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5 – 15 – 56·57 (Mayer)

Ω

Linke Spalte

ERNST MAYER
BILDHAUER u. PROFESSOR
GEB. 24. JUNI 1796
GEST. 21. JAN. 1844
¿

Mitte

AMALIE MAYER
GEB. BURGETT
GEB. 2. FEBR. 1804
GEST. 20. JUNI 1880
EMILIE MAYER
¿
ERNST MAYER
KAUFMANN
GEB. 1. APRIL 1835
GEST. 2. MAI 1906

Rechte Spalte

EMILIE MAYER
GEB. HEMBERIE
GEB. 15. OKT. 1838
GEST. 11. AUG. 1873

Ω

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Ernst Johann Mayer

* 24.6.1796 (Ludwigsburg)
† 22.1.1844 (München)
Bildhauer

Artistisches München im Jahre 1835 (1836)

Mayer, Johann Ernst, Bildhauer und Professor an der k. polytechnischen Schule in München, geb. den 24. Juni 1776 in Ludwigsburg, Sohn eines Strumpfwirkers betrat im Jahre 1810 die königl. Kunstschule in Ludwigsburg, widmete sich der Bildhauerei unter Leitung des Professors Ritter v. Isopi, und wurde 1818 durch den geheimen Rath von Klenze nach München berufen, um zu den Verzierungen der Glyptothek, Reitbahn etc. die Modelle zu fertigen. In der Zwischenzeit besuchte er die Akademie der Künste daselbst, und kehrte im Jahre 1821 nach Stuttgart zurück, wo ihm der Auftrag wurde, die Büste Ih. Majestät der Königin Wittwe in Marmor auszuführen.

Im Jahre 1822 ging er nach Italien, um sich dort für’s Historische der Skulptur weiter auszubilden. In Rom dem Studium der Antike fleißig obliegend, erhielt er daselbst, durch die Gnade des Königs von Bayern den Auftrag, eine Büste, für die Walhalla bestimmt, in Marmor auszuführen, wurde Schüler Thorwaldsens, und führte mehreres für denselben in Marmor aus. Ein Relief, wie Agamemnon, Menelaus und Palamedes zu Ulysses kommen, und ihn zum Zuge wider Troja auffordern, war, während eines beinahe vierjährigen Aufenthalts in Rom, dessen letzte Arbeit.

Im Jahre 1826, als die zum Theil sehr beschädigten Antiken in der königl. Glyptothek in München ergänzt werden sollten, kehrte er nach München zurück, und wurde bis 1830 damit beschäftigt; zur selben Zeit festigte er einige Büsten in Marmor zu Monumenten für das neue Palais des Herzogs Maximilian in Bayern, 16 Figuren unter Lebensgröße: die Musen, Mnemosyne, Apollo, Mussgetes, Diana und die Horen, dann 7 Medaillons, bachische Genien vorstellend; alles dies in Stucco zur Dekoration eines Saales in obgedachtem Palais. Von den mehr als lebensgroßen Figuren für das Giebelfeld der königl. Glyptothek fertigte er zu einer das Modell und führte sie nachher in Marmor aus. In dieser Zeit arbeitete er auch die Büsten mehrerer berühmten Männer, als Martius, Thorwaldsen, Fürst von Oettingen-Wallerstein; wurde Lehrer an der königl. polytechnischen Schule und bayerischer Unterthan. Die beiden Genien aus Marmor an dem Sockel des Denkmals von dem Herzoge von Leuchtenberg, in der Jesuitenkirche, gehören auch in jene Zeit.

Im Jahre 1832 machte er eine zweite Statue für den Giebel der königl. Glyptothek aus Marmor; 1833 viele Modelle zu Verzierungen in die Säle der Pinakothek, eben dahin mehrere Reliefs: die 4 Welttheile, die 4 Elemente und die Grazien vorstellend; in dem Korridor daselbst viele Köpfe berühmter Maler, alles in Stucco; ferner 4 Candelabres aus Marmor mit kleinen Reliefen für die Walhalla, eine dritte Statue aus Marmor für das Giebelfeld der königl. Glyptothek; 2 große Löwen aus Sandstein, vor dem Eingang in die Pinakothek und 2 Candelabres aus Marmor für den neuen Königsbau beschäftigten ihn im Jahre 1834 und jetzt. Eine Composition aus der deutschen oder nordischen Mythe, das Giebelfeld einer Walhalla, wird der Grabstichel ins Publikum bringen.

Adolph von Schaden: Artistisches München im Jahre 1835 oder Verzeichniß gegenwärtig in Bayerns Hauptstadt lebender Architekten, Bildhauer, Tondichter, Maler, Kupferstecher, Lithographen, Mechaniker etc. Aus den von ihm selbst entworfenen oder revidirten Artikeln zusammengestellt und als Seitenstück zum gelehrten München im Jahre 1834 herausgegeben durch Adolph von Schaden. München, 1836.

