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5 – 16 – 9 (Gail)

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Die Grabinschrift ist nicht erhalten

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Wilhelm Gail

* 7.3.1804 (München)
† 26.2.1890 (München)
Architekturmaler und Genremaler

Artistisches München im Jahre 1835 (1836)

Gail, Wilhelm, geb. zu München im Jahre 1804, verlor seinen Vater schon im sechsten Jahre, und trat, von seiner Mutter unterstützt, im Jahre 1817 aus dem königl. Gymnasium als Eleve der königl. Akademie in die Bauschule, unter Professor Fischer, ein. Nach dem dritten Jahr jedoch zog ihn das Malereifach, welches ihn schon von früher Zeit her stets lebendig interessirt hatte, an, und er ließ sich in die Malerklassen einschreiben.

Im Jahre 1822 verließ er die Akademie, und arbeitete an seinem ersten Oelbildchen im Atelier seines Schwagers, des gefeierten Künstlers, Peter Heß. Zu seinen ersten Bildern, welche er zu Hause malte, wählte er meistens Scenen aus dem bayerischen Gebirgsleben.

Im Frühjahre 1825 erhielt er einen Ruf von dem Herrn Baron von Malzen, damals k. b. Geschäftsträger am sardinischen Hof, von welchem er auf einer Reise durch Savoyen und Piemont frei gehalten wurde, und demselben dafür in Turin 13 Blätter zu einem Werke: »Monuments Romains dans les etats de Sardaigne«, welches Baron von Malzen herausgab, nach Natur und auf Stein zeichnete. Nebenbei fertigte er verschiedene kleine Platten für einen Herausgeber in Turin, unter andern ein aus 12 Blättern bestehendes Werkchen unter dem Titel: »Scene populari de Genova.« Mit diesen geringen Mitteln faßte er den Entschluß, nach Rom zu reisen, und kam dort im Herbst desselben Jahres an. Von Rom aus machte er zweimal die Reise nach Neapel und Pesto. Da ihm aber, obwohl er sich immer noch Genremaler nannte, die Tempel in Pesto so außerordentlich gefielen, blieb er das zweitemal 8 Tage im Neptunstempel, bis ihn das Fieber, welches er sich durch die dort herrschende aria cativa zuzog, nöthigte, sich nach Neapel und endlich nach Rom zurückzuziehen, nachdem er sich jedoch glücklicher Weise an allen jenen interessanten Punkten, wie Amalfi Sorrento, Pompei, Puzoli, den Inseln Capri, Ischia, Procida etc. reichen Stoff für sein Portefeuille gesammelt hatte. Im November 1827 kehrte er nach München zurück, malte da verschiedene kleine Bilder aus Italien, z. B. den Tempel des Neptuns aus Pesto, den Klosterhof aus Viterbo etc., und gab ein Werkchen von 30 Blättern unter dem Titel: »Erinnerungen an Florenz, Rom und Neapel« heraus.

Im Jahre 1830 besuchte er Paris und einen Theil der Normandie, auf welcher Reise er sechs Monate zubrachte. 1831 lehrte er abermals nach Italien, oder eigentlich nach Venedig zurück, wo er mehrere Monate blieb. Zurückgekehrt von da, wandte er sich ausschließend zur Architektur-Malerei, und fertigte mehrere Bilder aus Venedig, wovon das größte den Korridor des Dogenpallastes vorstellt.

Im Jahre 1832 bot er abermals all sein Erworbenes auf, um endlich seinen lang gehegten Vorsatz ins Werk zu setzen, und trat seine Reise nach Spanien an, um dort die Maurischen Denkmale zu zeichnen. Auf seiner Reise, die jedoch mit manchen Schwierigkeiten und Fatiguen verbunden war, hielt er sich hauptsächlich in Barcelona, Tarragona, Valenzia, Malaga, Gibraltar, Cadiz, Sevilla, Cordova, Granada, Toledo, Madrid und Saragossa auf, und kehrte nach einem vollen Jahre wieder nach München zurück, wo seine architektonischen Zeichnungen (Namentlich die der weltberühmten Alhambra, in der er sich an 4 Monate lang aufgehalten hatte, und der Mosque von Cordova.), so wie seine Costumesammlung, und namentlich der Ciclus des Stiergefechtes, allgemeines Interesse erregten.

