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Das Grab ist nicht erhalten
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Lossow, Arnold Friedrich; – 8.6.1858 (München), 18 Jahre alt; Bildhauers-Sohn
Lossow, Friederike (vw) / Müller (gb); – 5.6.1885 (München), 78 Jahre alt; Landrichters-Tochter von Hersbruck / Bildhauers-Witwe
Lossow, Friedrich; 13.6.1837 (München) – 19.1.1872 (München); Illustrator und Tiermaler
Lossow, Heinrich; 10.3.1843 (München) – 19.5.1897 (Schleißheim); Genremaler, Illustrator und Zeichner
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* 24.10.1805 (Bremen)
† 3.2.1874 (München)
Bildhauer
Lossow, aus Bremen geboren 1805, kam trefflich vorbereitet nach München, dann nach Rom, wo er sich während vier Jahren noch mehr ausbildete und nun seit dem Jahre 1833 bei Schwanthaler beschäftigt ist, und führte nach dessen Modellen meistens die Hauptfiguren für die Giebel der Walhalla und des Gebäudes für Kunstausstellungen in Marmor und auch andere Statuen aus. Er besitzt in der Bearbeitung dieses Materials eine ungemeine Tüchtigkeit, die durch seine Liebe zur Antike und durch eine eigene im Geiste dieser gefertigten Entwürfe vorzüglich gefördert wird.
Als schöpferischer Künstler zeigte er sich bereits durch manche schön und sorgfältig ausgeführte Figuren und Büsten, unter welchen vor allem die Statue einer Madonna in weißem Marmor gefiel, die als wahre liebende Mutter aufgefaßt und höchst zart gehalten war. Sie hält das Kind auf dem rechten Arm, das sich liebend an sie schmiegt und mit seinen Händchen das Kinn der Mutter berührt; die linke Hand dieser unterstützt in schöner Biegung herüberlangend den rechten Arm; das Haar fällt in Wellenlocken über die Schultern auf den Rücken herab; das Haupt neigt sich, mit dem Antlitz voll Liebe und Anmuth, dem himmlischen Kinde zu.
Im Auftrage des Königs Ludwig fertigte er einige Büsten für die Ruhmeshalle und die Walhalla.
Dr. Johann Michael von Söltl: Die bildende Kunst in München. München, 1842.
Die Stadt Augsburg ist nicht sehr reich an neuen Kunstwerken, namentlich nicht an plastischen, und es wird daher vielen Freunden der Kunst erfreulich seyn, zu erfahren, daß gegenwärtig ein Kunstwerk in Ausführung steht, welches der Stadt zur Zierde gereichen soll, wie kein anderes in neuerer Zeit geschaffenes. Es ist dies ein Grabmal, welches von den Erben des verstorbenen Freiherrn v. Süßkind bei dem Bildhauer Lossow in München bestellt wurde. Dieses Grabmal besteht aus einem acht Fuß hohen Engel mit der Siegespalme, als Symbol der Auferstehung. Er steht auf einem hohen Postamente, dessen Vorderseite von einem Basrelief geziert ist, welches Christus mit ausgebreiteten Armen darstellt, wie er zur allgemeinen Auferstehung ruft. Ihm zu beiden Seiten knieen anbetende Engel. Auf den beiden Seiten des Postamentes werden in Basrelief die Brustbilder des Verstorbenen und seiner Gemahlin angebracht. Diese beiden, wie das vordre Basrelief, sind bereits in Thon modellirt. Die großartige, erhabene, höchst edel gehaltene Gestalt des Engels ist als Modell schon in Gyps gegossen und der Marmor bereits punktirt. Der Künstler war so glücklich, einen überaus schönen, reinen Marmor zu erhalten, aus welchem die Figur in einem Stücke gearbeitet wird. Bis Ostern wird das Kunstwerk vollendet seyn, da der Künstler mit ungewöhnlichem Eifer an demselben thätig ist. Der unbetheiligte Schreiber dieser Zeilen ist überzeugt, daß dann jeder Beschauer die gleiche Freude an diesem Kunstwerke genießen wird, die er selbst in dem Atelier des bescheidenen Künstlers in überraschender Weise empfand.
