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LEONHARD
FAUSTNER
* 1815 † 1884
GLAS-ARCHITEKTUR
u. LANDSCHAFTSMALER
DIREKTOR DER KGL.
GLASMALEREI
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Faustner, Leonhard; 16.2.1815 (München) – 1.4.1884 (München); Architekturmaler, Glasmaler, Landschaftsmaler und Vorstand der Königlichen Glasmalerei
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* 16.2.1815 (München)
† 1.4.1884 (München)
Architekturmaler, Glasmaler, Landschaftsmaler und Vorstand der Königlichen Glasmalerei
Faustner, Leonhard,
Glasmaler, geboren 1815 in München, besuchte die Akademie und machte später Versuche in der Porzellanmalerei; sodann genoß er durch den berühmten Thiermaler Lotze Unterricht in der Oelmalerei; eines seiner gelungeneren Oelgemälde wurde von dem Münchner Kunstvereine angekauft. Er hatte für die Glasmalerei eine große Vorliebe, widmete sich mit Eifer dem Studium derselben und wählte sie sich sodann ausschließlich zu seinem Fache. Im Jahre 1842 wurde er bei der k. Glasmalereianstalt verwendet und ist nun seit einem Jahre wirklich dabei angestellt. Er ist seither bei vielen in der k. Glasmalereianstalt gefertigten größeren Werken mitbeschäftigt gewesen, z. B. bei dem nach Rußland bestellt gewesenen und bereits dorthin abgesendeten großen Chritstusbilde, welches bei der Bonifaciuskirche für einige Tage zur Besichtigung ausgestellt war; ferner an den beiden letzten Fenstern der Auerkirche, so wie bei mehreren kleineren Arbeiten; er fertigte bisher auch viele Kabinetsbilder. Der Münchener Kunstverein hat ebenfalls von ihm ein Glasgemälde und einen Christuskopf angekauft.
Universal-Handbuch von München. München, 1845.
München, 1 Dec. (Die kgl. Glasmalerei-Anstalt.) »Der Kampf um das Dasein!« Das also wäre das Princip der neuesten Culturentwicklung, und wir verdankten der modernen Naturwissenschaft nicht nur die Abstammnnq vom Thierreich, sondern auch die Rückkehr zu ihm. Sonst hielten wir dafür daß rechtes Leben bestehe im Erhalten und Schaffen; nun wird kaum Geschaffenes, wenn es sich auch gut und heilsam erwiesen, vernichtet, nicht weil Neues nicht daneben Platz – nein! nicht volle Geltung haben würde. Von den Anstalten welche König Ludwig I ins Leben gerufen, um die so wichtige Verbindung zwischen Kunst und Gewerke herzustellen und zu erhalten, hat eines nach dem andern das Todesurtheil getroffen. Vollzogen wurde es zuerst an der Porcellanmanufactur, der man den artistischen Vorstand entzog, um sie gegen jede Berührung mit der Kunst sicher zu stellen. Der kgl. Erzgießerei galt der zweite Schlag, der von dem Leiter der Anstalt zur Zeit noch parirt worden zu sein scheint. Vernichtung drohend steht das Fallbeil über der dritten Schöpfung des Königs, der kgl. Glasmalerei-Anstalt; denn die treffliche Schule der Oelmalerei findet nicht Raum oder Räume genug in der Akademie, und anstatt den offenbaren Bedürfnissen derselben durch einen würdigen und genügenden Neubau zu entsprechen, verdrängt man eine andere Kunstgenossenschaft aus ihrem Haus, und hat dabei den Vortheil sie heimathlos gemacht, sie aus dem Wege geräumt zu haben. Im Kampf ums Dasein muß sie unterliegen. Und doch hat sie nicht nur seit einem halben Jahrhundert durch große und bedeutende Leistungen zum Ruhme Münchens im In- und Auslande nachdrücklich gewirkt, hat künstlerische Kräfte zu immer größerer Vollkommenheit geführt und herrliche Werke geschaffen, und damit auch materielle Erfolge erzielt – sie ist auch noch lebensfähig, und erweist sich als im steten Fortschreiten begriffen, wie wir an einem gegenwärtig in der Anstatt ausgestellten großen Glasfenster