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Sockel-Tafel
Christian Jank
kgl. Hoftheatermaler
Ritter hoher Orden
geb. 14.VII.1833 in München
gest. 25.XI.1888 in München
und seine Gattin
Berta Jank
geb. Bäumler geb. 27.X.1837 in Merklingen (Württemberg)
gest. 10.VII.1918 in München
Ω
Jank, Berta (vw) / Bäumler (gb); 27.10.1837 (Merklingen/Württemberg) – 10.7.1918 (München); Fabrikantens-Tocher / Hoftheatermalers-Witwe
Jank, Christian; 14.7.1833 (München) – 25.11.1888 (München); Architekturmaler, Bühnenbildner, Landschaftsmaler und Theatermaler
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* 14.7.1833 (München)
† 25.11.1888 (München)
Architekturmaler, Bühnenbildner, Landschaftsmaler und Theatermaler
Jank, Christian, Architekturmaler in München, geboren im Jahr 1833. Wir nennen von seinen Arbeiten: das Schloss Ellkofen; Rückseite des Canale grande mit der Chiesa Sa. Maria della Salute in Venedig; Corte del Palazzo Cicogna ebendaselbst.
Literatur. Eigene Notizen.
Die Künstler aller Zeiten und Völker; II. Band; Verlag von Teubner & Seubert; Stuttgart 1860.
Königlich Allerhöchste Genehmigung zur Annahme einer fremden Decoration.
Seine Majestät haben Sich allergnädigst bewogen gefunden, unter'm 29. Juli l. Js. dem k. Hoftheatermaler Christian Jank in München die Bewilligung zur Annahme und zum Tragen des ihm von seiner Majestät dem Könige von Sachsen verliehenen Ritterkreuzes I. Classe des sächsischen Albrechts-Ordens zu ertheilen.
Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Königreich Bayern No. 36. München, den 14. August 1876.
Jank, Christian, Architekturmaler, geb. 1833, war in diesem Fach Schüler von Emil Kirchner in München und brachte bis jetzt sowohl aus Deutschland wie aus Italien, Frankreich und Spanien Bilder von großartiger Auffassung, sicherer Perspektive und gewandter Technik, z. B.: Schloß Ellkofen, die Arena in Verona, der Canal grande mit Maria della Salute Venedig, das Innere eines Ateliers, Kathedrale von Burgos, südliches Portal der Kathedrale von Chartres, Inneres der alten Synagoge in Prag u. a. Von König Ludwig II. wurde er zum Hoftheatermaler ernannt.
Dr. Hermann Alexander Müller: Biographisches Künstler-Lexikon der Gegenwart. Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke. Leipzig, 1884.
ZUR EINFÜHRUNG.
CHRISTIAN JANK, geboren am 14. Juli 1833 zu München, hatte zuerst die Architekturmalerei zum Beruf erwählt und in Emil Kirchner, dem Freunde Genellis und hervorragenden Vertreter des Architekturfaches, sein eigentliches Vorbild gefunden. Die klare, elegante Zeichnung, die Feinheit und Anmut des Vortrages, vor allem aber die Liebe und das Verständnis für mittelalterliche Kunst sind von dem Meister auf den Schüler übergegangen und genährt und gefördert worden durch ausgedehnte Studienreisen, die den jungen Künstler nach Böhmen, Mitteldeutschland, Niedersachsen und weiter führten, ihn mit außerordentlichem Fleiß die romanischen und gotischen Baudenkmale Frankreichs und Oberitaliens, mit gleicher Liebe aber auch die alten Burgen Tirols und die malerischen Stadtbilder der engeren Heimat, namentlich des bayerischen Schwabens und Niederbayerns studieren ließen. Einen hochinteressanten Teil der Ausbeute dieser Studienreisen enthält noch der vorliegende Nachlaß; es sei nur hingewiesen auf die Zeichnungen und Aquarelle aus Prag (Nr. 196 bis 201), auf die sehr bemerkenswerten Architekturaufnahmen aus Frankreich (Nr. 237 bis 268), namentlich die herrliche Wiedergabe der klassischen Denkmale von Bourges, Caen, Chartres und Rouen, sodann auf die italienischen Klosterinterieurs (S. Antonio zu Padua), auf die Architekturbilder aus Verona und die Motive aus Venedig (Nr. 211 bis 228). Des weiteren sei erinnert an die Architekturbilder aus Tirol und aus bayerischen Landstädten, z. B. an das sehr malerische Motiv aus Landsberg am Lech (Nr. 192), an die Bauernhausbilder aus den Voralpen und aus Reutte. Von den auf Grund der Studienreisen ausgeführten Gemälden seien hier nur erwähnt eine »Kanal-Partie aus Hamburg« (1855, vom Münchner Kunstverein erworben), und der »Cortile del Palazzo Cicogna zu Venedig« (1856), das besonders als Kabinettstück der Architekturmalerei gepriesen wurde, aus 1857 ein weiteres Motiv aus Hamburg (Der Schützenwall, Aquarell), eines aus Venedig (Rückseite der S. Maria della Salute) und das »Kastell von Trient« (zwei Studien zu diesem Bilde befinden sich im Nachlaß). Im nächsten Jahre (1S58) entstanden der »Hof im Hradschin zu Prag« (mit dem Kerker des heiligen Johann von Nepomuk und Königs Wenzel, vgl. die Bleistiftzeichnung dafür unter Nr. 200 des vorliegenden Katalogs), ferner das durch die figürliche, wie durch die landschaftliche Staffage gleich bemerkenswerte, in feiner Stimmung gegebene »Amphitheater in Pola.« Aus 1859 datieren unter anderen eine »Partie aus Torcello« und ein »Seitengang aus S. Giovanni e Paolo« (Venedig), beide vom Münchener Kunstverein erworben. Das Jahr 1860 sah entstehen den »Schloßhof im Kastell Toblino« am Gardasee, die übereinander aufsteigenden Galerien reich staffiert mit verwundeten Österreichern und Zuaven, die der italienische Krieg hierher gebracht hatte, des weiteren ein Motiv von der »Arena zu Verona«, schließlich die »Kirche und das Denkmal zu Wittelsbach«. Es folgten dann noch (1861) ein Motiv aus der Kathedrale zu Rouen und das »Portal von S. Giovanni e Paolo zu Venedig«, als erstklassige Prachtleistung im Jahre 1863 das »Vestibül der Kathedrale St. Etienne in Bourges« (Zeichnungen und Aquarelle zu diesem Gemälde verzeichnet der gegenwärtige Katalog), schließlich ein »Portal am Dom zu Chartres« und das Synagogeninterieur Ali-Neuschul zu Prag.
Um diese Zeit wandte sich Jank definitiv von der Staffeleimalerei ab, trotz aller Erfolge und ungeachtet des reichen Beifalls, den sie ihm gebracht hatte; das im folgenden Katalog unter Nr. 207 aufgeführte große Bild des Interieurs des Wiener Stephansdoms blieb, der letzten Pinselstriche harrend, auf der Staffelei des Meisters stehen, ein Dokument seiner letzten Tafelmalerei.
Der Verkehr mit Albert Schwendy – ein schönes Architekturbild dieses Künstlers befindet sich im Nachlaß (Nr. 183) – bestärkte Janks von jeher große Neigung für die Dekorationsmalerei; die zahlreichen Münchner Künstlerfeste, von dem unvergeßlichen »Rubensfeste« 1857 bis zu dem Maskenspiel der Gesellschaft »Jung-München« 1862, sorgten immer und immer wieder für ausgiebige Gelegenheit zur Entfaltung seines dekorativen Könnens und die Gründung des neuen Theaters am Gärtnerplatze brachte ihm schließlich das feste Engagement als Theaterdekorationsmaler; 1868 wurde er dann zum Kgl. Hoftheatermaler ernannt, nebenher später auch durch Aufträge des Kgl. Hoftheaters in Dresden beehrt, für deren glänzende Ausführung ihm (1876) das Ritterkreuz I. Klasse des sächsischen Albrechts-Ordcns verliehen wurde.