Augsburger Tagblatt No. 294. Samstag, den 26. Oktober 1850.
Verschiedenes.
München, 6 Febr. (Arnold Herrmann Lossow †.) Schon wieder ist München um einen hervorragenden Künstlernamen der Ludwig'schen Glanzperiode, um ein ehemals sehr geschätztes Talent, ärmer. Der Bildhauer Arnold Herrmann Lossow starb am 3 d. Nachmittags, ohne vorgängige Krankheit, am Schlagfluß. In Bremen am 24 Oct. 1805 geboren, wurde er von seinem Bruder zuerst in der Kunst unterrichtet. Nachdem er sich die Sculptur bestimmt hatte, begab er sich so vom Hause der Eltern aus, mit guten Vorkenntnissen versehen, um das Jahr 1820 hieher nach München, und von hier nach einem längeren Weiterstudium nach Rom. In der ewigen Stadt verweilte er, in die Kunst ganz und gar vertieft, ungefähr fünf Jahre. Verschiedene bedeutende Werke seines Meißels, wovon unten noch ein Wort, stammen aus dieser Zeit des Rom-Aufenthalts. Im Jahr 1831 aus Italien nach München zurückgekehrt, war er von 1833 an fortwährend bei Ludwig Schwanthaler in dessen Werkstatt beschäftigt, um die diesem Arbeitsgenie übertragenen zahllosen Arbeiten zur Ausführung bringen zu helfen. Nach Schwanthalers Modellen führte Lossow meistens die Hauptgestalten an den Giebeln der Walhalla bei Regensburg, dann des Kunstausstellungsgebäudes dahier aus. Aus seiner Römerzeit stammen zwei von den in der Glyptothek hier ausgestellten Standbildern Lossows, Canova's, nach dem Modell des Professors Max Widnmann hier, und Thorwaldsens, nach Thorwaldsens eigenem Modell, die beiden andern in der Glyptothek aufgestellten Standbilder Lossows stammen aus einer späteren Zeit, nämlich Schwanthaler nach Friedrich Bruggers, und John Gibson, nach desselben Modell. Uebrigens stammt von Lossow eine große Anzahl von Kunstwerken eigener Erfindung, nach eigenen Entwürfen. So die Büsten in der Walhalla König Ludwigs, die trefflichen Arbeiten in der Befreiungshalle, und so noch vieles andere. Ganz besonderes Aufsehen machte vor einer Reihe von Jahren bereits die Statue einer Madonna, in weißem Marmor ausgeführt; dieselbe hat Lossow hier als eine wahre liebende Mutter aufgefaßt und auf das zarteste aufgeführt. Maria hält das Kind auf dem rechten Arm, welches sich liebend an sie schmiegt und mit seinem Händchen der Mutter das Kinn berührt. Ihre Linke unterstützt die Rechte, nach der sie in malerischer Biegung hinüberreicht. Das Haar der Jungfrau Maria wallt in langen Wellenlocken über die Schultern zum Rücken hinab, und ihr Haupt neigt die Himmelskönigin mit dem höchsten Liebreiz dem göttlichen Kinde zu. Lossow zeichnete sich unter allen Schülern Schwanthalers ganz besonders durch eine feine Auffassungsgabe und geläuterten Geschmack aus, mit dem er eine ungemeine technische Gewandtheit und hohe Meisterschaft in der Bearbeitung des spröden Marmormaterials verbindet. Diese Tüchtigkeit wurde in ihm noch durch eine unverkennbare Liebe zur Antike gefördert. Auf alle Zeit wird Lossow ein sehr ehrenvoller Platz unter den Münchener Bildhauern der schönen Zeit König Ludwigs I gesichert sein. Viel Freud' und Leid erlebte er am genialen Aufschwung dreier Söhne, alle hervorragende Künstler in ihren Fächern; Leid ob des frühen Hingangs der beiden älteren: der Historienmaler Karl Lossow, geboren in München am 6 Aug. 1835, gestorben schon den 12 März 1861 in Rom, war ein vielversprechendes Talent; Friedrich, geboren dahier am 13 Juni 1837, gestorben am 19 Jan. 1872 daselbst, war weitaus einer der genialsten unter den gesammten hiesigen Thiermalern. Allein der jüngste Sohn überlebt den Vater, Heinrich, ein Geschichtsmaler, der in des ältesten Bruders Fußstapfen bereits in würdigster Weise getreten ist.
