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ML – 230·231* (Wenzl)

Ω

Das Grab ist nicht erhalten
Überlieferte Grabinschrift (Der Bayerische Eilbote, 17.4.1844)

Annae uxori dilectissime, 19. Jul. 1834 aetat. 41 ann. defunctae et quinque infantibus ante mortius hoc pietatis ac desiderii monumentum
Dr. J. B. de Wenzl,
Ius medicus reg. Bav. Lud. I. cons. reg. int. ord. cor.
Bav. eques etc. ponendum curavit.
Hunc et sibi tumulum vivus selegit, ut quibuscum amicitia, sanguine, arte ac dignitate conjunctus vixit, iisdem defuncius quoque, post miram sortis ac terrarum commutationem, consociatus requiescat in resurrectionem vitae aeterne.

(Der geliebtesten Gattin Anna, gestorben am 19. Juli 1834 im 41. Jahre ihres Alters, und fünf im Tode vorausgegangenen Kindern, hat dieses Denkmal der Liebe und des Sehnsuchtsschmerzes setzen lassen
Dr. J. B. v. Wenzl,
Leibarzt Ludwigs I., Königs von Bayern, k. geheimer Rath, Ritter des Ordens der bayerischen Krone etc. Er hat sich schon bei seinen Lebzeiten auch für sich diesen Grabhügel auserwählt, damit er zu denjenigen, mit welchen er durch die Bande der Freundschaft, des Blutes, des Berufes und der Würde im Leben vereinigt war, auch im Tode gesellt, nach den wundersamen Wechselfällen des Schicksals und irdischen Daseyns, ruhe bis zur Auferstehung des ewigen Lebens.)

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Dr. med. Johann Baptist von Wenzl

* 9.2.1785 (Schlehdorf am Kochelsee)
† 12.4.1844 (München)
Arzt

Gelehrtes München im Jahre 1834

Wenzl, Dr. Johann Baptist v., wurde geboren den 9. Februar 1785 in Schlehdorf am Kochelsee im Isarkreise, erhielt den ersten Unterricht in der deutschen und lateinischen Sprache, in Musik u. s. f. im Kloster daselbst, vom Jahre 1796–1802, den Gymnasial-Unterricht im Kloster zu Benediktbeuern, welcher dort zu jener Zelt unter Abt Glocker auf einer hohen Stufe von Vollkommenheit stand, kam im Jahre 1803 an’s Lyceum zu München, im Jahre 1805 an die Universität zu Landshut, ward daselbst im Jahre 1809 als Feldspiralarzt im combinirten französischen bayerischen Feldspitale an der Trausnitz angestellt, in welchen er verweilte, bis er am ansteckenden Hospital-Typhus tödtlich erkrankte; erhielt über die geleisteten ärztlichen und chirurgischen Dienste die Bezeugung der allerhöchsten Zufriedenheit im königl. Regierungsblatte; graduirte hierauf am 5. April 1810 zu Landshut unter v. Walther; gieng durch Unterstützung der königl. Regierung zur höhern Ausbildung in der Medizin, Chirurgie und Augenheilkunde drei Jahre, vom Jänner 1811 bis Dezember 1813, auf wissenschaftliche Reisen nach Wien, Prag, Berlin, Göttingen und mehrere andere deutsche Universitäten, verweilte zu demselben Zwecke, vom Dezember 1812 bis November 1813 in Paris, trat bald nach der Rückkehr in die ärztliche und chirurgische Praxis in München ein, welche er beide mit gleichem Erfolge und bald in großem Umfange übte, ward im Jahre 1816 als Secundärarzt an der chirurgischen Abtheilung des allgemeinen Krankenhauses daselbst angestellt, dann im Jahre 1819 als Hof-Stabsarzt und erster Hof-Stabswundarzt, erhielt in diesen beiden Branchen mehrfache Beweise der allerhöchsten Zufriedenheit König Max’s, ward im Jahre 1829, während der letzten tödtlichen Krankheit des königl. geheimen Rathes und Leibarztes Dr. v. Harz und in Verhinderung des zweiten königl. Leibarztes Dr. v. Distlbrunner, berufen, die leibärztliche Funktion am königl. Hofe zu übernehmen, in welchem Zeitraume mehrere lebensgefährliche Krankheiten der königl. Kinder, eine in Abwesenheit I. I. M. M., und später die Heilung Sr. Majestät des Königs während des strengen Winters im Jahre 1829/30 von einer vieljährigen bösartigen Flechte fielen; ward Medizinal-Rath im März 1830, begleitete Se. Majestät den König bald hierauf in die Heilbäder nach Ischia, ward königl. Leibarzt nach der Rückkehr im Juny 1830, Ober-Medizinal-Rath im August 1831, Ritter des königl. Civilverdienst-Ordens der bayerischen Krone am ersten Jänner 1832, Geheimer Rath im Jänner 1834.

Adolph von Schaden: Gelehrtes München im Jahre 1834. München, 1834.

Die Bayerische Landbötin (13.4.1844)

Abermals ist ein edler Mann zu seinen Vätern versammelt worden. Vergangenen Mittwoch den 10. d. Ab. 7½ U. starb plötzlich der Leibarzt Sr. Maj. des Königs, Hr. Geh. Rath Dr. v. Wenzl, Ritter der Verdienst-Ordens der bayer. Krone, dann des k. griechischen Erlöser-Ordens, Commandeur 2. Cl. des Großherzogl. Hessischen Haus- jetzt Ludwigs-Ordens etc , in einem Alter von 59 Jahren. Allgemein ist die Trauer um den humanen, hochverdienten Mann. Kurz noch vor seinem Tode hatte v. Wenzl von Sr. Durchlaucht dem regierenden Herzoge von Sachsen-Altenburg das Commandeurkreuz des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Haus-Ordens erhalten. Sein Name wird Vielen in dankbarem Andenken bleiben. (Die Beerdigung findet heute den 13. d. Nachm. 5 Uhr mit Flambeaux vom Leichenhause aus, und der Trauergottesdienst Freitag den 19. d. Vormittags 10 Uhr bei U. L. Frau statt.)

