Ω
Hier ruhen in Gott
Herr
¿ Johann Georg
Beilhack
kgl. Gymnasial-Rektor u. Professor
¿
¿ 2¿. April 1802
¿. Oktober 1864
¿
Frau Creszentia Beilhack
¿
Wilhelm ¿
¿
Frau Anna Beilhack
geborne ¿
geb. den 11. Januar 1819 zu München
gest. den 24. Oktober 1891 zu München
¿
Frau Maria Reubke geb. Beilhack
geb. den 22. ¿
¿
Ω
Beilhack, Anna Maria Josefa (vw) / Lang (gb); 11.1.1819 (München) – 24.10.1891 (München); Landrichters-Tochter aus Viechtach / Lehrers-Witwe
Beilhack, Johann Georg, Dr. phil.; 23.4.1802 (Ruhpolding bei Traunstein) – 21.10.1864 (München); Lehrer und Schriftsteller
Beilhack, Kreszenz (vh); – 14.1.1842 (München), 35 Jahre alt; Gymnasial-Professors-Gattin
Beilhack, Wilhelm; – (16).5.1847 (München); Rektors-Sohn
Reubke, Marie (vh) / Beilhack (gb); 22.4.1853 (München) – 11.3.1925; Schauspielerin und Schriftstellerin
|||
* 23.4.1802 (Ruhpolding bei Traunstein)
† 21.10.1864 (München)
Lehrer und Schriftsteller
Todes-Anzeige.
Gott dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen, unsern inniggeliebten Gatten, Vater und Schwiegervater, den
hochwohlgebornen Herrn
Dr. Georg Beilhack,
Rektor und Professor des königl. Maximilians-Gymnasium in München, Ritter des Verdienstordens vom hl. Michael 1. Klasse, Mitglied des Kreis-Scholarchates für Oberbayern etc.,
heute Mittags 12¼ Uhr nach langem Leiden und vorausgegangenem Empfang der hl. Sterbesakramente, in die Ewigkeit abzurufen.
Indem wir diesen für uns unersetzlichen Verlust den vielen Freunden und Verehrern des Hingeschiedenen zur Anzeige bringen, empfehlen wir ihn dem frommen Gebete, uns aber der stillen Theilnahme.
München, den 21. Oktober 1864.
Anna Beilhack, geb. Lang, als Gattin,
Maximilian Beilhack, Professor in Aschaffenburg,
Marie Beilhack, als Tochter,
Klara Beilhack, geb. Jaud, als Schwiegertochter,
im Namen aller übrigen Verwandten.
Die Beerdigung findet Sonntag den 23. Oktober Nachmittags 4¼ Uhr vom Leichenhause aus und der Gottesdienst Montag den 24. Oktober Vormittags 9 Uhr in der St. Peters Pfarrkirche statt.
Münchener Anzeiger Nr. 297. Sonntag, den 23. Oktober 1864.
Dr. J. G. Beilhack.
Nekrolog.
»Sie haben einen guten Mann begraben«, so dachte, so sprach am 23. October so Mancher, der den stattlichen Mann mit den markirten Zügen im stets freundlichen, gerötheten Gesichte gekannt hatte oder ihm begegnet war, wenn derselbe, viel gegrüßt und noch mehr grüßend, täglich zur gleichen Stunde, ja fast zur gleichen Minute mit festem und gleichmäßigem Schritte durch die Straßen der Altstadt nach dem Maximiliansgymnasium ging. »Sie haben einen guten Mann begraben, und uns war er mehr«, das müssen Alle gestehen, die je zu seiner Familie gehört hatten; zu seiner Familie zählen aber nicht nur seine nächsten Angehörigen, sondern Jeder, der in den Räumen jener Studirnanstalt mit dem Verlebten je in Verbindung gestanden war, Lehrer wie Schüler, Allen war er ein gemeinsamer, getreuer Vater in Freud und Noth. Namentlich für die letztere hatte er ein theilnehmendes Herz, war doch auch seine Jugend nicht auf Rosen gebettet.