Allgemeine Zeitung Nr. 39. Augsburg; Sonntag, den 8. Februar 1874.
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* 13.6.1837 (München)
† 19.1.1872 (München)
Illustrator und Tiermaler
Todes-Anzeige.
Statt besonderer Anzeige theilen wir auf diesem Wege theilnehmenden Verwandten, Freunden und Bekannten mit, daß
Herr Friedrich Lossow,
Thiermaler,
heute Vormittags 11 Uhr von seinem langen Leiden durch den Tod erlöst wurde.
München, den 19. Januar 1872.
Die tieftrauernd Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Sonntag den 21 Januar Nachmittags halb 4 Uhr auf dem südlichen (alten) Gottesacker statt.
Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik Nr. 21–22. Sonntag, den 21. Januar 1871.
Friedrich Lossow, der bekannte geistvolle Thiermaler, starb in München am 19. Januar. Derselbe war im Jahre 1838 geboren und gehörte einer geachteten Künstlerfamilie an: sein Vater ist der wackere Bildhauer Arnold Lossow, der von König Ludwig I. vielfach mit Aufträgen zur Herstellung von Büsten betraut wurde, sein Bruder der Genremaler Heinrich Lossow. Je seltener in unseren Tagen der echte Humor geworden, desto willkommener waren die Arbeiten Friedrich Lossow’s, welcher mit einer reichen Gabe davon ausgestattet war. Seit dem Ende der fünfziger Jahre brachte er eine Reihe zum Theil ganz köstlicher Bilder, so 1860 einen »Hofhund«, 1861 eine »Hündin mit ihren Jungen« und eine ungemein humoristische »Rattenjagd«, in der die Angst des »armen« Thieres, um mit Siebel in Auerbach’s Keller zu sprechen, und die Hast der sich überstürzenden Hunde der verschiedensten Racen einen ansprechenden Gegensatz bildeten, 1862 wieder eine »Rattenjagd« mit einer Ratte und einem Pinscher, 1865 eine »ländliche Scene am Backofen«, 1866 eine »Hunde- und Affenkomödie auf der Reise«, 1870 einen »Dachshund«, der eine Puppe aus dem Kinderwägelchen geworfen, um sich auf dem weichen Bettchen derselben ein behagliches Lager zu suchen. Friedrich Lossow zeichnete sehr korrekt, aber seine Farbe war nicht ohne Härten. So wendete er sich mit Recht vorzugsweise dem Zeichnen auf Holz zu und lieferte für die Verlagshandlung Braun & Schneider eine lange Reihe köstlicher Arbeiten, die theils in den Fliegenden Blättern, theils in den Münchener Bilderbogen Platz fanden. Dahin gehören die lustigen Streiche eines von seiner Besitzerin verzogenen Schooßhundes, die Leiden und Freuden eines Sonntagsreiters und die Abenteuer eines Einspänners. Seine heiteren Bilder aus dem »Leben der Hausthiere« erschienen mit Versen von Eduard Ille gesondert. Auch für den Verleger Kröner in Stuttgart zeichnete Friedrich Lossow vieles, so »Ami in der Fremde«, »die Geschichte des kleinen Reh«, ein »Fabelbuch«, »das leichtsinnige Miezel«, »die Kynopädie oder der wohlerzogene Hund«, sämmtlich Illustrationen zu gegebenen Stoffen. Zu seinen letzten Arbeiten gehören die beiden Blätter aus dem letzten Kriege in den Münchener Bilderbogen von herzergreifender elegischer Stimmung. Seinem Tode ging eine lange schmerzliche Krankheit voraus.
Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst Nr. 11. 8. März 1872.
Friedrich Lossow,
Thiermaler,
geboren zu München am 13. Juni 1837, war der Sohn des bekannten, seiner Zeit von König Ludwig I. namentlich mit Büsten vielbeschäftigten Bildhauers Arnold Lossow. Schon während er die Elementar-, und später die Lateinschule besuchte, verrieth er eine ausgeprägte Vorliebe für Darstellungen aus dem Thierleben und versuchte sich auch fleißig in solchen, ohne jedoch einen regelmäßigen Unterricht zu erhalten. Indessen förderte er bald so auffallende Proben eines ungewöhnlichen Talentes zu Tage, daß es sich unmöglich verkennen ließ, wie viel besser er seinen Platz hinter der Staffelei als dem Studiertische ausfüllen würde, und man beschloß, ihn auf die Akademie zu schicken, wo er zunächst den Antikensaal besuchte. Was er hier zeichnen sollte, sagte jedoch Lossow’s Geschmack wenig zu, und statt der ihm gegebenen Aufgabe entstanden sehr oft Thierstudien, welche mit weit mehr Liebe und Verständniß durchgeführt waren, als jene nach der Antike. Er trat daher bald wieder aus, entschlossen, es mit der Kuust nun allein zu versuchen. So ganz sollte er sich jedoch nicht überlassen bleiben; seine Arbeiten zogen vielmehr die Aufmerksamkeit manches bedeutenden Künstlers auf sich und Männer wie Theodor Horschelt, Friedrich Voltz und v. Kotzebue sind mit Rath und That oft und gerne zur Hand gewesen, wenn es galt, dem jungen, ebenso strebsamen als bescheidenen Fachgenossen über Schwierigkeiten, denen er noch nicht gewachsen war, hinwegzuhelfen. In verhältnißmäßig kurzer Zeit hatte es Lossow so weit gebracht, daß seine Arbeiten nur noch eine vollendetere Technik in der Malerei hätten aufweisen sollen, um sie als ganz vorzügliche Leistungen bezeichnen zu können. Um diese sich zu erwerben, trat er im Anfang der sechziger Jahr bei Carl v. Piloty als Schüler ein. Wie rasch es ihm gelungen ist, auch in der angedeuteten Beziehung sich zu vervollkommnen, beweisen die Bilder, deren Entstehung in die erwähnte Zeit oder bald nach derselben fällt. Wir erwähnen beispielsweise nur eine »Rattenjagd«, eine »ländliche Scene am Backofen« und eine »Hunde- und Affenkomödie auf der Reise«. Neben ihren Vorzügen vom künstlerischen Standpunkte aus ist es der in den meisten seiner Werke zu Tage tretende prächtige Humor, der sie so anziehend macht. Außer seinen, in der Folge der Zeit sehr gesuchten Oelbildern verdanken wir Lossow auch eine Menge Zeichnungen für den Holzschnitt, für welche er eine ganz besondere Befähigung besaß und in denen er seine köstliche Laune noch viel glänzender zur Freude für Alt und Jung entwickelt hat. Dieselben fanden ihren Platz theils in den Fliegenden Blättern und Münchener Bilderbogen, theils sind sie als Illustrationen zu gegebenen Stoffen in eigenen Werkchen erschienen. Zu seinen letzten Arbeiten in diesem Fache gehören die beiden Blätter aus dem jüngsten Kriege m den Münchener Bilderbogen, die jedoch ganz im Gegensatze zu früheren Werken von herzergreifender elegischer Stimmung sind. Der wackere Künstler, dessen Gesundheit seit Jahren erschüttert war, hat wohl damals schon die Ahnung eines frühen Todes in sich getragen. Nur allzubald sollte diese Ahnung auch in Erfüllung gehen. Am 19. Januar 1872 ist er nach langer schmerzlicher Krankheit verschieden.
Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunst-Vereins in München während des Jahres 1872. München, 1873.
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* 10.3.1843 (München)
† 19.5.1897 (Schleißheim)
Genremaler, Illustrator und Zeichner
Lossow, Heinrich, Genremaler, * am 10. März 1843, † am 19. Mai 1897. – L. stammte aus einer Künstlerfamilie. Der Vater Arnold Hermann Lossow, geboren am 24. October 1805 zu Bremen, hatte schon im väterlichen Hause die Bildhauerei gelernt, sich dann in Rom weiter gebildet und 1831 in München niedergelassen, wo er bald zu Schwanthaler’s Lieblingsschülern und ausführenden Gehülfen zählte. Als guter Marmorarbeiter lieferte er unter anderem die Statuen Thorwaldsen's und Canova's (nach Max Widnmann) für die Nischen der Glyptothek und eine grosse Anzahl von Büsten für die Walhalla und die Bayerische Ruhmeshalle. Er starb am 3. Februar 1874. Zwei seiner talentvollen Söhne waren schon vor ihm aus dem Leben gegangen: der Historienmaler Karl L. und der als humoristischer Thierzeichner wohlbekannte Friedrich L. Ersterer, geboren am 6. August 1835 zu München, hatte sich unter Philipp Foltz der historischen Richtung zugewendet, dann aber unter dem Einfluss seines gleichstrebenden älteren Freundes Andreas Müller, insbesondere auch nach Moriz von Schwind, selbständig weiter gefördert. Auf einer Reise nach Oberitalien traf L. zufällig den damaligen Erbprinzen von Meiningen und erhielt schöne Aufträge für die herzogliche »Villa Carlotta« am Comersee: einen Cyklus aus der »Gudrun« und einen ähnlichen zu Uhland's Balladen. Aber noch vor der Vollendung seiner vorzüglich componirten Bilder starb Karl L., eine herrliche Kraft voll Schönheitsgefühl und Originalität, zu Rom am 12. März 1861. Sein jüngerer Bruder Friedrich L. (geboren am 13. Juni 1837) hatte sich erst bei Karl Piloty im Genrefach umgethan, dann aber ganz auf das Thierbild geworfen. Seine ländlichen Scenen, seine Hunde- und Affentheater, die komischen Eselbilder mit zudringlichen Gänsen, ergötzlichen Hühnern, mit Ladenrittern und Sonntagsreitern, seine Viehmärkte und militärischen Uebungslager gewannen ihm viele Freunde, ebenso wie die zahlreichen Zeichnungen in den weltbekannten »Münchener Bilderbogen« und den »Fliegenden Blättern«. Friedrich L. starb nach langen Leiden am 19. Januar 1872.
