Ω
FRIEDRICH
DIEZ
1805 – 1892
UND
SOPHIE
DIEZ
1820 – 1887
HOFOPERNSÄN-
GEREHEPAAR
Ω
Diez, Friedrich; 17.3.1805 (Waldkirch/Baden) – 12.1892 (München); Sänger
Diez, Sofie (vh) / Hartmann (gb); 1.9.1820 (München) – 3.5.1887 (München); Sängerin
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* 17.3.1805 (Waldkirch/Baden)
† 12.1892 (München)
Sänger
Bayerische Chronik.
F. Hofsänger Friedrich Diez †. In diesen Tagen schied ein Greis aus diesem Leben, der in der Blüthe seiner Jahre als eine Zierde der Münchener Oper geschätzt war. Der k. Hofsänger Friedrich Diez, dem eine große Trauerversammlung Sonntag, den 18. d., im südlichen Friedhof Münchens das Geleite zur ewigen Ruhe gab, gehörte der Münchener Hofbühne vom Jahr 1837 bis 1849 als erster Tenorist an und war noch bis 1868 als Hofcapellsänger thätig. Er trat für Franz Löhle ein, und es bezeichnet die Zeit seiner Thätigkeit im Verein mit seinen berühmten Collegen Bayer, Lenz, Krause, Pellegrini, Härtinger, Kindermann, Sigl, Hoppe und seinen Colleginnen Therese Mink, Hasselt, Deisenrieder, Rettich, Hetzeneker, Sophie Hartmann – seit 1840 seine treue Gattin – einen der glänzenden Zeitabschnitte in der Münchener Operngeschichte.
1805 geboren und von einem kunstbegeisterten Vater, Stadtsyndikus in Waldkirch im badischen Schwarzwald, in den Anfangsgründen der Musik unterwiesen, wirkte er schon als achtjähriger Knabe als Solist an der Stiftskirche seiner Vaterstadt, ward als Student in Freiburg erster Solist im Münster, da sich in seinem 17. Jahre sein hoher Sopran in Tenor umgewandelt hatte, und war dort als Concertsänger in Oratorien und anderen Concerten viel beschäftigt, bis er endgültig seine Studien der Rechte mit der Kunst vertauschte und nach Wien ging, wo ihm 1825 Empfehlungsschreiben freundliche Aufnahme bei Conradin Kreutzer und Franz Lachner verschafften. Von Kreutzer erhielt er täglich seinen Kaffee und Singunterricht – wir folgen den eigenen Auszeichnungen des Künstlers –, ward am Kärntnerthortheater von Direktor Duport als Eleve angenommen und wagte am 28. Juni 1826 im Theater an der Wien seinen ersten Versuch in Kreutzers Oper »Die lustige Werbung«, der ihm ein Engagement nach Preßburg eintrug, von wo er mit dem Preßburger Direktor Stöger nach Triest zu einer viermonatlichen Thätigkeit an der Deutschen Oper ging.
Unter zehn verschiedenen Anträgen wählte er 1829 jenen von Mannheim und sang inzwischen in Freiburg, Karlsruhe, Darmstadt, Frankfurt, Mainz und Wiesbaden. 1836 gastirte er auf Veranlassung des damaligen Intendanten Hofraths Küstner in München, und schloß ein lebenslängliches Engagement »um so lieber, als ich Franz Lachner traf, mit dem ich zwei Jahre in Mannheim zusammengelebt«. Fleißiger Verkehr mit Lachner und Schubert in Wien hatte »überwiegenden Einfluß auf meine musikalische Bildung, denn durch ihre Lehre wurde ich bald mit dem richtigen Liedervortrag vertraut und behielt wohl hauptsächlich in meinen späteren Jahren eine mehr lyrische als dramatische Richtung, wozu sich meine Stimme allerdings mehr eignete.«
Diez zählte den Raoul in den »Hugenotten«, den Admet in »Alceste«, den Guido in »Guido und Ginevra«, den Elwin in der »Nachtwandlerin«, den Bijou im »Postillon«, den Tonio in der »Regimentstochter«, den Marco Vernero in »Catharina Cornaro«, den Erzherzog in der »Jüdin«, den Konrad in »Hans Heiling«, den Oberpriester im »Idomeneo« zu seinen Glanzrollen, und die Mehrzahl der genannten Partien war durch Diez bei den Erstausführungen der Werke vertreten. Liegt die Zeit seiner Thätigkeit an der Münchener Bühne auch für die Theaterbesucher von heute fern, so mag doch bei des greisen Künstlers Heimgang in der Erinnerung manches älteren Opernfreundes eine stattliche Reihe Bilder wieder frischere glänzende Farben empfangen und ihn an eine Zeit gemahnen, da er sich mit dem nun heimgegangenen Sänger an den Werken großer Künstler erfreute und erhoben fühlte, und voll jugendlichen Enthusiasmus der Kunst und ihren ausübenden Vertretern reichen Tribut des Beifalls zollte.