Johann Georg Beilhack war geboren den 22. April 1802 zu Ruhpolding, einem reizend gelegenen Gebirgsdorf in Oberbayern, nahe an der Tirolergrenze; sein Vater war dort Bauer und Tischlermeister. Noch kaum zwei Jahre alt wurde das Kind nach Unterwössen zur Erziehung bei der Großmutter gebracht, und bieb dort bis zum 13. Jahre, während welcher Zeit die dortige Dorfschule, geleitet von einem tüchtigen Autodidakten, den Heranwachsenden in die Elementargegenstände einwies. Nach Ruhpolding zurückgekehrt fühlte der Knabe im elterlichen Hause und unter acht Geschwistern sich lange nicht recht heimlich und heimisch, er erlebte, wie er als Mann oft betonte, an sich selbst, daß das Gefühl der Kinder gegen die Eltern leidet, wenn sie getrennt erzogen werden. Unter der Erlernung des Tischlerhandwerks und unter der gleichzeitigen Beschäftigung mit dem Feldbau kam die Zeit der großen Theuerung heran, wo der Schäffel Weizen mit 100 fl. bezahlt wurde, und veranlaßte eine wiederholte Uebersiedelung nach Wössen; und nun wurde aus dem Tischlerlehrling ein Köhler. Doch nicht lange, so stiegen bei Anlaß einer Primiz im benachbarten Grassau in dem strebsamen Geist des Fünfzehnjährigen höhere Wünsche auf; von einem in die Ferien heimkehrenden Gymnasiasten entlehnte er den kleinen Bröder und studirte in Feierstunden heimlich Latein. Unter der Bedingung, daß er ein Geistlicher werde, billigten endlich die Verwandten seinen Vorsatz und versprachen Unterstützung. Der Pfarrvicar des Ortes nahm ihn nun in Unterricht, d. h. er erklärte wenig und verlangte vieles Selbstdenken, das Latein wurde ausschließlich praktisch getrieben mit Uebersetzungen und mit Lesung des Cornelius Nepos. Bei einer solchen Behandlung des Unterrichtes war der Schüler darauf hingewiesen, die Regeln sich selbst zu suchen; in den zehn Monaten der Privatunterweisung lernte er auswendig Bröders Grammatik mit allen Beispielen und angehängtrn Lectionen, den ganzen Nepos und etwa 500 Seiten von Schmid's Geschichte der Deutschen. Nach solcher Vorbereitung durchlief Beilhack mit häufigen Ueberspringungen in vier Jahren das Gymnasium zu München; i. J. 1823 absolvirte er das Lyceum.
Aus dieser Studienzeit her datiren zahlreiche freundschaftliche Verbindungen, deren Nachwirkung selbst den Tod überdauerte; aus dieser Zeit ging auch das Bild Eines Mannes wie ein Leuchtstern bis in die letzten Lebenstage vor dem nun Entschlafenen her, das Charakterbild Cajctan Weiller's, des Philosophen und Pädagogen, dessen Beispiel wohl hauptsächlich es war, was außer dem angeborenen Takt, den nachmaligen Lehrer und Schulvorstand Beilhack in der Behandlung der studirenden Jugend leitete. Diesem Manne verdankte er zunächst die Ermöglichung seiner Existenz; denn als der junge Candidat der Philosophie nach gewissenhafter Berufswahl dem Willen seiner bäuerlichen Verwandten entgegen nicht die theologische Laufbahn erwählte, sondern auf der Universität Landshut den medicinischen Studien sich zuwandte, da zogen diese ihre unterstützende Hand von ihm vollständig ab, und hatte Beilhack bisher an seiner Bildung unter reichlicher Entbehrung des Nöthigen gearbeitet, so gebrach es ihm plötzlich am Allernöthigsten – er war völlig brodlos und aus dem elterlichen Hause verstoßen. Da half Weiller; obwohl dieser selbst Kleriker, haßte er doch jeden Zwang, der junge Leute wider ihren Willen in die theologischen Hörsäle stieß. Auf Weillers Rath und von ihm zu Instructionen empfohlen, inscribirte sich Beilhack in München bei Thiersch, der kurz vorher das philologische Seminar gestiftet hatte; im J. 1826 bestand er den Concurs für das höhere Lehramt, also im 25. Jahre seiner dornenvollen Jugend. Diese harte Jugend verdient besonders betont zu werden in einer Zeit, wo die jungen Leute ohne alle Anstrengung im Leben sogleich zum Genusse des Lebens eilen zu dürfen meinen.