Was Jank auf diesem Gebiete geleistet hat, künden die Annalen der Theatergeschichte, die sein Wirken als eng verknüpft mit der Erstinszenierung der unsterblichen Werke Wagners, mit der dem entwickelteren historischen Stilgefühl entsprechenden Neuinszenierung klassischer Repertoirestücke, wie Faust etc., feiern. Ein getreues Spiegelbild bietet der in dieser Hinsicht eminent reiche Nachlaß. Da eine sehr große Anzahl von Entwürfen, Skizzen und ausgeführten Bildern zu Konvoluten zusammengefaßt werden mußte, kann der Katalog den Reichtum des Vorhandenen auch nicht im entferntesten andeuten. Es sei daher gestattet, an dieser Stelle kurz auszuführen, daß fast das ganze Wirken Janks für die Kgl. Hofbühne durch Entwürfe und Skizzen im Nachlaß lückenlos vertreten ist, und diesem Wirken war, abgesehen von den langwierigen Vorarbeiten zum Projekte des Königsschlosses Neuschwanstein, vom Jahre 1862 an die ganze Tätigkeit des rastlos schaffenden Künstlers gewidmet. Janks Arbeiten für die Inszenierung der Wagner-Opern gipfeln in den ausgeführten Dekorationen zum »Rheingold« (die freie Gegend mit der auf Bergeshöhen im Morgenlichte schimmernden Götterburg), ferner in der Darstellung der zerklüfteten Felsenwelt Nibelheims, der »wilden Gegend am Fuße eines Felsenberges« (»Siegfried« III. Akt) und der »Gibichungen-Halle« (»Götterdämmerung« I. Akt), schließlich in seinen »Rienzi«-Entwürfen, von denen der »Öffentliche Platz in Rom« ausgeführt wurde. Alle diese Arbeiten sind im Nachlaß mit kostbaren Dokumenten belegt (vgl. die reichen Konvolute Nr. 436 und 438, dazu die Nummern 437, 431,432, 433, 434 und auch 435). Nächst diesen Wagner-Inszenierungen beanspruchen besonderes Interesse die Entwürfe für die Separatvorstellungen für weiland König Ludwig II., namentlich für die, die ganze Bühnentiefe einnehmende »Spiegelgallerie von Versailles« mit 32 Kandelabern, eine Aufgabe, deren virtuose Lösung dem Künstler zu dem Michaelsorden I. Klasse ä. O., mit dem er früher ausgezeichnet worden war, die Ludwigsmedaille brachte, (vgl. über diese Arbeiten das unter Nr. 439 verzeichnete Konvolut). Den Architekturmaler par excellence mußten naturgemäß die alten Marktprospekte die engen und doch so reiches Leben bannenden Plätze vor den gotischen Kathedralen, die heimisch-trauliche Welt der reich verzierten Giebel mittelalterlicher Gassen, die strenger gegliederte Architektur alter Burg- und Schloßhöfe ganz besonders fesseln, und diese Vorwürfe sind denn auch im Nachlaß besonders reich vertreten und zwar in so malerischer, dabei doch alle praktischen Inszenierungsfragen aufs sorgfältigste berücksichtigenden Ausführung, daß sie für jeden Theatermaler und Theaterfachmann dauerndes Interesse haben. Hier sei in dieser Hinsicht gedacht der zahlreichen Entwürfe für den Marktplatz in einer südlichen Stadt (entworfen für »Don Juan«, »Barbier von Sevilla« etc.), der Dekorationen für Burghöfe (entworfen für »Fidelio«, »Fiesko« und für Perfalls »Raimondin«), schließlich der zahlreichen Faustdekorationen, die fast ausschließlich den Marktplatz resp. den Platz vor dem Dom, Marthes und Margarethens Haus und das Kreuzbogengewölbe des Studierzimmers behandeln. Die Entwürfe für die Hexenküche, namentlich jener, der sie in eine Felsenhöhle verlegt (Nr. 401), führen uns zu den romantischen Felsengrottendekorationen Janks, die, geschaffen für Zengers »Wieland der Schmied« und für Hallströms »Bergkönig«, im Nachlaß reich vertreten sind. Und das mag hinüberleiten zu dem vielleicht dekorativsten Teile des Nachlasses, zu den Entwürfen für die Märchenopern, vor allem für Perfalls »Undine« und »Dornröschen«. Hinweise auf besondere Nummern sind bei der vorstehenden Charakterisierung des Nachlasses, von den Wagneriana abgesehen, absichtlich unterlassen worden, denn es wäre nötig gewesen, ganz stereotyp jedem Hinweis zuzufügen: »vgl. ferner den Inhalt der Konvolute Nr. 440 bis 443.« Es geht hieraus zur Evidenz hervor, daß gerade die Konvolute dieses Nachlasses einen hochwichtigen, urkundlichen Beitrag zur deutschen Theatergeschichte, namentlich auch zur Geschichte der Wagneropern, darstellen.
Aber noch eine andere Seite des künstlerischen Schaffens Janks belegt der Nachlaß und auch sie in wahrscheinlich erstmaliger Geschlossenheit und Vollständigkeit: die Schilderung der Alpenwelt.
Im Auftrag König Ludwig II. hat Jank mit Doll und Quaglio für die Neuinszenierung des »Tell« eigene Aufnahmen in der Schweiz gemacht, und »das überraschte Publikum brach bei der ersten Ausführung in Jubel aus und lohnte die artistischen Triumvirn durch phrenetischen Hervorruf.« (Die »Tell«-Dekorationen sind im Nachlaß unter Nr. 422, vor allem aber in den Konvoluten vertreten.) Indessen hatte Jank sich lange vorher als tüchtiger Interpret der Schönheiten der Alpenwelt bewährt. Schon im Jahre 1866 hatte er für das Gärtnertheater einen Bergsee mit Alpenglühen geschaffen (vielleicht auf Grund der prächtigen Ölstudie, die unter Nr. 309 verzeichnet ist). Viel weiter zurück datiert natürlich sein eigentliches Schaffen in den Bergen: der Nachlaß enthält viele aus 1856 stammende Blätter. Neben den Landschaften, die genau lokalisiert sind und durch die Bezeichnung jedem Kenner der Alpenwelt eine bestimmte Vorstellung vermitteln, sei hier besonders der typischen Voralpenlandschaft gedacht, die Jank mit großer Liebe wieder und wieder interpretiert hat. Der Vordergrund zeigt meist die dem Hochgebirge vorgelagerte Hochebene mit ihren saftig grünen Matten, ihren träumerisch einsamen Bergseen, ihrem vereinzelten, wetterharten, in trotziger Schönheit prangenden Baumschlag und den meist ganz isolierten, nur hier und da um ein, trotz seiner Einfachheit als Wahrzeichen aufragendes, Kirchlein gesammelten Siedelungen; die meisterhaft charakterisierte Majestät des Hochgebirgsmassivs schließt die Szenerie ab. Sicher bietet die Besichtigung der Nummern 269 bis 334 jedem Freunde, aber auch jedem Schilderer der Alpenwelt, einen nachhaltigen Genuß.
