreich)
Oberleutnant

Der Sammler (26.1.1871)

Eine Episode aus der Belagerung von Belfort.

Unter den zahllosen Opfern, welche der gegenwärtige Krieg an edelstem Blute unserer kämpfenden Söhne fordert, befindet sich auch der 28jährige Artillerie-Oberlieutenant Friedrich Wanner aus München. Viele Besucher des im vorigen Jahre dahier verhandelten Schwurgerichtsfalles: Oberndorfer wegen Raubmordes etc. erinnern sich noch des gewinnenden Eindruckes, den die ritterliche Erscheinung dieses jungen Mannes als Zeugen, seine eben so klaren, als vollständigen und logisch geordneten Aussagen auf Jedermann machten: jene, sowie seine zahlreichen Freunde und Bekannten werden mit Theilnahme den näheren Verlauf seines tragischen Schicksals aus diesen Zeilen ersehen.

Längst sich sehnend in den großen Kampf handelnd einzugreifen, war Wanner am 12 v Mts. mit seiner Batterie von Ingolstadt abmarschirt. Ueber Straßburg, Colmar, Schlettstadt, Mühlhausen, Unterbrunnhaupt, La Chapelle, La Riviére, Fontaine, Besso court, Montreux le chateau gelangte er unter großen Mühseligkeiten in Folge des ungemein durchweichten Bodens, und nachdem er schon am 17. das Feuer der Granaten vom Fort la Justice auszuhalten gehabt hatte, am 18. nach dem Standquartier Brebotte, gegenüber von Belfort. Die folgenden Tage wurden theils mit gefahrvollen Rekognoszirungen, theils mit Requisition von Deckungshölzern und Schanzzeug, Herstellung von Prügelwegen u dgl zugebracht, während die Temperatur plötzlich auf mehr als 10° Kälte herabging und dadurch die gedachten Arbeiten ungemein erschwerte. Am 24 – Weihnachtsabend – wurde unter unsäglichen Anstrengungen und eisigem Nordostwinde zum Batteriebaue geschritten, der vielfach durch feindliches Feuer behelligt war. Am Christtage stand die Batterie nebst zwei dazu ausgegrabenen und hierauf eingedeckten Magazinen und zwei Unterständen für die Mannschaft fertig zum Feuern bereit, womit auch Nachmittags um 1 Uhr 20 Min. begonnen wurde. Ungeachtet der grimmigen Kälte und dem hierauf zeitweise hindernd eintretenden Schneefalle wurde das Feuer an den nächsten Tagen mit gutem Erfolge, jedoch immer lebhafter werdender Erwiderung durch die gegnerischen Geschütze fortgesetzt. Da schlug plötzlich am 27. Nachmittags 3 Uhr 30 Min. – soviel zeigte die später aufgefundene plattgedrückte Taschenuhr – eine französische Granate durch die Decke des Pulvermagazins, an welches gelehnt Wanner seine Beobachtungen und Aufzeichnungen über die Wirkungen der bayerischen Schüsse machte. Augenblicklich erfolgte eine furchtbare Explosion, das Magazin ging in die Luft und Wanner nebst 4 Kanonieren wurde 150–200 Schritte rückwärts geschleudert, während äußerem 2 Unteroffiziere und 3 Kanoniere schwer und mehrere andere leicht verwundet wurden. Grauenvoll verstümmelt, ohne daß jedoch irgend ein Glied gefehlt hätte, wurde die Leiche des unglücklichen jungen Mannes nach Brebotte und alsbald nach München gebracht, wo die Beerdigung unter allgemeinster Theilnahme stattfand.

Der Trauer um den Verlust eines tapfern und höchst intelligenten Offiziers Ausdruck gebend, hat auch Se. Maj. der König in huldvollster Weise den Schmerz des unglücklichen Vaters, Professors Wanner in München, durch ein allerhöchstes Handschreiben folgenden Inhaltes zu lindern gesucht:
»Herr Professor Wanner! Wie ich mit tiefem Bedauern vernehme, hat Ihr Sohn Friedrich im I. bayerischen Artillerie-Regimente bei der Belagerung von Belfort den Heldentod gefunden. Die dankbare Erinnerung und das Wohlwollen, welche ich Ihnen als Meinem ehemaligen Lehrer bewahre, geben Mir Anlaß, Sie Meiner aufrichtigen Antheilnahme an diesem schmerzlichen Verlust persönlich zu versichern. Ich verbleibe mit geneigter Gesinnung Ihr gnädiger König Ludwig. Hohenschwangau, den 10. Jan. 1871.«

Außer zahlreichen Freunden beweint eine liebende Gattin nebst ihrem Söhnchen an Wanner’s Grabe ihr früh zerstörtes Familienglück.

Augsburg. L. v. St.

Der Sammler. Ein Blatt zur Unterhaltung und Belehrung Nr. 10. Beilage zur Augsburger Abendzeitung. 26. Januar 1871.