Sein erstes großes Bild seitdem stellte den berühmten Löwenhof aus der Alhambra dar, welches Se. königl. Hoheit der Kronprinz von Bayern kaufte. Das zweite den Erker der Lindaraja aus der Alhambra bestellte Se. königliche Hoheit der Kronprinz von Preußen (Beide Bilder mit Maurischen Custumen staffirt). Das arabische Sanctuarium aus der Mosque von Cordova war das letzte, welches er fertig im Kunstvereine zu München ausstellte, und das nächste wird die Ruine des Klosters San Juan de los Reyes in Toledo darstellen, mit der historischen Staffage der Erstürmung dieses Klosters durch die Franzosen im Jahre 1810.

Adolph von Schaden: Artistisches München im Jahre 1835 oder Verzeichniß gegenwärtig in Bayerns Hauptstadt lebender Architekten, Bildhauer, Tondichter, Maler, Kupferstecher, Lithographen, Mechaniker etc. Aus den von ihm selbst entworfenen oder revidirten Artikeln zusammengestellt und als Seitenstück zum gelehrten München im Jahre 1834 herausgegeben durch Adolph von Schaden. München, 1836.

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (18.12.1838)

Gallerie einiger in München lebender Künstler.
(Fortsetzung.)

Gail, Wilhelm.

Dominik Quaglio war groß in der Architekturmalerey. Der Ruhm, den sich dieser Künstler erwarb, breitet sich allmählig in ganz Europa aus. Mitten unter seiner schöpferischen Thätigkeit raffte ihn, den Trefflichen, zu früh der Tod auf dem Schlosse Hohenschwangau weg, das nun ein wahrhaftes Feenschloß genannt werden darf.

Dort prangen die Monumente dieses verdienten Künstlers in herrlicher Farbenpracht und zeugen an Wand und in Hallen, in Gemächern und Gängen von den Thaten seines Talentes, das im Vereine mit andern unter seiner Leitung beschäftigten Künstlern die schönsten Schöpfungen zu Tage förderte.

Neben diesem unvergeßlichen Meister blühte manches vorzügliche Talent in der Architekturmalerey heran.

Wir kommen zu Wilhelm Gail zurück, der, zu München im Jahre 1804 geboren, als Zögling der königl. Akademie in die Bauschule unter Professor Fischer trat, der das königl. Hoftheater gebaut hatte. Seine Neigung entschied sich bald für die Malerey. Die Bande der Verwandtschaft, die sich später zwischen ihm und dem gefeyerten Künstler, Peter Heß, schlangen, zogen ihn mehr und mehr in den zauberischen Kreis der Farben, und Scenen aus dem bayerischen Gebirgsleben waren die erste Frucht seiner künstlerischen Bestrebungen. Die Architektur, ursprünglich seine Bestimmung, bot ihm nur die erwünschten, mannigfaltigen Mittel für die neue Laufbahn.

Gail folgte 1825 dem Rufe des Freyherrn von Malzen, des damaligen königl. bayerischen Geschäftsträgers am sardinischen Hofe, der ihn auf einer Reise durch Savoyen und Piemont frey hielt und dem er dafür in Turin dreyzehn Blätter zu einem Werke: »Monuments Romains dans les états de Sardaigne« nach der Natur und auf Stein zeichnete. Neben diesen Denkmälern fertigte er verschiedene, kleine Platten, unter andern ein aus zwölf Blättern bestehendes Werk: »Scene populare di Genova.« Ohne Rom gelangt kein Künstler zu irgend einer Größe und Bedeutung. Gail widerstand nicht länger dem Drange, Rom zu sehen, und reiste dahin, um seinen heißen Durst an den grandiosen Überresten der alten ewigen Roma, an den Kunstherrlichkeiten ihrer großen Meister zu stillen.