Freundlicher gestaltete sich sein Leben, seitdem er 1827–29 als Hofmeister in Tegernsee die Söhne des nunmehrigen Forstraths Schenk unterrichtete. Von da weg berief ihn das Ministerium Wallerstein 1830 als Präceptor des I. Curses der Lateinschule in München. Drei Jahre später erwarb er sich den Doktorgrad, seine Promotionsschrift behandelte Zschokke's Satz: »Zuerst wird der Mensch als Pflanze erzogen, dann als Thier und zuletzt als Engel; aber Viele bringen es nicht weiter als bis zum wohldresstirten Thier.« An diese Schrift reihen sich 1836 sein Programm für das Gymnasium in Landshut, wohin er 1835 als Professor der I. Gymnasialclasse befördert worden war, und wo er auch an der Gewerbsschule unentgeltlich unterrichtete. Dies Mal schrieb er über das Studium des Althochdeutschen, als einer Wissenschaft, die ihm schon lang am Herzen lag und die durch die nähere Bekanntschaft mit Maßmann, Schmeller, Vollmar und besonders mit J. Grimm für seine weitere Bethätigung maßgebend war; es folgten seine deutsche Grammatik für Lateinschulen, das gleiche Werk bearbeitet für Gewerbschulen, das Lehrbuch der Stylistik und die deutschen Denkmäler, lauter Werke, die ihren Hauptwerth schon darin haben, daß sie in Bayern für den Betrieb der Muttersprache Bahn brachen. Seitdem Beilhack 1836 an's k. alte Gymnasium in München versetzt wurde, blieb diese Stadt sein Domicil.
Ein neuer Lebensabschnitt begann mit dem Jahr 1842; gleich im Anfang des ersten Monats starb seine Frau, mit welcher er seit 1834 vermählt war; einige Monate später erhielt er die Ernennung zum Rector an der vom Gymnasium abgetrennten lateinischen Schule. Wer die Anstalt und das Local kannte, wie Beilhack sein Amt antrat, und diesen Zustand mit dem vergleicht, in welchem er es sechs Jahre später niederlegte, wird ihm die Anerkennung nicht versagen können. Als Gebäude war der Anstalt eine ehemalige Frohnfeste am Obstmarkt angewiesen, unzweckmäßig schon im Innern, noch mehr aber durch den Lärm des Marktes. In diesem Bau hatte Rector J. B. Fischer die Schule leiten müssen; der unablässigen Bemühung seines Nachfolgers Beilhack gelang es, eine ruhigere und passendere Stätte in der Nähe der Herzog-Maxburg zu erwirken. Unter seiner Leitung vergrößerte sich die Anstalt so, daß jede Classe in drei Abtheilungen mit eigenen Lehrern gespalten werden mußte. Während er selbst der 4. Classe Abteilung A vorstand, hielt er allmonatlich durch alle Curse sogenannte Rectoratsscriptionen, um durch fortwährende eigene Vergleichung zwischen den einzelnen Abtheilungen jeder Stufe das Ganze im Auge zu behalten. In seiner Eigenschaft als Rector ward ihm im Januar 1848 die für Schulmänner damals noch äußerst seltene Auszeichnung zu Theil, von Sr. Maj. König Ludwig mit dem Ritterkreuz des Verdienstordens vom heil. Michael geschmückt zu werden.
