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8 – 8 – 46 (Kindermann)

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AUGUST
KINDERMANN
* 1817 † 1891
HOF- UND
KAMMERSÄNGER

Ω

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August Kindermann

* 6.2.1817 (Potsdam)
† 6.3.1891 (München)
Sänger

Almanach des k. b. Hof- und National-Theaters (1.1.1872)

Fünfundzwanzigjähriges Jubiläum
des Herrn
August Kindermann,
Königl. Kammersängers und Opernregisseurs.

Im Monat Juni d. J. waren 25 Jahre verflossen, seit August Kindermann zum ersten Male als Gast in der Rolle des Grafen Almaviva in »Figaros Hochzeit« auf der Königl. Hofbühne erschien, welcher er von jenem Augenblicke an ohne Unterbrechung angehörte. Mit großer Freude ergriff man allgemein die Gelegenheit, der Verehrung Ausdruck zu geben, die der Liebling des Publikums und die Zierde der Königl. Oper in so hohem Maße genießt und verdient, denn der in hohem Mannesalter stehende Künstler erfreut sich nicht nur noch immer des herrlichsten Stimm-Materials, an welchem Zeit und Anstrengung spurlos vorübergegangen sind, seine Darstellungen tragen auch wie in seiner Jugend den Stempel der feurigen Begeisterung, der Inspiration, der eigenthümlichen originalen Auffassung. Er ist ein Gesangsheros, wie es zur Zeit wenige gibt und das Verdienst seiner Ausbildung gehört ihm selbst, denn als Naturalist seine Laufbahn beginnend, ist er durch eigene scharfe Beobachtungs- und Beurtheilungsgabe und forschenden Fleiß ein großer Meister geworden.

Am 6. Februar 1817 als Sohn eines armen Webers zu Potsdam geboren, sollte er nach nothdürftig empfangenem Schulunterricht das Gewerbe seines Vaters erlernen und fortführen, aber dem lebhaften Knaben sagte dies nicht zu. Ein günstiges Geschick führte seine Eltern im Jahre 1828 nach Berlin, woselbst sich seine Schwester mit dem jetzigen Hofkapellmeister in Dresden, Dr. Julius Nietz, verehlichte. Ohne jeglichen Vorunterricht wurde er im Jahre 1836 in den Chor des Hoftheaters zu Berlin aufgenommen. Obwohl von dem Generalmusikdirektor Spontini, dem die große, wohllautende Stimme bald auffiel, in verschiedenen kleinen Rollen verwendet, veranlaßte ihn doch der Wunsch nach bedeutenderer Beschäftigung im Jahre 1839 ein Engagement als zweiter Bassist am Leipziger Stadttheater anzunehmen, wo er in der Rolle des Orovist in »Norma« den ersten großartigen Triumph erlebte. Bald wurde er Albert Lortzings Freund, der für ihn den Hans Sachs schrieb.

Im Jahre 1846 wurde er als erster Baritonist für die Wiener Oper engagirt. Franz Lachner, der ihn noch in Leipzig vor seiner Abreise hörte, bewog ihn, seinen Weg nach Wien über München zu nehmen. Sein hier im Juni 1846 stattfindendes Gastspiel als »Almaviva«, »Jäger«, »Tell« und »Belisar« war von solch’ großartigem Erfolg, daß König Ludwig I. den Wiener Contrakt durch Zahlung der stipulirten Conventionalstrafe löste und den Künstler lebenslänglich an München fesselte. Kindermann wußte sich in der Gunst des Publikums immer mehr zu befestigen und ist seit dieser Zeit der erklärte Liebling desselben geblieben.

Der 15. Juni d. J. war zur Feier der 25jährigen Wirksamkeit des großen Sängers auf der kgl. Hofbühne bestimmt. Von frühem Morgen bis spät Abends kamen in die Wohnung des Jubilars Kränze, Bouquets und Geschenke der mannigfaltigsten Art, so wie von auswärts eine Menge von Glückwunsch-Telegrammen. Am Abend war zur Aufführung »Figaro’s Hochzeit« von der Intendanz angesetzt und sollte die Festvorstellung dadurch einen besonderen Reiz erhalten, daß die Tochter des Jubilars, Marie, Hofopernsängerin in Cassel, mit dem Vater als »Cherubim« auftreten konnte.

