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10 – 1 – 46* (Röckel)

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Das Grab ist nicht erhalten

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Wilhelm Röckel

* 23.7.1801 (Schleissheim/München)
† 2.1.1843 (München)
Historienmaler

Geschichte der neueren deutschen Kunst (1840)

WILHELM RÖCKEL AUS SCHLEISSHEIM, GEBOREN IM JAHRE 1804.

Röckel hat im Neuen Schlosse das Schlafzimmer des Königs gemalt, nach Zeichnungen von Hess, und im Gesellschaftssaale nach Schwanthalers Zeichnungen. Die Bilder des ersten Zimmers sind aus dem Theokrit, die des letzten aus dem Sophokles genommen; in diesem letzten sind nur zwei Gemälde von Hansen ausgeführt, die übrigen alle von Röckel. Das Gesellschaftszimmer ist ein von denjenigen, deren allgemeine Wirkung den Blick am meisten erfreut.

In den Arkaden ist das dritte Gemälde, vorstellend die Vermählung Otto's des Erlauchten mit Agnes von Hohenstaufen, Pfalzgräfin bei Rhein, im Jahre 1225, von Röckel entworfen und ausgeführt. Die Gesichtsbildung der einzelnen Personen dieses Gemäldes ähneln sich auffallend, und der Stempel derselben ist nicht glücklich: die Züge sind auch zu winzig und die Köpfe zu klein im Verhältnis zur Länge der Gestalten. In den Gemälden des Schlosses ist es diesem Maler besser gelungen.

Gegenwärtig hat Röckel sein Talent auf die Glasmalerei gerichtet, und als ich im Jahre 1837 zu München war, beschäftigte ihn der Tod der Maria, nach Schraudolfs Carton. Er zeichnet sich in diesem Fache sehr aus.

Man spricht auch mit Lobe von einem Gemälde Röckels, Apollo unter den Hirten, welches er für den Baron Pless gemalt hat.

Graf Athanasius Raczynski (Übersetzung: Friedr. Heinr. von der Hagen): Geschichte der neueren deutschen Kunst. Berlin, 1840.

Kunstvereins-Bericht für 1843 (1844)

Biographische Notizen.

VIII.

Am 2. Januar d. Js. starb in München der Historienmaler

Wilhelm Röckel.

Sein Geburtsort ist Schleißheim, wo der Vater die Geschäfte eines Hofglasers und das Amt eines Galleriedieners versah. Geboren am 23. Juli 1801 und gewissermassen aufgewachsen unter den Meisterwerken der alten Malerschulen, zeigte er frühzeitig Lust und Talent zur Kunst. Schon als siebenjähriger Knabe zeichnete er scharf ausgeprägte Gestalten nach, ja er fertigte um diese Zeit sein eigenes Bildniß nach dem Spiegel mit einer solchen Lebendigkeit, daß an seinem Beruf zur Kunst wohl nicht zu zweifeln war. Dessenungeachtet betrat er die Straße des gewöhnlichen Schulunterrichtes, erst in Passau, dann in München, wo er es, um den damals herrschenden Schulausdruck zu brauchen, bis zur »Poesie« brachte. Von dieser Höhe wandte er sich, nachdem er bereits für sich ununterbrochen gezeichnet und gemalt, unmittelbar dem Kunststudium zu. Der damalige Direktor der Akademie, von Langer, nahm ihn jedoch nicht auf, ohne eine genügende Probe seines Talentes zu sehen, und Röckel zeichnete den Tod Abels als einen Carton mit fast lebensgroßen Figuren. Dürfte es auch wohl der Poesie eher als der bildenden Kunst gelingen, aus der Tiefe des Gemüthes den Ausdruck zu holen für den Schmerz der ersten Eltern über den ersten Todten, so sprach sich doch sowohl in der Wahl des Gegenstandes, als in der Weise der Ausführung sogleich die Richtung auf innerliches Leben und Empfindung aus.