In seiner bescheidenen Weise erwiderte er die glückwünschende Ansprache der Professoren dahin, daß er die Decoration nicht seiner Person, sondern der ganzen Anstalt ertheilt betrachte; aus dem gleichen Grund trug er, amtliche Gelegenheiten ausgenommen, wobei er in Uniform zu erscheinen hatte, weder seinen Orden noch das Band zur Schau bis zu den Ereignissen der Jahre 1848 und 49, in dieser Zeit glaubte er nach solonischer Auffassung für seine Partei Farbe bekennen zu müssen in der Erscheinung wie in Wort und That und trug sein Ordensband unverhüllt durch die ihn oft verletzende Rabulistenmenge. Er war nie ein Buhler um fürstliche Gnadenbezeugungen, aber er war ein Staatsbürger, welcher, der Verfassung treu, den König als das verkörperte Staatsprincip, als den Wächter der bürgerlichen Ordnung verehrte. In dieser Gesinnung schloß er sich dem constitutionell-monarchischen Verein für »Freiheit und Gesetzmäßigkeit« an, und wirkte durch das mündliche Wort, das ihm wie Wenigen zu Gebote stand, den Verstand überzeugend und das Gemüth packend auf die Vereinsgenossen und auf die Landleute in Oberbayern und Schwaben, deren Volsversammlungen er besuchte; viele politische Aufsätze und Gedichte, deren bekanntestes: »Was bleibt uns noch« geworden, cursirten unter der Bürgerschaft: von dieser verlangte er Entschiedenheit, verhaßt waren ihm die nur »gut Gesinnten«, eine Kategorie von Leuten, die sich in einer zuwartenden Stellung am behaglichsten befanden. Als zur Aufrechthaltung der Ruhe in der Hauptstadt sich Frei-Corps bildeten, scheute er nicht die Mühe, nach Abschluß der amtlichen Tagesmühen als schlichter Wehrmann auf den Exercierplatz zu ziehen oder die halbe Nacht über Posten zu stehen. Im Vertrauen auf seinen Tact in Handhabung der Disciplin übertrug ihm die Regierung die Oberaufsicht über den allgemeinen Turnplatz.
(Schluß folgt.)
Morgenblatt zur Bayerischen Zeitung Nr. 306. München; Samstag, den 5. November 1864.
Dr. J. G. Beilhack.
Nekrolog.
(Schluß)
Im Jahre 1849 wurde die Lateinschule aufgelöst, und wurde in deren Local das Maximilians-Gymnasium gegründet, Beilhack kam als Professor und Conrector in die III. Gymnastalclasse. Dieser Stellung verdankte er seine schönsten Stunden, denn Lehren war ihm Bedürfniß; junge Leute zu unterrichten, die dem Knabenalter entwachsen waren, bot ihm wahre Befriedigung. In der Disciplin galt ihm als Gesetz, in ihnen das Gefühl männlichen Werthes als die Folge männlicher Gesinnung zu erwecken; im Unterricht wußte er die Jugend zu fesseln durch die Frische und Lebendigkeit seines Vortrags, durch Belebung des Anschauungsvermögens, durch Anregung der geistigen Selbstthätigkeit der Schüler.
Er vereinigte aber auch in sich die wichtigsten Eigenschaften des Erziehers: Kenntiß des menschlichen Herzens, besonders des jugendlichen, heitern Sinn, Milde gepaart mit Ernst, erforderlichen Falls mit Strenge, vor Allem gleichmäßige Consequeuz, ohne Laune, Willkühr oder Leidenschaftlichkeit.
Obwohl er das Studium der classischen Sprachen und ihrer Literatur als den Grundpfeiler des gelehrten Jugendunterrichtes ansah, wollte er doch das Sprachstudium nur als Bildungsmittel, nicht als Selbstzweck behandelt wissen, weßhalb ihm nichts ferner lag, als jene trockene, geistlose Methode, die durch Voranstellung des rein formellen, bloß Sprachlichen, den jugendlichen Geist ermüdet und ihn dadurch frühzeitig mit dem gründlichsten Widerwillen gegen die classischen Studien erfüllt. Etwas, was an Gymnasien vor ihm eine unbekannte Welt war, der Betrieb alt- und mittelhochdeuscher Sprache und Literatur und die Erklärung neuerer Werke der Poesie, muß besonders betont werden. Schon als Lehrer der IV. Lateinclasse las er gern mit den Schülern einen Zriny, in der III. Gymnasialclasse liebte er einen Walter von der Vogelweide oder Hartmann von Aue zu erklären, den Charakter des Hagen v. Tronei zu entwickeln, oder von Göthe's Iphigenie Bau, Gliederung und Sprache zu definiren – welcher seiner ehemaligen Schüler sah ihm nicht die Freude und Begeisterung an und fühlte sich nicht mit fortgerissen zu gleicher Freude und Begeisterung?
