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AA – 92 (Westenrieder)

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Lorenz Westenrieder
Geistl. Rat Domkapitular
u. Mitglied der Akademie
der Wissenschaften
1748 – 1829

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Lorenz von Westenrieder

* 1.8.1748 (München)
† 15.3.1829 (München)
Priester, Pädagoge, Schriftsteller und Historiker

Münchener Wochen-Zeitung (6.8.1848)

München. Das Haus gegenüber der Synagoge in der Theaterstraße, in welchem der bayerische Geschichtsschreiber Lorenz v. Westenrieder geboren wurde (1. August 1748), ist am 1. August mit einer Gedächtnißtafel, aus einem einfachen Granit bestehend, bezeichnet worden. Das Haus war an diesem Tage zum Andenken an den gefeierten Greis mit Blumen und Fahnen geschmückt, und 24 Schulmädchen wurden ausgespeist. Den Veranstaltern dieses ächt patriotischen Werkes gebührt der Dank aller Vaterlandsfreunde. Auch Nürnberg besitzt Denkmäler berühmter Männer, welche den Fremden wie Einheimischen an eine ruhmreiche Vergangenheit erinnern, wir bezeichnen hier nur das Haus Albrecht Dürrers, Hans Sachsens etc.

Münchener Wochen-Zeitung No. 27. Sonntag, den 6. August 1848.

Münchener Bote für Stadt und Land (28.7.1853)

Die Einleitungen zur Errichtung eines Standbildes des Geschichtsschreibers Lorenz v. Westenrieder, geborenen Müncheners, welches auf dem Promenadeplatz dem Kreittmayr’schen gegenüber aufgestellt werden soll, nehmen einen so erfreulichen Fortgang, daß schon jetzt die Summe von beinahe 13,000 fl. bereit liegt, ohne daß die Sammlung noch geschlossen ist. Es ist sonach anzunehmen, daß mit Errichtung dieses Monuments, wie es bei jenem für Kreittmayr geschah, ebenfalls die Stiftung mindestens Eines namhaften Stipendium verbunden werden kann, so daß nicht nur das eherne Standbild, sondern auch eine lebendige Schöpfung das Andenken eines Mannes ausspricht, welcher seiner Zeit – wie dies so oft zu geschehen pflegt – von mancher Seite verkannt oder doch wenigstens nicht hinlänglich anerkannt wurde. Die Anfertigung des Modells der Statue durch Professor Widnmann schreitet rasch vorwärts, und dürfte wohl vor Anfang des kommenden winters vollendet sein, so daß dann unverzüglich Meister Miller im Gußhaus seine Arbeit beginnen kann.

Münchener Bote für Stadt und Land No. 180. München; Donnerstag, den 28. Juli 1853.

Deutsches Dichter-Lexikon (1876/1877)

Westenrieder, Lorenz von, wurde am 1. August 1748 zu München geboren, studierte daselbst und trat dann in den Jesuitenorden. Nach dessen Aufhebung wurde er 1773 Professor der Dichtkunst in Landshut, 1774 Professor der Rhetorik in München, 1776 Censurrath, 1786 geistlicher Rath und Lokalschulkommissär, 1799 Direktor der Bücher-Kommission, 1800 Domkapitular, Scholastikus und Hofkaplan, 1808 Direktor der Akademie und 1813 in den Adelsstand erhoben. Er starb am 15. März 1829. Im Jahre 1854 ließ ihm König Ludwig auf dem Promenadenplatz in München ein von Widmann verfertigtes Erzstandbild setzen.

Dichtungen: Die zwei Kandidaten. Lustsp. in 3 A. München 1774. – Mark Aurel. Histor. Drama in 5 A. Ebd. 1776. – Leben des guten Jünglings Engelhof Roman; II. Ebd. 1781–82. – Sämtliche Werke; XXIX. Kempten 1831 bis 1835, herausgeg. von E. Große. Neue Ausg. X. Ebd. 1881–38.

Franz Brümmer: Deutsches Dichter-Lexikon. Biographische und bibliographische Mittheilungen über deutsche Dichter aller Zeiten. Unter besonderer Berücksichtigung der Gegenwart. Eichstätt & Stuttgart, 1876/1877.

