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1 – 1 – 2·3 (Hochenleitner · Rumling)

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Die Grabinschrift ist nicht erhalten

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Sigismund Freiherr von Rumling

* 1747 (Elsass)
† 7.5.1825 (München)
Komponist und Intendant

Allgemeine Zeitung (4.6.1825)

Gerichtliche Bekanntmachungen.

Am 7 Mai heurigen Jahrs starb der königl. baierische Hofmusik-Intendant Freiherr Sigmund v. Rümling von Kassel, Kurfürstenthums Hessen, gebürtig, mit Hinterlassung eines Testaments. Es werden hiemit alle diejenigen, welche an dem Rüklaß aus was immer für einem Rechtstitel Ansprüche machen zu können glauben, unter dem Compelle hiemit aufgefordert, dieselben binnen 60 Tagen um so gewisser bei disseitiger Behörde geltend zu machen, als man außerdessen das Testament für anerkannt erachten, und den Rüklaß an den Testaments-Erben extradiren werde.

München, den 24 Mai 1825.

Königl. baierisches Kreis- und Stadtgericht.
v. Gerngroß, Direktor.
Zeiller.

Allgemeine Zeitung Nro. 155. Samstag, den 4. Juni 1825.

Allgemeine Musikalische Zeitung (4.1.1826)

NEKROLOG.

Sigismund Freyherr von Rumling in München.

Sigismund Freyherr von Rumling stammte aus einer alten hessischen, auch in Elsass einst begüterten Familie ab, von welcher wir nichts weiter anzugeben wissen, als dass wahrscheinlich die zerstörende französische Revolution auch ihren Besitz verschlungen hat. Er kam vermuthlich zu Ende des fünften Decenniums im vergangenen Jahrhundert an den hiesigen Hof und ward Edelknabe, dann Kammerjunker (oder wie man diese damals nannte: Kammerpage) des hochverehrten Churfürsten Maximilian Joseph II, welcher während des tiefen Friedens, der Deutschland bis zu seinem Tode beglückte, sein Land mild und fromm beherrschte, und dessen Andenken noch jetzt gesegnet wird.

Der Zustand der hiesigen Musik war damals etwa folgender. Eine gut geordnete Kapelle mit ihrem Meister Bernasconi, der, wie seine zahlreichen Compositionen zeigen, seine Kraft ihr widmete – eine immer während des Karnevals eröffnete italienische Oper, gewöhnlich von einem fremden bewährten Meister componirt, und von berühmten Sängern, worunter zu ihrer Zeit selbst Farinelli und Guadagni glänzten, dargestellt, mit freyem Eintritt für Gebildete und Kunstfreunde, welche aus Klöstern, Stiftern und Landstädten herbeyströmten, um Gedanken für ihre Tonarbeiten des nächsten Jahres zu sammeln – häufige Hofakademieen, woraus die Virtuosität in Deutschland hervorgegangen – mit wenig Ausnahmen täglich Kammermusiken, worin der Churfürst, selbst erfahren im Spiele der Viola da gamba und geachteter Dilettant in der Tonsetzkunst (Man sehe Lipowki Baierisches Musiklexicon p. 203.), seine Abendmusse zubrachte. Der deutschen Melpomene war noch kein Tempel angewiesen; der von Gottsched verbannte Hanswurst ergötzte hier noch lange, abwechselnd mit Passionsspielen, auf einer in dem Hinterhof eines Brauhauses angebrachten Bühne auf derbe Art sein Publicum, welchem auch höhere Stände sich anschlossen, wenn nicht etwa eine von dem Hofe berufene Gesellschaft französischer Schauspieler in einem Saale der Residenz oder auf dem ältern Operntheater ihre Zaire und ihren Tartüffe erscheinen liess. Auch der pantomimischen Ballets des damals berühmten Hrn. Costanz muss Erwähnung gethan werden, da in späterer Zeit häufig Andere als ihre Producte das gaben, was der brave Mann für sich ersonnen hatte. Dazu in den grösseren Tempeln der Stadt Musiken mancher Art, bey den Jesuiten mit allem Prunk der damals üblichen Instrumente, im hehren, imponirenden Tone der Trompete und Pauke; in mehr bescheidener, der innern Gemüths-Sammlung mehr entsprechender Weise bey den Augustinern – während der Fastenzeit Meditationen und Oratorien, darunter Metastasio's Passione von der Composition des ernsten Jomelli und des gefälligen Misliwizeck. Diess war in jenen Jahren der Zustand der hiesigen Tonkunst, diess waren die Institute derselben. An ihnen entwickelte sich die natürliche Anlage unseres Kammerpagen, durch sie stärkte sich sein Kunstsinn, und nach einer kurzen Anweisung in der Lehre des Generalbasses versuchte er sich in mancher Arbeit, schrieb Symphonieen für die Hofakademie, Ballets, Sonaten, Trio's; Kirchenmusik schrieb der bescheidene junge Tonsetzer nicht, in der Meynuug, die er in späteren Zeiten nicht ohne Gründe, doch etwas schüchtern aussprach, dass es dazu einer höhern Weihe, eines von profaner Musik nicht angesteckten Sinnes, dass es der Wissenschaft und einer nicht oberflächlichen Kenntniss der Kirchensprache bedürfe, um sich mit gutem Gewissen an dieselbe zu wagen. Sein Streben ward auch allgemein anerkannt, Beyfall lohnte ihm, der freundliche Churfürst, erfreut, dass ein an seinem Hofe herangezogener Edelmann auf die gewöhnlichen Unterhaltungen verzichte und sich mit Edlerem beschäftige, ermunterte ihn und bezeigte ihm sein Wohlgefallen; man wünschte und suchte für ihn einen angemessenen Wirkungskreis. Aber die für ihn geeigneten Stellen waren mit noch lebensfrischen Männern besetzt und liessen keine nahe Erledigung erwarten. Bar. Rumling würde wahrscheinlich von seiner Kunstliebe nach und nach herabgekommen seyn und sich unter dem Alltäglichen verloren haben, hätte nicht sein Geschick auf andere Weise für ihn gesorgt.