Dessen, was im Katalog an erster Stelle steht, sei hier zuletzt gedacht. Hier zeigt sich der Künstler als Freund alter Kunst, alten Kunsthandwerks, als Antiquitätenliebhaber. Hier mied er soviel als möglich die »Welt des Scheines«, deren Aufbau sein fast ausschließliches Wirken gewidmet war, hier suchte er, so sehr es möglich, Altes, Echtes zu vereinigen. Zweck und Leitmotiv war aber auch hier die Rücksicht auf die dekorative Zusammenwirkuug der einzelnen Objekte, und namentlich sein Atelier bot ein glänzendes Bild intimer Kunst, ein Bild, geschaffen von seltenem Kunstverständnis und aufrichtigem Interesse, für die Manifestationen des Kunsthandwerks längst vergangener Zeiten.
Kunstnachlass des verewigten Herrn Hoftheatermaler Christian Jank, München. Eigene Arbeiten des Künstlers · Antiquitäten · Kunst- u. Einrichtungsgegenstände · Gemälde. Auktion in München in der Galerie Helbing am 7. Oktober 1907.
Jank: Christian J., Architekturmaler, geboren am 14. Juli 1833 in München, † am 25. November 1889 ebendaselbst. Sein Vater, ein aus Norddeutschland eingewanderter Kupferschmiedemeister, erhielt als der erste Protestant unter König Maximilian I. das Münchener Bürgerrecht, dessenungeachtet aber nicht die Ausführung der Kupferdacharbeiten an der durch Oberbaurath Pertsch 1827–1832 erbauten neuen protestantischen Kirche; doch errang der umsichtige Mann in der unter König Ludwig I. blühenden Bauperiode durch Fleiß und umsichtige Thätigkeit ein beträchtliches Vermögen, welches er schließlich in Häuserbauten der neuen Maximilianstraße nutzbar verwerthete.
Während sein älterer Sohn das väterliche Geschäft weiter ausbildete, besuchte der jüngere, Christian, die Gewerbe- und polytechnische Schule und die Akademie, schloß sich aber bald, die Architekturmalerei als Lebensberuf erwählend, ganz an Emil Kirchner an (A. D. B. LI, 177), dessen Auffassungsweise und Vortrag J. sich vollständig zu eigen machte. Fleißige Studienreisen nach Prag und Hamburg, Südfrankreich und Oberitalien erweiterten den Gesichtskreis und die Technik und ergaben in geistreich aufgefaßten Zeichnungen und Aquarellen eine reiche Grundlage für spätere Oelbilder; als erstes derselben erwarb schon 1855 der Münchener Kunstverein eine »Canal-Partie aus Hamburg«, andere folgten mit geschmackvoll ausgeführten Motiven aus Neuburg an der Donau, Landsberg und Augsburg, neben vielen Aquarellstudien.
Zu Anfang 1857 assistirte J. zuerst als Decorationsmaler bei Albert Schwendy’s »Ansicht von Antwerpen«, die bei dem am 14. Februar 1857 im Odeon aufgeführten glänzenden »Rubens-Feste« der Münchener Künstler als Hintergrund diente (vgl. Nr. 714 der Illustr. Ztg., Lpz., 7. März 1857). Kurz vorher hatte J. mit dem »Cortile des Palazzo Cicogna« (in Venedig) ein wahres Cabinetstück seiner Kunst in kräftigem Colorit und klarer Bestimmtheit der Formen vollendet, dann veranstaltete er in mehreren Serien eine Ausstellung seiner italienischen »Reiseskizzen« – alle in flotter Manier und sicherem Stil, welche ebenso die gewandte Hand wie den scharfen Blick des Malers bekundeten und ganz zutreffend »wahre artistische Feuilletonartikel« genannt wurden; ihnen folgten neue Farbenskizzen aus Verona, Padua und Venedig, voll sicherer Wahrheit und Eleganz. Dazu kamen neue »Skizzen« aus Prag, ein Aquarell »Der Schützenwall« (aus Hamburg), als Oelbild eine »Straße aus Venedig« (mit der Rückseite der Maria della Salute) und das »Castell von Trient«; 1858 entstanden ein »Hof im Hradschin zu Prag« und das höchst lebendig staffirte und landschaftlich gehaltene »Amphitheater in Pola«.
