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FAMILIENGRABSTÄTTE
BECKER UND V. GOSEN
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Becker, Elise (vw); – 14.2.1902 (München), 81 Jahre alt; Leibarzt-Witwe
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† 21.7.1874 (Augsburg), 35 Jahre alt
Redakteur der Allgemeinen Zeitung
Heute Morgen entschlief nach langem Krankenlager sanft und schmerzlos mein theurer Mann
Dr. Julius v. Gosen,
Redacteur der »Allgemeinen Zeitung.«
Um stille Theilnahme bittet
Augsburg, den 21 Juli 1874
Louise v. Gosen,
geb. Becker.
Allgemeine Zeitung Nr. 203. Augsburg; Mittwoch, den 22. Juli 1874.
Verschiedenes.
Augsburg, 21 Juli. Die Redaction der »Allg. Ztg.« ist von einem schweren Verlust betroffen worden. Hr. Dr. Julius v. Gosen, seit dem November 1869 Mitglied der Redaction, ist heute Morgen um 6 Uhr nach zehnwöchigem Krankenlager an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. In noch jugendlichem Alter – er hatte kaum das 35. Lebensjahr zurückgelegt – sinkt mit ihm ein Mann ins Grab der sich durch eine ungewöhnlich reiche wissenschaftliche Bildung, durch die vortrefflichsten Eigenschaften des Geistes und Herzens schon frühzeitig vor vielen seiner Altersgenossen hervorgethan und während seiner mehr als fünfjährigen Mitarbeiterschaft an der »Allg. Ztg.« seine außerordentliche Befähigung für die Publicistik in hervorragender Weise bethätigt hatte. Mit feuriger Seele und nationaler Begeisterung war er am Redactionspulte den Großthaten unserer vaterländischen Heere während des deutsch-französischen Krieges gefolgt (wovon er in einem großem, in Gemeinschaft mit Dr. Hirth unternommenen und von der Kritik einstimmig als mustergültig anerkannten, Werke das glänzendste Zeugniß ablegte) und hatte sich später, nachdem unsere Armeen ihre siegreiche Arbeit vollendet, mit besonderer Vorliebe der Erörterung der staats- und völkerrechtlichen Fragen gewidmet welche mit der Neugestaltung des Deutschen Reiches zusammenhängen und wofür ihn seine mit Eifer und Vorliebe gepflegten fachwissenschaftlichen Studien in vorzüglicher Weise befähigten. Was ihn der Redaction der »Allg. Ztg.« besonders lieb und schätzenswerth machte, war sein rastloser, auch unter den größten Anstrengungen nicht ermüdender Fleiß, seine Pünktlichkeit, seine Gewissenhaftigkeit, sein in jeder Beziehung ehrenhafter und makelloser Charakter. Den tiefen Schmerz seiner jugendlichen Gattin, mit welcher er vier Jahre in der glücklichsten Ehe lebte, und das herbe Geschick seiner beiden im zartesten Knabenalter zurückgelassenen Waisen zu würdigen, entzieht sich unserer Feder. Wir würden aber unserer Pflicht zu fehlen glauben, wenn wir an dem frischen Grabe unseres so früh dahin geschilderten Collegen und Mitstreiters hier nicht öffentlich ein Zeugniß der tiefen Achtung, Liebe und Dankbarkeit niederlegten, mit welchem wir sein Andenken über Tod und Grab hinaus für alle Zeiten in Ehren halten werden. Die Redaction der »Allg. Ztg.«
Allgemeine Zeitung Nr. 203. Augsburg; Mittwoch, den 22. Juli 1874.