sehen, das, vom Trinity College in Oxford bestellt, von Hrn. Leonhard Faustner ausgeführt worden. Es ist ein Christus am Kreuz innerhalb einer in der edelsten Renaissance ausgeführten architektonischen Einrahmung, über einem Bilde »Moses am Felsenquell« von Fortner, dessen symbolische Beziehung zu dem vom Kreuz ausgehenden Lebensquell leicht zu erkennen ist. Noch hat Hr. Faustner eine Anzahl Aufträge, denen er – wird er des Locals verlustig – schwer wird entsprechen können. Von New-York hat er dem Auftrag ein großes Fenster mit der Himmelfahrt Christi von Mengs zu liefern; von der Bensley Abtei in Schottland die Bestellung von sechs Fenstern, zu denen Franz Anton Fries die Zeichnungen gemacht. In Ausführung begriffen sind vier Fenster für eine Kirche nächst Glasgow, mit den Evangelisten, mit Moses und Aaron und mit Elias; dazu die Heilung des Lahmen durch Petrus, die Verantwortung des Stephanus; die Predigt des Johannes. Es sind die Maler Rothbart und Fortner, von denen die Zeichnungen herrühren, sowohl zu den genannten Gegenständen als auch noch zu andern Fenstern mit Darstellungen von Paulus in Athen, David und Salomo, mit dem Elias der das Feuer vom Himmel erbittet, das Opfer zu verzehren; Zeichnungen, in denen der monumentale Styl der Glasmlerei mit strengen Formstudien nach der Natur in glückliche Verbindung gebracht ist. Soll alles das hinaus aus dem Haus als Kehricht? Oder sollte es nicht rationeller sein damit zu warten bis nichts mehr geleistet, nichts mehr gefordert wird von der zum Besten des öffentlichcn Kunstwirkens gegründeten Anstalt?
Allgemeine Zeitung Nr. 339. Freitag, den 5. Dezember 1873.
Von der Mangfall.
Freunden der Kunst wird zu wissen gemacht, daß in der Kirche zu Hohendilching, unweit der Station Holzkirchen, fünf neue Glasgemälde eingesetzt worden sind. Das Fenster auf der Evangelienseite neben dem Hochaltar stellt vor den hl. Georgius, das auf der Epistelseite den hl. Bartholomäus, das Seitenfenster im Presbyterium den hl. Stephanus, die beiden Fenster aber im Schiffe der Kirche sind tapetenartig. Sämmtliche Fenster sind meisterhaft gearbeitet, zeichnen sich, zumal bei den Figuren, aus durch die Heiligkeit, die aus ihrem Angesichte spricht, durch Lebendigkeit der Darstellung, durch die Farbenpracht, welche auch bei der dem Baue der Kirche entsprechenden Ornamentik wahrzunehmen ist. Diese Fenster sind ein wahrer Schmuck der Kirche, welchen Jedermann mit Wohlgefallen und zu seiner Erbauung betrachtet. Sie sind gefertigt durch den allbekannten Meister in der Glasmalerei, durch Herrn Leonhard Faustner, Direktor der kgl. Glasmalerei-Anstalt in München. Angesichts des herrlichen Schmuckes, welchen diese neuen Fenster der Kirche verleihen, sprechen die Unterfertigten Herrn Faustner für seinen Fleiß und seine Mühe ihre vollste Anerkennung und ihren wärmsten Dank aus.
Hohendilching, den 26. Juli 1874.
Die Kirchen-Verwaltung Hohendilching.
Martin Gsinn, Expositus. Andreas Heigelechner, Stiftungs-Pfleger. Mathias Angerer.
Der Volksfreund Nr. 172. München; Sonntag, den 2. August 1874.
Faustner, Leonhard, Architektur- und Landschaftsmaler, geb. 16. Febr. 1815 in München, † 1. April 1884 das., bildete sich auf der dortigen Akademie und namentlich unter dem Architektur- und Glasmaler Ainmiller, für dessen Anstalt der künstlerisch thätig war. Man hat von ihm zahlreiche Architektur- und Landschaftbilder, in der Neuen Pinakothek das Innere der Frauenkirche in München (1853), ebenso bedeutende Glasmalereien, darunter mehrere im Dom zu Köln, namentlich das meisterhafte Fenster mit der Darstellung des ersten Concils des heil. Petrus in Jerusalem.