Inzwischen gab J. abermals eine Probe seiner Neigung zur Decorationsmalerei, indem er die monumentalen Schöpfungen unter den Königen Ludwig I. und Max II. in einem mit Schwendy gemalten Riesentableau im Odeon zur Darstellung brachte. Auch bethätigte sich J. mit Angelo Quaglio, H. Döll und Wilhelm Hauschild an den Decorationen zu der im Odeon inscenirten Schiller-Feier, ebenso mit den Gebrüder Borgmann bei der Weihnachtsausstellung in Kroll’s Etablissement zu Berlin. Der Münchener Kunstverein erwarb eine »Partie aus Torcello« und einen »Seitengang aus SS. Giovanni e Paolo«. Weiter entstanden 1860 der Schloßhof in dem seither durch Scheffel’s und Feuerbach’s »Einlagerung« doppelt interessant gewordenen »Castell Doblino«, dessen Gallerien mit verwundeten Oesterreichern und Zuaven reichlich staffirt waren, da Graf Wolkenstein während des italienischen Krieges 1859 hier ein Spital etablirt hatte. Dann folgten eine Partie aus dem oberen Theile der »Arena in Verona«, die »Kirche und das Denkmal zu Wittelsbach«, 1861 eine Partie aus der »Cathedrale zu Rouen« und das »Portal von SS. Giovanni e Paolo« (Venedig).
Da die später so bereitwillige Photographie den Malern noch nicht vorarbeitete, so blieb den Kunstjüngern nichts übrig, als sich fest anzupirschen und hinzusitzen und mit klaren Augen, sicherer Hand und fliegendem Stift, häufig unter der zitternden Luft des Sonnenbrandes das Geschaute festzuhalten und wiederzugeben. Eine solche schwerverdiente Prachtleistung ersten Ranges, voll Eurhythmie in Form und Farbe erschien 1863: das »Vestibül der Cathedrale St. Etienne in Bourges bei Orleans« (vgl. Nr. 94 Morgenblatt zur Baierischen Zeitung, 4. April 1863), ein »Portal am Dom zu Chartres« und das »Innere der Synagoge (Alt-Neuschule) zu Prag« 1864: wahre Nachdichtungen, die mit tiefem Verständniß der Plastik und virtuoser Wiedergabe der malerischen Wirkung jeden Beschauer fesselten und ein dankbares Publicum fanden.
Dennoch gab J. plötzlich diese Richtung auf – eine große, fast schon vollendete »Innenansicht des Wiener Stephansdomes« blieb als mahnende Erinnerung auf der Staffelei – und der Künstler warf sich mit Enthusiasmus auf die Decorationsmalerei, wofür er schon früher, ihrer fröhlichen Technik wegen, eine mehr als dilettantische Inclination bekundete. Erwünschten Anlaß, wieder einmal ganz aus Herzenslust eine »poetische Hexerei« aufzubauen, gab das von der Gesellschaft »Jung-München« für den Fasching (1862) projectirte »Märchen-Maskenspiel«, wozu der originelle, autodidaktische Georg Kremplsetzer (s. A. D. B. XVII, 122) eine eigene Oper componirte. Und der immer gentlemanlike J. malte, inscenirte, im monatelangen Wetteifer mit den Freunden an Aufopferung von Zeit und Kraft, die Coulissen und, auf einer mehr als 800 Meter bedeckenden Leinwand, den dazu gehörigen echt romanischen, eine »Burg am Rheine« vorstellenden 50 Meter hohen Hintergrund: ein traumherrliches, wahres Märchenschloß auf lustiger Felsenhöhe mit Thürmen, Zinnen, Erkern und Zugbrücken, wie es nur aus der Phantasie eines echten Dichters erblühen mag, mit der duftigen Fernsicht auf den Vater Rhein! J. hat damit »rite«, und zwar »summa cum laude« als Decorationsmaler promovirt. (Einen Nachklang davon gibt Nr. 332 der »Münchener Bilderbogen«, welche außerdem sehr schöne Architekturbilder aus Hamburg und Venedig bieten.)