Allgemeine Zeitung Nr. 353. Morgenblatt. München; Dienstag, den 20. Dezember 1892.
Friedrich Diez kam von Mannheim zu uns und trat am 15. März 1837 in den Verband unserer Hofbühne. Seine Glanzpartien waren der Raoul, Tamino, Arnold. Leider sah sich der Künstler, der ein vorzüglicher Schubertsänger war, nach einer zwölfjährigen Thätigkeit genöthigt, der Bühne zu entsagen, während es ihm vergönnt ist, rüstig und munter noch heute in unserer Mitte zu leben. Der Künstler steht gegenwärtig im 87. Lebensalter. Seine Pensionirung erfolgte am 1. August 1849. Seine »Sophie«, eine geborene Münchnerin (1820), ist am 3. Mai 1887 hier gestorben.
Die Scheinwelt und ihre Schicksale. Eine 127jährige Historie der Münchener kgl. Theater im populärer Form und als Jubiläums-Ausgabe. Zu Ehren des fünf und zwanzigjährigen Dienst-Jubiläums Seiner Excellenz des Herrn General-Intendanten Freiherrn von Perfall von Max Leythäuser. München; 1893.
1892. Dezember. ? Mitte d. M. Ernst Friedrich Diez, Kgl. bayr. Hofopernsänger a. D., † München, geb. Waldkirch (im Badischen Schwarzwald) 17. März 1805. Frühzeitig im Gesange geübt, wandte sich Diez vom Rechtsstudium in Freiburg i. Br. nach Wien, wo er 1825–26 bei Konradin Kreutzer weiteren Unterricht nahm und in der zweiaktigen Oper dieses Komponisten »Die lustige Werbung« (27. Juni 1826) den ersten Versuch als Bühnen-Tenor machte. Zunächst boten Preßburg und Triest dem Anfänger Stellung, der nach zweijährigem Wirken am Königst. Th. in Berlin 1830 nach Mannheim ging und hier durch seine klangvolle, sehr weiche und biegsame Stimme, sowie durch ansprechendes Spiel sich sieben Jahre in der Gunst des Publikums behauptete. Dem Hofth. in München gehörte er als erste Kraft von März 1837 bis Oktober 1849 an, wirkte jedoch nach seiner Pensionirung bis 1868 noch als Hofkapellsänger. Hauptpartieen: Raoul (in München »Ludlow«, da der »Hugenotten«-Text in »Anglikaner und Puritaner« verwandelt war, z. e. M. 22. Mai 1838), Arnold, Belmonte, Florestan, Tamino, George Brown u. dergl. Diez war seit 1841 mit der ausgezeichneten Sängerin Sofie Hartmann († München 3. Mai 1887 als Kgl. Kammersäng. a. D.) verheirathet.
Neuer Theater-Almanach. Berlin, 1894.
Sie [Diez, Sofie (geborene Hartmann)] war verheiratet (1841) mit dem Tenoristen Ernst Friedrich Diez, der sie überlebte. Derselbe war geboren am 17. März 1805 in Waldkirchen (Baden) als Sohn eines städtischen Beamten, von dem er seinen musikalischen Sinn geerbt hatte.