Solche Wirkung auf diesem Felde konnte aber nur erzielen, wem von Natur aus ein poetisch Gemüth in die Brust gepflanzt ist. Zahlreiche Gedichte finden sich zerstreut in der Charitas, den Theeblättern, den Blättern für deutsche Literatur etc. abgedruckt, gesammelt hat der Verstorbene sie nie, er legte seinen Erzeugnissen dazu nicht den erforderlichen Werth bei; was sie alle durchzieht, ist der Ausdruck eines harmonischen Gemüthes, wiedergegeben in fließender Sprache und correcter Form; besonders liebte er in den späteren Jahren die Spruchpoesie. Seine Lieblingsschriftsteller waren und blieben jene Humoristen, die des Lebens Ernst und Tiefe erkennend, dennoch das Leben heiter anzuschauen und wiederzustrahlen vermochten, unter diesen außer Jean Paul noch Ferdinand Raimund und Johannes Nariscus (Hortig). Das Wirken des Letzteren bildete 1851 das Thema seines Programms für das Maximiliansgymnasium. Von der Achtung, welche Se. Maj. König Max vor dem ästhetischen Urtheil Beilhack's hegte, spricht die Ernennung zum Mitglied des dramaturgischen Comites, welches unter der Intendantur Frays die eingelaufenen, dramatischen Werke zu prüfen hatte, sowie später die Zuziehung zur Prüfungscommission für die um den vom König ausgesetzten Preis concurrirenden Stücke.
Im Jahre 1856 wurde der bisherige Rector des Maximilians-Gymnasiums Karl Halm zum Universitäts-Professor befördert, und Beilhack rückte, nachdem er bereits für Halm das Rectorat geführt hatte, definitiv in dessen Stelle ein. Als Rector mit einer Masse von Amtsgeschäften neben seiner Lehrtätigkeit in der Oberclasse belastet, bewies er eine ungewöhnliche Arbeitskraft. In verwickelten Fällen wußte sein praktischer Scharfblick das Richtige rasch zu finden. Eben so rasch erfolgten die schriftlichen Erledigungen im Verkehr mit den ihm vorgesetzten oder gleichgestellten Behörden; seine amtlichen Schreiben tragen das Gepräge der Bestimmtheit und nachdrucksvollen Bündigkeit, wie sie auch schon durch die charakteristische Handschrift vor den Schriftstücken Anderer kenntlich waren. Im Lehrercollegium waltete der Geist des Friedens, collegial gegen Jeden auftretend wußte er Alle durch Liebe an sich zu fesseln, da Alle überzeugt sein durften, daß der Rector ihre Interessen nach allen Seiten vertrat und wahrte; alle wichtigeren Angelegenheiten der Schule wurden nur durch Besprechung und Beschlußfassung auf collegialem Wege erledigt. Auch die Familien der Professoren werden seiner noch gedenken, namentlich, wenn der Frühling kommt; denn bei den gern wiederholten Ausflügen, wo er selbst wie jeder der Professoren mit Weib und Kind Theil nahm, erschien er wir der gemeinsame Vater einer großen Familie. Unvergeßlich wird er aber gewiß allen Wittwen sein, die ihn im Rectorat aufsuchten und um Rath oder Hülfe baten. Ungetröstet entließ er wohl kaum Eine; doppelt freundlich zu begegnen, war ihm Grundsatz. Sehr besucht war jedesmal am Schluß des Studienjahres die Feier der Preise-Vertheilung, weil man eine tüchtig ausgearbeitete Rede des Rectors über dies oder jenes Thema aus dem pädagogischen Erfahrungskreise erwarten durfte. Als Beilhack schon von 1851 an erster Ersatzmann im Kreisscholarchat für Oberbayern, 1856 wirklicher Kreisscholarch wurde, womit sich die Last der Geschäfte für ihn noch mehr häuften, trat er seine Repetitorstelle an der k. Pagerie, die er 17 Jahre lang verwaltet hatte, an eine jüngere Kraft ab. Als Scholarch arbeitete er für die Interessen des Volksschulwesens und der Lehrer. Seit dem Beschlüsse des Landtags, daß Realgymnasien errichtet werden sollten, betheiligte er sich eifrig als Mitglied der hiezu aufgestellten Commission an der Reorganisation der technischen Schulen. Ehe wir von seiner Wirksamkeit als Lehrer und Erzieher scheiden, muß auch noch des Antheils erwähnt werden, den Beilhack an der Erziehung unseres nunmehrigen königlichen Herrn nahm: das Vertrauen des seligen Königs Max holte seinen Rath ein in der Wahl der Lehrer vom Elementar- bis zum höheren wissenschaftlichen Unterrichte. Persönlichen Unterricht ertheilte Beilhack noch, als die Krankheit, der er schließlich erlag, seine Kräfte dem öffentlichen Unterricht im Gymnasium immer mehr entzog, der Prinzessin Therese, Tochter Sr. k. Hoheit des Prinzen Luitpold, in Geschichte, Geographie und Literatur während der letzten drei Jahre.