In der festlich geschmückten Garderobe wurde dem Jubilar vor Beginn der Vorstellung eine kalligraphisch prachtvoll ausgestattete Adresse der Mitglieder der musikalischen Akademie überreicht. Bei seinem Erscheinen auf der Bühne, wie nach der ersten Arie wurde er mit Kränzen von den höchsten Persönlichkeiten, den Königl. Hoheiten Prinz Adalbert und Prinz Ludwig, sowie von Freunden und Collegen fast überschüttet. Die Ovationen steigerten sich bis zum Schlusse der Vorstellung.

Zu Hause angekommen, fand er eine Deputation von acht Herren und einer Dame anwesend. Nachdem der Theater-Männerchor das Mendelssohn’sche Quartett: »Wem Gott will rechte Gunst erweisen« gesungen hatte, hielt Herr Regisseur Richter eine herzliche Ansprache an den Jubilar und überreichte ihm im Namen des Personals einen silbernen Lorbeerkranz, auf dessen Blättern seine bedeutendsten Parthieen aufgezeichnet waren. – Frau Diez widmete der Gattin des Gefeierten in Anerkennung ihrer wesentlichen musikalischen Verdienste ein prachtvolles Riesenbouquet. Hierauf sang der Theaterchor folgendes, von Hrn. E. Possart gedichtetes und von Herrn Hofkapellmeister Wüllner in Musik gesetztes Lied:

Heil dem Geschick, das Dich erhalten
Zu dieses Festtags Wiederkehr!
Heil Dir! den gottbegnadet Walten
Erkor zu deutschen Sanges Ehr!
Der Du, zu Preis und Ruhm
Dem deutsche« Künstlerthum,
Ein Menschenalter schaffend und versüßt:
Du deutscher Sänger, sei uns hochgegrüßt!

Wenn staunend Deinem Meistersange
Das Ohr voll hoher Wonne lauscht,
Wie er, in jugendlichem Drange,
So wundermächtig Dir entrauscht,
Dann jubelnd preisen wir
Als Festes Kron’ und Zier’:
Daß Du besiegt der Zeiten Allgewalt,
Und ewig jung Dein hohes Lied erschallt!

So lange Töne uns begeistern,
So lange noch ein letztes Lied
Von Sänger-Preis und Sanges-Meistern
Des deutschen Volkes Brust durchzieht,
Erklingt unsterblich fort
Als hohen Ruhmes Hort:
Das Lied von Deiner Sangesfreudigkeit,
Ein tönend Denkmal durch die fernste Zeit!

Herr Possart schloß die Feier mit einem dreimaligen Hoch auf den Jubilar.

Am 6. August dekorirte in Gegenwart des gesammten Personals der Intendant des Hoftheaters, Herr Baron von Perfall, Excellenz, im Namen Seiner Majestät den Jubilar mit dem Ritterkreuz des St. Michael-Ordens II. Klasse.

Unter den reichen Geschenken befand sich auch ein sehr originelles, welches von einer kleinen Gesellschaft von Kunstfreunden ausging. Umgeben von Eichenlaub sind die Worte und Noten aus Tannhäuser: »Gegrüßt sei uns, du kühner Sänger!« gezeichnet und in jedem Kopfe der Noten ist die Photographie eines Mitgliedes angebracht. Ebenso befinden sich in den Blättern des Eichenlaubs kleine Medaillons mit den Porträts der übrigen, meist aus Herren des Orchesters bestehenden Mitglieder.

Möge es dem Jubilar, der bis jetzt beinahe 1800mal in 117 verschiedenen Rollen aufgetreten ist, vergönnt sein, noch viele Jahre durch seine herrlichen Leistungen das Publikum zu entzücken und seine Triumphe in ungeschwächter Kunstfülle fortzusetzen.

Almanach des k. b. Hof- und National-Theaters auf das Jahr 1871. München, den 1. Januar 1872.