Es war in dem Jahre 1775 oder 1776, als der regierende Herzog Carl von Zweybrücken sich auf einige Zeit an dem Münchner Hofe zum Besuche aufhielt, den jungen Tonsetzer kennen lernte und ihm eine Anstellung in seinen Diensten antrug. Ungern wollte er sich von der Huld seines fürstlichen Gönners trennen; doch da dieser wohl selbst wünschen musste, seinen Zögling zu Höherm, was er jetzt nicht verleihen konnte, fortschreiten zu sehen, und ihm die Aussicht zur Rückkehr bey günstiger Veranlassung liess, so nahm er die von dem Herzog ihm angebotene Anstellung an und folgte ihm nach seinem Hofe.

In jener Epoche, die man wohl das goldene Zeitalter der deutschen Fürsten-Freyheit nennen möchte, zählte man, besonders in den gesegneten Gegenden des Rheines, kaum einen Fürstenhof, der nicht seine eigene Kapelle unterhielt. Mainz, Trier, Bonn, das blühende Mannheim sind der deutschen Kunstgeschichte unvergesslich. Wie mancher ausgezeichnete Tonkünstler hat dort gelebt und gewirkt, und, als die Stunde der Zerstörung und Zerstreuung gekommen, durch seinen Ruf anderwärts ehrenvolle Aufnahme gefunden! Auch das kleinere Zweybrücken, wenn gleich ohne eigentliche Gesangkapelle, deren ihre Kirche nicht bedurfte, besass einen Verein geschickter Tonkünstler, ein treffliches Orchester und unter seinen Mitgliedern: Danner, Lachnith, Lenoble, Gahr, die drey Brüder Welsch, Schinon, Staberl, Heroult, Richard, Popp, welcher letztere noch jetzt als Musiklehrer der Königlichen Prinzessinnen allgemein geachtet unter uns lebt. Dort, unter und mit diesen Künstlern wirkte nun der neue von Eifer glühende Intendant, schrieb, ordnete und leitete, und wandte sich nun auch zur Gesangcomposition, um der auf dem Karlsberge unter Bouchers Direction bestehenden französischen Comödie, welche auch Ballette und die damals berühmten Operettchen von Monsigny, Desaides und Grétry aufführte, Compositionen zu liefern.

