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AA – 4 (Eichthal)

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Tafel an der Gruftwand

HIER RUHET IN FRIEDEN
DER K. B. HOFBANQUIER
L. A. E. FREYHERR VON EICHTHAL
ER WARD, ALS ER LEBTE UND WIRKTE
VON SEINEM KÖNIGE HOCH GEACHTET,
VON SEINEN MITBÜRGERN SEHR VEREHRT,
VON SEINEN KINDERN ZÄRTLICHST GELIEBT
UND ALS ER VERSCHIED
VON ALLEN SEINEN FREUNDEN
AUFRICHTIG BEWEINT.
GEB. DEN 22. APRIL 1747
GEST. DEN 11. JANUAR 1824.

Stein Links an der Gruft

Hier ruht in Gott
Ludwig Freyherr von Eichthal,
geboren den 20. September 1815, gestorben den 11. Juni 1886.
Sein Streben und steter Lebenszweck war,
gerecht und wohlwollend zu sein für Alle.
Selig die Friedsamen, sie werden
Kinder Gottes genannt werden.
Hier ruhet auch in Gott
Amalie Freyfräulein von Eichthal
geboren den 26. September 1817, gestorben den 22. Februar 1902.
Ich war hungrig und Du hast mich gespeist,
ich war durstig und Du hast mich getränkt,
ich war nackt und Du hast mich bekleidet
darum gehe ich ein in die Freude deines Herrn.
Ludwig Freyherr von Eichthal,
geboren den 3. August 1838, gestorben den 22. Februar 1915.
Selig sind die Friedfertigen, denn sie
werden Kinder Gottes genannt werden.
Constantin Freyherr von Eichthal,
Major a. D.
geboren den 27. Mai 1873, gestorben den 19. Mai 1932.

Grabstelle Links von der Gruft

Hier ruhet bis zum Auferstehungs-Morgen
die irdische Hülle des beßten Vaters, Bürgers u. Menschen:
Simon Freyherrn von Eichthal,
königl. bayer’schen Hofbanquiers, k. griech. Staatsrathes,
Ritter des Civil-Verdienst-Ordens der bayer. Krone,
Großkomenthurs des k. griech. Erlöserordens,
Ritter des kais. ruß. Wladimir Ordens etc.
geb. 11. Okt. 1787, gest. 28. Aug. 1854.
Was der Vater geschaffen, hat er erhalten u. befestiget.
Sein Geist walte fort über seinem Hause!
An seiner Seite ruhet die liebevollste Mutter
u. Gattin, die edelste Wohlthäterin der Armen:
Julie Freyfrau von Eichthal,
geborne Mayer,
geb. 11. Juli 1788, gest. 17. Dez. 1855.
Die Dankesthränen der Armen sind ihre schönsten
Schmuckperlen vor Gottes Thron.

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Aaron Elias Freiherr von Eichthal

* 22.4.1747
† 11.1.1824 (München)
Bayerischer Hofbankier

Eos (21.1.1824)

Biographische Notiz über A. E. Freyherr v. Eichthal.