Von Rom aus unternahm er zweymal einen Ausflug nach Neapel und Pästum. Die herrlichen Tempel Pästums entzückten ihn bis zur Begeisterung und der Genremaler stand auf dem Puncte, diesem Fache zu entsagen. Er eilte, hingerissen von den Wundern der antiken Baukunst, nach Amalfi, Sorrento, Pompeji, Puzzuoli, den Inseln Capri, Ischia, Procida etc., wo er sich reichen Stoff gesammelt hatte. Im November 1827 wieder nach München zurückgekehrt, malte er verschiedene kleine Bilder aus Italien, z. B. »den Tempel des Neptun zu Pästum,« »den Klosterhof aus Viterbo« etc. und gab ein Werkchen unter dem Titel: »Erinnerungen an Florenz, Rom und Neapel« heraus.

Im Jahre 1830 besuchte er Paris, einen Theil der Normandie, und lenkte über das südliche Frankreich und Ober-Italien nach Venedig seine Reise. Der längere Aufenthalt in der Meerstadt der Dogen gab seinem Talente vollends die Richtung zur Architekturmalerey. Nach seiner Zurückkunft fertigte er in München mehrere Bilder aus Venedig, wovon das größte den Corridor des Dogenpallastes darstellt. Voll von den großartigen Eindrücken, welche Rom, Pästum, Sorrent und zuletzt Venedig auf des Künstlers nimmer rastende Seele machten, die ganze Kunstwelt, die sein Auge unter dem lachenden Himmel Italiens mit Gierde verschlang, in seinem Innern abspiegelnd, war er in seinem Streben nach Außen noch nicht gesättigt.

Die Architektur der Römer und selbst der Griechen während seines Aufenthaltes in Unteritalien hatte seinem Genius durch die Erhabenheit, durch die hohe Klarheit ihrer Constructionen, durch den leichten Schwung und die edle Einfachheit die Bahn angedeutet, die er einzuschlagen habe. Doch nicht in imposanten, majestätischen Massen das Erschaute als Baukünstler schaffend nachzubilden, war sein Beruf: diese großartigen Verhältnisse durch den Pinsel darzustellen, die architektonische Malerey war es, die den ganzen Raum seines Strebens ausfüllen sollte. Gail richtete nun seine Blicke nach Spanien, der Entschluß war gefaßt, er nahm vertrauensvoll im Jahre 1832 den Wanderstab, um jenseits der Pyrenäen die majestätischen Denkmale der maurischen Baukunst zu zeichnen. Allen Schwierigkeiten muthig entgegenkämpfend, erreichte er die einst so berühmte Heimat der Ommiaden, die heilige Stätte eines Abderraman und schlug abwechslungsweise seinen Wohnsitz in Barcelona, Tarragona, Valencia, Malaga, Gibraltar, Cadix, Sevilla, Cordova, Granada, Toledo und Saragossa auf und kehrte noch einem Jahre wieder nach München zurück, wo seine architektonischen Zeichnungen, namentlich die der weltberühmten Alhambra und die Moschee von Cordova, so wie seine Costümsammlung und besonders der Cyclus des Stiergefechtes, allgemeines Interesse erregten. Sein erstes, großes Blld stellte den berühmten Löwenhof aus der Alhambra dar, welches Se. königl. Hoheit der Kronprinz von Bayern kaufte. Das zweyte den Erker der Lindaraja aus der Alhambra bestellte Se. königl. Hoheit der Kronprinz von Preußen. Das arabische Sanctuarium aus der Moschee von Cordova, die Ruine des Klosters San Juan de los Reyes in Toledo, mit der historischen Staffage der Erstürmung dieses Klosters durch die Franzosen im Jahre 1810; das Innere der Tempel in Sevilla, Toledo etc. in dem maurischen Baustyle stellt der Künstler Jahr für Jahr in dem Kunstvereine aus und arbeitet an der Vollendung der übrigen architektonischen Gemälde.