Endlich erlosch auch noch die letzte Kraft, ein halbjähriger Urlaub, den ihm die Regierung zur Wiederherstelluug seiner Gesundheit verlieh, fristete sein Leben noch um einige Monate, die er ausschließlich seiner Familie widmete. Diese bestand, seitdem Beilhack nach dem Tode seiner ersten Frau, 1844 sich zum andern Male vermählt hatte, aus seiner Gattin, die ihn mit Aufopferung pflegte, einem Sohn, den die Gnade des Königs bereits selbst im Lehramte angestellt, und einer heranwachsenden Tochter. Beilhack's Vater, der alte Tischler, der einst gegen die Berufswahl des Sohnes so entschieden aufgetreten war, ging im Mai des verflossenen Jahres dem Sohn voraus in's Jenseits, in voller Versöhnung mit dem unerschütterlich ihn immer ehrenden »Hansjörg.« An die eigene Jugend in der Tischlerwerkstätte gedachte dieser gern und oft, und wenige Tage vor seinem Hintritt, dessen er sich klar bewußt war, und den er nicht mit finsterm Stoicismus, sondern mit freudiger Heiterkeit eines wahren Christen erwartete, citirte er, während er seiner Gattin die Hand drückte, die Verse Valentins in Raimunds Verschwender:
»So leg' ich meinen Hobel hin
Und sag' der Welt Ade!«
Dieselbe Heiterkeit und Klarheit des Geistes blieb ihm auch noch in seiner Todesstunde bis zum letzten Augenblicke treu. Es starb am 21. Oktober Mittag« 12½ Uhr schmerzlos. So ist nun der Mund auf ewig verstummt, der so oft durch seinen unverwüstlichen Humor Freunde und Fremde erheitert, der durch sein lehrendes Wort auf so Viele nachhaltigen Eindruck ausgeübt hatte; verschwunden ist seine in allen Kreisen bekannte Gestalt aus unserer Mitte, aber unentschwunden bleibt er in unserer dankbaren Erinnerung. Extinctus amabitur idem.
Morgenblatt zur Bayerischen Zeitung Nr. 307 & 308. München; Montag, den 7. November 1864.
Johann Georg Beilhack, Studienrektor. Beilhack Johann Georg, wurde am 22. April 1802 als Sohn eines Schreiners und Kleingütlers zu Ruhpolding geboren. Kaum zwei Jahre alt, brachte man ihn nach Unterwössen, wo er bis zum 13. Jahre bei Verwandten aufgenommen war. Zu den Eltern zurückgekehrt, begann er die Erlernung des Tischlerhandwerks, kam aber, veranlaßt durch ungünstige heimische Verhältnisse, bald wieder nach Wössen, um als Köhler verwendet zu werden. Eine im Dorfe Grassau statthabende Primizfeier weckte in dem Knaben den Wunsch, studieren zu dürfen.
Nachdem er von dem Kuraten J. Chrysam zu Wössen den ersten Unterricht erhalten, kam er an das Gymnasium nach München und absolvierte dasselbe mit der ersten Note im Jahre 1822. Den Beruf zum Geistlichen, in dem seine Verwandten ihn schon zu sehen glaubten, nicht in sich fühlend, studierte Beilhack unter ärmlichsten Verhältnissen nun an der Universität Landshut zunächst Physik und Medizin, trat aber dann in das von Thiersch errichtete philologische Seminar in München über und bestand im Jahre 1826 den Konkurs für das höhere Lehrfach.
