Inhalt | Register | |



ML – 213 (Fleischmann · Schneider)

Ω

Grabstätte
der
Familie
Fleischmann

Hier ruhen in Gott
¿ geliebte treubesorgte Gattin
und Mutter
Frau Antonie Fleischmann
geboren den 25. Februar 1825,
gestorben den 6. Juli 1896.
Ihr folgte ihr Getreuer Gatte
Herr Georg Fleischmann
Kunstmaler
geboren den 21. April 1820,
gestorben den 27. März 1897.
Ihnen folgte der Schwiegersohn
Herr Franz Schneider,
geboren den 26. August 1847,
gestorben den 23. September 1901.
dessen Asche hier beigesetzt wurde.
Dessen Gattin
Frau Sophie Schneider
geb. Fleischmann,
29. Mai 1838 – 1. April 1933.

Ω

|||

Georg Fleischmann

* 21.4.1820
† 27.3.1897
Portraitmaler

Silesia (5.2.1849)

Portraits-Schau.

Für einen Portraitmaler, welchem der Ruf noch nicht als Herold vorangeht, ist es, wenn er unbekannt in eine fremde Stadt kommt, eine mißliche Sache um den ersten Anfang, denn Niemand wird ihm so leicht seine eigene Person, die doch jedem der liebste Gegenstand ist, so leicht vertrauen, wenn er keine Garantie dagegen hat, daß er durch das Portraitiren maltraitirt werde. Ein kluger Maler muß sich in einem solchen Falle zu helfen wissen, und vortrefflich verstand dieß Herr Georg Fleischmann, Maler in Aquarell, Öhlfarben und Miniatur, der jüngst, jung und unbekannt ohne jede weitere Empfehlung, in unsere Stadt kam, als seine ihm inwohnende, uns aber ebenfalls noch unbekannte Kunst. Was that er nun, um dieser Anerkennung zu verschaffen, und dadurch bei uns älter und bekannter zu werden? Er sprach seiner eigenen Kunst so lange mit schönen Worten zu, bis sie ihm einen Empfehlungsbrief gab, der ihm den gehofften Eingang erwirken sollte. Und wirklich ist dieser Empfehlungsbrief auf so eindringliche Art ausgestellt, daß seine Wirkung zweifellos bleibt, und der beabsichtigte Zweck, bekannt zu werden, sicher erreicht wird, wovon sich auch Jeder leicht überzeugen kann, der sich zur Buch- und Kunsthandlung des Herrn A. Traßler hinbemüht, wo dieser Empfehlungsbrief in Gestalt einer Portraitgruppe in Aquarellfarben von acht in unserer Stadt ziemlich bekannter Herren zur gefälligen Einsicht öffentlich ausgestellt ist. Die Zusammenstellung dieser Portraits macht dem jungen Künstler viel Ehre, und erregt die allgemeine Bewunderung der stets zahlreich davorstehenden Beschauer. Es sind herrlich gelungene Köpfe. Die Zeichnung ist sicher und frei und höchst korrekt, das Kolorit oder Inkarmit rein und frisch und der Natur abgelauscht. Man weiß nicht, soll man jene schwarz-roth-braunen, vollbärtigen Gesichter, oder jenen einsamen, verlassenen blonden Schnurbart, oder dieses jungfräulich haarlose, bebrillte Antlitz mehr bewundern, und jenem satirischen oder diesem schmerzhaften, jenem hinterlistig lauernden oder diesem biederen offenen, jenem begeisterten oder diesem tonlosen Ausdrucke, jenem blaßfahlen oder diesem rosigblühenden, jenem männlichbraunen, oder diesem zigeunerhaft schwarzgelben Teint den Vorzug geben. Man kann sich für keines entscheiden, sondern muß den Preis dem ganzen Bilde überhaupt zuerkennen, das unseren Künstler als tüchtigen Zögling der Münchner Schule bekundet, und ein braves Zeugniß seiner Studien in Düsseldorf und Wien abgibt. Von Ähnlichkeit, wie man es nennt, ist bei diesen Portraits keine Rede; eine bloße, allgemeine Ähnlichkeit wäre für den Künstler eine schlechte Empfehlung, nein, hier ist der Mensch, der abgebildet wurde, geistig und körperlich, nach seinem inneren und äußeren Ausdrucke, nach seiner ganzen Totalität vollkommen wiedergegeben, ja gleichsam durch eines Zauberers Macht nur einstweilen als plötzlich verstummter Liliputer auf das Papier hingebannt, von welchem er sich aber sogleich erheben, zu bewegen und zu reden anfangen wird, sobald das rechte Wort gesprochen, und damit der Zauber gelöst ist. Man fühlt beinahe die Gemüthsbewegung dieser Männer, man sieht die Gedanken, die sich in ihren Köpfen bewegen, und lauscht den Worten, die sie bald sprechen müssen, und die man schon ahnt, noch ehe sie gesprochen. Wahrlich Hr. Fleischmann konnte als Portraitmaler keine bessere Empfehlung bekommen, als durch diese Bildergruppe; sie spricht mehr als Worte. Ebenso vortrefflich sind seine Miniaturgemälde auf Elfenbein, es liegt etwas unendlich Zartes, Weiches in ihnen, sie scheinen mehr hingehaucht als hingemalen. Sie stellen zwar fast alle die Portraits uns Unbekannter vor, aber das benimmt ihrem Kunstwerthe nichts. Wir machen dabei vorzüglich auf die ältliche Dame, des Künstlers Mutter, aufmerksam. Bald hoffen wir von Herrn Fleischmann auch Ölgemälde zu sehen, worin er noch ausgezeichneter sein muß.

Auf jeden Fall stellen wir dem Künstler für seine Zukunft in Troppau ein günstiges Prognostikon und wünschen für die Jugend unserer Stadt, daß sie die Kunstzeichenschule, die er zu errichten beabsichtigt, recht fleißig besuchen möge, da sie von ihm des Tüchtigen viel lernen kann.

Silesia Nro. 11. Troppau; Montag, den 5. Februar 1849.

[Anmerkung: Adolph Traßler ist Inhaber der Buch- und Kunsthandlung A. Traßler und Verleger der Zeitung Silesia.]

Austria (12.12.1851)

Die schlesische Industrie-Ausstellung.
(Schluss.)

[...]

Hr. Georg Fleischmann, Maler in Troppau, brachte eine Madonna in Oel, ein Portrait in Aquarell, und ein Tableau, enthaltend 4 Portraite en miniature, welche seinen Ruf bewähren. Dessen Schülerin Frl. Angelika Forche, stellte 2 Oelgemälde und eine Crayon-Kopie aus, welche ihr und ihrem Lehrer Anerkennung verschafften.

[...]

Austria No. 290. Tagblatt für Handel und Gewerbe, öffentliche Bauten und Verkehrsmittel. Wien; Freitag, den 12. Dezember 1851.

Münchner Neueste Nachrichten (3.4.1897)

DANKSAGUNG.

Für die vielen Beweise liebevoller Theilnahme, für die so überaus reichlichen Blumenspenden bei dem Ableben unseres unvergesslichen Vaters, Grossvaters, Schwiegervaters, Onkels und Schwagers, des

Herrn Georg Fleischmann,
Kunstmaler,

sprechen wir den innigsten Dank aus.

München, Landshut, Oberzwieselau, Neuhaus a. Inn, März 1897.
Die tieftrauernd Hinterbliebenen.

Münchner Neueste Nachrichten No. 153. Samstag, den 3. April 1897.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


Erstellt mit jutoh digital publishing software (Anthemion Software Ltd.)