Seine Studien gelangen. Es zeichneten unter so manchen Arbeiten dieser Art vortheilhaft sich aus: Polidore (aufgeführt auf dem Karlsberg 1785), mit Zueignung an seine durchlauchtigste Gönnerin, die Frau Herzogin von Zweybrücken, in deren Andenken er noch geehrt fortlebt; besonders aber Romeo et Juliette, mit welcher Arbeit er nach Paris ging, wo sie auch auf die Bühne gebracht wurde. Näheres kann jedoch aus Mangel an gleichzeitigen Nachrichten über diese Composition, welche der Sammler dieser Lebenszüge vor mehren Jahren durchgesehen, und worin er eine höchst reine Behandlung der Worte, so wie manche schöne den Sinn derselben treffende Melodie entdeckt zu haben glaubte – für jetzt nicht angegeben werden. Auch wäre es wohl überflüssig, länger dabey zu verweilen, da seither Begriffe und Geschmack sehr geändert sind, und eine neue Tonwelt sich unserm Ohr geöffnet hat. Sie hat wie so vieles andere, was von ihm kam, zu ihrer Zeit gewirkt und bewiesen, dass er seiner Stelle vollkommen würdig gewesen sey.

Mit Ruhm kehrte er nun zu seinem Herzoge zurück, fuhr fort, der ihm an vertrauten Anstalt vorzustehen, schrieb noch Lieder, Symphonieen, Tänze, und organisirte die Musik der militärischen Corps, welche bald eine Pflanzschule für andere wurden. Viele seiner Arbeiten wurden gestochen, gingen aber wie so vieles andere von ihm unter; er selbst hatte das Meiste davon zerstört und wollte besonders in der letzten Zeit nicht, dass sein Name unter den Tonsetzern genannt würde.

Indess war das Ungeheuer der Revolution in dem benachbarten Frankreich gross gezogen worden, es überschritt die Grenze, nur mit Mühe konnte der Herzog vor Gefangenschaft sich retten. Wenige der ihm Ergebenen folgten ihm. Wie in jenen unheilvollen Zeiten edle Fürsten oft herumirren, und die Entbehrungen mit ihrem wenigem Gefolge theilen mussten, ist Niemanden unbekannt. Herzog Maximilian Joseph übernahm den übrig gebliebenen Hofstaat seines verblichenen Bruders Carl 1795, er ward Churfürst, trat die Regierung Bayerns an 1799, seine Angehörigen folgten ihm dahin, unter ihnen B. Rumling. Der Hofstaat des Herzogs war an den Churfürsten gekommen, Graf Seeau, bisheriger Hofmusikintendant in München, war gestorben. B. Rumling wurde nach Recht und Herkommen sein Nachfolger; es wurde ihm eine angenehme Wohnung in dem herzoglichen Garten angewiesen, ein anständiger Gehalt zugesprochen, aber, zu seiner Bestürzung war die Führung des Kunst-Institutes selbst, die Leitung des Amtes, während seiner kurzen Abwesenheit schon an einen Andern übertragen worden. Einige Jahre später erhielt er eine Malthesercommende. Sie lag in einer angenehmen Gegend des Landes, und er war eben im Begriff, sich, um sein unthätig gewordenes Leben zu bergen, auf dieselbe zurückzuziehen, als das Ordensgut eingezogen und er mit den übrigen Ex-Rittern mit einer jährlichen Pension entschädigt wurde. So sah er sich nun auf sich selbst zurückgewiesen. Immer erschien er am Hofe, und das Zutrauen seines bald zum Könige erhobenen Herrn ward ihm nie entzogen; selten fehlte er in dem Theater und dem Concertsaale. Man hörte wohl manchmal treffende Urtheile von ihm, allein sie gingen oft wie er selbst, unbemerkt an uns vorüber. Man ist nicht geneigt, dem etwas zuzutrauen, welchem in der bürgerlichen Gesellschaft kein eigentlicher Wirkungskreis beschieden ist.

Endlich ward ihm jedoch, was er schon in früherer Zeit mit Rechte erwarten konnte. Der Titular-Intendant trat in die Stelle des wirklichen 1818, doch nur für die Leitung der königlichen Kapelle, indem die Verwaltung der Bühne schon mit Anfang der neuen Regierung (1799) von derselben geschieden und dem in der literarischen und dramatischen Welt rühmlichst bekannten Hrn. von Babo übertragen worden war. Aber die Jahre waren gekommen, und wer sich dem Greisenalter nähert, rüttelt wohl nicht gerne mehr an herkömmlichen Formen, ändert nicht gerne mehr an Gebräuchen, welche durch Gewohnheit sanctionirt sind, wären es auch Missbräuche, besonders wenn sie von Eigensinn und Einsprüchen mancherley Art festgehalten werden. Mit Thätigkeit, aber nicht selten auch mit störrigem Beharren auf seiner Meinung, und einredenden Vorstellungen nicht sehr hold, verwaltete er das ihm so spät zu Theil gewordene Amt, mit dem Glauben, immer nur Gutes zu wollen, immer nur das Rechte zu fördern. Die Abnahme der Kräfte trat ein und nach einem kurzen Krankenlager schied er von uns am 7. May des gegenwärtigen Jahres 1825, wahrscheinlich 78–79 Jahre alt, denn Ort und Tag der Geburt kann von Keinem der noch Lebenden richtig angegeben werden.