Nachdem er von 1827–1829 die Stelle eines Hofmeisters versehen, erhielt er 1830 seine Anstellung als Präzeptor der 1. Klasse der Lateinschule in München; er erwarb sich den Doktorgrad in der Philosophie, wurde im Jahre 1835 Professor der 1. Gymnasialklasse in Landshut, um ein Jahr darauf in gleicher Eigenschaft an das alte Gymnasium nach München zurückzukehren. Unterm 7. Juni 1842 zum Rektor an der vom Gymnasium abgetrennten lateinischen Schule, am 12. Mai 1849 zum Professor der 3. Gymnasialklasse des neu kreierten Maximilian-Gymnasium, am 16. September 1856 zum Rektor letzterwähnter Anstalt ernannt, wußte Beilhack allen seinen Aufgaben in einer Weise gerecht zu werden, die den hervorragenden Pädagogen und Schulmann glänzend bekundete. Wie er durch 17 Jahre die Repetitorstelle an der kgl. Pagerie versah, so war er auch später als Kreisscholarch Oberbayerns für die Interessen der Volksschule umsichtig thätig.
Das Vertrauen, welches Beilhack von höchster Stelle stets entgegengebracht wurde, hieß ihn in den kritischen Jahren 1848 und 1849, in denen er mit der vollen Kraft des ihm zu Gebote stehenden Wortes für Ordnung und Gesetzmäßigkeit bei verschiedenen Anlässen erfolgreich eintrat, auch die Vorstandschaft der Münchener Turnanstalt übernehmen. Beilhack, der von König Ludwig I. mit Verleihung des Ritterkreuzes vom Sankt Michaels-Orden geehrt wurde, war im Besitze einer überaus gemütvollen, poetischen Ader; er lieferte viele Gedichte, die in Zeitschriften (»Charitas«, »Theeblätter«, »Blätter für deutsche Litteratur«) zerstreut sich finden. Unter den von ihm herausgegebenen Schriften sind zunächst hervorzuheben: »Deutsche Grammatik zum Gebrauche in den lateinischen Schulen«, »Deutsche Stilistik«, ferner »Die Denkmäler der deutschen Sprache«, sowie zwei Programme, eines das Studium des Altdeutschen, das andere den humorvollen Dichter Johann Nariskus (Hortig) behandelnd.
In letzter Zeit seines Lebens von Krankheiten, die aber das heitere Gemüt des Mannes nicht zu schädigen vermochten, viel heimgesucht, starb Rektor Beilhack zu München am 21. Oktober 1864. [Heindl, »Galerie berühmter Pädagogen«, Bd. I, S. 38. – Morgenblatt zur »Bayr. Zeitung« vom 5. November 1864, Nr. 306.]
Max Fürst: Biographisches Lexikon für das Gebiet zwischen Inn und Salzach. München, 1901.
|||
Beilhack (gb)
* 22.4.1853 (München)
† (13).3.1925
Schauspielerin und Schriftstellerin
Philharmonischer Verein.
Die am verflossenen Sonntag stattgehabte Matinée zeichnete sich durch talentirte musikalische und deklamatorische Novitäten aus, deren Auftreten uns zu der wiederholten Ansicht brachte, daß wir es dem Gründer dieses Vereines, dem sel. Vater Schönchen wie seinem Sohne, dem strebsamen und unermüdeten jetzigen Leiter Hrn. Prof. H. Schönchen zu besonderem Danke wissen dürfen, jungen – für das Bühnen- wie musikalische Kunstfach – sich heranbildenden Talenten Gelegenheit zu verschaffen, die Produkte ihres Fleißes und ihrer Fähigkeit vor das Forum der Oeffentlichkeit gelangen zu lassen.
