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9 – 2 – 55 (Boxler · Huhn · Knon · Ramoser)

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Hier ruhen in Gott
Dr. Georg Ramoser
1809 – 1855
Ferdinand Boxler
1823 – 1875
Prälat
Adalbert Huhn
1839 – 1903
Geistl. Rat
Joh. Bapt. Knon
1867 – 1935

Grabstätte
der Hochwürdigen Herrn Stadtpfarrer
an der heil. Geistkirche
in München

Ω

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Georg Adalbert Huhn

* 19.4.1839 (Bad Orb/Hessen-Nassau)
† 11.8.1903 (Aussee/Steiermark)
Katholischer Priester und Schriftsteller

Rosenheimer Anzeiger (13.8.1903)

Münchener Neuigkeiten

München, 12 Aug. (Prälat und Stadtpfarrer zum Hl. Geist Adalbert Huhn), der in Aussee zum Landaufenhalt weilte, ist dort gestern nachmittags 5 Uhr gestorben. Georg Adalbert Huhn ist am 19. April 1839 in Orb, in dem Bezirksamte geboren, welches nach dem Kriege 1866 von Bayern abgelöst wurde und erreichte sonach ein Alter von 64 Jahren. Derselbe erhielt am 23. April 1862 die Priesterweihe und wurde am 2. Juli 1883 als Stadtpfarrer zur Hl. Geistkirche (mit 26,493 Seelen, früher ca. 50,000 Seelen) investiert. Bei Hof und bei allen offiziellen Stellen und besonders innerhalb der Stadtpfarrei Hl. Geist war Stadtpfarrer Huhn allgemein geschätzt. Der Verblichene war Hausprälat Sr. Päpstl. Heiligkeit, erzb. geistl. Rat und Prosynodal-Examinator, Stadtpfarrer und Schulinspektor, Diözesanpräses des St. Cäzilienvereins, Inhaber des k. k. österreichischen Franz Josefs-Ordens und Ritter vom Heiligen Grabe.

Rosenheimer Anzeiger No. 181. Donnerstag, den 13. August 1903.

Münchner Neueste Nachrichten (18.8.1903)

Lokales.
München, 17. August.

Beerdigung des Stadtpfarrers Huhn.

Das ganze katholische München war heute Nachmittag im südlichen Friedhofe vertreten, um dem von ihm hochverehrten Priester, Prälat, Stadtpfarrer Huhn, einem seiner geistigen Führer, das letzte ehrende Geleite zu geben. An der Spitze des außerordentlich langen, in seiner Ausdehnung nicht übersehbaren Trauerzuges schritten Mädchen aller Klassen der Hl. Geist-Schule in weißen Kleidern mit Trauerschärpen. Dann folgten die Zöglinge des Klosters der Armen Schulschwestern und jene des Katholischen Mädchen-Schutzvereins, ferner die Mädchen der Wallfahrts-Bruderschaft zum Hl. Geist, alle in weißen Kleidern mit blauen Umschlagekrägen, Blumenkränze im Haar und Pilgerstäbe in den Händen, hierauf Niederbronner Schwestern und die männlichen Mitglieder der Wallfahrts-Bruderschaft zum Hl. Geist im Pilgerhabit mit brennenden Kerzen. Diesen Korporationen, die in der Buntfarbigkeit der Trachten ein schönes malerisches Bild boten, reihten sich die katholischen Vereine Münchens mit schwarz umflorten Fahnen an. Es waren dies der Katholische Gesellenverein München-Au mit Musik, die katholischen Arbeitervereine München-Neuhausen, München-Innere Stadt, Au-Giesing, München-Ost, München-West, München-Nord, Schwabing, St. Anna und St-Maximilian, die katholischen Volksvereine St. Anna und St. Maximilian, der Verband katholischer bürgerlicher Vereine Münchens, der Katholisch-kaufmännische Verein Hansa, der Kranken-Unterstützungsverein der Alt- und Jungmetzger, der Zentral-Gesellenverein, das Katholische Bürgerkasino zum Hl. Geist, die katholischen Kasinos St. Peter, Au, Haidhausen, Schwabing, der Max-Vorstadt, der Isar-Vorstadt, die katholischen Männervereine St. Stephan, St. Wolfgang, St. Ludwig, St. Paul, St. Antonius, St. Joseph-Neuhausen, St. Joseph-München-Nord, St. Rupert und Giesing. Außerdem schritten noch vor dem Sarge Deputationen des Bäuerischen Veteranenvereins Feldzugssoldaten und der Angestellten der Mayerschen Hof-Kunstanstalt sowie Magistratsbedienstete mit Flambeaus.