Er hatte sich selbst überlebt, und würde bald ganz vergessen seyn, hätte er nicht noch kurze Zeit vor seinem Tode durch eine Handlung voll Edelmuth und der reinsten Gesinnungen sein Andenken jedem Kunst- und Menschenfreunde achtungswerth erhalten.

Nicht unbekannt mit dem Treiben und Dichten der Menschen, ihrem, wie er es wohl selbst erfahren, rücksichtlosen Drängen nach Aemtern, und keinesweges trauend einem noch so holden Scheine der Gegenwart, dachte er, geleitet von einem wahren Kunstpatriotismus , daran, die Nachfolge in seinem Amte so zu sichern, dass sie erfreulich und förderlich für das Institut, immer nur zu Grösserem und Höherem hinführen könne. Im Vertrauen auf die Huld seines königlichen Gönners that er, bey vollster Gesundheit, ohne äussere Veranlassung, mit freyem Vorbedacht den seltenen Schritt und erbat sich zu seinem Nachfolger den Würdigsten, den Kenntnissreichsten, wie ihn die öffentliche Stimme selbst würde gewählt haben, und nicht bloss zum Adjunct, sondern so, dass auch er zum wirklichen Intendanten ernannt würde, und lebte und wirkte mit diesem gegen zwey Jahre fort in ungestörter Ruhe, und, so wenig er auch seinem Ansehen und seiner Erfahrung etwas wollte vergeben wissen, im schönsten Verein.

Johann Nepomuk Freyherr von Poissl hatte seine wissenschaftliche Laufbahn auf der Hochschule vollendet und sich in seine Heimath in den romantischen Gegenden der unteren Donau zurück begeben. In jener Zeit wurde zu Landshut viel Musik getrieben. Die Liebe zur Tonkunst war auch in ihm erwacht; erfahren im Gesange, widmete er seine ländliche Musse dem Studium der Composition und begab sich nach einer in der Einsamkeit gepflogenen Selbstübung 1806 nach der Hauptstadt, wo er gleichsam nur zum Versuch eine Operette: »Die Opernprobe« auf die Bühne brachte, welchem 1808 die ernste Oper »Antigono« folgte, durch die er seinen Beruf zur Kunst bewährte und sich viele Ehre erwarb. Im Jahr 1811 gab er »Ottaviano« in italienischer Sprache, worin Hr. Brizzi und Mad. Harlass sangen: ein Werk voll lieblicher origineller Melodieen, das uns mit Achtung für den denkenden, fühlenden Tonsetzer erfüllte und seinen Ruf begründete. Von nun an wurde er in München festgehalten, wozu ihn selbst höhere Veranlassung bestimmt hatte. Ganz der Tonkunst sich hingebend schrieb er für die hiesige Bühne 1812 eine in zehn neuen Musikstücken bestehende Bearbeitung der »Merope« von Nasolini, worin Dem. Häser ihren seelenvollen, zu bald vorübergegangenen Gesang anstimmte; 1815 die komische Oper »Aucassin und Nicolette«; 1814 die grosse Oper »Athalia«, in den folgenden drey Jahren das Singspiel »Dir und Mir«, den »Wettkampf in Olympia«, »Nittetis«, »Issipile«, beyde letztere für die grossherzogliche Bühne in Darmstadt, alle drey von ihm selbst nach Metastasischen Gedichten bearbeitet. Auf Verlangen setzte auch er den Text der Opera semiseria »la Rappresaglia« für die damals hier bestehende italienische Operngesellschaft in Musik. Seine schon vor einiger Zeit vollendete Oper »die Prinzessin von Provence« wurde bey Eröffnung des neu erbauten Theaters im letzten Januar zuerst gegeben. Von seinen Kirchencompositionen besitzt die hiesige Kapelle zwey Messen mit eben so viel Offertorien; gestochen erschienen: ein »Salve Regina« und ein achtstimmiges »Stabat mater« ohne Instrumente. Ausserdem hat Hr. Baron von Poissl noch zahlreiche Arbeiten zu verschiedenen Zeiten der hiesigen Concertanstalt überlassen, als den »93 Psalm«, einen Doppelchor aus »Hermanns Schlacht«, viele Concerte, Ouverturen und Arien, womit die ausübenden Künstler, deren Fortbildung ihm so sehr am Herzen lag, sich so vielfach zeigen konnten und durch welche seine gegenwärtige Anstellung zum Theil vorbereitet wurde. Wir erwähnen diese Werke theils, weil Lipowsky und Gerber in ihren früheren Sammlungen sie noch nicht aufführen konnten, theils um dadurch das Verdienst, welches sich der verstorbene Freyherr von Rumling durch die Sorge für einen so würdigen Nachfolger in der Intendantur erwarb, noch mehr in's Licht zu stellen. Der Bitte des Verewigten, welche die Wahl des Königs bestimmte, danken wir die Hoffnung, dass Einsicht, Rechtlichkeit und Humanität die hiesigen Kunstanstalten fortwährend leiten werden.

