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Linke Tafel
Schunke’sches Familien-Grab.
Hier ruhen:
Die innigstgeliebte unvergessliche Mutter und Schwester,
Frau Karolina Schunke geb. Senger,
¿ bayr. Hof¿
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Senger, Magdalena (vw); – 1.2.1864 (München), 88 Jahre alt; Hofzahnarzt- und Polizeichirurgens-Witwe
Senger, Maria Klementine; – 12.5.1851 (München), 38 Jahre alt; Hofzahnarzt- und Polizeichirurgens-Tochter
Senger, Wolfgang, Dr. med.; – 22.4.1858 (München), 70 Jahre alt; Polizeichirurg und Hofzahnarzt
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Senger (gb)
† 9.4.1880 (München), 70 Jahre alt
Schauspielerin
Tagsgeschichten.
(Theater.) Den 23. die »Ahnfrau« Dem. Karoline Senger, die Bertha als erstes Debüt. Als Dem. Senger ihren ersten theatralischen Versuch wagte, zeigte sie schon ein entschiedenes Talent, begünstiget von einem kräftigen klangvollen angenehmen Organ. Ihre später angetretene Kunstreise konnte ihr nicht anders als zum größten Vortheil gereichen, und die Fortschritte, welche diese talentvolle Schauspielerin wahrend der Zeit ihrer Abwesenheit machte, berechtigten zu größern Hoffnungen. Dem. Senger überraschte uns als Bertha auf die angenehmste Weise, ihr Spiel, wir dürfen es ohne Uebertreibung sagen, war ausgezeichnet, sie hatte diese Rolle studiert und richtig aufgegriffen, ihr schönes biegsames Organ wußte sie in den rechten Momenten gehörig zu gebrauchen. Dem. Senger zeigte sich überhaupt, daß sie würdig sey, bald als vollendete Künstlerin in dem Kreise unser's höhern Kunstpersonals der kgl. Hofbühne zu stehen. Dem. Senger ist bereits als kgl. Hofschauspielerin angestellt. Gleich meisterhaft war Hr. Urban, Jaromir, der lauteste Beifall wurde beiden gezollt und die Ehre des Hervorrufens am Schluße der Vorstellung ihnen zu Theil. Dem. Senger dankte auf eine ihr eigne bescheidene Art.
Münchner Tagsblatt Nro. 235. Donnerstag, den 27. August 1829.
An
Demoiselle Carolina Senger.
Du scheidest, trauernd blickt die göttliche Camöne,
Dem Lieblinge, der sich vom Vaterherde reißt,
Im düstern Aug Thaliens thauet eine Träne
Des Schmerzes, da ihr Tempel mehr und mehr verwais't,
Du gehst, durch Mißgunst Deiner Mutterstadt entführt,
Die dankbar stets Dein schönes Streben anerkannt,
Wie glänzend herrlich auch Dein Schicksal sich entwirret,
Du bist doch aus dem theuern Heimathland verbannt.
Uns bleibt Erinnerung; Dir lacht das freie Leben
Der höh'ren Kunst, die Du genährt mit reinem Sinn;
Ob freundlich leuchten, dunkel Dir des Glückes Sterne,
Bleib Du nur immer selbst Dir treu in Deinem Streben,
Bewahr den sinn'gen Ernst, den holden Zauber in der Minn';
So fesselst Du das Glück auch noch in weiter Ferne.
München den 27. Februar 1834.
Beobachter für Deutschland und Bayern Nr. 53. München; Sonntag, den 2. März 1834.
Notizen über Kunst.
Theater. Den 12. Okt.: »Die Braut von Messina,« Trauerspiel von Schiller. Mad. Schunke – Isabella. Hr. Schunke – Don Cesar.