Folgerichtig nahm man bei der Gründung des neuen Volkstheaters am Gärtnerplatz darauf Bedacht, eine solche Kraft zu gewinnen und J. wurde als Simon Quaglio’s (1795–1878) talentvollster Schüler zum Decorationsmaler engagirt. J. glaubte damit seinen eigentlichen Beruf gefunden zu haben. Vielleicht doch mit Unrecht. Der Theatermaler theilt das Schicksal des Mimen: die Nachwelt flicht ihm keine Kränze. Wie Alles, was auf und über den Brettern mit der darstellenden Kunst zusammenhängt, hat diese einem Dichter- oder Tonwerke zum vollen Ausdruck verhelfende Kunstübung ihre Licht- und Schattenseiten, ist abhängig von allerlei eigensinnigen Zufällen und Gesetzen, welche aus der breiträumigen Technik und der unter vielerlei Bedingungen zu erzielenden Wirkung hervorgehen, gehört aber nach dem Urtheile eines geistreichen Aesthetikers zu den »ergötzlichsten aller Künste«. Sie gewährt der »erfindenden Phantasie den vielseitigsten Spielraum. Alle Erscheinungen der Natur faßt sie in ihren Bereich; alle Weisen der Gestaltung, die niemand in Holz oder Stein auszuführen vermag, die nur in Märchenträumen als das Werk von Dämonen und Geistern vorgeschwebt, weiß sie dem Zuschauer vorzuzaubern. Für einen solchen Maler und Baumeister gibt es keine Hemmnisse; bei Kostenanschlägen handelt es sich nur um Leinwand und Farbe, schlimmer Baugrund existirt nicht, keine dem Farbentopf entnommene Construction erliegt dem Einsturz; kein eigensinniger Windmüller hemmt die Ausdehnung einer Anlage. Die scenische Decorationsmalerei ist das wahrhaft freie Feld für die Phantasie des Architekten«.
Doch treten auch sehr unerfreuliche Kehrseiten hervor. Die beste Mühe und Arbeit ist nur zu oft an eine musikalische oder dramatische Eintagsfliege vergeudet, alle Mühen der Ausstattung sind dann im Requisitenkasten begraben. Während ein Galleriebild immer selbständig, zugänglich und sichtbar bleibt, wird eine Decoration nur als »dienendes, untergeordnetes Glied vorübergehend eingereiht und nur durch die Hände und Beleuchtung des Maschinisten wirksam: dann lohnt aber die Künstler auch der lauteste Beifall, der Maler muß vor die Lampen und empfängt für seine Verbeugung neuen Applaus, wie er sonst keinem Meister der Palette zurauscht. Während ein gutes Bild in zahllosen Reproductionen die Runde macht durch die gebildete Welt und den Namen seines Autors mit sich nimmt, bleibt eine Decoration, oft sehr kurz, auf denselben Brettern. Der Decorateur erhält, gleich dem Theaterschneider, seinen Lohn prompt, aber nur einmal, und verschwindet dann für immer hinter seinem Werke.
Während Liezen-Mayer (s. A. D. B. LI, 709) und Karl Häberlin (geb. 16. December 1832 zu Obereßlingen in Württemberg) für das neue Volkstheater den figurenreichen Vorhang malten, hatte J. schon 16 Decorationen hergestellt, darunter einen pompösen »Rittersaal« im Renaissancestil, das Innere einer mittelalterlichen Stadt, einen Wald mit reizender Fernsicht und eine Burgcapelle. J. war auch der erste Glückliche, welcher am 1. November 1861 bei jener der Eröffnung vorausgehenden Musik-, Beleuchtungs- und Decorationsprobe stürmisch gerufen wurde. Noch zu Ende desselben Jahres entstand die schöne Heidelberger Landschaft zu Suppé’s »Flotte Bursche«, dann folgten 1866 drei Decorationen zu »Orpheus in der Unterwelt« und zu dem Schauspiel »Pietra« ein »Gebirgsee mit Alpenglühen der Bergspitzen« u. s. w.
Im Januar 1868 wurde J. zum Decorationsmaler an der kgl. Hofbühne ernannt, für welche man kurz vorher noch die neuen Decorationen zu Gluck’s »Armida« um theures Geld bei Gropius in Berlin bestellt hatte. Im erfreulichen Wetteifer mit Angelo Quaglio (geb. 18. Decbr. 1829, † 5. Januar 1890 in München) und Heinrich Döll († 10. Januar 1892) schuf J. eine ganze Reihe von Arbeiten zu den »Meistersingern«, den Renaissancesaal zum zweiten Act von Zenger’s »Ruy Blas«, den indischen Salon zu Auber’s »Glückstag«, anderes zu »Iphigenie in Aulis«, insbesondere aber fiel (1869 und 1870) auf ihn ein Hauptantheil von den Decorationen zum »Ring des Nibelungen«: im »Rheingold« die freie Gegend mit der auf Bergeshöhen im Morgenlichte schimmernden Götterburg, die klüftereichen Felsengruppen Nibelheims und das Innere der Hundingshütte (»Walküre«).
