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6 – 14 – 2 (Ast · Lanzlott)

Ω

Hier ruhet in Gott
unsere Tante
Johanna Lanzlott,
gest. März 1879, im 68. Lebensjahre.
Ihr folgte ihre Nichte
Karoline Lanzlott,
Schullehrerin a. D.
gest. 4. März 1902, im 76 Lebensjahre.
Rosa Lanzlott,
k. Hofschauspielerin a. D.
gest. 16. Okt. 1923, im 92. Lebensjahre.

Friede ihrer Asche.

6.14.2. Schwarz

Ω

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Dr. phil. Georg Anton Friedrich Ast

* 29.12.1778 (Gotha)
† 31.10.1841 (München)
Philosoph

Allgemeine Deutsche Biographie (1875)

Ast: Friedrich A., ein philosophisch gebildeter Philolog, geb. zu Gotha am 29. Dec. 1778, † 31. Dec. 1841, bezog, auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt tüchtig vorgebildet, 1798 die Universität zu Jena, um sich dem Studium der Theologie zu widmen. Aber angezogen durch das rege Leben der lateinischen Gesellschaft unter Eichstädt’s Leitung trat er bald zur Philologie über und betrieb außerdem fleißig philosophische Studien. Bereits nach dreijähriger Wirksamkeit als Docent der Philologie und Philosophie zu Jena erhielt A. 1805 einen Ruf als Professor der classischen Litteratur an die Universität zu Landshut, in welcher Stellung er auch nach Verlegung der Universität nach München bis zu seinem Tode verblieb.

Seine litterarische Thätigkeit bewegte sich in den früheren Jahren vorzugsweise auf philosophischem Gebiete. Seine zahlreichen philosophischen und ästhetischen Hand- und Lehrbücher (Handbuch der Aesthetik, 1805, Grundriß der Aesthetik, 1807, Grundlinien der Grammatik, Hermeneutik und Kritik, 1808, Grundlinien der Philosophie, 1809, Grundriß einer Geschichte der Philosophie, 1807 und 1825, Entwurf einer Universalgeschichte, 1808 und 1810 etc.) waren in seiner Zeit sehr geschätzt und viel verbreitet. Als Philolog erwarb sich A. einen bedeutenden Ruf durch seine Arbeiten über Plato. Nach verschiedenen Monographien, von denen wir das noch jetzt geschätzte Werk über »Plato’s Leben und Schriften« (1816) hervorheben, folgte seine Gesammtausgabe des Plato in 9 Bänden (1819–27), deren Hauptwerth auf der in gewandtem und fließendem Latein gefertigten Uebersetzung beruht. Von dem zu breit angelegten Commentar erschienen nur 2 Bände (1829–32 zu Protagoras, Phädros, Gorgias und Phädo). Den Abschluß seiner Arbeiten über Plato bildete das »Lexicon Platonicum« in 3 Bänden (1834–39). Als Lehrer war A. geistreich und anregend, um jedoch einen tüchtigen Nachwuchs jüngerer Philologen heranzuziehen, war er etwas zu bequem, wie überhaupt auf der Universität zu Landshut nach kurzer, vielversprechender Blüthe bald ein starker Quietismus unter den Lehrern eingerissen ist. (Meusel, Gel. Teutschl. Bd. IX.–XXII. N. Nekrol. d. D., Jahrg. 1841. S. 1021.)

Halm.

Halm: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1875.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Ast Georg Anton Friedrich, Dr. phil., 1776 (Gotha) – 1841, Philosoph, Ästhetiker, Philolog und Universitätsprofessor; er studierte in Jena Theologie, Philosophie und Philologie, war Dozent in Jena und Professor in Landshut und ab 1826 in München; er ist vor allem bekannt durch seine philosophiegeschichtlichen, besonders platonischen, Studien; dieser Schüler Schellings und Hegels stand nach seiner Berufung an die Universität Landshut (1805) mit Sailer und Savigny im Lager der Aufklärungsgegner; seine »Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst« (1808/10) war das Organ der Landshuter Romantiker.