Biographieen der in dem Kriege gegen Frankreich gefallenen Offiziere der Bayerischen Armee (1871)

Oberlieutenant Friedrich Wanner, wurde geboren am 22. Januar 1845 zu München. Früh hervortretende Neigung bestimmte ihn für den Soldatenstand. Nachdem er die Lateinschule besucht hatte, trat er im Oktober 1857 in das Cadeten-Corps, aus welchem er nach vollendeten Studien am 25. August 1863 als Junker in das 3. Artillerie-Regiment versetzt wurde. Ms er drei Jahre in der Artillerie-Schule zugebracht hatte, erfolgte am 3. April 1866 seine Beförderung zum Lieutenant. Er zog in dieser Charge 1866 in’s Feld. Den 12. Januar 1869 kam er in das 1. Artillerie-Regiment und avancirte gleichzeitig zum Oberlieutenant.

Im Juli 1870 wurde Wanner zum Adjutanten der Artillerie-Direktion Ingolstadt ernannt, und war durch diese Stellung von dem unmittelbaren Schauplatze der Ereignisse vorerst ferngehalten. Am 23. August wurde er durch die Geburt eines Sohnes hocherfreut, kurze Zeit darauf nahm er seinen bei Sedan verwundeten jüngeren Bruder bei sich auf, um ihm die sorgfältigste Pflege angedeihen zu lasten. Endlich erhielt er den willkommenen Befehl, sich zum Abmarsche bereit zu hatten. Schmerzerfüllt, doch begeistert, schied er am 12. Dezember von Weib und Kind, von Vater und Bruder, um nicht wiederzukehren. Unter großen Mühseligkeiten gelangte Wanner mit seiner Batterie am 18. Dezember nach dem Standquartier Brebette, gegenüber von Belfort. Am 24. Dezember, dem Weihnachtsabend, wurde unter unsäglichen Anstrengungen und bei eisigem Nordostwind zum Batteriebau geschritten, der vielfach durch feindliches Feuer behelligt war. Am Christtage stand die Batterie nebst zwei dazu ausgegrabenen und hierauf eingedeckten Magazinen und zwei Unterständen für die Mannschaft zum Feuern bereit. Ungeachtet der grimmigen Kälte und des hieraus zeitweise hindernd eintretenden Schneefalls wurde das Feuer an den nächsten Tagen mit gutem Erfolge, jedoch bei lebhafter Erwiederung durch die gegnerischen Geschütze fortgesetzt.

Ueber die traurige Katastrophe, die den Tod Wanners herbeiführte, berichtet Hauptmann von Sutner also: »Fritz und ich standen am 27. seit 7 Uhr Morgens in der Batterie. Das feindliche Feuer war bis Mittag mäßig und ohne Erfolg. Von halb 2 Uhr an jedoch wurden wir buchstäblich mit Granaten aus 10–12 feindlichen Geschützen überschüttet. Um 3 Uhr 30 Minuten schlug eine Granate durch die Decke des Pulvermagazins, an welches Fritz, um bester beobachten zu können, sich angelehnt hatte. Das Magazin ging in die Luft und Fritz mit noch 4 Kanonieren wurde furchtbar verstümmelt und eine kleine Strecke weit geschleudert, doch fehlten Ersterem keine Gliedmaßen.«

Am 4. Januar Nachts 11 Uhr kam auf Ansuchen des Vaters der Bediente des Oberlieutenants Wanner mit der Leiche, dem Pferd und Gepäck seines Herrn in München an. Die sterblichen Ueberreste des Dahingeschiedenen wurden in heimathlicher Erde mit allen militairischen Ehren und unter allgemeinster Theilnahme zur Ruhe bestattet.

Wanners unverdrossener Fleiß, sein Talent, sowie seine Tüchtigkeit als Artillerie-Offizier machten ihn in seiner Waffe zu einem allgemein geachteten und beliebten Offizier.

Biographieen der in dem Kriege gegen Frankreich gefallenen Offiziere der Bayerischen Armee. Nürnberg, 1871.

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Wilhelmine Wanner (vh)

Weichsler (gb)

† 3.6.1870 (München), 50 Jahre alt
Königliche Zentral-Staats-Kassiers-Tochter aus München / Musikprofessors-Gattin

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik (5.6.1870)

Todes-Anzeige.

Schmerzgebeugt erfülle ich die traurige Pflicht, Verwandten und Bekannten die Anzeige zu machen, daß unsere unvergeßliche Gattin, Mutter, Schwester und Schwiegermutter,

Frau
Wilhelmine Wanner,
geb. Weichsler,

heute Morgens 7½ Uhr in Folge eines Schlagflusses im 51. Jahre, versehen mit den hl. Sterbesakramenten, durch den Tod entrissen wurde.

Die Verblichene einem freundlichen Andenken empfehlend, bitte ich um stille Theilnahme.

München, am 3. Juni 1870.

Ch. Wanner, Musikprofessor,
im Namen der tieftrauernd Hinterbliebenen.

Die Beerdigung findet Montag den 6. Juni Nachmittags 4 Uhr vom südlichen (alten) Leichenhause aus und der Gottesdienst den 9. Juni Vormittags 10 Uhr in der St. Bonifaz-Pfarrkirche statt.

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik Nr. 156. Sonntag, den 5. Juni 1870.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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