Das Bayerland (1898)

22. Lorenz v. Westenrieder, geistlicher Rat, Domkapitular und bayerischer Geschichtschreiber, geboren als der Sohn eines schlichten Kornmessers am 1. August 1748 zu München im Hause Nr. 16 an der nach ihm benannten Straße. Schon mit 9 Jahren verlor er seinen Vater und wenige Jahre später auch die Mutter, welche inzwischen mit einem gewissen Schlichtinger in eine zweite Ehe eingegangen war. Er wurde für den geistlichen Stand bestimmt und besuchte mit zehn Jahren das von den Jesuiten geleitete Gymnasium in seiner Vaterstadt. Sein Fortgang war kein erfreulicher, weshalb er in ein Kapuzinerkloster eintreten wollte, seiner schwächlichen Gesundheit wegen aber abgewiesen wurde. Er setzte nun seine humanistischen und theologischen Studien in München und Freising fort. Am 6. Oktober 1771 feierte er seine Primiz. Da die Seelsorge ihn als Kaplan an der Frauenkirche nicht vollständig in Anspruch nahm, unternahm er schriftstellerische Arbeiten, welche nicht unbekannt blieben. Am 23. Oktober 1773 wurde er zum Professor der Poesie am Landshuter Gymnasium ernannt, ein Jahr darauf nach München an die Realschule, dann an das Gymnasium zurückberufen. 1776 wurde er zum Zensurrat und zehn Jahre später zum geistlichen Rat und Domkapitular von München ernannt. Das Jahr 1813 brachte ihm durch Verleihung des Verdienstordens der bayer. Krone den Adelsstand. – Durch seine Schriften, deren Gesamtausgabe 39 Bände füllen, hat er sich um Bayerns Geschichte verdient gemacht. Die Akademie der Wissenschaften wählte ihn zu ihrem Mitgliede. Im 81. Lebensjahre, am 15. März 1829, starb er im Hause Nr. 12 an der Kaufingerstraße und wurde im südlichen Friedhofe, Sektion 4, Reihe 9, Grabplatz 7, begraben. Erst später wurde er in den Gruftplatz Nr. 93 unter den alten Arkaden transferiert und die Stätte mit einem Grabmal, Relief von Bildhauer Leeb, geschmückt. Der verdiente Forscher mit aufgeschlagenem Buche und Stift in den Händen ist umgeben von den allegorischen Gestalten des Glaubens und der Geschichte. Von den Kosten zu 1680 Gulden trug das Metropolitankapitel zwei Drittel, die Stadtgemeinde München ein Drittel nebst freier Überlassung der Gruft bei.

Vielfache Erinnerungen an den bayerischen Herodot treffen wir ferner in seiner Vaterstadt: das Erzstandbild auf dem Promenadeplatz, modelliert von Bildhauer Max v. Widnmann, enthüllt am 1. August 1854, eine Gedenktafel an seinem Geburtshause, am 1. August 1848 von der Stadtgemeinde angebracht, ferner eine Büste in der Ruhmeshalle. Meister Piloty stellte ihn auf seinem Gemälde im Sitzungssaale des neuen Rathauses unter den Persönlichkeiten dar, denen von der Monachia Lorbeerkränze gereicht werden. Das städtisch-historische Museum ist im Besitze seines Olbildnisses.

Aus den Einnahmsüberschüssen des Denkmalfonds zu 6000 Gulden wurde ein Stipendium für einen der Geschichte beflissenen Studierenden gestiftet, welches sich sehr durch Admassierung erhöht hat.

Westenrieders Rücklaß war nicht bedeutend; denn wenige Tage vor seinem Tode verteilte er noch sein Vermögen; unter anderem erhielten das Josephs-, hl. Geist- und Gasteigspital dahier je 4000 Gulden von ihm geschenkt.

Der Magistrat ließ seine Büste unter den Arkaden des südlichen Friedhofes aufstellen.

C. Reber: Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München. Das Bayerland. Illustrierte Wochenschrift für bayerische Geschichte und Landeskunde. 9. Jahrgang. Heft Nr. 32. München, 1898.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Westenrieder Lorenz, von, 1748 (München) – 1829, Priester, Pädagoge und Historiker; 1771 Priester, 1773 Lehrer der Poetik und Rhetorik am Gymnasium in Landshut, 1775/79 zu München, 1777 Mitglied der Bayerischen AkdW, 1784 Schulrat, 1786 Bücherzensurrat und Domkapitular, war W. anfangs der Aufklärung zugeneigt, kurze Zeit sogar Mitglied des Illuminatenordens; er vertrat diese Ansichten anfangs auch in seinen Schriften; später wandte er sich jedoch ganz davon ab; neben kritischen Arbeiten über die Geschichte Münchens, Bayerns und Deutschlands verfaßte W. auch pädagogische Schriften.

Hauptwerke: Baierische Beiträge zur schönen und nützlichen Literatur, Geschichte von Baiern für Jugend und Volk, Geschichte der bairischen Akademie der Wissenschaften, Deutsch-lateinisches Glossarium mittelalterlicher Ausdrücke, Handbuch der baierischen Geschichte; Gesamtwerke: 39 Bde.; W. wird der »Volkslehrer seines Vaterlandes« genannt, er ist Bayerns erster großer kritischer Geschichtsschreiber.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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