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FAMILIE
WILKOWSZEWSKI.
Eug. Neureuther † 1902.
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Neureuther, Eug.; – 1902
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† 10.1887 (München)
Musiker (Geige)
Aus Zürich.
Ende August.
[Die Musikgesellschaft — Leitende Künstler —]
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Weniger bekannt ist der Name des ihm beigegebenen, oft stellvertretenden Conzertmeisters Adalbert Wilkoszewski, dessen eminentes und gediegenes Spiel, worin er deutsche Kräftigkeit mit französischer Grazie zu verbinden weiß, ihn unter die Notabilitäten der Violinspieler reiht. Nie hatte unser Orchester einen bessern Anführer und er bildet durch sein energisches Eingreifen, gleichsam die ausübende Gewalt. Wie sehr Hr. K. M. W. jedoch in den Geist der verschiedenartigsten Compositionen einzudringen vermag und sein Streben ernst und edel ist, beweißt, daß er der erste war, der es in's Werk setzte, öffentliche Quartettunterhaltungen zu geben, die so allgemeinen Beifall erhielten, daß bereits heuer eine Wiederholung derselben bei stets wachsender Theilnahme statt fand und wir demnach hoffen können, alljährlich einen Cyklus solcher wahrhaft genußreicher Productionen eröffnet zu sehen. Die Meisterquartette eines Mozart, Haydn, Beethoven, Mendelssohn-Bartholdy, Onslow, Spohr etc. wurden uns hier würdig vorgeführt und wir dadurch mit den Genüssen bereichert, die uns ohne ihn noch lange fremd geblieben, oder doch nur in Privatzirkeln spärlich und unreif wären geboten worden. Als mit besonderm Glück und sichtlicher Vorliebe einstudirt, müssen wir die Quattette Beethoven's und Mendelssohn-Bartholdy's anführen; Präcision bis in's kleinste Detail, so wie geistreiche und lebensfrische Durchführung im Ganzen zeichnen diese Vorträge aus, an denen wir uns nicht satt hören konnten. Möge Hr. K. M. W. auf dieser rühmlichen Bahn muthig fortschreiten und noch recht lange die Zierde unserer Conzerte bleiben.
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Der schweizerische Correspondent.
Neue Zeitschrift für Musik No. 23. 16. September 1840.
Musik. Das Vokal- und Instrumentalkonzert, welches Hr. Alb. Wilkoszewski, erster Orchesterdirektor und Solospieler des Pesther deutschen Theaters, am 17. d. M. veranstaltete, versammelte im Redoutensaale die Elite des hiesigen Publikums in zahlreicher Menge. Der Konzertgeber spielte drei Mal; zuerst österreichische Lieder mit Variationen für die Violine, komponirt von Molique, dann eine Romanze von Beethoven, mit Orchesterbegleitung, und zum Schlusse Bravourvariationen in G-dur von C. Lipinski. Wenn viele der jezt lebenden, zumal Violinvirtuosen sich ausschließend nur zu Tendenzen der älteren Schule bekennen, und allen Neuerungen im Gebiete der Kunst den Krieg erklären – während wieder andere Künstler nur für Dasjenige Begeisterung fühlen, was man, als Gegensaz zum Klassischen, das Romantische nennt; so scheint Hr. Wilkoszewski keiner dieser beiden extravaganten Richtungen folgen zu wollen, und sein daher gewiß lobenswerthes Bestreben zielt vielmehr dahin, das Gediegene mit dem Modernen zu vereinigen. Die Richtigkeit dieser Ansicht bekräftigte der Konzertgeber, sowohl durch die Piecen, als auch durch Spiel und Vortrag derselben. Schön und geschmakvoll war die Ausführung der seelenvollen, herzbewegenden Romanze Beethovens, rein und genau das brillante Spiel bei den schnelleren Tempi’s der Lipinskischen Bravourvariationen, in welchen der Künstler mit Ruhe u. Gelassenheit spielte u. die schwierigsten Formen mit anscheinender Leichtigkeit zu beherrschen wußte. Mehrmaliges Hervorrufen lohnte Hrn. Wilkoszewski für sein wakeres Streben.
von Adlerstein.
Von Adlerstein: Der Spiegel für Kunst, Eleganz und Mode 101. Pesth und Ofen, Mittwoch, den 19. Dezember 1843.
Kurier der Theater und Spectakel.