Der k. b. Hofbanquier A. E. Freyherr von Eichthal ist den 13. Jänner d. J. an den Folgen einer Altersschwäche 77 Jahre alt, nach Empfang aller hl. Sterbsakramente in München verstorben. Den 14. Nachmittags wurde er auf dem allgemeinen Kirchhofe unter den Arkaden beerdigt, und am 16. wurde in der U. L. Fr. Metropolitan-Kirche der feyerliche Gottesdienst für ihn gehalten. Wer in einer vlelbewegten Zeit, wie die unsrige ist, über bedeutende Summen zu disponieren hat, der empfindet im Mittelpunkte seines Geschäftes alle Erschütterungen der Zeit-Ereignisse und ihrer Bedürfnisse, und er hat Mittel und Gelegenheit, dem Staate, dessen Mitglied er ist, in Vereinigung mit der nothwendlgen Selbsterhaltung seines Hauses, auf vielfache Weise nützlich zu seyn. Dieß bringt unzählige Berührungen mit Menschen von allen Ständen hervor. Daher der große Menschendrang bey seinem feyerlichen Leichenzuge, und daher die Anwesenheit so vieler Andächtigen bey seinem Gottesdienste. Klassisch war das Seelenamt, von Georg Pastrowitz, einem österreichischen Klostergeistlichen vor 80 Jahren komponiert, und nach den Notizen, welche mir der Kapellmeister Hr. Anton Schröfel, und dessen Sohn, Chorregent in der U. L. Fr. Metropolitan-Kirche, gegeben hat, von dem berühmten Michael Haidn selbst in Partitur gesetzt. Die vortrefflich gelungene Exekution erfüllte alle Anwesende mit der Empfindung, wie sehr der Meister dieser Musik den Text zu beherzigen und kraft- und effektvoll heraus zu heben wußte. In den Fugen führte uns gleichsam ein Engelchor mit einem Schwunge, der sich nicht zurückdrängen läßt, durch alle verwandten Tonarten der Harmonie zu dem allerhöchsten Wesen empor. Viele Arme, welche dieser Feyerlichkeit beygewohnt haben, erhielten Billeten, um aus den Händen des Hrn. Stadtpfarrers und Domherrn Riegg im Namen der Familie beschenkt zu werden. Ueberhaupt lebte ein edler Wohlthätigkeitssinn auch für höhere Zwecke in dem Herzen des Verstorbenen, der selten bekannt wurde, weil er dessen selten erwähnt hat. Erst jetzt nach seinem Tode sprechen die von ihm Beschenkten selbst davon. Zu Laim bey Heidelberg in der paradiesischen Gebürgsstrasse geboren, hatte er schon in seiner mit virginischen und pfälzischen Blättern auf das musterhafteste bearbeiteten Tabaksfabrike die geschmackvollsten Gärten angelegt. Diesen schönen Sinn nahm er mit hieher, als er sich bey dem Anfange der gegenwärtigen allerhöchsten Regierung hier etablierte. Im Jahre 1807 kaufte er von dem damaligen Landschafts-Hauptkassier Hrn. Joseph Edlen v. Binder den geräumigen Garten vor dem Isarthore, welcher ehedem dem Kloster der Karmeliten, und nach deren Aufhebung dem Schulfonde angehörig war. Dieser Garten ist dadurch merkwürdig, weil Graf von Rumford im Jahre 1796 seine Strassen-Erweiterung von Aussen um München herum daselbst begonnen hat, und weil wir dem verlebten Baron von Eichthal verschiedene Pflanzen und Blumen verdanken, welche letzterer aus dem milden Klima der Gebürgsstrasse in unser rauheres Klima versetzt, und zu acclimatisieren getrachtet hat. Das prächtige Haus, welches diese Familie in der Schwabingerstrasse besitzt, gehörte im Jahre 1515 dem Hofmeister Hans von Trenbach zu Waldberg, und kam von dessen Descendenten (1625) an Churfürst Maximilian I., wornach es von Churfürst Karl Albert, nachmals Kaiser Karl VII. (1729) an Joseph Grafen von Piosasque de Non, nachmaligen Capitan des Gardes der churfürstl. Leibgarde der Hartschiers donationis modo überlassen wurde. Nach seinem Tode, und nachdem Tode seines Sohnes Joseph kam es an den k. sardin. Brigadier Chev. de Piosasque de Rossi de Non, an das Militär-Waisenhaus, und das hiesige Armen-Institut, endlich 1801 an den Sekretär der rheinpfälzischen Salinen-Kommission, Hrn. Adam Patinger, wornach es an den damaligen k. Hofbanquier A. E. Seeligmann, nachmaligen B. v. Eichthal übergieng. Dieses Haus mit dem ihm eigenthümlichen hohen Style von Cuvillier erbaut, war seiner Zeit größtentheils die Wohnung der k. k. österreichischen Gesandtschaft. Es wurde nebst dem daranstossenden Garten von dem verlebten B. v. E. jederzeit auf das geschmackvollste unterhalten. Jeder, der dort Zutritt hatte, hatte sich der höflichsten und anspruchlosen Aufnahme zu erfreuen. Gleichwie er schon bey seiner Laimer Tabaksfabrike vielen Menschen Nahrung und Brod verschaffte, so hatten sich auch mehrere Gewerbsmänner eines ansehnlichen Verdienstes bey seinen Realitäten allhier zu erfreuen. Se. Königl. Majestät haben unterm 22. Sept. 1815 huldreichst geruht, die Anhänglichkeit, und die getreuen Dienste, welche der Verlebte in einem Zeitraum von 40 Jahren Sr. Königl. Majest. fortwährend bewiesen hat, mit der Erhebung in den Freyherrnstand unter dem Namen eines Freyherrn von Eichthal für ihn selbst und für alle seine Nachkommen zu belohnen. Die Zweige dieses fruchtbaren Baumes haben sich von München über Augsburg, Hannover, Karlsruhe, Paris, Bamberg und Prag ausgebreitet, wo sie den Namen ihres Vaters überall mit verdienten Ehren werden aussprechen hören. (Man erwartet mit Nächstem die vorliegenden Testamentarischen Verfügungen über ein circa 5 Millionen stark hinterlassenes Vermögen, welches dem Gerüchte zu Folge in der Art den Erbsinteressenten überlassen seyn solle, daß der Glanz des Hauses nie darunter leiden kann.)

