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Hier ruht
Dr. Joh. Nep.
Ritter von Nussbaum
k. Geheimrat, o. ö. Professor
der Chirurgie an der Ludwigs-
Maximiliansuniversität in München;
k. Generallstabs-Arzt a. l. s. der Armee;
Ehrenbürger
seiner Vaterstadt München,
Grosscomthur, Comthur
und Ritter vieler hoher Orden;
Inhaber des eisernen Kreuzes
II. Klasse am weissen Bande
etc. etc.
geboren am 2. September 1829,
gestorben am 31. Oktober 1890.
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Nußbaum, Johann Nepomuk Ritter von, Dr. med.; 2.9.1829 (München-Haidhausen) – 31.10.1890 (München); Arzt
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* 2.9.1829 (München-Haidhausen)
† 31.10.1890 (München)
Arzt
Bayerische Chronik.
Geheimrath Professor Dr. v. Nußbaum †. Unter den Spendern der vielen sehr kostbaren Kränze, welche bis beute Abend in der Wohnung des verstorbenen Geheimraths Dr. v. Nußbaum abgegeben worden sind, befinden sich Se. k. Hoh. Prinz Leopold, Oberstabsarzt Dr. Bratsch – der treueste Freund des Heimgegangenen von den Studienjahren bis zum letzten Augenblick –, Hofrath v. Klug mit Frau, Generalmajor v. Büller, Geheimrath Dr. v. Kerschensteiner, Professor Dr. Posselt, Professor Dr. Amann, die Oberinnen vom Kloster der Barmherzigen Schwestern, Hofrath Dr. Ehrl, Frau v. Müller, Karoline v. Rubenbauer (Oberin der Krankenpflegerinnenanstalt des bayerischen Frauenvereins), Oberpostrath Zimmermann, Maler Faber du Faur, Dr. Joseph Geigl, Oberinspector Max Kolb, Helma Ziebland, Dr. Alfred Sternfeld, Frau Clementine v. Schenk, Dr. Lindpaintner, Custos Hiendlmayer und viele andere hervorragende Persönlichkeiten und dankbare Patienten. Die Leiche konnte erst gegen halb 6 Uhr unter den Gebeten der Pfarrgeistlichkeit von St. Peter, nachdem Prälat und geistlicher Rath Dr. Westermayer die Einsegnung vollzogen, nach dem Friedhofe verbracht werden, weil die steile enge Treppe im Sterbehause den acht Sergeanten und Gefreiten des k. 2. Infanterieregiments, welche den Sarg aus dem Aufbahrungszimmer herabzubringen hatten, die größten Schwierigkeiten verursachte. Die Bespannung des Leichenwagens und Vorreiter hatte das k. 1. Artillerieregiment gestellt. Hunderte von Menschen gaben dem Trauerwagen das Geleite.
Allgemeine Zeitung Nr. 303. München; Samstag, den 1. November 1890.
14. Dr. Johann Nepomuk v. Nußbaum, kgl. Geheimrat, Universitätsprofessor der Chirurgie und Generalstabsarzt à l. s. der Armee, geboren als der Sohn des Geheimsekretärs im kgl. Justizministerium, Franz Paul Nußbaum, am 2. September 1829 in dem damals noch selbständigen Dörfchen Haidhausen.
Früh verlor er seinen Vater. Aber seine treue Mutter leitete mit sorgsamer Hand und hingehender Liebe seine Erziehung. Nachdem er das kgl. Ludwigsgymnasium in München 1848 absolviert hatte, wählte er an der Hochschule in München Medizin zu seinem Fachstudium. Eine glückliche Wahl seines Berufes. Nach bestandenem Examen trat er im Jahre 1851 im Dr. Haunerschen Kinderspitale, das damals noch in der Jägerstraße seine Thätigkeit entfaltete, in Praxis, und im nächsten Jahre als Assistent der chirurgischen Abteilung im allgemeinen städtischen Krankenhause ein. Im Jahre 1857 habilitierte er sich als Privatdozent für Chirurgie und Augenheilkunde an der Universität München, 1860 wurde er zum ordentlichen Professor an der chirurgischen und Augenklinik ernannt.
Nußbaum war ein edler Menschenfreund, der immer, wo es zu helfen galt, bereit war, mit Rat und That der leidenden Menschheit beizustehen. Er behandelte mittellose Kranke nicht nur unentgeltlich, sondern unterstützte solche auch noch aus eigenen Mitteln.