Besonderes Interesse in dieser Matinée, welche von den HH. A. Geiger, P. Moralt und C. Thoms mit einem Trio von Täglichsbeck eröffnet wurde, erregten die Deklamationsvorträge von Frln. Marie Beilhack, einer begabten Schülerin von Frau Schunke. Gemäß der schönen, wohldurchdachten Auffassung, als auch des innigen, zu Herzen sprechenden Vortrages der beiden Gedichte: »Erdenfluch und Himmelssegen«, von Saphir und »der Christbaum«, von J. Weil (letzteres mit Pianofortebegleitung von Proch) gelangten wir zu der Ueberzeugung, daß Frln. Beilhack ein vielversprechendes Bühnentalent besitzt, und – ausgestattet mit anmuthiger Persönlichkeit – bei fortgesetztem sorgsamen Studium einem schönen Ziele auf ihrer nun angetretenen Künstlerlaufbahn entgegen gehen wird.
Neuer Bayerischer Kurier für Stadt und Land Nr. 327. München; Donnerstag, den 29. November 1866.
Reubke-Beilhack, Marie, * 22.IV.53 München. Trag. Liebh., Salond. Ausb. Clara Ziegler. Eng.: Karlsruhe Hfth. 71/72, Dessau Hfth. 72/74, Berlin Stdth. 74/75, Darmstadt Hfth. I.V. 73/80. Gretchen, Klärchen, Jungfrau, Julia, Desdemona, Ophelia, Stuart, Antigone, Iphigenie, Chrimhild, Luise, Kordelia, Leonore von Este, Donna Diana, Rosalinde. Gast: Baden-Baden, Aschaffenburg, Worms, Luzern, Speyer, Helmstedt, München Th. a. Gärtnerpl, Kaiserslautern, Zweibrücken. Seit 80 privatisirend Wiesbaden, gastierend u. Lehrerin am Cons. Freudenberg.
Ottmar G. Flüggen: Biographisches Bühnen-Lexikon der Deutschen Theater. Von Beginn der Deutschen Schauspielkunst bis zur Gegenwart. München, 1892.
Lokales.
München, 15. September.
Hof- und Personalnachrichten. Dem Mitgliede des k. Hofschauspiels Marie Reubke wurde von Sr. k. Hoh. dem Prinz-Regenten der Titel einer k. Hofschauspielerin verliehen.
Münchner Neueste Nachrichten No. 434. Montag, den 17. September 1906.
Münchner Teil
Kurze Stadtnachrichten
Frau Maria Reubke, die Mutter der bekannten Hofschauspielerin Maja Reubke, wurde am 13. März unter ehrender Anteilnahme, namentlich auch aus Künstlerkreisen, im südlichen Friedhof im elterlichen Familiengrab zur Ruhe bestattet. Frau Reubke, eine Tochter des Münchner Rektors und Professors Dr. Beilhack, war eine Schauspielerin von Rang, eine Lieblingsschülerin der großen Tragödin Klara Ziegler. In Karlsruhe, Dessau, Berlin, Darmstadt errang die Künstlerin große Erfolge; in Dessau reichte sie einem der gefeiertsten jugendlichen Helden- und Liebhaberdarsteller, Adolf Reubke, die Hand zum Lebensbunde. In Wiesbaden durfte sie in glücklicher Ehe leben und der einzigen Tochter sich widmen, die bekanntlich von Possart für die Münchner Hofschauspielbühne gewonnen wurde, der sie 10 Jahre lang angehörte. Der vorzeitige Tod des Lebensgefährten ließ Frau Reubke zum Theater zurückkehren; sie wirkte noch als Heldenmutter in Straßburg, bis ihrer Bühnenlaufbahn durch Krankheit ein Ende gesetzt wurde. Die Tochter widmete sich unter Zurückstellung ihrer eigenen künstlerischen Absichten ganz der Mutter; sie gingen beide ineinander auf. Der Geistliche hob namentlich die menschlich wertvollen Eigenschaften dieser trefflichen Frau und Mutter in der Hingabe an die Tochter hervor, während Hofschauspieler Max Bayrhammer der großen Künstlerin gedachte, die der Tochter Talent und Sprechkunst vererbte. Unter den Blumen und Freundesgrüßen, die der Heimgegangenen gespendet worden waren, befand sich auch ein Kranz von der Gesellschaft Isar-Athen.
Münchner Neueste Nachrichten Nr. 72. Samstag, den 14. März 1925.