Hauptwerke: System der Kunstlehre, Grundlinien der Philosophie, Grundriß der Geschichte der Philosophie, Platons Leben und Schriften, Platon-Ausgabe mit lateinischer Übersetzung und Kommentar, Lexikon Platonicum 3 Bde. (Neudruck: Bonn 1956!).

© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.

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Rosa Lanzlott

* 26.10.1831 (München)
† 16.10.1923 (München)
Schauspielerin

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik (28.12.1857)

Ueber das Gastspiel unserer k. Hofschauspielerin Frl. Lanzlott zu Augsburg entnehmen wir dort. Berichten: die jüngst verflossene gastspielreiche Woche (italien. Oper und Levassor) brachte uns viel Neues, mancherlei Gutes, ja sogar Vorzügliches. In Frl. Lanzlott, die sich bei ihrem zweimaligen Auftreten als »Nandl« im »Versprechen hinterm Heerd« und »Freiherr als Wildschütz«, sowie als »Fanchon« in der »Grille« präsentirte, lernten wir ein sehr schätzenswerthes Talent aus guter Schule kennen und erntete dieselbe namentlich in letzterer Partie durch ihr naturwahres Spiel voll warmer Empfindung reichen Beifall. Frl. Lanzlott, eine jugendliche hübsche Erscheinung, befleißigt sich insbesondere durch richtige Betonung und Reinheit der Sprache, ohne gerade Härten und Aengstlichkeiten zu verrathen. Dieser Vorzug kann nicht genug hervorgehoben werden, weil eine Vernachlässigung dieses wichtigen Theiles der dramatischen Kunst von den Ausübenden wie von Seite des Publikums in der Neuzeit mehr und mehr einzureißen droht, und man geneigt ist, über ein sogenanntes nobles, feines Spiel das Wesentliche zu vergessen. Die Betonungen des Frl. Lanzlot verrathen ihre sorgfältige Beobachtung der Situation und des Ganges der ganzen Handlung. Frl. Lanzlot wurde wiederholt gerufen, und wird es hoffentlich nicht bei dem einzigen Besuch bewenden lassen, sie wird immer ein willkommener Gast seyn.

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik Nr. 362. Montag, den 28. Dezember 1857.

Die Deutsche Schaubühne (1861)

Fräulein Lanzlott ist ein hübsches junges Mädchen, das hauptsächlich in der Localposse gut zu verwenden, aber auch im Uebrigen sichtlich bemüht ist, sich ihrer Aufgaben mit Geschick und Fleiß zu entledigen. Partien wie Margarethe (»Bürger und Junker«), Madelon (»Grille«) finden in ihr eine recht geeignete Darstellerin.

Die Deutsche Schaubühne. Organ für Theater und Literatur. Redigirt von Dr. Teodor Mehl. Hamburg; 1861.

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik (7.3.1866)

München, 6. März.

Als in der letzten Aufführung des Oberon Frl. Lanzlott als Puck verschwinden sollte, um den Hüon zu holen, hatte sie sich neben die Versenkung gestellt, und da sie merkte, daß sie auf einem falschen Platze stehe, sprang sie schnell auf das in die Tiefe sinkende Brett; das Publikum war über den Erfolg des Sprunges in Angst und begrüßte das Fräulein, als es bald darauf wieder wohlbehalten auf der Bühne erschien, mit anhaltendem Applaus.

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik Nr. 66. Mittwoch, den 7. März 1866.

Allgemeine Zeitung (11.10.1893)