Unsere heitere Erinnerung schweift heute zurück auf die von einem schönen Künstlerkreise verherrlichte Epoche des vorigen Dezenniums unserer k. Hofbühne und das Bild einer jungfräulichen, zarten Amorosa vergegenwärtigt sich, welche damals in jugendlicher Lieblichkeit die Fülle ihres begabten Talents vor uns ausgoß. Dem. Senger ist nun Mad. Schunke und diese eine gebildete Matrone, eine Heroin der Tragödie, welche sich von der jocosen Muse und von Thatiens jüngern Töchtern zu den übertragenen Müttern, zur plastischeren Klassik gewendet hat. Sie besitzt hiezu viele glückliche Mittel, eine schöne Gestalt, kräftiges und biegsames Organ, das in männlicher Tiefe der Stimme noch sehr verständlich und angenehm ist, gute Deklamation und, wie es scheint, treffendes Auffassungs-Vermögen in diesem gegenwärtig nicht frequentirten Fache des Trauerspiels. Ihre Isabella ist ein edles, der erhabenen Dichtung würdiges Gebilde, so tief empfunden, als gedacht, ausdrucksvoll und von tragischer Wirksamkeit und entging nicht dem allgemeinen Beifall, der sich auch durch lebhaftes Hervorrufen aussprach.
Der Bayerische Landbote Nro. 288. München; Freitag, den 15. Oktober 1841.
Hiesiges.
(K Hof- und Nationaltheater) Dienstag, 12. Okt. Unsere geehrte Landsmännin Mad. Schunke, geborne Senger, welche ihre theatralische Laufbahn auf der hiesigen königl. Hofbühne begann und 4 Jahre lang im Fache der jugendlichen Liebhaberinnen und Heldinnen eine Zierde derselben war, begann nach mehrjähiger Entfernung aus ihrer Vaterstadt, ihr gegenwärtiges Gastspiel als »Isabella« in Schillers »Braut von Messina.« Fast möchte es scheinen, als habe diese hübsche und noch junge Frau das Auftreten in dem Fache der tragischen Mütter und Anstandsdamen aus dem Grunde gewählt, weil dieses Fach seit der Pensionirung der großen Schröder unbesetzt geblieben ist, und sohin für Mad. Schunke eine um so größere Wahrscheinlichkeit vorhanden war, fortan ihr schönes Talent dem Dienste der königl. Hofbühne ihrer Vaterstadt wiedmen zu können, da auch ihrem Gatten, Herrn Schunke, die Konkurrenz um die durch den Abgang des Herrn Forst, erledigte Stelle offen stand. Es war für Mad. Schunke eine höchst schwierige Aufgabe, die Rolle der Isabella nach einer unerreichbar großen Vorgängerin wie Mad. Schröder darzustellen; das Publikum war aber so gerecht, nicht jene höchste Kunstvollendung als Maßstab der Beurtheilung anzunehmen, sondern erkannte mit Wohlgefallen, wie sehr Mad. Schunke in ihrer Kunstausbildung vorgeschritten sey, und belohnte ihre in jeder Hinsicht ausgezeichnete Kunstleistung durch öfters wiederholte, lebhafte Beifallsbezeugungen. Eine Naturgabe, deren sich Mad. Schunke zu erfreuen hat, ist ihr wunderschönes, kräftiges und metallreines Organ, das jeder Modulation fähig, besonders, in der Tragödie als ein reicher Schatz zu betrachten ist. Herr Schunke, der die Rolle des »Don Cesar« darstellte, und sowohl im Lustspiel, als in der Tragödie freundliche Erinnerungen an den unvergeßlichen Urban hervorruft, zeigte sich in seinem tiefdurchdachten Spiele als ein gebildeter und gewandter Darsteller, welcher die von ihm vor 8 Jahren gehegte Hoffnungen rechtfertigte, und fand so wie die liebenswürdige Darstellerin der Beatrice, Mad. Dahn, die durch malerische Plastik den Reiz ihres rührenden Vortrages erhöhte, die ehrenvollste Anerkennung. Herr Schenk als Don Manuel, Herr Hölken und Herr Mayer als Führer der Chöre und Herr Heigel als Diego verdienen rühmliche Erwähnung. – Am Schlusse wurden Mad. Schunke, Mad. Dahn und Herr Schunke gerufen.
B. V.
Münchner Tagblatt Nro. 291. Donnerstag, den 21. Oktober 1841.
Königliches Hof- und National-Theater.
Mittwoch den 27. October: »Die Bekenntnisse, Scherzspiel (dessen Dialog nur hie und da etwas gedehnt ist) in 3 Acten von Bauernfeld. Hierauf: Die Wahnsinnige, Drama in zwei Acten nach dem Französischen von Angely.
Motto aus dem ersten Stücke:
Wovon schwatzen wir denn?