Schon in seinem 10. Jahr wurde er als Kirchensänger verwendet. 1825 erteilte ihm Conradin Kreutzer in Wien Gesangsunterricht und bereits ein Jahr später wagte er in »Die lustige Werbung« (von Kreutzer) den ersten Bühnenversuch. Hierauf wirkte er ein Jahr in Preßburg, sodann in Triest und begab sich 1828 an das Königstädtsche Theater nach Berlin 1830–1837 war D. in Mannheim und 1837 bis 1849 am Hoftheater in München tätig.
Nach seiner Pensionierung bewährte er sich noch (bis 1868) in der Hofkapelle. »Belmonte«, »Tamino«, »George Brown«, »Josef« etc., zählten zu seinen vortrefflichsten Partien. Aber auch als Liedersänger hat er vielfach Anerkennung gefunden. Dieser allgemein beliebte Tenorist verbrachte seine Ruhezeit in München, wo er Mitte der 90er Jahre starb.
Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig, 1903.
Diez Friedrich, 1805 (Waldkirch/Baden) – 1892, Hofopernsänger; er kam von Mannheim und trat 1837 in den Verband der Hofbühne in München; seine Glanzpartien lieferte D. in Raoul, Tamino und Arnold; aus gesundheitlichen Gründen mußte er leider schon nach 12jähriger erfolgreicher Tätigkeit auf die Bühne verzichten (seit 1840 in Pension).
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.
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Hartmann (gb)
* 1.9.1820 (München)
† 3.5.1887 (München)
Sängerin
Tagsneuigkeiten.
München, 30. Nov. Gelegentlich ihres fünfundzwanzigjährigen Künstlerjubiläums wurde unser beliebter Opernliebling Frau Sophie Diez von Sr. Maj. dem König in einer Privataudienz zur kgl. bayer. Kammersängerin ernannt. Die Intendanzverwesung überreichte der Gefeierten ein sehr kostbares Silberservice; ein Kreis von Freunden einen werthvollen Brillantring. Ihre Commilitonen bringen ihr heute Abend ein Ständchen.
Würzburger Stadt- und Landbote Nr. 287. Montag, den 2. Dezember 1861.
Sophie Diez, die berühmte Münchener Sängerin, ist am 6. Mai hochbetagt gestorben. Sie gehörte dem Münchener Hoftheater 32 Jahre von 1838 bis 1870 an; ihr Gatte ist der Kammersänger Friedrich Diez.
Deutscher Bühnen-Almanach. Berlin, den 1. Januar 1888.
Das Künstlerehepaar Diez nimmt in den Annalen unserer Theatergeschichte gleichfalls einen ehrenvollen Platz ein; vornehmlich ist es aber »Frau Diez« gewesen, die durch ihre klangvolle Stimme, durch ihre reine Coloratur, durch brillanten Triller und vor Allem durch ihr herrliches Darstellungsvermögen, entzückte. Sophie Diez, geb. Hartmann, war ursprünglich Chorsängerin an unserer Oper, wurde aber nach ihrer Ausbildung durch Lenz und Franz Lachner, als sie in Cherubinis »Wasserträger« mit äußerst glücklichem Erfolg debutirte, sofort als Solistin engagirt und wirkte in dieser Eigenschaft als Zierde unserer Hofbühne von 1837—1878. Gleich ihrem Gatten war Frau Diez auch eine vorzügliche Liedersängerin.
Die Scheinwelt und ihre Schicksale. Eine 127jährige Historie der Münchener kgl. Theater im populärer Form und als Jubiläums-Ausgabe. Zu Ehren des fünf und zwanzigjährigen Dienst-Jubiläums Seiner Excellenz des Herrn General-Intendanten Freiherrn von Perfall von Max Leythäuser. München; 1893.