Ant. Baumgartner.

Eos, Zeitschrift aus Bayern Nr. 12. Mittwoch, den 21. Januar 1824.

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Marie Freiin von Eichthal (vh)

Gräfin von Armansperg (gb)
* 5.11.1828 (München)
† 2.3.1850 (München)
St. Theresien-Ordens-Ehrendame, Zitherspielerin, Pianistin und Komponistin

Die Volksbötin (6.3.1850)

Bayern.
Hauptstadt-Neuigkeiten.

München, 5. März. Die schöne, einundzwanzigjährige Gattin des Baron Eichthal, eine Tochter des Grafen Armansperg, erhielt ihre Ruhestätte noch im alten Kirchhof. Graf Armansperg, der ohne männliche Nachkommenschaft ist, hat an seinen Töchtern verschiedene Schicksale erlebt. Die eine ist in ihrer Jugendblüthe, mitten im Glück vom Tode dahingerafft. Eine zweite ist, mit ihrem Vater von Constantinopel nach dem Piräus segelnd, auf dem Schiffe gestorben, und wurde auf einer kleinen, einsamen Insel begraben; das später dort errichtete Monument ragt aus dem Meere hoch empor und die sausende Brandung spielt fortwährend um ihr frühes Grab. Eine dritte Tochter hat den Florian Mördes, den Finanzminister der badischen Revolution, zum Gemahl, dem sie nun in die Verbannung nach Amerika gefolgt ist.

Die Volksbötin Nro. 56. München; Mittwoch, den 6. März 1850.

Kemptner Zeitung (7.3.1850)

Deutschland.

Bayern. München, 4. März. Der neue, nach den Plänen des seitdem verstorbenen Oberbauraths Gärtner erbaute Leichenacker, der erst in letzter Woche die priesterliche Weihe erhalten, hat gestern einen großen Trauerkondukt geschaut. Der jungen, ihrer Herzengüte halber so beliebten als durch Anmuth ausgezeichneten Gattin des Baron Eichthal öffnete sich zuerst eine der Größe unter den das Leichenfeld nach dem Vorbilde des Pisaer Campo santo einschließenden Loggien. Die Verstorbene war eine Tochter des Grafen Armansperg, der, ohne männliche Nachkommenschaft, im Schicksale seiner vier Töchter eine reiche Geschichte abgespiegelt erblickt. Seiner ältesten Tochter ist ihr Gatte, Cantacuzenos aus Griechenland nach Bayern gefolgt und bewohnt nun mit ihr ein an der Donau bei Kehlheim gelegenes Gut, wo der Betrieb eines Eisenwerkes ihm Gelegenheit zu einer, einem moldauischen Großen sonst nicht gewöhnlichen Thätigkeit gibt. Einer zweiten Tochter hat Graf Armansperg einen Leichenhügel auf griechischem Boden errichtet; die dritte schläft nun den letzten Schlaf am Strande der Isar, während die vierte Tochter dem flüchtigen Gatten, Florian Mördes, dem Minister aus der badischen Revolutionsepoche, in das freiwillige Exil gefolgt ist.