Von vergangenen schönen Zeiten!
Dein Triumph ist vollkommen!
Nun wir wollen sehen, was zu machen ist!
Der Eilbote kömmt nach langem Schweigen über Theater auf die letzten Gastrollen des Schunke'schen Künstlerpaars zu sprechen. Dieses Künstlerpaar war seit mehreren Jahren der hiesigen Bühne entzogen. Mad. Schunke, geb. Senger, aus einer ehrenwerthen hiesigen Familie, bildete sich vor Jahren dahier fürs Schau- und Lustspiel, wie für die höhere Tragödie. Nachdem sie im Ausland mit Glück sich auszubilden strebte, kömmt sie mit ihrem Gatten hieher zurück, gastirt und wird eben so, wie ihr würdiger Gatte, mit unzweideutigen Ehren- und Gunstbezeigungen vom heimathlichen Publicum überhäuft.
Sie hat einen majestätischen Wuchs, edle Haltung und ein wohltönendes Organ. In ihren ausdrucksvollen Augen pflegt sich das Gemüth hell zu verkünden; in der Beweglichkeit ihrer Physiognomie, in dem feinen Spiel ihrer Mienen liest man auch die leisesten Bewegungen des Gemüthes; in den mannigfaltigsten Artungen ihrer Stimme ist Kunst der Stimmenübergänge und des wechselnden Ausdrucks zu Hause. Mad. Schunke ist noch in den besten Jahren und dürfte nicht blos in Partieen einer Dahn, Denker, Hölken eine angenehme Abwechselung zu bringen, sondern auch besonders, auf dem erhabenen Cothurn einherschreitend, jenes seit dem Abgang einer Schröder durch unsere brave Fries nicht allein ausfüllbare Rollenfach zu ergänzen geeignet seyn.
Hr. Schunke, der heute als Adam von Zinnburg ergötzte und mit seiner Gattin (Anna von Linden) die Ehre stürmischen Hervorrufs und Applauses meheremals theilte, spielte besonders meisterhaft im zweiten Stücke seine Wahnsinnscenen mit so erschüttender Wahrheit, daß er die Herzen mit eisigem Schauder erfüllte. Am Schlusse nochmal mit seiner Frau gerufen, dankte er mit innigen, sinnigen Worten, und empfahl sich und Mad. Schunke dem Publicum zu gleich gütigem Wohlwollen für den Fall einer Wiederkehr auf längere Zeitdauer.
Wir schließen mit der Versicherung, daß es »schöne Zeiten« seyn dürften, wo wir dieß heimische Künstlerpaar noch das unsrige nennen könnten!
»Nun wir wollen sehen, was zu machen ist!«
Der Bayerische Eilbote No. 130. München; Freitag, den 29. Oktober 1841.
Todes-Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es in seinem unerforschlichen Rathschlusse gefallen, heute Abends 6 Uhr nach mehrmonatlichem Leiden unsere innigstgeliebte Mutter, Schwiegermutter und Großmutter
Frau Carolina Schunke,
geb. Senger, k. Hofschauspielers-Wittwe,
in ihrem 71. Lebensjahre, versehen mit allen heil. Sterbsakramenten, zu sich in ein besseres Jenseits abzurufen.
Indem wir dieses unseren Verwandten und Bekannten mittheilen, bitten wir um stille Theilnahme.
München, den 9. April 1890.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Sonntag den 11. April Nachmittags 4 Uhr im südlichen (alten) Friedhofe, der Gottesdienst Montag, den 12. d. Vormittags 10 Uhr in der Liebfrauenkirche statt.
Neueste Nachrichten Nr. 102 & 103. München; Sonntag, den 11. April 1880.
DANKSAGUNG
Für die zahlreichen tröstlichen Beweise inniger Theilnahme, sowie für die reiche Blumenspende, insebesondere aber für die überaus zahlreiche ehrende Betheiligung bei der Beerdigung und dem Gottesdienste unserer nun in Gott ruhenden Mutter, Schwiegermutter und Großmutter
Frau Carolina Schunke,
geb. Senger,
sprechen wir hiemit unseren tiefgefühltesten Dank aus.
München, den 12. April 1880.
Neueste Nachrichten Nr. 108. München; Samstag, den 17. April 1880.