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Die Grabinschrift ist nicht erhalten
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Khuen-Belasi, Anna Maria von (vw) / Mayr auf Johanneskirchen, von (gb); 24.10.1798 – 15.6.1872 (München); Generalleutnants-Witwe
Khuen-Belasi, Johann Baptist Graf von; 20.7.1775 (Tirol) – 17.8.1857 (München); Kämmerer und Generalleutnant
Khuen-Belasi, Ludwig von; 6.4.1829 (München) – 7.7.1860 (Dresden), Tod durch Ertrinken; Kämmerer und Oberleutnant
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* 6.4.1829 (München)
† 7.7.1860 (Dresden), Tod durch Ertrinken
Kämmerer und Oberleutnant
Der ehemalige Cuirassieroberlieutenant Graf v. Khuen-Belasi, Hofmarschall I. k. Hoheit der Frau Prinzessin Helene, Gmahlin des Erbprinzen v. Thurn und Taxis ist bei Dresden beim Baden in der Elbe ertrunken. Graf Kuehn-Belasi stand in den schönsten Jahren und vereinigte in sich alle Eigenschaften eines tüchtigen Offiziers sowohl, wie eines feingebildeten, kenntnisßreichen Welt- und Hofmannes, daher sein betrübendes Ende um so tiefer von Allen, die ihn kannten, bedauert wird. Die Leiche des Verunglückten ist leider noch nicht aufgefunden worden.
Bayerischer Kurier Nr. 189. München; Mittwoch, den 11. Juli 1860.
Ueber das plötzliche Ableben des Grafen Ludwig von Khuen-Belasi bringt die N. M. Z. folgendes Nähere: Graf Khuen belustigte sich in Gesellschaft des Dr. May auf der Elbe zwischen Dresden und Pillnitz durch eine Wasserfahrt in einem Segelkahne. Ein plötzlicher Windstoß legte den Kahn auf die Seite, so daß dieser Wasser schöpfte, sich aber doch gleich wieder aufrichtete. Graf Khuen in der Meinung, der Kahn sinke, rief seinem Begleiter zu, sich durch Schwimmen zu retten, zumal das Ufer keine 20 Schritte entfernt lag, und sprang auch sogleich in den Strom. Dr. May folgte ihm und war in wenigen Augenblicken an Land, von wo aus er sich gleich nach dem Grafen umschaute, diesen aber nicht mehr erblickte! Und leider hatte man bis 10. d. Abends auch den Leichnam des Verunglückten in der Elbe noch nicht aufgefunden trotz des emsigen Nachsuchens. Eine betagte, verwittwete Mutter, zwei Brüder und eine Schwester sind von dieser Trauernachricht auf das Tiefste getroffen worden. In ihrem Schmer mag nur der einzige Umstand einige Linderung bringen, daß buchstäblich die ganze Stadt mit ihnen um den Entrissenen trauert, der das seltene Glück genossen, keinen Feind gehabt zu haben.
Bayerischer Kurier Nr. 191. München; Freitag, den 13. Juli 1860.
Ueber die Verunglückung des Grafen v. Khuen-Belasi theilt die »N. M. Ztg.« aus einem Briefe des Dr. May aus Dresden vom 8. d. noch Folgendes mit: Nachdem Dr. May das Ufer erreicht hatte, sah er sich sogleich nach Graf Khuen um, aber nirgends war etwas von ihm zu sehen; ohngefähr 30 Schritte vom Ufer entfernt, erblickte Dr. May aber im Flusse einen nicht genau zu unterscheidenden Gegenstand; er stürzte sich hierauf sogleich zum zweitenmale in die Wellen, erreichte auch diesn Gegenstand, aber es war nur der Hut des Grafen. Er selbst war spurlos verschwunden. Dr. May kann sich nichts anders denken, als daß Graf Kuehn, der ein guter Schimmer war, sehr erhitzt durch das Rudern bei der niedern Temperatur des Wassers vom Schlage getroffen oder durch Krampf gelähmt wurde und hierauf augenblicklich untergesunken ist. (Nach Berichten aus Dresden bis 11. d. war der Leichnam des Grafen noch nicht aufgefunden.)
Der Bayerische Landbote No. 196. München; Samstag, den 14. Juli 1860.
Nach gestern hier eingetroffenen Nachrichten ist die Leiche des Grafen Khuen-Belasi in der Elbe endlich aufgefunden worden. Dieselbe wird hieher gebracht und auf dem hiesigen Leichenacker beerdigt werden.
Der Bayerische Landbote No. 197. München; Sonntag, den 14. Juli 1860.
Bayerisches.
München, 14. Juli. Aus Dresden ist dahier die Mittheilung eingetroffen, daß es endlich gelungen ist, nach 5tägigem Suchen die Leiche des in der Elbe verunglückten Grafen Khuen-Belasi aufzufinden. Dieselbe wurde sogleich einbalsamiert und wird in den nächsten Tagen hier eintreffen, um auf dem hiesigen Friedhofe bestattet zu werden. Der Verunglückte soll ein Vermögen von nahezu einer Million hinterlassen.
Kempter Zeitung No. 168. Dienstag, den 17. Juli 1860.
Nachdem die Leiche des Grafen v. Khuen-Belasi gestern früh auf der Eisenbahn hieher verbracht wurde, wird deren Beerdigung heute Nachmittags 5 Uhr vom Leichenhause aus stattfinden. Der Trauergottesdienst ist auf Mittwoch um 11 Uhr Vorm. in der St. Michaels-Hofkirche festgesetzt.