(Werden fortgesetzt.)

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode 151. Dienstag, den 18. Dezember 1838.

Die bildende Kunst in München (1842)

Wilhelm Gail,

geboren 1804 zu München, besuchte zuerst die lateinische Schule und trat dann in die Bauschule der k. Akademie über, 1817. Nach tüchtigen Studien in diesem Kunstzweige wendete er sich zur Malerei, verließ die Akademie im Jahre 1822 und bildete sich vorzüglich unter der Leitung seines Schwagers Peter Heß unermüdet weiter. Scenen aus dem bayerischen Gebirgsleben stellte er am liebsten dar.

Im Frühjahre 1825 begleitete er den Freiherrn von Malzen auf einer Reise durch Savoyen und Piemont und zeichnete für denselben dreizehn Blätter auf Stein, welche nachmals unter dem Titel »Römische Denkmäler in den Staaten von Sardinien« erschienen. Zugleich führte er mehrere kleinere Steinzeichnungen aus, Volksscenen von Genua, und begab sich darauf nach Rom. Von hier aus wanderte er zweimal nach Neapel, um die Sitten der Einwohner zu beobachten und in Bildern wieder zu geben; er machte Ausflüge nach Pesto, wo ihm die Tempelruinen so sehr gefielen, daß er im Neptunstempel acht Tage lang verweilte und die schönsten Ueberbleibsel sorgfältig zeichnete, bis ihn das Fieber zwang sich nach Neapel und Rom zurückzubegeben. Nach seiner Rückkehr führte er in München mehrere kleinere Oelbilder seiner in Italien gesammelten Skizzen aus, und gab unter dem Titel: Erinnerungen an Florenz, Rom und Neapel, ohngefähr dreißig Zeichnungen auf Stein heraus.

Im Jahre 1830 besuchte er Paris und einen Theil der Normandie, im folgenden Jahre Venedig, und widmete sich dann ausschließlich der Architekturmalerei. Da Dominik Quaglio in der Darstellung der mitteldeutschen Baudenkmäler großen Ruhm erworben hatte, wollte Gail sich durch die treue Schilderung eines anderen Baucharakters eben so auszeichnen, und er begab sich deswegen im Jahre 1832 nach Spanien, die Maurischen Denkmale zu zeichnen. Obgleich die Reise mit großen Schwierigkeiten verbunden war, blieb er seinem Plane treu und weilte längere Zeit zur Aufnahme der vorzüglichsten Gebäude aus jener Maurischen und nachfolgenden Periode in den wichtigsten Städten Spaniens, und kehrte nach einem Jahre nach München zurück, wo seine Zeichnungen die allgemeine Theilnahme der Kunstfreunde erregten und die Schilderung eines Stiergefechtes in einer Reihe von Darstellungen lebhaften Beifall erhielt.