Als Cornelius nach München kam, schloß sich Röckel mit Liebe und Vertrauen an ihn an und erkannte in ihm fortan seinen Meister. Während des Sommers 1823 malte er eifrig unter der Leitung desselben in der Glyptothek al fresco, und folgte ihm im Herbst desselben Jahres nach Düsseldorf. Dort gehörte er einem Freundeskreise an, der durch gemeinsame Verehrung für den Meister Cornelius und durch gemeinsamen Eifer für die Kunst zusammengehalten wurde.

In Düsseldorf zeichnete er einen größern zur Ausführung al fresco bestimmten Carton, Apoll unter den Hirten, ein Bild voll der sinnigsten Motive. Leider war er mit dem Technischen der Frescomalerei noch zu wenig vertraut, als daß das Unternehmen in der Ausführung gelingen konnte; allein die Zeichnung bleibt immer ein gültiges Zeugniß seiner Kunst.

Nach München zurückgekehrt, übernahm Röckel im Jahr 1827 eines der Arkadenbilder, die Vermählung Otto des Erlauchten mit der Pfalzgräfin Agnes. Auch hier bewährte er den ihm eigenthümlichen Sinn, in das Gemüthsleben einzudringen, und benutzte eine mehr äußerliche und ceremonielle Handlung zu den speziellsten Chrakterschilderungen, so daß auf dem ganzen reichen Bilde keine Gestalt zu nennen wäre, deren Einzelleben ihm nicht Gegenstand besonderer Theilnahme gewesen wäre.

Nach Beendigung des Arkadengemäldes nahm Röckel an den Arbeiten im Königsbau Theil, in welchem er Bilder aus den Gesängen des Theokrit, theils nach Entwürfen des Herrn Prof. H. v. Heß, theils nach eigenen ausführte.

Auf diese Weise in nähere Beziehung zu letztgenanntem Künstler gebracht, ward er von demselben aufgefordert, an den Zeichnungen sich zu betheiligen, welche für die Glasmalereien der Auer Kirche unter seiner Leitung angefertigt wurden. Er übernahm diese Arbeiten zugeich mit der Verpflichtung, sie auf Glas auszuführen. Von seiner Hand ist, ausser einigen kleinern Tafeln die Hochzeit zu Cana und die Grabtragung Mariä in der Auer Kirche, zwei Bilder von denen vornehmlich das letztere durch Tiefe und Schönheit des Ausdrucks, beide aber durch den Reiz einer liebevollen Ausführung sich auszeichnen.

Inzwischen hatte seine Gesundheit zu leiden angefangen. Während aber ein schmerzliches Fußübel ihn hinderte, dem Beruf als Maler zu obliegen, hatte er zur Feder gegriffen und eine Novelle, »die Beterin an der Mariensäule«, ist uns als doppeltes Zeugniß seiner Schaffenslust durch den Druck übergeben worden.

Sobald es seine Körperkräfte gestatteten, kehrte er zur Malerei zurück, die er mit jugendlicher Innigkeit zu lieben nie aufgehört hatte. Die Verheißung Joachims, das, der Folgereihe nach erste Bild der Auer Kirchenfenster, war seine Aufgabe. Mit Feuer hat er den Gegenstand ergriffen, und mit unermüdeter Lust – trotz der sinkenden Lebenskräfte – daran fortgearbeitet. Selbst die Ahnung des nahenden Todes konnte ihm die Freude des Schaffens nicht trüben. Am 29. Dezember 1842 war er von Morgen zum Abend, aber zum letzten Male, an seiner Arbeit. Erschöpft kam er zu Hause an; Fieberzustände traten ein: alle Bilder waren Kinder seiner künstlerischen Phantasie, und seine Hand schrieb, schon ermattend, noch immer Gestalten in die Luft. Er entschlief am Abend des 2. Januars.

Mit Wehmuth und mit Theilnahme blicken wir auf sein frühes Grab; aber wenn wir daran denken, daß die Klage um den ersten Todten sein erstes Gemälde gewesen, erinnern wir uns auch daran, daß ein Bild der Verheißung sein letztes war.

Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunst-Vereins in München während des Jahres 1843. München, 1844.

Allgemeine Deutsche Biographie (1889)

Röckel: Wilhelm R., Historienmaler, geb. am 23. Juli 1801 zu Schleißheim. Sohn eines dortigen Hofglasers und Galleriedieners, besuchte er das Gymnasium zu München, trat aber schon von der Oberclasse als Eleve in die Akademie der bildenden Künste über, wo er noch Langer's Unterweisung genoß, bis eine große, Abel's Tod vorstellende Zeichnung die Aufmerksamkeit des großen Cornelius erregte, welcher ihn zur weiteren Ausbildung mit nach Düsseldorf nahm. Hier zeichnete R. den Carton zu zwei Musen, welche nach der Angabe des Director Cornelius für das Giebelfeld des Theaters zu Aachen in Fresco gemalt wurden. Dann lieferte R. die Composition zu einer Kreuzabnahme, welche jedoch ein anderer Cornelianer für eine Kirche Westfalens in Oel ausführte. Darauf fand R. im Landhause des Freiherrn v. Messen (bei Düsseldorf) Beschäftigung, da dieser Kunstfreund einen Saal mit heiteren mythologischen Fresken schmücken ließ. R. entwarf den »Apollo unter den Hirten« darstellenden Carton und sechs Reihen Arabesken aus der gleichen Mythe. Als Cornelius Düsseldorf verließ, um seine großartigen Schöpfungen in München zu beginnen, war R. unter den Glücklichen, welche den Meister begleiteten; hier wurde ihm unter den Fresco-Bildern in den Arkaden die »Hochzeit Herzog Otto des Erlauchten« übertragen, eine nur zu figurenreiche, übrigens klar gemalte und überaus fleißig durchgebildete Composition. Neue Verwendung fand R. in der Residenz, wo er nach den kleinen Entwürfen von Heinrich Heß und L. Schwanthaler mehrere Bilder aus Theokrit (im Schlafzimmer des Königs) und Scenen aus Sophokles (im Gesellschaftszimmer des Königs) malte. In der Folge erhielt R. eine Anstellung in der königl. Porzellan-Manufactur, wo er gleichzeitig an der damit verbundenen Abtheilung für Glasmalerei viel zum Ruhme dieser frisch aufblühenden Technik leistete. R. componirte mehrere Bilder, welche er selbst auf einzelne, von Bleiverbindung freie Glastafeln malte oder von Anderen malen ließ. Für die Fenster der von Ohlmüller erbauten Auerkirche componirte R. die »Hochzeit von Cana« und malte das Bild (mit Franz Eggert's Beihülfe) in Glas (vgl. Kunstblatt 1839, S. 129 ff.). Für die von Oberbaurath Lasaulx erbaute Kirche zu Vallendar bei Koblenz malte R. als Fenster-Rosette ein liebliches Madonnenbild (Kunstblatt 1841, S. 243). Leider wurde diese schöne und erfreuliche Thätigkeit vielfach durch Krankheit gehemmt, welcher der Künstler schon am 2. Januar 1843 erlag. Auch mit der Feder wußte R. guten Bescheid und verfaßte eine kurze »Beschreibung der Freskogemälde aus der Geschichte Baierns in den Arkaden des Hofgartens« (München 1829) und schrieb die damals vielgelesene Novelle: »Die Beterin an der Mariensäule« (München 1839 und 1840; von F. Fränkel 1860 auch dramatisirt).

Vgl. Schaden, Artistisches München 1836, S. 130. – Raczynski II, 295 f. – Söltl, Bildende Kunst 1842, S. 374. – Kunstvereins-Bericht für 1843, S. 96. – Nagler, Lexikon 1843, XIII, 291. – Förster 1860, V, 72.

Hyac. Holland.

Dr. phil. Hyazinth Holland: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1889.



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