Den mit einem Hügel von Kränzen gezierten Sarg geleiteten die gesamte Geistlichkeit der Hl. Geist-Pfarrkirche mit dem als kirchlicher Offiziator fungierenden Stadtpfarrer P. Remigius Stadler von St. Anna, Benediktiner, Franziskaner, Kapuziner und ein Augustinermönch. Hinter dem Sarge folgten Deputationen der beiden städtischen Kollegien, der Lokalschulkommission und des Armenpflegschaftsrats, Generalvikar Dr. Stigloher als Vertreter des Erzbischofs, das Domkapitel, die sämtlichen Stadtpfarrer Münchens, viele andere hiesige und auswärtige Geistliche, Reichstags- und Landtaqsabgeordnete der Centrumspartei, die Kirchenratsmitglieder der Hl. Geist-Pfarrkirche, Deputationen der katholischen Studentenverbindungen Aenania und Saxonia und Bürger aller Berufsarten in großer Menge. Auf dem ganzen weiten, durch Seile abgesperrten Weg von der Leichenhalle zum Grabe bildete eine dichte Menschenmenge Spalier. Das Grab war von der Stadtgärtnerei mit Zierpflanzen prächtig geschmückt worden; hier hatten u. a. das Lehrpersonal der Schule an der Wittelsbacherstraße und der Kirchenchor Hl. Geist Kränze niederlegen lassen.

Stadtpfarrer P. Remigius Stadler entwarf in der von warmer Verehrung durchdrungenen Grabrede ein ausführliches Lebensbild des Verstorbenen, schilderte diesen als Weltpriester in des Wortes schönster Bedeutung, durchdrungen von echt priesterlichem Geiste, als Freund und Gönner der Armen und beleuchtete sein verdienstvolles Wirken als Prediger, Katechet, Seelenführer und Hirte seiner Pfarrgemeinde, als Schulinspektor, langjähriger Konferenz-Vorstand und Literat, wie in den katholischen Vereinen, in der christlichen Charitas, im wahren kirchlichen Leben und in der christlichen Sozialpolitik. »Als einer der beliebtesten Priester unserer Zeit hat Prälat Huhn die Liebe und Anhänglichkeit seiner Parochianen in seltenem Maße gefunden. Aber nicht nur in München, in ganz Bayern, in Deutschland, im Norden und Osten Europas, in Oesterreich, in Italien und in der Terra sancta, überall erklingt sein Name.«

Nach Beendigung der kirchlichen Zeremonien ließen die meisten der genannten Korporationen unter Nachrufen Kränze am Grabe niederlegen, außerdem der Münchner Vorstand der Centrumspartei, der Kirchenbau-Verein St. Maximilian, die Kirchenratsmitglieder von Hl. Geist nnd die ehemaligen Schüler der kaufmännischen Fortbildungsschule. Grabmusik beschloß den feierlichen Akt.

Münchner Neueste Nachrichten No. 382. Dienstag, den 18. August 1903.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Huhn Georg Adalbert, 1839 (Bad Orb/Hessen-Nassau) – 1903, katholischer Priester, Historiker, Publizist und päpstlicher Hausprälat; nach philosophisch-theologischen Studien in Würzburg wurde H. 1862 Priester, 1864 Stadtkaplan bei St. Agatha in Aschaffenburg, 1871 Stadtpfarrprediger in Mariahilf (München-Au) und 1883 Stadtpfarrer bei Heiliggeist in München; H. zählt zu den bedeutendsten Münchner Kanzelpredigern vor allem bei Katholikentagen wurde er weit und breit als unerschrockener Rufer gegen die Unterdrückung der katholischen Kirche im Kulturkampf bekannt; H. hat sich auch als Verfasser von apologetischen und historischen Schriften einen Namen gemacht.

Hauptwerke: Eine Ministerantwort im Lichte der Wahrheit, Robert Emmet, eine Erzählung aus der Geschichte Irlands, Geschichte des Spitals, der Kirche und Pfarrei zum Hl. Geist in München, Ausgewählte Predigten und Reden; H. ist die Erweiterung der Heilig-Geist-Pfarrkirche von 1885 zu verdanken.

© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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