Diez Sofie (geborene Hartmann), geboren am 1. September 1820 in München, war die Tochter eines Stadtmusikers, der schon frühzeitig die hübsche Stimme seiner Tochter entdeckte, selbst ihre erste Ausbildung übernahm und sie später bei Franz Lackner für das Theater ausbilden ließ, der von dem außergewöhnlichen Talent der Kleinen ganz entzückt, mit ihr eine größere Anzahl von Rollen einstudierte und den Grund zu der ausgezeichneten Gesangsmethode legte, welche sie später zu einem erklärten Liebling des Publikums machte.
Ihren ersten Versuch als Sängerin wagte sie am 1. Dezember 1836 am Münchener Hoftheater als »Angeline« im »Wasserträger«, nachdem sie bereits zuvor längere Zeit im Chor mitgewirkt hatte. Ihre hübsche Stimme blieb nicht unbemerkt und gewann ihr bald Freunde und Verehrer. D. entwickelte aber auch einen geradezu musterhaften Fleiß und verabsäumte es nicht, durch Anhören bedeutender Gesangskünstler sich immer mehr zu bilden und zu vervollkommnen. So schwang sie sich binnen kurzer Zeit empor und zählte bald zu den hervorragendsten Gesangskünstlerinnen des Hoftheaters.
Ihr Wirkungskreis umfaßte im Laufe der Jahre gegen 300 Partien der verschiedensten Art. Sie sang Gluck, Mozart, Weber, selbst Wagner (»Elisabeth«, »Ortrud« etc.) und errang einen Erfolg um den anderen. So oft sie als »Page«, »Pamina«, »Zerline«, »Susanne«, »Annchen« etc. auf dem Zettel erschien, so oft war das Haus bis zum Giebel gefüllt. Und da sie als geborene Münchnerin auch des süddeutschen Dialektes mächtig war, wurde sie gar oft in Lokalstücken verwendet, wodurch ihr ohnehin schon reiches Repertoir noch angenehm erweitert wurde. So zählten »Rosel« im »Verschwender«, »Rosel« in »s letzte Fensterl«, »Nandl« im »Versprechen hinterm Herd« und andere österreichische Dialektrollen zu ihren beliebtesten Partien.
Die Künstlerin hatte auch Gelegenheit, während ihrer langjährigen künstlerischen Tätigkeit in München, mehrere Opernpartien daselbst zu kreieren, und zwar »Page« (»Hugenotten«, 20. Mai 1838), »Marie« (»Zar und Zimmermann«, 2. Juli 1841), »Marie« (»Waffenschmied«, 13. November 1846) und »Frau Fluth« (»Lustige Weiber«, 10. November 1854). So wirkte D. in jeder Beziehung in bevorzugter Stellung (1866 wurde sie gelegentlich ihres 30jährigen Wirkens zur Kammersängerin, 1870 zum Ehrenmitglied des Hoftheaters ernannt) bis zum 31. Dezember 1877, an welchem Tage sie aus dem Verbande des Kunstinstitutes trat, sich der Intendanz jedoch gerne verpflichtete, sich während der Wintermonate im Bedarfsfalle zur Verfügung zu stellen.
So zog sie sich eigentlich nicht von der Kunst zurück und ließ wiederholt in München, wie auch anderwärts ihre noch unverändert frische Stimme in Konzertsälen erklingen. Am 11. April 1878 betrat sie als »Nandl« zum letztenmal die Bühne. Seit dieser Zeit hat man sie nur noch wenig in der Öffentlichkeit gesehen. Am 3. Mai 1887 starb diese hervorragende Künstlerin.
Sie war verheiratet (1841) mit dem Tenoristen Ernst Friedrich Diez, der sie überlebte.
Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig, 1903.
Diez Sophie, geb. Hartmann, 1820 (München) – 1887, Hofopernsängerin; Frau des Hofopernsängers Friedrich D.; sie war ursprünglich Chorsängerin an der Münchner Oper, wurde aber nach ihrer Ausbildung unter Lenz und F. von Lachner, als sie in Cherubinis »Wasserträger« mit äußerst glücklichem Erfolg debütierte, sofort als Solistin engagiert; in dieser Eigenschaft wirkte D. als Zierde der Münchner Hofbühne von 1834–1878; sie gehört zu den gefeiertsten Liedersängerinnen.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.