München, 11. Oct. Ein Mitglied unsres Hoftheaters feierte kürzlich in aller Stille sein 40jähriges Künstlerjubiläum: Frln. Rosa Lanzlott. Die »Augsb. Abendztg.«, welche nachträglich auf das klang- und sanglose Jubiläum dieser untergeordneten, aber überaus verdienstvollen Schauspielkraft ansmerksam macht, widmet ihr in nachstehenden Zeilen vollberechtigtes Lob. Am 1. October 1853 trat Frl. Lanzlott (nach der Grandauer’schen Chronik) an Stelle von Therese Döllinger. Seit dieser langen Zeit ist sie, zumeist in bescheidenen Röllen zweiten und dritten Ranges, aber immer mit bewundernswerthem Fleiße, mit strenger Gewissenhaftigkeit, auch der kleinsten Aufgabe die höchste Aufmerksamkeit und die sorgfältigste Vorbereitung widmend, im Dienste ihrer Kunst der heimischen Bühne treu geblieben. So manchmal im Laufe der Jahrzehnte durften wir in diesen Blättern ihren Leistungen dankbare Anerkennung zollen, Leistungen, die der großen Welt zumeist nur wenig in die Augen fielen, deren Gediegenheit aber dem aufmerksamen Beobachter erst dann am klarsten zum Bewußtsein kam, wenn ab und zu versucht wurde, eine jüngere Kraft in der gleichen Rolle zu erproben. Martin Schleichs Bühnenstücke waren früher besonders geeignet, der beliebten Künstlerin schöne Triumphe zu bereiten: Schleich hatte ja, als er die fraglichen Rollen schuf, die eigenartige, kernige Begabung seiner Freundin und Landsmännin fest vor Augen. In Schleichs »Bürger und Junker« beging denn auch vor wenigen Tagen die Hofbühne das Erinnerungsfest an die vierzigjährige Thätigkeit der von allen ihren Kunstgenossen hochgeschätzten Jubilarin, aber in aller Heimlichkeit, so daß der weitere Kreis von Freunden und Verehrern erst nachträglich davon Kenntnis; erhielt. Gewiß entsprach die Theaterleitung damit nur einem Herzenswünsche der überbescheidenen Künstlerin, aber ebenso gewiß war es doch nicht ganz recht, denn viele Hunderte von Kunstfreunden, die sich mit lebhaftem Vergnügen der schönen Leistungen der jungen Rosa Lanzlott erinnern und heute noch sich freuen, wenn sie den Namen der gereiften Künstlerin am Theaterzettel lesen, hätten den Tag gern mitgefeiert.

Allgemeine Zeitung Nr. 282. München; Mittwoch, den 11. Oktober 1893.

Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne (1903)

Lanzlott Rosa, geboren in München. Ihre Ausbildung erhielt sie von Louise Söltel (geboren 1822, gestorben am 10. September 1887 in München, war von 1838 bis zu ihrem Tod Mitglied des Münchner Hoftheaters, in Charakterrollen sehr geschätzt. Sie war eine hochgebildete Dame, die ungewöhnlich reiche Kenntnisse in Sprachen besaß. Sie übersetzte aus dem Latenischen und Griechischen, war der französischen, italienischen und englischen, auch der polnischen, russischen und spanischen Sprache mächtig und besaß eine ebenso umfassende literarische wie musikalische Bildung). Schon als junges Mädchen kam L. ans Münchner Hoftheater, in dessen Verband sie am 1. Mai 1853 trat und zuerst im Fache der naiven Liebhaberinnen erfolgreich beschäftigt wurde. Später ging sie ins ältere Fach über und tritt heute hauptsächlich nur noch in Chargen auf. Dieses verdienstvolle und älteste weibliche Mitglied des Münchner Hoftheaters war namentlich in Raimundschen und Schleichschen Stücken beliebt, in denen sie sowohl den schauspielerischen wie gesanglichen Teil zur besten Geltung brachte. Gegenwärtig ist sie ausgezeichnet in volkstümlichen Nebenpartien, die eine gewisse Derbheit vertragen, und mag die Rolle auch noch so klein sein, L. verrät in jedem Satz die gewiegte Schauspielerin. Sie ist ausgezeichnet mit der goldenen Ehrenmünze des königlich bayerischen Ludwigsordens – eine Dekoration, die höchst selten verliehen wird – und gehört der ruhmreichen Vergangenheit der bayerischen Hofbühne an.

Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig, 1903.

Neuer Theater-Almanach (1909)

Oktober 1911

Rosa Lanzlott, Hofschauspielerin in München, nächst Bernhard Baumeister wohl das älteste aktive Bühnenmitglied, vollendet ihr 80. Lebensjahr und wird in herzlicher Weise von ganz München gefeiert.

Neuer Theater-Almanach. Berlin, 1913.