Allgemeine Musikalische Zeitung No. 1. Leipzig, den 4. Januar 1826.

Neues Universal-Lexikon der Tonkunst (1861)

Rumling oder Rumlingen, Sigismund Freiherr von, stammte aus einer alten hessischen Familie (ohne daß man genau weiß, wo und wann er geboren ist) und kam zu Ende des fünften Decenniums im vorigen Jahrhundert nach München, wo er Edelknabe des Churfürsten Maximilian Joseph II. wurde. Als solcher bildete er sich auch in der Musik aus und erwarb sich im Spielen verschiedener Instrumente, im Singen und auch im Komponiren viele Geschicklichkeit. 1775 lernte ihn der Herzog Karl von Zweibrücken kennen und nahm ihn mit an seinen Hof, wo er ihm die Intendanz der Kapelle übertrug; in dieser Stellung schrieb er neben vielen anderen Sachen auch die Opern »Polidore« und »Roméo et Juliette«, die er auch in Paris zur Aufführung brachte. In Folge der französischen Revolution ging er 1799 wieder nach München und wurde daselbst Hofmusikintendant. Einige Jahre später erhielt er eine Malthesercommende und war eben im Begriff, sich auf dieselbe zurückzuziehen, als der Maltheser-Orden aufgehoben und R., nun durch eine Pension entschädigt wurde. 1818 erhielt er die besondere Aufsicht über die neue königliche Hofkapelle in München; doch war er nunmehr schon zu alt, als daß er in dieser Stellung noch Sonderliches hätte wirken können. Nach kurzem Krankenlager verschied er am 7. Mai 1825, ungefähr 78 oder 79 Jahre alt. Sein Nachfolger im Amt war der Freiherr von Poißl. – Es waren viele von R's Kompositionen – Instrumental- wie Vokalsachen – im Druck erschienen; doch vernichtete er selbst wieder das Meiste davon und wollte gar nicht unter den Tonsetzern genannt sein.

Eduard Bernsdorf: Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Für Künstler, Kunstfeunde und alle Gebildeten. Offenbach, 1861.

Musikalisches Conversations-Lexikon (1877)

Rumling, Sigismund Baron von, gehörte einer Familie an, welche aus Hessen stammte, und im Elsass lebte, wo er gegen 1739 geboren wurde. Bereits 1750 trat er als Page in den Dienst des Kurfürsten von Baiern und begann in München seine musikalischen Studien. Im J. 1785, während er eine Stelle im Hause des Prinzen von Zweibrücken inne hatte, wurde in Karlsberg seine erste Oper »Polidor« und einige Jahre später »Romeo und Julia« aufgeführt. 1800 wurde er Intendant der Hofmusik des Kurfürsten von Baiern. Dessen damalige Kapelle bestand aus vier Kapellmeistern, sieben Sängerinnen, sechs Tenoristen, acht Basssängern, vier Organisten, 28 Violinisten, vier Flötisten, vier Hoboisten, sechs Clarinettisten, drei Fagottisten, sechs Hornisten, drei Posaunisten, 12 Trompetern, vier Paukern. R. gab nach einigen Jahren, als er in den Maltheserorden aufgenommen wurde, diese Stellung auf, kehrte aber nach Aufhebung des Ordens nach München zurück, wo er seine Pension als Ritter erhielt. Der König hot ihm abermals die Direktion seiner Kapelle an, die er jedoch nicht mehr annahm; er starb in München am 7. Mai 1825. In Paris erschienen von ihm (1785) drei Streichquartette und Sinfonien für grosses Orchester.

Musikalisches Conversations-Lexikon. Eine Encyklopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften. Berlin, 1877.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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