Seitdem gibt er in vielen Oelbildern die Ansichten Maurischer Gebäude, oder der von ihnen eingeschlossenen Höfe, und läßt die Baudenkmale, welche die Araber einst in Spanien errichteten, in der Schilderung der köstlichen Ueberreste bewundern: die luftigen Bogen auf den schwachen, rohrförmigen Säulchen, die Marmorbrunnen und Bäder, oder er führt uns in die stillen und öden Gänge alter Klöster, oder in feierliche Kirchenhallen, oder auf die steilen Bergeshöhen, auf denen Einsiedeleien thronen. Zuweilen gibt er auch durch eine architektonische Verzierung und Oeffuug, durch die säulengetragenen Vorhallen, eine überraschende und entzückende Aussicht auf Meer und Gebirg, welche im warmen Lichte des Südens schimmern. Bekannt ist sein Löwenhof im Schlosse Alhambra bei Granada. In der Mitte der Säulenhallen, welche den Hof umgeben, versendet ein Brunnen mit doppelten Becken, die von zwölf steinernen Löwen getragen werden, Wasser nach verschiedenen Richtungen hin. Die ganze glänzend phantastische Pracht des mit Stukkatur und Mosaik reich geschmückten Palastes aus dem dreizehnten Jahrhunderte wird hier sichtbar; dazu kommt der Zauber des Lichtes, die üppige Pflanzenwelt, eine Gruppe von spanischen Frauen und einem Sänger, welche sich auf reichem Teppich im Schatten der Halle um eines der acht kleinen Bassins gelagert haben, die in den verschiedenen Theilen des Hofes Kühlung verbreiten.

Ein anderes Bild schildert die Vertheidigung und Erstürmung des Klosters S. Juan de los Reyes in Toledo. Die Wölbungen des im mitteldeutschen Style erbauten Kirchenschiffes stürzen zusammen, an den Säulen des Schiffes sind die Heiligenbilder aus Stein, zertrümmert, sichtbar; durch eine weite Oeffnung erblickt man den lichten Himmel und den Thurm der Kirche. Schutt und rauchende Trümmer bedecken den Mittelgrund, auf welchem sich verschiedene kriegerische Gruppen zeigen; vor allen zieht den Blick auf sich ein Mönch, der sich um einige verwundete Franzosen bemüht. Der Vordergrund ist im Reflexlicht gehalten.

Einen ganz eigenen Eindruck machen in seinen Schilderungen von Klostergängen und Kirchen die Gruppen von Geistlichen und Mönchen, die sich wenig von Statuen unterscheiden.

Dr. Johann Michael von Söltl: Die bildende Kunst in München. München, 1842.

Universal-Handbuch von München (1845)

Gail, Wilhelm,

geboren zu München im J. 1804, studirte am hiesigen Gymnasium, und kam 1817 als Zögling der k. Akademie in die Bauschule unter Professor Fischer. Nach 3 Jahren widmete er sich der Oelmalerei und arbeitete Anfangs unter der Leitung seines Schwagers, des k. Hofmalers Peter Heß. Seine ersten Bilder waren meistens Schilderungen aus dem bayerschen Gebirgsleben. Im Jahre 1825 machte er mit dem k. bayerschen Geschäftsträger am sardinischen Hofe Freiherrn v. Malzen eine Reise nach Turin, Hier fertigte er die »Monuments Romains dans les états de Sardaigne« in 13 Blättern zu einem Werke, welches der genannte Baron herausgab. Auch noch 12 andere Blätter zu dem Werkchen: »Scene populari de Genova« sind von ihm.

Bald darauf ging er nach Rom, dann nach Neapel und Pesto, wo ihm besonders die Tempel gefielen; er wurde aber durch Krankheit genöthigt, sich über Neapel nach Rom zurückzuziehen, nachdem er in der Zwischenzeit von den interessanten Punkten Amalfi, Sorrento, Pompei, Puzoli, den Inseln Capri, Ischia, Procida viele Skizzen für seine Mappe sammelte. Im November 1827 kam er nach München zurück und malte verschiedene kleine Bilder aus Italien, den Tempel des Neptuns zu Pestum, den Klosterhof zu Biterbo, und gab ein Werkchen von 30 Blättern unter dem Titel: »Erinnerungen an Florenz, Rom und Neapel« heraus. Bald darauf besuchte er Paris im Jahr 1830, ging 1831 nach Italien, eigentlich nach Venedig, wo er mehrere Monate blieb. Zurückgekehrt von dieser Reise nach München vollendete er mehrere Architekturgemälde aus Venedig, deren größtes den Corridor des Dogen-Palastes vorstellt.