Der Bayerische Landbote No. 200. München; Mittwoch, den 18. Juli 1860.
Hauptstadt-Neuigkeiten.
München, 18. Juli. Der gestern Nachmittag erfolgten Beerdigung des Oberlieutenants Grafen von Khuen-Belasi wohnte eine große Anzahl Personen aller Stände bei. Den Zug eröffneten 12 Unteroffiziere und zahlreiche herrschaftliche Diener mit Flambeaux; den Sarg trugen Unteroffiziere, demselben folgten als Leidträger zwei Brüder und ein Neffe des Hingeschiedenen, dann eine sehr große Anzahl Offiziere aller Grade, darunter 3 Generäle; das Offizierskorps des ersten Kuirassierregiments war vollständig vertreten; aber auch von Freising, Landshut und Kaufbeuern waren Kuirasieroffiziere hieher gekommen, um dem Allen gleich theueren Freunde die letzte Ehre zu erweisen. Herr Dompfarrer geistlicher Rath Schmid schilderte in warmen Worten den Lebenslauf und die traurige Katastrophe des Dahingeschiedenen. Möge ihm die Erde leicht sein.
Münchener Bote für Stadt und Land No. 171. München; Donnerstag, den 19. Juli 1860.
Ludwig Graf v. Khuen-Belasi.
(Nekrolog.)
Rasch tritt der Tod den Menschen an,
Es ist ihm keine Frist gegeben:
Es reißt ihn fort aus seiner Bahn,
Recht mitten aus dem vollen Leben!
Schiller.
(Eingesandt.) Wir wüßten keine passendere Einleitung zu den folgenden Zeilen, die ein Gedenkblatt für einen viel zu früh entrissenen Freund bilden möchten, als die oben stehenden Worte unsers großen Dichters, für deren tiefe Wahrheit das frühe, rasche Ableben des jungen Edelmannes in Mitten eines schönen reichen Lebens mit der Aussicht auf eine glänzende Laufbahn vor sich, einen so erschütternden Beleg liefert.
Ludwig Graf v. Khuen-Belasi, zweitgeborner Sohn des vor drei Jahren hier verstorbenen königl. Generallieutenants und königl. Kämmerers, war geboren am 6. April 1829. Er genoß von frühester Jugend an die sorgfältigste Erziehung, die dann ihre Fortsetzung in der königl. Pagerie erhielt, wo er sich für seine künftige militärische Laufbahn mit dem größten Eifer und Fleiß vorbereitete. Bei seinem Austritte aus diesem Institute wurde er als Lieutenant im 1. Cuirassier-Regimente »Prinz Carl von Bayern« ernannt, und war bereits zum Oberlieutenant vorgerückt, als er zum Adjutanten Sr. kgl. Hoheit des Prinzen Adalbert von Bayern ernannt wurde. In dieser Stellung begleitete er den Prinzen zweimal nach Spanien und besuchte bei seinem erstmaligen Aufenthalte in jenem Lande auch Afrika, namentlich verschiedene Bezirke von Marocco. Später, auf sein Ansuchen von dieser Stelle enthoben, trat Graf Khuen wieder in sein Regiment zurück, aber nur auf kurze Zeit, denn er wurde alsbald aus Anlaß der Vermählung Ihrer kgl. Hoheit der Prinzessin Helene in Bayern mit dem Erbprinzen von Thurn und Taxis zum Ehrencavalier dieser hohen Dame ernannt. Die politischen Verhältnisse im Frühling des vergangenen Jahres bestimmten ihn jedoch, auch diese ehrenvolle Stellung niederzulegen, um abermals bei seinem Regiment einzurücken und seinem Pflichtgefühle zu genügen, das ihm keine müssige Ruhe verstattete zu einer Zeit, wo dem Vaterlande von Außen Gefahr drohte. Und selbst als nach dem Frieden von Villafranca diese Gefahr abgewendet erschien und Graf Khuen wieder in seinen früheren Posten bei der Prinzessin Helene zurück trat, that er dies nur mit dem ausdrücklichen Vorbehalte, im Falle eines Krieges sogleich wieder in sein Regiment eintreten zu können. Gott der Herr wollte dieß aber anders. Nicht in er Schlacht, nicht den fröhlichen Reitertod sollte er sterben; plötzlich und unerwartet, im blühendsten Mannesalter rief ihn der Herr zu sich nach seinem unerforschlichen Rathschlusse, und wir standen gebeugten Hauptes und nassen Auges an seinem Grabe, das sich für so Viele viel zu früh über ihn schloß und über Alles, was Menschen Glück und glänzende Zukunft nennen! Der edle ritterliche Sinn, welcher ihn, wie wir gestehen, als Soldat und Officier leitete, erstreckte sich aber auch nach jeder andern Richtung hin, und ließ ihn durch und durch als Edelmann in des Wortes vollster Bedeutung erblicken, wozu auch seine äußere Erscheinung, die Jedermann für ihn einnehmen mußte, vollkommen stimmte. Sanftmuth und Freundlichkeit fanden sich in ihm mit einem vollkommen entschiedenen Charakter gepaart, der alles Unedle streng von sich abzuhalten wußte. Ein zärtlicher Sohn und Bruder, treuer, aufopfernder Freund, seinem Monarchen ergeben und treu bis zum Aeußersten, streng gegen sich, mild gegen Andere – so war Graf Khuen ein würdiger Sprosse seines uralten Geschlechts und als solcher hatte er, keinen Feind! Möge er im Frieden ruhen und die Erde ihm leicht sein!
Augsburger Postzeitung No. 172. Samstag, den 28. Juli 1860.