Kemptner Zeitung Nro. 66. Donnerstag, den 7. März 1850.

Geschichte der deutschen Höfe seit der Reformation (1853)

Seligmann ward, wie Rothschild, 1814 als von Eichthal baronisirt. Dieser bairische Rothschild ist durch die großen Heirathen, die seine Kinder machten, die aber nicht allemal gut ausfielen, bekannt geworden. Einen seiner Söhne, Carl, heirathete 1843 eine schöne und reiche Gräfin Khuen-Belasi: die Ansicht über die vermeintliche Liebenswürdigkeit ihres Gemahls soll sich aber bei derselben bald geändert haben. Ein zweiter Sohn Eichthal's heirathete Maria, Gräfin Armansperg, die sehr schöne jüngste Tochter des ehemaligen Präsidenten des Regentschaftsraths in Griechenland: Eichthal, der Vater, hatte diesem große Vorschüsse gemacht, die er nicht zu bezahlen vermochte, die Gräfin, die ihre Eltern auf den Knieen beschworen haben soll ihr diese Ehe, der sie das Kloster vorziehe, zu ersparen, starb, angeblich dazu gezwungen, sehr bald aus Gram. Eine Tochter Eichthal's, die »schöne Rebecca« in München benannt, heirathete einen Herrn von der Leyen und Sophie Eichthal den Grafen Caspar Berchem.

Dr. Eduard Vehse: Geschichte der deutschen Höfe seit der Reformation, 24er Band. Hamburg, 1853.

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Simon Aron Freiherr von Eichthal

* 11.8.1787 (Leimen bei Heidelberg)
† 28.8.1854 (München)
Bayerischer Hofbankier

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Eichthal Simon Aron, später Leonhard, von Freiherr, 1787 (Leimen bei Heidelberg) – 1854, königlich bayerischer Hofbankier, Kämmerer und königlich griechischer Staatsrat; der jüngste Sohn des berühmten Hoffaktors und Hofagenten Aron Elias Seligmann (seit 1814 Freiherr von E.) trat 1814 mit seiner Frau Julie Mayer in St. Michael zu Berg am Laim (Stadtteil von München) zum Katholizismus über; als tüchtiger Finanzfachmann übernahm er die Leitung des väterlichen Bankhauses, wurde königlicher Hofbankier und war entscheidend an der Gründung der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank beteiligt, die König Ludwig I. am 18. VI. 1835 genehmigt hatte; die Errichtung erfolgte im wesentlichen nach den Prinzipien Es.; sie ist die älteste Aktien- und die größte Regionalbank Deutschlands; da E. auch an den Anleihen für Griechenland unter König Otto führend beteiligt war, wurde er Griechischer Staatsrat; für seine Verdienste als Hofbankier wurde er Ritter des Civil-Verdienstordens der Bayerischen Krone; zur Unterstützung seiner Nachkommen errichtete E. 1854 eine Familienstiftung mit einem Kapital von 200 000 fl.; beim Aussterben der Nachkommen fiel die eine Hälfte des Kapitals an das Münchner Waisenhaus, die andere an das Stadtkrankenhaus; die Stiftung fiel der Inflation zum Opfer; neben diesem bedeutenden Finanzfachmann liegen in dieser und in den angrenzenden Grüften andere Mitglieder dieser Familie.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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