Die Bayerische Landbötin No. 45. München; Samstag, den 13. April 1844.

Der Bayerische Eilbote (14.4.1844)

Todes-Anzeige.

Gott dem Allmächtigen hat es in seinem unerforschlichen Rathschlusse gefallen, unsern innigst geliebten Sohn, Vater und Schwiegervater
den k. b. geheimen Rath und Leibarzt II. MM.

Herrn Johann Baptist v. Wenzl,
Ritter des k. b. Civil-Verdienst-, dann des kgl. griechischen Erlöser-Ordens, Commandeur II. Classe des großherzogl. hessischen Haus- jetzt Ludwigs-Ordens und Commandeur des herzogl. sächs. Ernestinischen Ordensetc. etc.

im 59 Lebensjahre, heute Abends 7½ Uhr, in ein besseres Jenseits abzurufen.

Indem wir diese Nachricht, vom tiefsten Schmerze gebeugt, zur Kenntniß bringen, bitten wir um stille Theilnahme, und die Fortdauer der dem Verlebten so vielseitig bewiesenen Gewogenheit für uns.

München, den 10. April 1844.

Joseph Wenzl, als Vater.
Johann Baptist v. Wenzl, als Sohn (abwesend).
Caroline v. Ruffini, geb. v. Wenzl, als Tochter.
Baron Julius v. Ruffini, als Schwiegersohn
und sämmtliche Verwandte.

Der Gottesdienst findet Freitag den 19. April Vormittags 10 Uhr in der Metropolitan-Pfarrkirche zu U. L. Frau statt.

Der Bayerische Eilbote No. 45. München; Sonntag, den 14. April 1844.

Der Bayerische Eilbote (17.4.1844)

14. April. Gestern Nachmittags 5 Uhr fand die feierliche Beerdigung des kgl. geh. Raths und Leibarztes v. Wenzl statt. Der hochwürdige Herr Dompfarrer Schmid hielt eine gediegene, die vorzüglichsten Lebensmomente und die großen Verdienste des Dahingeschiedenen hervorhebende Grabrede. Der greise Vater des Verstorbenen, mit seinen ehrwürdigen Silberhaaren und seiner schlichten, ländlichen Kleidung stach rührend ab von den reichen Uniformen der an der Spitze des Leichengefolges stehenden Staatsbeamten und Mitglieder des kgl. Hofstabes.

Wenzl war ein als Mensch wie als Arzt gleich ausgezeichneter Mann. Er wird allen denen, welche seiner theilnahmvollen Hilfe, seines verlässigen Rathes, seines freundlichen – Zutrauen, Trost, Beruhigung und Ehrfurcht einflößenden Umgangs sich erfreuten, unvergeßlich und – unersetzlich bleiben.

Sein Grab befindet sich an der östlichen Seite der Kirchhofmauer neben jenem seines ehemaligen Freundes, des Obermedicinalrathes Simon v. Häberl. Es ist vielleicht mehreren von Wenzl’s Verehrern nicht bekannt, daß er sich diese Begrabnißstätte für sich und seine Familie absichtlich deßwegen wählte, um dereinst neben genanntem seinem Freunde ruhen zu können. Er hat diesen schönen Zug seines Herzens und seines innigen über den Tod hinausreichenden Freundschaftsgefühles durch die Inschrift verewigt, welche das großartige für seine (ursprünglich an einer andern Stelle begrabene und erst nach einigen Jahren hierher transferirte) Gemahlin errichtete Grabdenkmal trägt, so lautend:

Annae uxori dilectissime, 19. Jul. 1834 aetat. 41 ann. defunctae et quinque infantibus ante mortius hoc pietatis ac desiderii monumentum
Dr. J. B. de Wenzl,
Ius medicus reg. Bav. Lud. I. cons. reg. int. ord. Cor.
Bav. eques etc. ponendum curavit.
Hunc et sibi tumulum vivus selegit, ut quibuscum amicitia, sanguine, arte ac dignitate conjunctus vixit, iisdem defuncius quoque, post miram sortis ac terrarum commutationem, consociatus requiescat in resurrectionem vitae aeterne.

(Der geliebtesten Gattin Anna, gestorben am 19. Juli 1834 im 41. Jahre ihres Alters, und fünf im Tode vorausgegangenen Kindern, hat dieses Denkmal der Liebe und des Sehnsuchtsschmerzes setzen lassen
Dr. J. B. v. Wenzl,
Leibarzt Ludwigs I., Königs von Bayern, k. geheimer Rath, Ritter des Ordens der bayerischen Krone etc.
Er hat sich schon bei seinen Lebzeiten auch für sich diesen Grabhügel auserwählt, damit er zu denjenigen, mit welchen er durch die Bande der Freundschaft, des Blutes, des Berufes und der Würde im Leben vereinigt war, auch im Tode gesellt, nach den wundersamen Wechselfällen des Schicksals und irdischen Daseyns, ruhe bis zur Auferstehung des ewigen Lebens.)

Der Bayerische Eilbote No. 46. München; Mittwoch, den 17. April 1844.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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