Im Jahre 1832 nahm er seine Ersparnisse zusammen und trat eine Reise nach Spanien an, um die dortigen maurischen Denkmale zu zeichnen. Bei dieser schwierigen Reise, wo er viele nichts weniger als angenehme Erlebnisse zu bewältigen hatte, hielt er sich hauptsächlich in Barcelona, Tarragona, Valenzia, Malaga, Gibraltar, Cadiz, Sevilla, Cordova, Granada, Toledo, Madrid und Saragossa auf, und kehrte nach einem Jahre wieder nach München zurück, wo er in architektonischen Bildern seine gesammelten spanischen Skizzen wiedergab, worunter besonders der Löwenhof der Alhambra rühmlicher Erwähnung verdient, welches Bild Se. k. Hoh. der Kronprinz Maximilian von Bayern kaufte. Sein zweites, den Erker der Lindaraja aus der Alhambra, hat der Kronprinz von Preussen, jetziger König Wilhelm lV., erkauft. Diesen ähnliche Bilder waren das arabische Sanctuarium aus der Mosque von Cordova, dann die Ruine des Klosters San Juan de los Reyes in Toledo, mit der historischen Staffage der Erstürmung dieses Klosters durch die Franzosen im Jahr 1810. Die Wölbungen des im mitteldeutschen Style erbauten Kirchenschiffes stürzen zusammen, an den Säulen des Schiffes sind die Heiligenbilder aus Stein, zertrümmert, sichtbar; durch eine weite Oeffnung erblickt man den lichten Himmel, den Thurm der Kirche; Schutt und rauchende Trümmer bedecken den Mittelgrund, auf welchem sich verschiedene kriegerische Gruppen zeigen; man sieht einen Mönch, der sich mit verwundeten Franzosen beschäftigt.

Die Darstellungen von Ansichten Maurischer Gebäude und ihrer eingeschlossenen Höfe läßt die Baudenkmale, welche die Araber einst in Spanien errichteten, selbst in den köstlichen Ueberresten noch bewundern. Ueberhaupt ist Gail als Architekturmaler sehr hoch geschätzt.

Universal-Handbuch von München. München, 1845.

Ansichten und Bemerkungen über Malerei und plastische Kunstwerke (1846)

Ich gehe nun zu einigen Bildern der neueren Epoche meiner eigenen Sammlung über, von denen ich namentlich heraushebe:

9. Wilhelm Gail, in München, 1804 geboren; Kloster zu Viterbo. Ein ausgezeichneter Architekturmaler, der die Perspektive genau kennt, und das Tages- so wie das Sonnenlicht gut zu verbreiten weiss.

Freiherr Max von Speck-Sternburg: Ansichten und Bemerkungen über Malerei und plastische Kunstwerke. Leipzig, 1846.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Gail Wilhelm, 1804 (München) – 1890, Herzog-Leuchtenbergischer Kabinettsrat und Architekturmaler; Sohn eines kurfürstlichen Galerieaufsehers und Schwager P. von Hess’, studierte G. an der Münchner Kunstakademie, bereiste 1825 Italien, erwarb sodann durch seine Architekturbilder (z. B. Wasserleitung in der Campagna, Klosterhof in Viterbo) und Genrestücke (Rückkehr neapolitanischer Schiffer, Zimmer eines Chirurgen in einem Kapuzinerkloster in Rom) volkstümliche Beliebtheit; 1830 verweilte G. in Frankreich, dann wieder in Italien und Spanien; auch hier war er sehr fruchtbar (Klosterkapelle mit betenden Nonnen, Löwenhof in der Alhambra, Klostergang einer spanischen Kirche); endlich heimgekehrt, wählte er daneben zahlreiche Motive aus der deutschen Umwelt; 1854 war G. Generalbevollmächtigter und Kabinettsrat des Herzog Nikolaus von Leuchtenberg.

© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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