Die Scheinwelt und ihre Schicksale (1893)

Mit August Kindermann's Erscheinen auf den Brettern der Münchener Hofbühne ging ein Stern von ungewöhnlicher Pracht an unserem Kunsthimmel auf und strahlte in ungetrübter Reine und Größe volle vierzig Jahre hindurch, bis auch die ewig fordernde Zeit dieses Phänomen löschte und der Sänger von Gottesgnaden am 6. März 1891 in sein Blumengrab stieg. Die Initiative zum Engagement Kindermann's hatte Franz Lachner gegeben, der den Sänger in Leipzig, wo er am Stadttheater wirkte und im Freundeskreise eines Lortzing's, Robert Blum und Karl Herloßsohn sieben Jahre lang weilte, aufsuchte und ihn zu einem Münchener Gastspiel, welches für sein ganzes Leben entscheidend werden sollte, überredete. Das Ergebniß dieser glänzenden Sängerfahrt, die einen Cyclus von vier Opern Graf (Figaro), Jäger, Tell und Belisar umfaßte, führte zu seinem lebenslänglichen, ruhmvollen Engagement. Wie wir wissen, wirkte Kindermann noch während der ersten acht Jahre seines Engagements neben Pellegrini und erst nach dessen Ausscheiden nahm er seine künstlerische Stellung am hiesigen Hoftheater im ganzen Umfange ein. August Kindermann wurde am 6. Februar 1817 in Potsdam geboren und begann als fünfzehnjähriger Bassist des sogenannten Extrachors an dem kgl. Opernhaus in Berlin seine Bühnenlaufbahn. Am 6. Dezember 1837 sang Kindermann als erste Solopartie den Kampfrichter in »Agnes von Hohenstaufen«; jedoch sein Chordirektor, Joseph Eßler, setzte dem vorwärtsstrebenden Künstler, dessen Basses Grundgewalt er nicht gerne im Chore missen wollte, Widerstand entgegen. Erst das Jahr 1839 brachte seinem Künstlergeschicke eine günstige Wendung und führte ihn an die von Direktor Ringelhardt geleitete Leipziger Bühne, wo Kindermann seine ersten Lorbeeren sammeln durfte.

Die Scheinwelt und ihre Schicksale. Eine 127jährige Historie der Münchener kgl. Theater im populärer Form und als Jubiläums-Ausgabe. Zu Ehren des fünf und zwanzigjährigen Dienst-Jubiläums Seiner Excellenz des Herrn General-Intendanten Freiherrn von Perfall von Max Leythäuser. München; 1893.

Ein Beitrag zur Geschichte der königlichen Theater in München (1894)

Bezüglich der am 9. September 86 zu Ehren Kindermann’s stattgehabten Aufführung schreibt der Hagen’sche Bühnen-Almanach:

Hunderte von Rollen hat er gesungen, tausende Male hat er durch die Macht seines Gesangs entzückt und hingerissen, und neuerdings hat er an seinem Ehrenabend bewiesen, daß er diese Macht noch voll besitzt. Das Haus war überfüllt! Als das erwartungsvolle Publikum seinen Liebling erblickte, brauste Jubel und Begeisterung durch den Raum. Jede kleinste Gelegenheit benützte man, um dem Künstler zu beweisen, wie tief er sich in die Herzen Aller hineingesungen. Unter lautloser Stille begann August Kindermann das immer schöne »Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar.« Und da er geendet und die jubelnden Zurufe immer stärker erschollen, die Kränze immer dichter fielen, da hob er den Kranz, der ihm aus der Intendanzloge zugeworfen wurde, auf und mit bewegter Stimme sang er folgende Strophe, die seinen heißen Dank bekunden sollte:

»Nun hab ich gesungen wohl fünfzig Jahr,
Durch Euch war leicht mir die Kunst,
Und ward ich ein Greis mit gelichtetem Haar,
Jung blieb ich durch Eure Gunst.
Ihr habt ein halbes Jahrhundert lang
Mit Huld begleitet meinen Gesang,
Und wenn Ihr sie ferner mir weiht,
Dann bleibt mir die köstliche Zeit.«