In den Kriegen von 1866 und 1870/71 wirkte er segensreich, und so oft man von jenen blutigen Kämpfen, welche die Einigkeit unseres Vaterlandes herbeiführten, reden wird, wird man auch dieses großen Chirurgen gedenken müssen.
Die Stadt München hat ihm ganz besonders die Säuberung der Spitäler von dem so gefürchteten Spitalbrande durch Einführung der Listerschen Wundbehandlung zu verdanken.
Viele hohe Auszeichnungen, wie der Verdienstorden der bayerischen Krone, der Geheimratstitel etc. wurden ihm zu teil; im Jahre 1880 ernannte ihn die Stadt München zu ihrem Ehrenbürger. – Er beschloß am 31. Oktober 1890 sein thatenreiches Leben in dem Häuschen, an dessen Stelle sich das 1892 erbaute Isolierkrankenhaus, der sogenannte »Nußbaumpavillon« an der nach ihm benannten Straße erhebt. Die Stadtgemeindc schmückte das Gebäude mit einer Gedenktafel von Stein mit folgender Inschrift:
»In dem vormals hier gestandenen, im Jahre 1892 durch diesen Neubau ersetzten Hause beschloß Geheimrat Dr. Joh. Nepomuk Ritter von Nußbaum, Ehrenbürger der Stadt, am 31. Oktober 1890 sein der Wissenschaft und dem Wohle der Menschheit geweihtes Leben.«
Sein Grab befindet sich im südlichen (älteren) Friedhofe, Mauerspitz rechts, Grabplatz Nr. 15.
In den Anlagen vor dem Krankenhause l. d. I. errichteten ihm Kollegen, Schüler, Freunde, Studiengenossen und Verehrer aus der Reihe der dankerfüllten Kranken ein von Bildhauer Theodor Haf modelliertes und ausgeführtes Denkmal: eine doppelt lebensgroße Büste aus carrarischem Marmor auf hohem Sockel von rötlich schwedischem Granit, die Stufen von dunklem Syenit. Es wurde am 16. Juli 1892 enthüllt. Besonders verdient um die Vollendung des Werkes machte sich der Radfahrerbund, der zu Gunsten des Denkmalfonds ein Fest im Volksgarten zu Nymphenburg veranstaltete, das dem Fonds über 3000 Mark eintrug.
Seine vom Bildhauer Paul Sayer stammende Büste wurde nach Magistratsbeschluß vom 25. November und 2. Dezember 1890 in einer Nische unter den Arkaden des südlichen alten Friedhofes aufgestellt. Um sein Andenken dauernd zu bewahren, bezeichnete die Stadtgemeinde auch die Straße, an der er lebte und wirkte, mit seinem Namen.
C. Reber: Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München. Das Bayerland. Illustrierte Wochenschrift für bayerische Geschichte und Landeskunde. 9. Jahrgang. Heft Nr. 29. München, 1898.
Nußbaum Johann Nepomuk, Dr. med., von, Ritter, 1829 (München-Haidhausen) – 1890, Chirurg, Generalstabsarzt und Universitätsprofessor; schon als Gymnasiast in seiner Vaterstadt behandelte N. kleine chirurgische Fälle seiner Mitschüler (Schnittwunden, Zahngeschwüre, böse Finger, Abszesse u. a.); nach Studien in seiner Heimatstadt, in Paris, Berlin und Würzburg habilitierte er sich 1857 in München für Chirurgie und Augenheilkunde, errichtete ein großes Privatkrankenhaus mit einem orthopädischen Institut und erhielt 1860 die Professur der Chirurgie und Augenheilkunde; im Deutsch-Französischen Krieg war er zunächst Oberstabsarzt im Stab von General Von der Tann und wurde dann zum Generalstabsarzt befördert; einen Ruf nach Zürich lehnte er aus Liebe zur Heimat ab; N. hat sich als Direktor der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses links der Isar durch Einführung der Listerschen Wundbehandlung, mit der der »Spitalbrand« bekämpft wurde, verdient gemacht, seine ganz besonderen Verdienste liegen aber auf dem Gebiet der Kriegschirurgie, auf seine Anregung geht einigermaßen die Blutübertragung zurück; er war ein geschickter Operateur und wegen verschiedener chirurgischer Erfindungen seiner Zeit weit voraus; persönlich war er eine volkstümliche Erscheinung Altmünchens, der mittellose Kranke nicht nur kostenlos behandelte, sondern auch unterstützte, ein bekenntnistreuer Katholik in der Zeit des Kulturkampfes und ein deutschnationaler Patriot: (sein einziger Bruder Franz [1826–1843] war Jesuit in Amerika).
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.