Die bildende Kunst in München (1842)

Johann Ernst Mayer,

der Sohn eines Strumpfwirkers, geboren 24. Juni 1796 in Ludwigsburg, bildete sich an der dortigen Kunstschule, die er seit dem Jahre 1810 besuchte, und wurde im Jahre 1818 von Klenze nach München berufen, um die Modelle zu den Verzierungen der Glyptothek, Reitbahn u. s. w. zu fertigen, während er zugleich die k. Akademie besuchte. Im dritten Jahre darauf kehrte er nach Stuttgart zurück, wo er die Büste der Königin Wittwe in Marmor ausführte, und im folgenden Jahre ging er nach Italien, wo er eifrig nach den Antiken und unter der Leitung Thorwaldsens, für den er Mehreres, auch eine Büste im Auftrage des Kronprinzen von Bayern für die Walhalla, ausführte. Seine letzte Arbeit dort war ein Relief: die Aufforderung des Agamemnon, Menelaus und Palamedes an Odysseus zum Zuge nach Troja.

Im Jahre 1826 kehrte er nach München zurück, die beschädigten Antiken zu ergänzen, welche in der Glyptothek sollten aufgestellt werden. Während dessen fertigte er mehrere Büsten berühmter Männer, andere zu Denkmälern, und sechszehn Figuren: die Musen, Mnemosyne, Apollo, Diana, und die Horen, etwas unter Lebensgröße, und sieben bacchische Genien in Medaillonform in Stucco für Verzierung eines Saales im Palaste des Herzogs Maximilian; die beiden Genien aus Marmor am Sockel des Denkmales für den Herzog von Leuchtenberg.

Im Jahre 1830 wurde er zum Professor der Bildhauerkunst an der polytechnischen Schule ernannt. Für das Giebelfeld der Glyptothek arbeitete er drei Statuen, für die Pinakothek mehrere Reliefe und Köpfe berühmter Maler in Stucco, viele Modelle zu den Verzierungen für die Säle jenes Gebäudes, ausgezeichnet vor allen die Reliefe in dem Rubenssaale: die vier Elemente, die vier Welttheile und die Grazien, und die zwei großen Löwen aus Sandstein am Eingange. Für den Königsbau verfertigte er zwei Kandelaber aus Marmor, acht andere mit kleinen Reliefen und einen Tisch für die Walhalla. Von seiner Erfindung sind die sitzenden Statuen des Homer und Thukydides, welche auf der Einfassung der Eingangsstiege zur Bibliothek stehen. Ueber dem Ausgangsthore vom Hofgarten in den englischen stehen von ihm Pallas Athene und Roma.

Von ihm sind die polychromisch geschmückten Denkmale für die in München verstorbenen Griechen Elias Mauromichalis und Leonidas, den Sohn des in der neueren griechischen Geschichte bekannten Odysseus; ein sehr schön verzierter Sarkophag in die Kapelle nach Starnberg, von dem Prinzen Karl dem Andenken der Freifrau von Bayerstorf; die mit Blumengewinden geschmückte Büste des Botanikers Schrank in dem botanischen Garten in München. Nach Ingolstadt kamen zum Schmuck der Thore kolossale Reiter- und Ritterstatuen, jene stellen die beiden ersten Erbauer der Festung vor: Solms-Münzenberg und Speckle; diese die beiden Wiederhersteller in der neuesten Zeit, die Generale Streiter und Becker.

Für das Museum in Petersburg führt er nordische Riesen in Marmor aus, als Atlanten; nach Würzburg ein schönes Denkmal für Heine, den Erfinder der Orthopädie, eine charakteristische Statue, mit zwei Reliefen, die am Piedestal angebracht werden. Das eine zeigt den Heilkünstler in seiner Werkstätte, wie eine Frau mit ihrem Kinde, ein Lahmer und Andere Hülfe bei ihm suchen; das andere zeigt Sphinxe, welche die Heilwerkzeuge bringen. In der Mitte ist eine Inschrift angebracht, welche die ehrenvolle Würdigung des Künstlers bezeichnet, die ihm in Würzburg durch den König Maximilian von Bayern, und in Haag durch den König Wilhelm wurde.

Zu seinen trefflichsten Entwürfen gehört: die Thaten eines Helden und dessen Einführung in die Walhalla.

Dr. Johann Michael von Söltl: Die bildende Kunst in München. München, 1842.

Kunstblatt (19.3.1844)