Allgemeine Zeitung (19.6.1909)

Unsere alte Lanzlott, respektvoller: die Königliche Hofschauspielerin Fräulein Rosa Lanzlott sah am 1. d. M. – ein Unikum – auf eine sechzigjährige Dienstzeit zurück und spielte am 11. unter Ehren und Blumen die alte Haushälterin Madame Helseth in »Rosmersholm«, die grösste Rolle, die sie zurzeit noch innehat. Fräulein Lanzlott ist nicht nur das älteste, sondern auch verehrteste Mitglied unseres Hofschauspiels. Sie hat wohl kaum je einen Feind gehabt und auch keinen verdient, denn sie war als Mensch nicht minder liebenswert wie als Künstlerin. Sie ragt noch aus jener unmodernen Zeit herein, als die Schauspieler noch glaubten, sie spielten für das Publikum und nicht bloß für sich, als man noch sprechen lernte und sprechen konnte, als nicht erst das Unverständliche künstlerisches Ereignis ward. Die alte Lanzlott versteht man heute noch; sie ist also im modernen Sinne keine »Menschendarstellerin«, sondern eine ganz gewöhnliche Schauspielerin von anno dazumal. Möchten uns solche nie ganz fehlen!

Allgemeine Zeitung Nummer 25. München; Samstag, den 19. Juni 1909.

Allgemeine Zeitung (4.3.1911)

Münchener Theater

Dem Fasching wurde auch in unserem Hoftheater der herkömmliche Tribut gezollt. Diesmal studierte man zu diesem Zwecke Martin Schleichs Volksschauspiel »Die letzte Hexe« ein. Das war sehr zu loben. Der alte Schleich sollte in München nicht vergessen werden. Seine vielfach an Nestroy erinnernde Komik ist zwar stark vieux jeu, aber der Erfolg hat gezeigt, daß es auch heute noch erfreulicherweise genug Menschen gibt, die sich an dieser harmlosen Komik erfreuen können. Unseres Erinnerns ist im Fasching des Jahres 1892 »Die letzte Hexe« zum letztenmal neu einstudiert worden. Der Erfolg ist sich immer gleich geblieben. Das Interessanteste an der diesmaligen Aufführung war für uns alte Münchener, daß unsere prächtige, nun bald 80 Jahre alte Rosa Lanzlott, die bei der Uraufführung des Stückes am 5. Februar 1856 die junge Titelrolle gespielt hatte und in der Zwischenzeit einmal zur Witwe Döpstlin heraufgerückt war, diesmal die alte Nani, die Magd der Frau Döpstlin, spielte: gut, klar und verständlich, wie es leider oft unsere jüngsten Schauspielerinnen nicht können. Die Ehren des Abends konzentrierten sich deshalb auch namentlich auf dieses ehrwürdige Ueberbleibsel aus einer gnadenvolleren, verschwundenen Münchener Theaterzeit. Ihr standen als treffliche Altmünchener zur Seite Frau Conrad-Ramlo als Frau Döpstlin, Fräulein Terwin als ihr verzogener Lausbub Xaverl, Frau Höfer in der Titelrolle, und die Herren Geis, Gura, Ulmer, Schröder und Hildebrand. Dialekt und Ton des Stückes trafen neben der Jubilarin wohl am besten Frau Ramlo, Fräulein Terwin und die Herren Geis und Gura. Ich glaube, man könnte es wagen, von Zeit zu Zeit auch einmal ein anderes der Schleichschen Stücke aufzuführen. Die richtige Stätte allerdings wäre dafür unser berufenstes Volkstheater, das Gärtnertheater.

Alfred Freiherr von Mensi: Allgemeine Zeitung Nummer 9. München; Samstag, den 4. März 1911.

Neuer Theater-Almanach (1913)

Oktober 1911

Rosa Lanzlott, Hofschauspielerin in München, nächst Bernhard Baumeister wohl das älteste aktive Bühnenmitglied, vollendet ihr 80. Lebensjahr und wird in herzlicher Weise von ganz München gefeiert.

Neuer Theater-Almanach. Berlin, 1913.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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