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AA – 94 (Thiereck · Weiller)

Ω

EMANUELA THERESE
VON THIERECK
GEBORENE VON DELLING
GEST. 1. OKTOBER 1813
WITWE DES 1810 VER-
STORBENEN CHURFÜRST-
LICH BAYERISCHEN HOF-
KAMMERRATS UND SCHATZ-
MEISTERS KARL JOSEPH
VON THIERECK
SIE HAT DIE HIESIGEN ARMEN
ZU ERBEN IHRES GANZEN SEHR
BEDEUTENDEN VERMÖGENS
EINGESETZT
DANKBAR EHRT IHR ANDENKEN
DIE STADTGEMEINDE MÜNCHEN
KAJETAN VON WEILLER
GEHEIMER RAT
1762 – 1826

Ω

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Dr. phil. Kajetan von Weiller

* 2.8.1762 (München)
† 24.6.1826 (München)
Priester, Philosoph, Schriftsteller und Pädagoge

Das Bayerland (1898)

25. Kajetan v. Weiller, berühmter katholischer Theologe, geboren als der Sohn eines Säcklers den 22. August 1762 zu München. Unter mißlichen Verhältnissen aufgewachsen, konnte er nur durch die Unterstützung von Freunden seiner Eltern seiner Neigung für die Wissenschaft folgen. Seine Schulbildung genoß er in seiner Geburtsstadt, aber unter manchen Unfällen. Er hatte sich einst den Arm gebrochen und wurde damals so ungeschickt behandelt, daß er ihm zum zweitenmal gebrochen werden mußte, was er standhaft ertrug. Sein bis in die späte Nacht fortgesetzter Fleiß brachte den jungen Mann dem Tode nahe und er blieb körperlich schwächlich. Als die Frage der Berufswahl herantrat, erkor er das Studium der Theologie. Willens, in den Orden der Benediktiner einzutreten, ging er im Jahre 1779 als Novize in das Kloster Benediktbeuren, verließ aber dasselbe bald wieder, um seine Studien in München und Freising fortzusetzen. Zum Priester geweiht, wurde er Erzieher der Söhne adeliger Familien, dann Professor der Philosophie bei den Theatinern und in dem letzten Jahre des 18. Jahrhunderts am Lyceum zu München, womit seine eigentliche wirksame Laufbahn begann, besonders als er im Jahre 1806 zum Direktor des Gymnasiums und Lyceums ernannt wurde. In dieser Stellung war er auch der Lehrer des zweitältesten Sohnes des Königs Max I., des Prinzen Karl.

Die beiden Anstalten, welche er leitete, wurden Musteranstalten für ganz Bayern. In den teuern Jahren 1816 und 1817 entlehnte er sogar Geld, um seine armen Schüler unterstützen zu können. In Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm König Max I. den Verdienstorden der bayerischen Krone, und die Akademie der Wissenschaften erwählte ihn zu ihrem Mitgliede.

Wegen seiner freisinnigen Ansichten, insbesondere in Glaubenssachen, suchten seine Gegner ihn aus seiner Stellung zu verdrängen, und Weiller wurde im Jahre 1823 von der Anstalt, deren Vorstand er so lange Jahre gewesen war, entfernt, in ehrenvoller Beförderung aber zum ständigen Sekretär der kgl. Akademie der Wissenschaften ernannt. Nach drei Jahren, am 23. Juni 1826, schied der gelehrte Mann im Hause Nr. 4 an der Bayerstraße, vom Schlage gerührt, aus diesem Leben. Seine Gebeine wurden im südlichen Friedhofe, Sektion 5, Reihe 1, Grabplatz 54 zur ewigen Ruhe gebettet. Kein Denkmal ziert mehr die Stelle.

Seine von der Bossierschule unter Leitung des Reallehrers und Bildhauers Weitzer gefertigte Büste ließ der Magistrat im Jahre 1867 in einer Nische unter den Arkaden aufstellen.

C. Reber: Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München. Das Bayerland. Illustrierte Wochenschrift für bayerische Geschichte und Landeskunde. 9. Jahrgang. Heft Nr. 32. München, 1898.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Weiller Kajetan, Dr. phil., von, 1762 (München) – 1826, Priester Philosoph und Pädagoge; W. war einige Zeit Novize in Benediktbeuern, nach kurzer Tätigkeit in der Seelsorge wurde er Hofmeister, Mitglied der BAkdW, Professor und Direktor des Münchner Wilhelms-Gymnasiums und Lyzeums, als solcher wollte W. die dortige Studien-(ehemalige Karmeliten-)Kirche in einen »Tempel des geläuterten Christentums« verwandeln; seine philosophischen und pädagogischen Schriften sind ziemlich aufgeklärt.

Hauptwerke: Über den nächsten Zweck der Erziehung nach kantischen Grundsätzen, Versuch eines Lehrgebäudes der Erziehungskunst, Ideen zur Geschichte der Entwicklung des religiösen Glaubens, Über die religiöse Aufgabe unserer Zeit, Was ist Christentum?; gegen die letzten Schriften mußte die kirchliche Behörde vorgehen; seine letzte Arbeit »Der Geist des ältesten Katholizismus als Grundlage für jeden späteren« steht aber wieder auf dem kirchlichen Standpunkt; W. ist ein typischer Vertreter der aufgeklärten Philosophie um 1800.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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