Dann die neue Inscenirung zu Schiller’s »Tell«, weshalb J., Döll und Quaglio im Auftrage des Monarchen eigene Aufnahmen in der Schweiz machten; das überraschte Publicum brach bei der ersten Aufführung in Jubel aus und lohnte die artistischen Triumvirn durch frenetischen Hervorruf. Zu »Rienzi« lieferte J. das »Römische Forum« und einen neuen Saal zu Hackländer’s »Marionetten«, dazu drei große Decorationen für die Privatvorstellungen des Königs (darunter jene die ganze Bühnentiefe einnehmende »Spiegelgallerie von Versailles« mit 32 Candelabern), wofür J., Possart, A. Sedler und Jäger (in Nürnberg) die »Ludwigsmedaille« erhielten. Fast gleichzeitig entstand die Decoration »Aus dem Garten zu Versailles« zur komischen Oper »Der König hat’s gesagt« (von Leo Delibes), die »Promenade« und die »Straße in Sevilla« (Don Juan), die Decorationen zu Baron v. Perfall’s »Undine« und »Dornröschen« und der Saal im Rundbogenstil zu Hallström’s »Bergkönig«.
Indessen hatte das Hoftheater in Dresden die Erfindergabe und Hand Jank’s in Anspruch genommen, wofür der Künstler ein Jahr Urlaub und das Ritterkreuz I. Classe des sächsischen Albrechtordens erhielt (1876).
Nach einer 1868 mit Oberbaurath Eduard v. Riedel (s. A. D. B. XXVIII, 520) und Hofrath Lorenz v. Düfflipp († 9. Mai 1886) auf die Thüringer Wartburg im Auftrage König Ludwig II. unternommenen Reise – kurz vorher hatte der jugendliche Monarch in aller Stille diese Hochhut des Landes besucht und ganz entzückt den Wunsch gehabt, selbe womöglich zu überbieten – entwarf J. als vorläufiges Project zu »Neuschwanstein« eine immer wieder erweiterte Reihe von malerischen Ansichten und stark decorativen Details, welche erst Riedel und nach demselben Director Georg v. Dollmann (s. A.D.B, XLVIII, 19) ins Praktikable übersetzten und nach den vom hohen Bauherrn fortwährend beliebten Metamorphosen und nach Ueberwindung der dadurch immer gesteigerten Schwierigkeiten zur Ausführung brachten. Die durch achtzehn Jahre sich hinziehende Genesis und Ausschmückung dieses Bauwerkes dürfte, einst aus dem umfangreichen Actenmaterial quellenmäßig bearbeitet, einen überraschenden Beitrag bilden zur Entwicklung der neueren Kunst; die unverkennbar malerische Physiognomie des Ganzen läßt Jank’s ideale Signatur deutlich erkennen.
Außer einigen im Auftrag des Monarchen unternommenen Reisen nach Paris ging J. nach Wien und Bayreuth und zur eigenen Erholung nach Berlin und Hamburg, später auch nach Rom und Neapel.
Von der unermüdlichen Umsicht, womit J. das zu seinen Inscenirungen gehörige Material einheimste, zeigt, daß er für »Rienzi« in Rom 75 Skizzen (auf 24 Cartonblättern in Folio) sammelte: Aufnahmen vom Titusbogen mit dem Durchblick auf das Colosseum, zur Fassade der Laterankirche, von antiken Bauresten und Skulpturen, für Soffitten und Coulissen. Aus den Interieurs der Schlösser Vincennes und Versailles, welche J. für die »Königsvorstellungen« (1874–75) studirte, fanden sich im Nachlaß des Künstlers 38 große Folioblätter, von denen manches oft eine Menge Details enthält. Zu den für die Petersburger Oper ausgeführten Bühnenprospecten hinterließ J. über 100 ausgeführte Entwürfe und weitere 56 Cartons mit Bleistiftzeichnungen zu Segelschiffen, Palästen, Interieurs aus gothischen Cathedralen, Baumcoulissen, Versatzstücken und Prosceniumseinfassungen u. dergl.