Sein Bruder, der jetzt in Rede stehende Heinrich L., hospitirte bei Piloty und Arthur von Ramberg, trat schon 1864 mit einem kleinen »Mozart als Orgelspieler« in die Oeffentlichkeit, wie er denn das Oelbild und die Illustration gleichmässig cultivirte. So zeichnete er, nach Grützner's Beispiel, Scenen zu den »Lustigen Weibern« und zu »Kabale und Liebe«, warf sich auf Heinrich Heine’s »Buch der Lieder« (insbesondere die »Sphinx«), kokettirte mit üppigen, schauerlichen Zopfdamen des vorigen Säculums, mit pikanten Kammerkätzchen und Putzmacherinnen und ihren galanten Courschneidern im zweckdienlichsten Rocococostüm. Er übersetzte Watteau, sein französisches Ideal, in's Deutsche, freilich ohne dessen Feinheit und Eleganz zu erreichen, obwohl L. an Roben, Spitzen und anderem Beiwerk sein möglichstes that. Dadurch unterschied er sich von den rohen Fadaisen des Joh. Heinrich Ramberg, als dessen technisch verbesserte Neuauflage L. öfter bezeichnet wurde. Auch bearbeitete er in »hochpikanten« Bleistiftzeichnungen zwölf »Metamorphosen nach Homer und Ovid« (München 1884) im zopfigen Charakter, womit er »den ganzen Reiz schöner Plastik und weiblicher Formvollendung verewigte«, und lieferte amouröses Getändel (eine im Bette liegende Coquette jonglirt auf den Fusssohlen ihr Leibhündchen) und allerlei trivialen Schnickschnack, gerade nicht immer zum Ruhme der deutschen Kunst, welche dergleichen Firlefanz besser unseren westlichen Nachbarn überlassen hätte. Hohe Aufgaben stellte er sich nicht, löste sie aber mit vielem Fleiss. In einem »Ich thue, was ich will« benannten Oelbilde (1874) ist das eigensinnige Handschuhanziehen der fascinirenden Reiterin mit bestem Chik dem Leben abgelauscht. Die lüsternen Scenen mit den »galanten« Putzmacherinnen und das ewige Parfüm der ganzen Demimonde enuyirte ihn schliesslich selbst, er warf sich auf Landschaften, wie sie ihm der Park von Schleissheim, woselbst L. seit 1885 als Galerie-Conservator eine Stelle fand, in bereitwilliger Auswahl bot. Hier huldigte er auch dem Plainairiren und quälte seine armen Modelle mit kalten Bädern in den von schattigen Kastanien oder mageren Akazien überwölbten geradelinigen Kanälen. In dieser Zwitterstellung zwischen alter und moderner Methode verdarb es L. mit der Ausstellungs-Jury 1897, welche seine Einsendungen abwiesen. In's Herz getroffen, verschied der darob erzürnte Künstler auf der Heimfahrt nach Schleissheim, worauf das beanstandete mit einer Trauerschleife ausgezeichnete Bild im Glaspalast Aufnahme erhielt. Kurz vorher hatte L. noch ein Deckenbild im Directorialzimmer des neuerbauten Münchener Justiz-Palastes vollendet (vgl. »Kunst für Alle« vom 1. Juli 1897 S. 310). Vortreffliches leistete L., natürlich in gleichem Genre, auch als Kleinmeister für das Kunstgewerbe, wie zahlreiche Blätter und practische Entwürfe für Goldschmiede und Metallarbeiter beweisen. Viele diese Mustervorlagen wurden in der Zeitschrift des Münchener Kunstgewerbe-Vereins reproducirt. Als eine besondere Schöpfung L.’s muss der Juwelierladen von Julius Elchinger genannt werden, welchen er als ein malerisch und plastisch wirkendes, wahres Schatzkästchen ausstattete. Auch sonst that er mit bereitwilliger Liebenswürdigkeit überall mit, malte beispielsweise der »Vitruvia« ein muthwilliges Wappenbild, ebenso die auf dem Siegeswagen von Löwen gezogene »Kunst« für den Mittelbau der Kunstgewerbe-Ausstellung (1888), half bei allen Künstlerfesten »mit kundigem Geist der Erfindung« und stellte lebende Bilder, sogar im Style eines Dierick Bouts van Harlem. Bei der Exposition seines zahlreichen Nachlasses im Münchener Kunstverein (Januar 1898) erschien auch das sehr energisch gemalte Selbstportrait L.’s, eine höchst charakteristische Leistung.
Vergl. Fr. Pecht, »Geschichte der Münchener Kunst«. 1888. S. 248 ff. – No. 140 »Allgemeine Zeitung« 21. Mai 1897 und No. 10 vom 11. Januar 1898. »Kunst für Alle« vom 1. Juli 1897. S. 310. Kunstvereinsbericht für 1897. S. 75.
Hyac. Holland.
Dr. phil. Hyazinth Holland: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Berlin, 1898.