Nach dem Schluß der Oper hob sich der Vorhang nochmals zu einer glänzenden Feier. Der Jubilar saß auf einem mit Blumenguirlanden gezierten Sessel, umgeben von allen seinen Colleginnen und Collegen, aus deren Mitte Herr Regisseur Heinrich Richter hervortrat, um in feierlicher Ansprache den Altmeister zu ehren. Bei dem Satze, mit welchem er ihm den goldenen Lorbeer überreichte: »Nimm ihn hin, Du hast ihn redlich verdient, denn du sangst nicht nur mit der Kehle, sondern auch mit der Seele,« stürmte mitten in die Rede hinein jubelnder Beifall. Fräulein Dreßler, die liebliche Darstellerin der Marie, überreichte hierauf den Ehrenpokal,welchen ihm seine Collegen gewidmet hatten. Mit einem vom Chorpersonal gesungenen Hymnus schloß die erhebende Feier, worauf Kindermann mit tief bewegter Stimme dem verehrten Kunstpersonal, sowie dem Publikum in schlichten Worten seinen Dank aussprach. S. k. Hoheit der Prinz-Regent verlieh dem Künstler die goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst, S. k. Hoheit Herzog Max die große goldene Erinnerungsmedaille mit seinem Brustbild und eine kostbare Busennadel.

Karl von Perfall: Ein Beitrag zur Geschichte der königlichen Theater in München, den 25. November 1867–25. November 1892. Verlag von Piloty & Löhle. München, 1894.

Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne (1903)

Kindermann August, geboren am 6. Februar 1817 in Potsdam, war der Sohn eines armen Webers, der ihn als Lehrbursch in einer Buchhandlung unterbrachte. Bereits damals fiel seine hübsche Stimme in gesellschaftlichen Kreisen auf, und schon mit 15 Jahren wurde K., ohne eingehenden Vorunterricht, in den Chor des Hoftheaters in Berlin aufgenommen. Generalmusikdirektor Spontini bemerkte die wohllautende Stimme des Knaben und vertraute ihm am 6. September 1837 in seiner eigenen Oper »Agnes von Hohenstaufen« eine erste Solopartie an (»Der Kampfrichter«).

Dies förderte ihn nicht wenig und er erhielt im Laufe der Zeit manch nettes Röllchen zugeteilt. Da er jede Aufgabe zu aller Zufriedenheit löste und stets mit günstigstem Erfolge verwendet wurde, sich aber noch immer nicht eine Aussicht auf entschiedene Besserung seiner künstlerischen Lage zeigte, verließ er 1839 das Hoftheater und nahm als zweiter Bassist Engagement am Leipziger Stadttheater, wo er als »Orovist« in »Norma« debütierte und hierbei seinen ersten unbedingten Beifall errang. Nun war sein Weg geebnet, er fand nicht nur genügende Beschäftigung zur Weiterentwickelung, sondern gehörte während der ganzen Zeit seines Wirkens am Leipziger Stadttheater (1839–1846) zu den Lieblingen des Publikums.

Dort lernte er auch Albert Lortzing kennen, mit dem ihn ein inniges Freundschaftsband verknüpfte. Der Komponist schrieb für den Künstler die Titelrolle seiner Oper »Hans Sachs« (Erstaufführung am 23. Juni 1840 zur Gutenbergfeier) und den »Grafen Eberhardt« im »Wildschütz« (Erstaufführung am 31. Dezember 1842), welche beide Partien K. meisterhaft verkörperte.

1846 erhielt der Sänger einen verlockenden Antrag als erster Bariton nach Wien. Doch veranlaße ihn Franz Lachner zuerst ein Gastspiel am Hofoperntheater in München zu absolvieren und dann erst sein Wiener Engagement anzutreten. Dieses Gastspiel war aber von so außerordentlichem Erfolge begleitet (»Almaviva«, »Jäger«, »Tell« und »Belisar«), daß König Ludwig sofort die Konventionalstrafe zu erlegen befahl, um den Künstler lebenslänglich an München zu fesseln. Im Anfang hatte K. eine etwas schwierige Position, denn Pelegrini war sein Rivale. Er wußte sich jedoch trotzdem in der allgemeinen Gunst immer mehr und mehr zu befestigen, und als 1854 Pelegrini ausschied, wuchs seine künstlerische Stellung ins Gigantische.