Ein dritter schmerzlicher Verlust in demselben Monat ist der des Bildhauers Ernst Mayer. Derselbe starb in der Nacht vom 21. auf den 22. Januar, in seinem 47. Lebensjahr. Es scheint, daß ein sehr heftiger Fall auf das Straßenpflaster in der vorhergegangenen Woche, an einer abschüssigen übereisten Stelle, seinen Tod herbeigeführt. Zwar war er nach der Zeit noch in Augsburg, kehrte auch ganz wohl zurück, bekam aber sodann am 19., ohne weitere Veranlassung, eine Verengung des Schlundes, so daß er nicht einen Tropfen zu sich nehmen konnte. Dieser schreckliche Zustand, durch heftige Schmerzen in den Nieren gesteigert, endete nur kurz vor seinem Scheiden. Obwohl schon in der Hand des Todes, fühlte er sich mit einem Male gesund, und schlief in der Hoffnung auf völlige Genesung für den nächsten Morgen sanft ein, ohne wieder aufzuwachen. Er war 1796 geboren in Ludwigsburg und daselbst Schüler des Hofbildhauers Isopi, bei welchem er den Grund zu seiner geschmackvollen Ausbildung im Gebiete der plastischen Ornamentik legte. Durch den Geheimerath v. Klenze wurde er in München im J. 1818 für die Glyptothek beschäftigt, um an der Restauration antiker Bildwerke zu arbeiten, 1821 ging er auf fünf Jahre nach Italien, und arbeitete theils für sich, theils in dem Studium von Thorwaldsen. Seit 1826 wieder in München, hatte er für den König Ludwig Verschiedenes auszuführen; auch in dem Palaste des Herzogs Maximilian in Bayern, in der Michaelskirche bei dem Monumente des Herzogs von Leuchtenberg ist Mehreres von seiner Hand. Seine letzten Arbeiten waren die Roma und die Athena über dem Eingang zu dem königlichen Hofgarten und mehrere reiche Candelaber für die Walhalla. Ueberhaupt war er in der Ornamentik besonders ausgezeichnet, und wirkte auf diesem Felde auch als Professor der polytechnischen Anstalt. In der letztverflossenen Zeit hatte er sich mehr gewerblicher Technik zugewandt, und namentlich den Bau einer nach neuen Prinzipien construirten Getreidemühle in der Nähe von Augsburg betrieben. Mayer hinterläßt den Ruf eines durchaus unbescholtenen, rechtschaffenen Mannes und eines eben so anspruchslosen als gewissenhaft tüchtigen Künstlers. Er war ein herzlicher, wohlwollender Freund, ein liebevoller Gatte und Vater, und Vielen geht sein Scheiden nahe.

Kunstblatt No. 23. Dienstag, den 19. März 1844.

Allgemeine Deutsche Biographie (1885)

Mayer: Ernst (Johann) M., Bildhauer, geb. am 24. Juni 1776 als der Sohn eines Strumpfwirkers zu Ludwigsburg, lernte an der dortigen Kunstschule unter dem Hofbildhauer und Bronzegießer Ant. Isopi (1753–1833), kam 1818 durch Klenze nach München, um Relief-Verzierungen an der Reitschule und in der Glyptothek zu modelliren, ging 1822 nach Italien, wo ihn Thorwaldsen anzog, unter dessen Leitung er auch ein Relief (Agamemnon, Menelaus und Palamed kommen zu Odysseus, ihn zum Zuge gegen Troja auffordernd) vollendete. Nach seiner Rückkehr 1826 restaurirte M. viele Antiken in der Glyptothek, fertigte Büsten für König Ludwig (Thorwaldsen, Martius, Fürst Oettingen-Wallerstein) und drei Figuren für das Giebelfeld der Glyptothek, auch viele Figuren und Reliefs in Stucco für den Tanzsaal im Palais des Herzogs Maximilian. Die Genien am Sockel von Thorwaldsen's Monument für den Herzog von Leuchtenberg (in der Michaels-Kirche) sind von seiner Hand; desgleichen die Statuen der Roma und Athene über dem Ausgangsportal des Hofgartens, ferner die Sandstein-Löwen vor der alten Pinakothek und die Kolossalstatuen des Homer und Thucydides vor der Bibliothek. Auch im Gebiete der Ornamentik leistete er Ausgezeichnetes, z. B. mit der plastischen Decoration des Rubens-Saales in der Pinakothek, und lieferte mehrere Kandelaber für die Walhalla und die neue Residenz. Als Professor an der polytechnischen Schule bildete M. viele tüchtige Kräfte, darunter insbesondere Halbig, welcher bei dem am 22. Januar 1844 eingetretenen Ableben Mayer’s seinem Lehrer im gleichen Amte folgte. M. verstand sich auch auf gewerbliche Technik und betrieb den Bau einer nach seinen Principien construirten Getreidemühle bei Augsburg.

Vgl. Schadens Artistisches München 1836 S. 70. Raczynski II, 497. R. Marggraff im Conversations-Lex. der Gegenwart, Leipz. 1841, IV. Bd. 2. Abth. S. 658. Kunstvereins-Bericht f. 1844 S. 58.

Hyac. Holland.

Dr. phil. Hyazinth Holland: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1885.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Mayer Ernst, 1776 (Ludwigsburg/Wttbg.) – 1844, Bildhauer und Professor; M. war Schüler von A. Isopi und Gehilfe von L. von Klenze und Thorwaldsen; seit 1830 lehrte er als Professor am Münchner Polytechnikum; er schuf Bildwerke für die Glyptothek und das Herzog-Max-Palais (heute Herzog-Karl-Theodor-Palais, Ludwigstraße 8).

Hauptwerke: Statuen der Roma und Athene über dem Hofgartenportal, Kolossalfiguren Homers und Thukydides’ vor der Bayerischen Staatsbibliothek.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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