Ein drittes Concert des Solospielers und Violinisten vom Pesther deutschen Theater, Hrn. Wilkoszewski, erfreute sich eines zahlreichen Besuches, wozu die Mitwirkung mehrerer Dilettanten und Dilettantinnen das ihrige beitrug. Hr. Wilkoszewski spielte mit seltener Fertigkeit Variationen von Molianne und Lipinski und eine Romanze von Beethoven, scheint ein gründlich gebildeter und tüchtiger Musiker zu seyn, wenn ihm auch besonders, was Bravour anbelangt, noch so manches mangelt, um den strengen Anforderungen der Gegenwart als exacter Concertspieler vollends zu genügen. Als Zwischennummern hörten wir ein mit nervenerschütternder Distonation von zwei Dilettanten vorgetragenes Duett aus »Maria’di Rohan,« welches stürmisch applaudirt wurde.
Der Wanderer im Gebiete der Kunst und Wissenschaft, Industrie und Gewerbe, Theater und Geselligkeit No. 9. Wien; Donnerstag, den 11. Januar 1844.
Der rühmlichst bekannte Violinvirtuose Adalbert Wilkoszewski befindet sich seit einigen Tagen wieder in Wien. Er hat seiner mit Auszeichnung begleitete Stelle als Orchester-Director am Pesther Nationaltheater aufgegeben, weil er, wie man erzählt, es nicht über sich gewinnen konnte, in der Arena zu spielen, wie die Direction es von ihm verlangte. Uebrigens ist er Willens, wieder nach Pesth zurückzukehren, da er noch bei den allwochentlich im adeligen Casino stattfindenden Quartetten im Engagement steht. Nach Beendigung dieses Contracts gedenkt er dann eine Kunstreise durch Deutschland zu unternehmen.
Allgemeine Theaterzeitung, Originalblatt für Kunst, Literatur, Musik, Mode und geselliges Leben. No. 276. Wien; Samstag, den 16. November 1844.
Feuilleton.
Hr. Adalbert Wilkoszewski, Orchesterdirektor des Pesther Nationaltheaters, als Violinvirtuose rühmlichst bekannt, verweilt auf kurze Zeit hier, und wird ein Konzert veranstalten, auf welches wir alle Kunstfreunde aufmerksam machen.
Der Sammler No. 185. Ein Unterhaltungsblatt für alle Stände. Wien; Montag, den 18. November 1844.
Feuilleton des Nützlichen und Neuen.
Hr. Adalbert Wilkoszewski, Orchesterdirektor des Pesther Nationaltheaters, als Violinvirtuose rühmlichst bekannt, befindet sich gegenwärtig in Wien, um daselbst einige Concerte zu veranstalten.
Das Vaterland Nro. 139. Belletristisch-commercielle Zeitschrift. Raab; Samstag, den 23. November 1844.
Oeffentliche Violinschule
des
Adalbert Wilkoszewski.
Eröffnung am 1. Oktober l. J. – Lokale: alte Postgasse, Karszag’sches Haus, Nr. 26, im 2. Stok, Nr. 7.
Diese unter Schuz und Genehmigung der Lokalbehörden neuerrichtete Schule ist in eine Vorbereitungsklasse und 3 ordentliche Klassen eingetheilt.
Das jeden Monat zu entrichtende Honorar beträgt: in der I. u. II. Klasse für wöchentl. 3 Stunden 5 fl., in der III. Klasse für wöchentl. 4 Stunden 6 fl. und in der Vorbereitungsklasse für die ersten Anfänger für wöchentl. 5 Stunden 6 fl. C. M.
Es werden höchstens 3–4 Schüler zugleich vorgenommen und die Lehrstunden von 11–12 Uhr und in den schulfreien Nachmittagsstunden von 2–5 abgehalten werden. Schüler jeden Alters, vom 7ten Jahre angefangen, können in die Schule aufgenommen werden.
Das Nähere ist in dem gedrukten Prospektus, welcher in allen hiesigen Musikhandlungen aufliegt und verlangt werden kann, gefälligst einzusehen.
Zugleich erkläre ich mich bereit, auch außer meinem Hause Violinunterricht zu ertheilen, so wie Violinakkompagnements-Stunden am Klavier, bei Damen und Herren, in der mir noch freien Zeit zu übernehmen.
Adalbert Wilkoszewski.
Pesth, im August 1845.
Pesther Handelszeitung Nr. 60. Kommerzial- und Industrie-Anzeiger. Samstag, den 23. August 1845.
