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AA – 86 (Coulon)

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Die Grabinschrift ist nicht erhalten

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Ludwig von Coulon

* 1791 (Landsberg)
† 20.9.1859 (München)
Ministerialrat

Abendblatt (8.10.1859)

Ludwig v. Coulon.
Nekrolog.

Aus dem Kreise der Beamten, die mit gewissenhafter Treue ihrer Pflicht genügen und ihrem Könige mit inniger Anhänglichkeit ergeben sind, ist wieder ein Mann geschieden, der das Vertrauen seiner Vorstände im vollen Maße genoß und verdiente, und der seinen Untergebenen selbst ein milder Vorstand war. Ludwig v. Coulon, geboren zu Landsberg im Jahre 1791, war der Sohn eines k. Salzbeamten, seine Mutter war die Tochter des geheimen Rathes v. Stubenrauch. Da seine Jugend gerade in die Zeiten der Kriegsstürme fiel, welche ganz Europa und insbesondere Bayern mit ihren Schrecken erfüllten, und seine Vaterstadt namentlich durch die beständigen Heereszüge beunruhigt wurde, so übte dieß auf den Gang seiner Erziehung und geistigen Ausbildung nothwendig hemmend ein. Als aber sein Vater im Jahre 1805 nach München versetzt ward, und dem fähigen Knaben der Unterricht trefflicher Lehrer sowohl in den öffentlichen Schulen als im elterlichen Hause zu Theil wurde, entwickelten sich seine Anlagen rasch und bei seinem kräftigen Körper durfte er seinen Geist mehr als gewöhnlich anstrengen, und so gelang es ihm, nicht den gewöhnlichen Gang durch die öffentlichen Schulen zu gehen und alljährlich um eine Classe vorzurücken, sondern mehrere Classen zu überspringen und doch in der nächst höheren immer den ersten oder einen der ersten Plätze im Jahresfortgang zu erringen. Am Schlusse des Studienjahres 1811 erhielt er das Gymnasial-Absolutorium mit der ersten Note, besuchte ein Jahr lang die philosophischen Vorlesungen auf dem Lyceum und widmete sich dann der Rechtswissenschaft auf der Universität Landshut 1811/12–1814/15 mit der Note der Auszeichnung. Darauf trat er in Praxis bei dem k. Landgerichte München, erhielt schon am 18. Juli 1816 den Zutritt zu dem Rechnungscommissariat der Lehen- und Hoheitssection, ward kurze Zeit darauf zum Secretär der Ministeriail-Liquidationscommission für die Forderungen an Frankreich ernannt und am 9. Nov. 1817 zum Aushilfssecretär bei der Bundestagsgesandtschaft zu Frankfurt a. M. berufen. In dieser Stellung blieb er, bis er am 29. Aug. 1822 auf sein eigenes Ansuchen in den inneren Dienst des Ministeriums zurückberufen wurde, wo er zuerst als Legationssecretär, dann als Reichsherold und Legationsrath wirkte. Im Jahre 1836 ward er mit der Leitung des k. Haus- und Staatsarchivs betraut und am 29. April 1843 zum wirklichen Ministerialrathe ernannt. In der Erfüllung seiner Pflichten war er streng, gewissenhaft und pünktlich bis zur Aengstlichkeit, wie dieß bei den Beamten aus der alten Schule meistens der Fall ist. Dafür ward ihm auch die Anerkennung seiner Vorstände und die Auszeichnung mit vielen Orden von seinem Könige und anderen Monarchen zu Theil. Nie vermählt lebte er gern zurückgezogen, ein treuer väterlicher Freund Allen, die ihm in irgend einem Anliegen nahten, insbesondere seinen Verwandten, die er mit Rath und That unterstützte. Er war ein ausgezeichneter Kenner der Heraldik und Genealogie, insbesondere der bayerischen Adelsgeschlechter und der neueren Geschichte. Als Lieblingsbeschäftigung galt ihm die Pflege seines Zimmergartens, in welchem er schöne seltene Pflanzen glücklich zu ziehen wußte, und eine große Sammlung von Kupferstichen, die er bis zu seinem Tode vermehrte, zeugt von seinem Kunstsinne. Er starb am 20. Sept. 1859. Friede seiner Asche!

Abendblatt zur Neuen Münchener Zeitung Nr. 240. Samstag, den 8. Oktober 1859.



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