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.
Faustner: Leonhard F., Glas- und Architekturmaler (geb. am 16. Febr. 1815 zu München, † am 1. April 1884 ebendaselbst), war als der Sohn eines Sattlermeisters, der bei den Königen Max I. und Ludwig I. in Diensten stand, erst zum Handwerk des Vaters bestimmt, zeigte aber eine solche Abneigung dagegen und eine Vorliebe zur Kunst, daß die Eltern nicht umhin konnten, ein Gutachten über die Veranlagung des Knaben bei dem damaligen Professor Mitterer (vgl. A. D. B. 1885. XXII, 23 ff.) einzuholen. Der Junge ließ sich durch das ungünstige Ergebniß dieser Prüfung nicht abweisen und erreichte bald darauf doch seine Aufnahme in die Akademie. Um indessen seinen Unterhalt zu erwerben, begab er sich in das Atelier des Glasmalers Wilhelm Voertl (1793–1844), welcher damals für Sulpiz Boisserée allerlei Versuche und Copien fertigte. Von da kam F. als Maler in die kgl. Porzellanmanufactur, welche in dem heute zum »Bazar Schüssel« erweiterten Gebäude ihre Ateliers und Niederlage hatte. Hier stand die Wiege der alsbald so weltbekannt gewordenen Münchener Glasmalerei, aus welcher Ainmiller's Name zur höchsten Geltung gelangte. F., welcher bald fühlte, daß man hier ohne chemische Kenntnisse nicht vorwärts komme, suchte diesem Mangel durch Besuch der Vorträge des Professor Dr. Cajetan v. Kaiser (1803–71) zu steuern und zwar mit solchem Erfolge, daß ihm die Stelle als Techniker an besagter Anstalt übertragen wurde. In dieser Eigenschaft traf er viele Verbesserungen in Bezug auf das Einbrennen der Farben – wobei F. statt der herkömmlichen Kohle eine Ofenheizung mit Holz einführte – und die Farbglasfabrikation, wozu er in der Glashütte zu Wolfrathshausen experimentirte. In der Folge bethätigte sich F. als Maler an allen den großen Fenstern, welche unter Ainmiller's Leitung aus der Kgl. Glasmalereianstalt hervorgingen, und den berühmtesten Kirchen in Deutschland, Frankreich, England und Amerika zum bleibenden Schmucke dienen. – Seine eigenen Leistungen waren die Blumenfenster für die »Wilhelma« bei Stuttgart (1853), wozu F. die botanischen Studien vorerst in Oel malte. Die (freilich nur decorative) Wirkung war eine außerordentliche: Unten am Boden wiegen Päonien ihre purpurnen Häupter, Schwertlilien prangen daneben mit ihren sammetnen Blättern und Schlinggewächse ranken darüber empor in die höchsten Räume der Fenster. – Nach Ainmiller's Ableben († am 8. December 1870) trat F. als provisorischer Vorstand an die Spitze der Anstalt, vollendete die angefangenen Arbeiten und übernahm, da 1874 infolge eines seltsamen Kammerbeschlusses die kgl. baier. Glasmalerei (gleichzeitig mit der ebenso rentabeln kgl. Erzgießerei und der Nymphenburger Porzellanmanufactur) aus Ersparnißgründen als Staatsanstalt aufgegeben wurde, auf eigene Rechnung eine lange Reihe von Fensterbildern, von denen wir beispielsweise nur die nach Landshut (S. Jodok), London (Paulskirche) und Glasgow, nach Oxford und Köln gelieferten erwähnen. Die Cartons zeichneten Rothbart, Forstner, Sagstätter und Andere; F. behielt sich die dazu gehörigen Ornamente und Tapetenmuster vor, wobei der in allen Stilarten gewandte Mann eine ganz originelle Phantasie und Begabung bewährte. Den Schluß dieser Unternehmungen bildete das große Fenster, welches die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft mit einer Darstellung des »ersten Concils zu Jerusalem« in den Kölner Dom stiftete; dasselbe wurde in zweijähriger Arbeitszeit von 1877–79 ausgeführt und vollendet. – Außer der Schmelzmalerei, welche freilich den größten