Die große Verehrung, die man ihm allgemein entgegenbrachte fand 1871, anläßlich seines 25jährigen Engagements am Münchner Hoftheater, beredten Ausdruck. Man setzte zur Feier »Figaros Hochzeit« an, denn als »Graf Almaviva« hatte er auch vor 25 Jahren an dieser Hofbühne zum erstenmal gastiert, und daß seine Tochter Marie Kindermann, damals Opernsängerin in Kassel, als »Cherubin« mit ihrem Vater auftrat, gab der Festvorstellung noch einen besonderen Reiz. In noch erhöhterem Maße brachten die Münchner ihre Liebe und Verehrung für den großen Künstler am 9. September 1886 anläßich seines 40jährigen Dienstjubiläums zum Ausdruck. Ein Jahr später trat K., der schon längst zum königlichen Kammersänger ernannt war, mit dem Titel eines Ehrenmitgliedes des Hoftheaters ausgezeichnet, in den Ruhestand.

Am 6. März 1891 ereilte ihn der Tod. Dieser Künstler mit der denkbar herrlichsten Stimme war eigentlich Autodidakt, und nie produzierte er mühselig Erlerntes, sondern stets das Ergebnis eigener individueller Auffassung. Die Art derselben war viel mehr ein Ergebnis der Inspiration, der feurigen Begeisterung des Momentes, als der Reflexion, des Grübelns des Theoretikers. Wenn K. stets dabei das Richtige getroffen hatte und der unfehlbare Erfolg den Beweis lieferte, daß seine natürliche Begabung ihm über alle gefährlichen Klippen hinweghalf – so gibt dies Zeugnis von der Größe seines Genies.

Trotzdem verschloß er sich nicht eigensinnig gegen das Gute und Schöne an den Leistungen seiner Kunstgenossen. So lange er lebte, hatte er sich ein unbefangenes Ohr, ein empfängliches Herz für alles bewahrt, was ihm als nachahmenswert erschien. So hat er, der so lange Zeit seiner innersten Überzeugung nach der klassischen Richtung in der Musik huldigte, den interessanten Erscheinungen der Wagnerschen Dramen die höchste Aufmerksamkeit gewidmet und gerade als Wagnersänger Bedeutendes geschaffen. (Er kreierte den »Wotan« bei den Erstausführungen von »Rheingold« am 22. Oktober 1869 und »Walküre« am 26. Juni 1870).

K. besaß ein volltöniges, sympathisches, kräftiges Organ, eine solide, technische Ausbildung, große musikalische Begabung, deutliche Aussprache, lebenswahres, ergreifendes Spiel und einen gesunden Humor. Zu seinen besten Leistungen gehörten: »Pizarro« in »Fidelio«, »Figaro« in der Mozartschen Oper und in Rossinis »Barbier«, »Lord Ashton« in »Lucia von Lammermoor«, »Tristan«, »Stadinger« in »Waffenschmied« etc. Den »Titurel« sang er s. Z. bei den Bayreuther »Parzifal«-Aufführungen. K., der als Naturalist die Laufbahn betrat, wurde durch forschenden Fleiß und besondere Beobachtungs- und Beurteilungsgabe ein Meister, der wie nur Wenige über das innerste Wesen der Gesangskunst Aufschluß zu geben vermochte.

Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig, 1903.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Kindermann August, 1817 (Potsdam) – 1891, Hof- und Kammersänger; seine Laufbahn begann K. als Mitglied des Hoftheaterchors in Berlin (1835), 1839 wurde er zweiter Bassist am Stadttheater in Leipzig, 1846 Mitglied und 1855 Oberregisseur des Hoftheaters in München; der Baritonist war ein Freund A. Lortzings, der seinen Hans Sachs für ihn schrieb; er hatte bei den Uraufführungen des Rheingold und der Walküre den Wotan »creiert« und in Bayreuth den Titurel im Parsival gesungen.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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