Ω
Grabstaette der Familie Biber
Linke Spalte
Hier ruht in Gott
unser unvergeßlicher Gatte u. Vater
Aloys Biber,
K. B. Hofpianoforte Fabrikant,
geboren den 1. September 1804,
gestorben den 13. Dezember 1858,
Den Tönen die vom Himmel gleiten
Erschufest du ihr irdisch Haus
Und bautest auf den Grund der Saiten
Die Sprache der Empfindung aus,
O, wenn auch hier in Sturmeswehen
zerrißen hat die Todeshand
Den Einklang in den Eheband,
Die thränenschweren Blicke flehen
Dort in der Sel’gen Vaterland
Dort werden wir uns wiedersehen.
Laura Clementine Biber
geb. d. 13. Mai 1839 gest. 20. März 1840
Frau Barbara Biber,
geb. d. 19. Jan. 1768 gest. 25. März 1854
Rechte Spalte
Hier ruhen in Gott
neben ihrem Gatten und Vater,
Katharina Biber,
geb. Schneller,
k. b. Hofpianofortefabrikantenswittwe
geb. 15. Nov. 1812 gest. 1. August 1888
Ihr folgte ihr lieber Sohn
der treue Gatte
Herr Clemens Biber
Kassier der bayr. Hypotk.
u. Wechselbank,
geb. 16. April 1845 gest. ¿
Agnes Lingg geb. Biber
Geheim¿
geb. 20. Apr. 1836 gest. ¿
Ω
Biber, Barbara; 19.1.1768 – 25.3.1854 (München); Pianofabrikantens-Witwe
Biber, Clemens; 16.4.1845 – ¿; Bankangestellter
Biber, Katharina (vw) / Schneller (gb); 15.11.1812 – 1.8.1888; Pianofabrikantens-Witwe
Biber, Laura Clementine; 13.5.1839 – 20.3.1840
Lingg, Agnes (vh) / Biber (gb); 20.4.1836 – (10).4.1888 (München)
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* 1.9.1804 (Ellingen)
† 13.12.1858 (München)
Piano-Fabrikant
Todes-Anzeige.
Dem unerforschlichen Rathschlusse Gottes hat es gefallen, nach längern Leiden unsern theuern, innigstgeliebten Gatten, Vater, Bruder, Schwager, Schwiegervater, Onkel und Schwiegersohn
Herrn
Alois Biber,
k. b. Hof-Pianofortefabrikanten,
heute Morgens um 9 Uhr in seinem 55. Lebensjahre, sanft und ergeben in den Willen Gottes, versehen mit den heil. Sterbsakramenten, in ein besseres Jensiets zu sich zu rufen.
Indem wir diesen für uns so unersetzlichen Verlust allen unsern Verwandten, Freunden und Bekannten mittheilen, bitten wir um stilles Beileid und Gebet.
München, den 13. Dezember 1858.
Katharina Biber, geb. Schnetter, Gattin.
Alois Biber,
Clemens Biber, Söhne.
Bertha Braun,
Agnes Biber,
Eleonora Biber, Töchter.
Karl Braun, Stadtapotheker, Schwiegersohn,
und sämmtliche Verwandtschaft.
Die Beerdigung findet Mittwoch den 15. Dezember Nachmittags 4 Uhr mit Flambeaux vom Leichenhause aus, der Gottesdienst Freitag den 17. Dezember Vormittags 10 Uhr in der St. Bonifazius-Pfarrkirche statt.
Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik Nr. 349. Mittwoch, den 15. Dezember 1858.
Das heute Vormittag in der Bonifaziuskirche für den Hofklavierfabrikanten Biber aufgeführte Mozart'sche Requiem füllte alle Räume dieses herrlichen Tempels mit Andächtigen aller Stände.
Münchener Bote für Stadt und Land No. 300. München; Samstag, den 18. Dezember 1858.
Alois Biber
Nekrolog.
Am 13. ds. Mts. starb der als Pianofortefabricant weithin berühmte Alois Biber. Das Andenken dieses durch schaffenden Geist und Bürgertugend ausgezeichneten Mannes verdient durch einen Rückblick auf dessen Lebensgang geehrt zu werden.
Alois Biber ward seinem Vater Andreas Biber, einem Claviermacher zu Ellingen am 1. Sept. 1804 als der jüngste von drei Söhnen geboren. Schon als Knabe berechtigte er — zuerst in der Werkstätte seines Vaters und später in der seines Bruders, Pianofortefabricanten in Nürnberg — ob seines strebsamen und stets mit Verbesserungen des Claviers beschäftigten Sinnes zu den schönsten Hoffnungen. Wie bedeutend aber die Kenntnisse des zum Jüngling herangereisten Knaben gediehen waren, mag daraus hervorgehen, daß er während der Reisen seines Bruders, dessen Fabrik immer zur vollsten Zufriedenheit zu führen vermochte. Mit solchen Kenntnissen ausgerüstet gründete er im Aug. 1833 in München seinen eigenen Herd, und begann mit drei Arbeitern. Er selbst arbeitete unermüdet — häufig bis ein und zwei Uhr Nachts — und versuchte, verbesserte, erfand unaufhörlich. Glück und Segen war aber mit all seinem Thun und Wirken. Nichts mißglückte, jede Unternehmung, jeder Versuch gelang auf das Vollkommenste, und seine Fabrik, die in letzterer Zeit achtzig gegen Arbeiter beschäftigte, und aus der im Durchschnitt jede Woche sechs Instrumente hervorgingen, vergrößerte sich von Jahr zu Jahr, bis sie zu europäischem Rufe gelangte. Mit der steigenden Anerkennung der Leistungen Biber's gingen ehrende Anerkennungen Hand in Hand: so erhielt er 1846 den Titel als Hofpianofortefabricant, und von allen industriellen Ausstellungen, die er beschickte, ward ihm die erste Auszeichnung zu Theil. Bei all diesen glänzenden Erfolgen erhielt sich Biber dennoch ein offenes Herz für alle, die um ihn waren, und die gleiche Seelengüte, die ihn im Familienkreise auszeichnete, bewährte er auch gegen seine Arbeiter, die ihn liebten und verehrten wie einen Vater. Das letzte und größte Unternehmen, womit sich der zu früh Verblichene trug — nämlich die Erbauung einer großartigen Fabrik, weil das bisherige Local für die Anzahl seiner Bestellungen zu klein zu werden anfing — vereitelte der durch eine lange und schwere Krankheit herbeigeführte Tod.
Abendblatt zur Neuen Münchener Zeitung Nr. 304. Dienstag, den 21. Dezember 1858.