Theil von Faustner's Thätigkeit in Anspruch nahm, betrieb der Künstler auch die religiöse Historie (ein köstliches, ganz im Sinne des Wilhelm von Köln gehaltenes Altarbild befindet sich in der kleinen Kirche zu Ambach am Starnbergersee) und mit besonderer Vorliebe die Landschaft und nach Ainmiller's Vorgang auch die Architekturmalerei, wobei ihn der Wetteifer mit A. v. Bayer (1804 bis 1875) und Ferdinand Petzl (1819–1899) in das Innere von Klöstern, Kreuzgängen und Kirchen führte (eine Innenansicht der alten Münchener Frauenkirche [1853] kam aus dem Nachlaß des Königs Otto von Griechenland 1878 in die Neue Pinakothek). Der Münchener Kunstverein erwarb manch Oelbild dieser Art, ebenso von Faustner's Landschaften, wozu ihm der Hofmaler Moritz Eduard Lotze (1809–1890) die erste Anleitung gab. Eine große, an Heinrich Heinlein's (1803–1885) ideale Composition erinnernde Landschaft erschien 1854 auf der Münchener Kunstausstellung; eine ernste »Waldlandschaft mit alten Eichen« radirte F. Würthle. Sein Sohn, Luitpold Faustner (geboren am 10. Juli 1845), trat mit glücklichem Erfolge in diese Richtung seines Vaters. – Auch mit kunstgewerblichen Entwürfen bethätigte sich F., doch wurde hievon nur Weniges und nicht gerade das Beste, für Schlosserarbeiten, Beschläge und Steinkrugverzierungen im XXI. und XXIII. Bd. der »Zeitschrift des Münchener Kunstgewerbevereins« (1871 und 1873) reproducirt. F. hinterließ 36 Blätter mit vielen Projecten zu Uhren, Spiegeln, Gasarmen (mit Drachen und Schlangen), Teppichen, Alphabeten und allerlei anderem Hausrathbedarf, welche der fleißige Mann meist in den Morgenstunden, insbesondere während des Jahres 1876, ehe er an die oft sehr beschwerliche Arbeit des Tages ging, in stiller Freude und sorgsamer Ausführung zu Papier brachte. Hier machen sich besonders die rein ornamentalen und architektonischen, streng logisch fugirten Erfindungen bemerkbar, während der figürliche Theil nie seine besondere Stärke bildete. Diese Arbeiten Faustner's besaßen »außer wohlthuender Frische und Lebendigkeit, schönem Aufbau und klarer, organischer Entwicklung der einzelnen Theile noch den Vorzug: man sieht, daß der Künstler ein bestimmtes Material für die Ausführung in Aussicht nahm und die ganze Fülle technischer Erfahrungen besaß, welche nothwendig sind, um kunstgewerbliche Entwürfe mit bestem Erfolge herzustellen«.
Vgl. Lützow's Zeitschrift, 1874. IX, 610. – Nekrologe in Beilage 204 d. Allgem. Ztg. v. 24. Juli 1884. – Lützow's Zeitschrift, 1884. XIX, 484. – Münchener Kunstvereins-Bericht für 1884, S. 73. – Singer, 1895. I, 425. – Fr. v. Bötticher, Malerwerke, 1895. I, 288.
Hyac. Holland.
Dr. phil. Hyazinth Holland: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1904.
Faustner Leonhard, 1815 (München) – 1884, Glas-, Architektur-, Landschaftsmaler und Vorstand der Königlichen Glasmalerei; Sohn eines Hofsattlers, besuchte F. die Münchner Kunstakademie, wurde Maler in der Königlichen Porzellanmanufaktur und schließlich einer der bedeutendsten Glas- und Architekturmaler seiner Zeit, nach Ableben M. E. von Ainmillers wurde er Direktor der Königlichen Glasmalereianstalt; F. lieferte als Maler eine Reihe riesiger Fensterbilder, z. B. nach St. Jodok in Landshut, nach London (St. Paulskirche), Glasgow, Oxford und Köln, zuletzt das große Glasbild, das die Rheinische Eisenbahngesellschaft mit einer Darstellung des Ersten Konzils in Jerusalem in den Kölner Dom stiftete; die Bayerische Staatsgemäldesammlung besitzt sein Bild »Mädchen im Hausgang«.
© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.