Seine beste Kraft widmete er unausgesetzt der Münchener Hofbühne. Hierfür entstanden 1877 der Schloßhof im vierten Act des »Fiesko« und der Saal im Königspalast zu Memphis (in Verdi’s »Aïda«), 1878 die »Wildniß am Fuße eines Felsenbergs« (»Siegfried«, III. Act) und die »Halle der Gibiche« (I. Act der »Götterdämmerung«), 1879 zwei Scenen (nach Darau und Lavastre) zu Massenet’s »König von Lahore«. Ein großer Theil traf auch auf J. von der neuen Ausstattung der »Zauberflöte« (1879) und der »Königin von Saba« (1880), insbesondere im II. Act der »Tempel Salomo’s« (mit Quaglio) und die »Festhalle« des III. Actes). Nach Franz v. Seitz’ (s. A. D. B. XXXIII, 657) Ableben erhielt J. (im April 1880) die artistische Leitung des Costüm- und Requisitenwesens, zugleich auch Lautenschläger die Ernennung als Obermaschinenmeister. J. inscenirte demnach die Oper »Carmen«, Zenger’s »Wieland der Schmied« (wozu unser Künstler auch die Schmiedewerkstätte malte) und das Ballet »Sylvia« (1881). Zu »Oberon« malte er vier neue Decorationen: die Halle im Harem mit der Aussicht, den goldenen Saal des Chalifen, den Hafen von Askalon und die Höhle an der Meeresküste; zu Shakespeare’s »Perikles«: Scene am Verdeck eines Schiffes (III. Act); den Schloßhof zu B. v. Perfall’s »Raimondin« (1882), das Atelier [507] des Apelles von Bodenstedt’s »Alexander in Corinth« (1883), das elegante »Boudoir« in der Oper »Mignon«, den Vorhof im Staatsgefängniß und die Schloßdecoration zur hundertsten Aufführung des »Fidelio« (1882), die Decoration des ersten Bildes im Ballet »Sardanapal« (1886), vier neue Scenen zu Goethe’s »Faust«: Studirzimmer, Hexenküche, Dom mit Straße und (mit Döll) Frau Marthe’s Garten. Den Schluß seiner Leistungen bilden die Decorationen zu Hans Hopfen’s Festspiel bei der Centenarfeier für König Ludwig I.
Immer gleich liebenswürdig und unermüdlich thätig, ließ J. den blühenden Geist seiner Erfindung bei jeder festlichen Gelegenheit walten und bot bereitwillig seine originell ausführende Hand. So besorgte er mit Pixis, Quaglio, Cramer und Stöger die Localdecoration für den »in der Hölle« seßhaften, durch die heitersten Eingebungen berühmten Freundeskreis, arrangirte mit Heinrich Lang (s. A. D. B. LI, 547), G. Roux und Hermann Schneider das Odeon-Fest zum Besten des abgebrannten Donaustauf (1880), leitete einen Theil der Wittelsbacher Jubiläumsfeierlichkeiten, wofür ihm König Ludwig II. den Verdienstorden I. Classe vom hl. Michael verlieh.
J. schuf die Winterlandschaft zum Künstler-Maskenfest (1886) und das große Transparent zur Vorfeier der Grundsteinlegung der neuen St. Anna-Pfarrkirche, half bei jedem, wohlthätigen Zwecken dienlichen Bazar: immer mit edelster Uneigennützigkeit und ausdauerndem Aufwand von Zeit, Mühe und Geist. Darum erfreute sich der feine, gentile Maler auch der allgemeinen Achtung und Verehrung, obwohl er den üblichen Interessen und Kneipabenden seiner Kunstgenossen fernblieb und nach der angestrengtesten Tagesarbeit, nach einem regelmäßigen Abendspaziergang Ruhe und Erholung nur im glücklichen Kreise seiner Familie suchte. Der schöne, kerngesunde Mann, welchem jeder ein hohes Alter diagnosticirt hatte, endete nach kurzer Krankheit infolge eines schnell entwickelten Herzleidens.
Einen wahren Einblick in Jank’s vielseitiges Schaffen ergab im Mai 1906 eine gut geordnete Ausstellung seines Nachlasses im Münchener Kunstverein. In zwei Serien erschienen die energisch gezeichneten, meist aquarellirten Studienblätter seiner Reisen, jedes ein vollendetes Albumblatt. Zwei weitere Expositionen umfaßten die mit gleicher Sorgfalt, aber breiter ausgeführten großen Entwürfe mit scenischen Compositionen und Projecten. Sie wurden im October 1907 durch Hugo Helbing versteigert. Zugleich aber auch der zeitlebens auf seinen Reisen eingeheimste Schatz von alten Schnitzwerken, Skulpturen und Plastiken in Metall, Elfenbein und Stein, keramischen Arbeiten, Waffen, Glasgemälden, Kästchen, Schränken und kunstgewerblichen Objecten, nebst köstlichen Textilleistungen und Erzeugnissen in Tapisserie und Nadelmalerei. Der illustrirte Katalog war mit einer biographischen Skizze versehen.
Vgl. Nekrolog in Beilage 134 der Allg. Zeitung v. 15. Mai 1889. – Kunstvereinsbericht f. 1888, S. 68. – Maillinger 1876. III, 90 ff. – Seubert 1879. II, 291. – Singer 1896. II, 257. – F. v. Bötticher 1895. I, 607 ff.
Hyac. Holland.
Dr. phil. Hyazinth Holland: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1910.