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1 – 1 – 19·20* (Jodl)

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Das Grab ist nicht erhalten

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Ferdinand Jodl

* 21.12.1805 (München)
† 24.2.1882 (München)
Baurat und Landschaftsmaler

Münchner Tagblatt (30.8.1839)

Hiesiges.

Vergangenen Donnerstag ging von dem Magistrat der Vorstadt Au eine Deputation an Se. Maj. den König nach Berchtesgaden ab, um ihm im Namen der ganzen Bürgerschaft für die wahrhaft großmüthigen Geschenke zu danken, und ihm als Andenken an die dankbaren Bürger das von dem kgl. Hof-Bau-Conducteur und Architektur-Maler Ferdinand Jodl gefertigte Gemälde (die neue prächtige Pfarrkirche daselbst) zu überreichen.

Münchner Tagblatt No. 238. Freitag, den 30. August 1839.

Die Bildende Kunst in München (1842)

Ferdinand Jodl,

der Sohn eines k. Baukondukteurs, wurde im Jahre 1805 in München geboren, besuchte die lateinische Schule und widmete sich dann unter der Leitung seines Vaters so eifrig dem praktischen Bauwesen, daß er schon im Jahre 1825 als Baukondukteur angestellt wurde und bei allen großen Bauten nach Klenze’s Entwürfen vielfach beschäftigt wurde und durch diesen seine eigentliche Ausbildung erhielt.

Im Jahre 1825 wurde er mit Dominik Quaglio bekannt, mit dem er fortan in inniger Freundschaft lebte, und dann mit ihm die Herstellung des Schlosses Hohenschwangau besorgte, wobei er die Bausachen beinahe ganz allein leitete. Durch ihn wurde er zur Architekturmalerei ermuntert, der er sich bald unter der Anleitung des geehrten Künstlers mit großem Eifer widmete, und sich auch mit Vorliebe der Darstellung mittelalterlicher Baudenkmäler zuwendete. Schon die ersten schön ausgeführten Oelbilder dieser Art, die zweimalige Darstellung von Hohenschwangau, deren eine der König kaufte, veranlaßen diesen, den Künstler im Jahre 1839 nach Frankreich, den Niederlanden und Holland reisen zu lassen, woher er viele treffliche Skizzen zurückbrachte, von welchen er bereits mehrere im Geiste Quaglio’s ausführte. Doch nicht bloß einzelne Ansichten großartiger Kirchen und öffentlicher Gebäude des Mittelalters gibt er mit Treue und harmonischer Färbung, sondern auch die Bauwerke der neueren Zeit, die Strassen und öffentlichen Plätze in richtiger Perspektive, die ihm einen ehrenvollen Rang unter den Architektur-Malern sichern.

Dr. Johann Michael von Söltl: Die Bildende Kunst in München. München, 1842.

Bayerischer Landbote (28.2.1882)

Was gibt es denn Neues in München?
München, 27. Februar 1882.

† (Gestorben.) Vergangenen Freitag verschied dahier nach vollendetem 76. Lebensjahre der Kgl. Baurat a. D. Herr Ferdinand Jodl, ein edler Mann von seltener Anspruchslosigkeit und Menschenfreundlichkeit. Gestern nachm. trug man ihn auf dem südlichen Friedhof zur ewigen Ruhe; eine große Menge Beamter und Offiziere, sowie konservative Magistratsräte begleiteten den Dahingeschiedenen zum Grabe. Mit Recht rühmte der einsegnende Priester in der Grabrede, wie Herr Baurat Jodl einer jener wenigen Beamten gewesen, der nie aus seiner christlichen Gesinnuug ein Hehl gemacht und der als echter Christ die Schicksale seines Lebens geduldig und gottergeben zu tragen gewußt habe. Möge dem edlen Manne die Erde leicht sein. R. I. P.

Bayerischer Landbote Nr. 48. München; Dienstag, den 28. Februar 1882.

Allgemeine Zeitung (3.7.1882)

Nekrologe Münchener Künstler.
XXIII.

[...]

Im Gebiete der Malerei mehr Dilettant, dagegen in der Architektur ein praktischer Fachmann, war Ferdinand Jodl. Er wurde zu München geboren, besuchte die Akademie, wurde schon 1824 Bauconducteur, und fand als solcher bei allen von Leo v. Klenze errichteten Gebäuden Verwendung; 1836 bis 1840 assistirte er dem mit der Restauration von Hohenschwangau betrauten Dominik Quaglio. Jodl wurde 1841 Civilbau-Inspector in Speyer, 1843 Hofbau-Inspector in München und 1855 Baurath. Seit 1823 erschien er auf den Ausstellungen mit Plänen, theils nach gegebenen Programmen, theils nach eigenen Ideen. Das 1856 zwischen München und Thalkirchen errichtete »neue Brunnenwerk« war seine eigentliche Leistung. Ein von ihm verfertigtes Handbuch: »Preisverzeichniß der Baumaterialien und Bauarbeiten in München zur Aufstellung verlässiger Kostenanschläge« erwies sich als praktischer Rathgeber, und erlebte deßhalb 1864, 1870 und 1876 drei Auflagen. Außerdem gab er eine »Anleitung zur Bauzeichnungskunde« (München, 1848, mit 32 lithographischen Tafeln) heraus, und ein Werk über den »Straßen- und Brückenbau« als handsame Vorlegeblätter zum Selbstunterricht für Architekten und Ingenieure, wie zum Gebrauch von Feiertags- und Gewerbeschulen (30 Tafeln mit Text. Fol. 1860). Als Architekturmaler genoß er ehedem die Anleitung von Dominik Quaglio und behielt von diesem die mehr constructive auf eine gefällige Wirkung oder Stimmung verzichtende Richtung. So entstanden die Oelbilder »das Innere der Frauenkirche zu München,« die »Ansicht des königlichen Schlosses Hohenschwangau« (mit Landschaft von Lueger), die Facade der »Auer-Kirche« und zwei »Ansichten aus Alt-München« (in der Neuen Pinakothek.) Die »Grabcapelle Königs Max II in der Theatinerkirche« (1868), das »Innere des Ulmer Münsters« (1869), die »Sebald-Kirche zu Nürnberg« und einige Aquarelle »Marienplatz und Rathhaus,« der »Marstallplatz mit der Allerheiligen Kirche zu München« (1872), auch einige landschaftliche Blätter von Ammerland, Harlaching und Garmisch; eine »Ansicht der neuen Residenz gegen die Nordseite« hat J. Bergmann auf Stein gezeichnet. Jodl starb nach vollendetem 76. Lebensjahre am 24 Febr. Das Künstler-Lexikon von Seibert (Stuttgart 1879) widmet ihm einige Zeilen.

Allgemeine Zeitung Nr. 184. Augsburg; Montag, den 3. Juli 1882.



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