Adalbert Wilkoszewski*)
zeigt hiemit an, daß er nun seinen bleibenden Aufenthalt hier in seiner Vaterstadt München gewählt, und ungehindert durch irgend anderweitige Dienstverhältniße gesonnen ist, seine Muse dem Unterricht in der Violine zu widmen. Derselbe leitete in Pesth längere Zeit eine eigene öffentliche Violinschule und seinen seit 20 Jahren gesammelten Erfahrungen im Lehrfache, so wie seine auch hier so freundlich anerkannten Leistungen als Solospieler dürften geeignet sein, ihm das Vertrauen der Eltern und angehender Violinspieler selbst zu erwerben. Es werden sowohl erste Anfänger als auch schon weit vorangerückte Schüler angenommen. Ferner können zwei auf gleicher Stufe stehende Violinspieler in eine Stunde genommen werden, so wie derselbe auch Damen am Klavier begleitet. Darauf Reflektirende wollen sich gefälligst anfragen oder ihre Adresse abgeben: Alte Pferdstrasse Nr 4 im ersten Stock.
*) Anmerkung: Wir freuen uns aufrichtig im Interesse des Publikums obige Anzeige geben zu können. Gute Lehrer sind selten, solche aber, die in unabhängiger Stellung über ihre Zeit verfügen können, mit Eifer, Liebe und Gewissenhaftigkeit für die Heranbildung eines Talentes Sorge tragen, noch seltener. Als einen solchen dürfen mit Herrn Wilkoszewski allen Eltern, Institutsvorstehern und Kunstfreunden überhaupt angelegentlichst empfehlen. Herr Wilkoszewski hat durch seine vollendete Kunstfertigkeit, seine solide Richtung als Musiker seit Jahren die ehrendste Anerkennung von Seite des Publikums wie der Kritik gefunden. Früher in bedeutender Stellung in der Musikwelt (Herr Wilkoszewski war Kammervirtuos der Fürsten von Hechingen, dann Concertmeister in Zürich und zuletzt Orchesterdirektor und Solospieler im Operntheater zu Pesth) müssen wir seinem Entschluße, dieselbe zu verlassen, um hier in seiner Vaterstadt zu leben und im schweren Berufe als Lehrer heimische Talente mit seinen gereiften Erfahrungen zu wecken und zu unterstützen, wieder einmal die Macht der Heimathsliebe erkennen! Nun, so möge denn der alte, schon öfter zu Schanden gewordene Spruch : »nemo propheta in patria« an diesem auch durch seine sociale Bildung ausgezeichneten, bescheidenen und wahren Künstler sich nicht bewahrheiten.
Die Redaktion.
Münchener Tagblatt No. 133. Freitag, den 14. Mai 1847.
Tages-Neuigkeiten.
Hofmusiker Adalbert Wilkoszewski †. Hochbetagt verstarb dahier ein verdientes, langjähriges Mitglied des kgl. Hoforchesters Herr A. Wilkoszewski. Er widmete sich schon sehr frühzeitig der Musik und brachte es bald zu hoher Kunstfertigkeit auf der Violine. Er durchzog mit seinem Vater, den politische Verhältnisse zwangen aus seinem Vaterland Polen zu flüchten, Deutschland und die Schweiz und alle Berichte über das Auftreten des Künstlers in Concerten rühmen besonders seinen schönen Vortrag der Concerte von Bazzini und Lafont. Er fand seine erste feste Stelle im Münchener Hof-Orchester, trat dann in die Dienste des Fürsten von Hechingen, spater wieder an's Münchener Orchester über, indem er bis zu seiner Ouieszirung wirkte. Er gehörte mit Mittermaier und Josef Menter dem Quartett an, widmete sich vorzugsweise der Kammermusik und rühmt man ihm noch als Lehrer glückliche Lehrgabe und großen Fleiß nach. Der Verlebte gehörte lange Zeit der Vorstandschaft der musikalischen Akadmie an.
Bayerischer Kurier No. 275. München; Freitag, den 7. Oktober 1887.
Für die vielen Beweise herzlichen Beileids. welche uns bei dem Ableben unseres geliebten Vaters, Grossvaters, Schwiegervatzers, Schwagers und Onkels, des
Herrn
Adalbert Wilkoszewski,
k. p. Hofmusiker und ehem. Professor der Violine am k. Wilhelms-Gymnasium,
zu Theil wurden, sprechen wir auf diesem Wege den tiefgefühltesten Dank aus.
Die tieftrauernd Hinterbliebenen.
Münchner Neueste Nachrichten No. 364. Donnerstag, den 13. Oktober 1887.