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Das Grab ist nicht erhalten
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* 30.12.1856 (München)
† 11.9.1886 (München)
Kunstmaler
Todes-Anzeige.
Schmerzerfüllt bringen wir allen lieben Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige Nachricht, das es in Gottes unerforschlichem Rathschlusse gelegen war, unsern heissgeliebten, guten Sohn, Bruder, Schwager, Onkel und Vetter,
Herrn Max Hammerl,
Kunstmaler,
heute Morgens 7 Uhr, nach langem, qualvollen, mit himmlischer Geduld ertragenen Leiden, getröstet mit den heil. Sterbsakramenten, im 30. Lebensjahre zu sich in die ewige Heimat abzurufen.
Wer den edlen Charakter und die seltene Herzensgüte des theuren Verlichenen kannte, wird unsern namenlosen Schmerz zu würdigen wissen und ihm ein frommes Andenken im Gebete bewahren.
MÜNCHEN, den 10. September 1886.
Die trostlosen Eltern:
Michael & Josefa Hammerl,
Privatier, ehemal. Bäckermeister,
nebst Geschwisterte.
Die Beerdigung findet Sonntag den 12. September Nachmittags 3 Uhr im südlichen (alten) Friedhofe und der Trauergottesdienst Montag, den 13. September Vormittags 9 Uhr in der hl. Geist-Pfarrkirche statt.
Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger No. 254. München; Samstag, den 11. September 1886.
Theater, Kunst und Wissenschaft.
(Kunstmaler Max Hammerl †.) Im blühenden Alter von 30 Jahren ist der Maler Max Hammerl am Donnerstag Abend gestorben. Hammerl war ein vielversprechender junger Künstler, der sich durch Fleiß und Tüchtigkeit eine Reihe von Stipendien sowie zwei Königspreise erworben hatte. Seine Ausbildung hatte er in München, Düsseldorf und auf einer italienischen Reise erworben. Von seinen Werken erwähnen wir hier nur die Stillleben, mit denen das prächtige Restaurationslokal Danner ausgeschmückt ist. Hammerl wurde vor wenigen Wochen von einem Augenleiden befallen, in Folge dessen er total erblindete; durch Schlaganfälle verlor er dann auch die Sprache und wurde gänzlich gelähmt. Die Beerdigung des Verstorbenen, der sich durch seinen offenen liebenswürdigen Charakter viele Freunde erworben hatte, findet heute Nachmittag auf dem südlichen Friedhofe statt.
Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger No. 255. Münche; Sonntag, den 12. September 1886.
Lokales.
München, den 13. September.
(Beerdigung.) Gestern Nachmittags wurde im südlichen Friedhofe der im Alter von 30 Jahren verstorbene Kunstmaler Max Hammerl zur letzten Ruhe bestattet; eine ungemein große Anzahl von Leidtragenden folgte dem Sarge. Hammerl studirte an der k. Kunstschule, trat mit 16 Jahren zur Akademie der bildenden Künste über, wo er drei Jahre verblieb und sich wiederholt den Königspreis erwarb. Er vollendete seine Studien in Düsseldorf und auf einer italienischen Reise. Seine Arbeiten fanden überall Anerkennung und sein Name wurde auch in weiteren Kreisen mit Auszeichnung genannt.
Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger No. 256. München; Montag, den 13. September 1886.
Max Hammerl,
Genre- und Portraitmaler,
(geboren in München am 30. Dezember 1856, gestorben daselbst am 11. September 1886).
Max Hammerl, als der Sohn noch lebender bürgerlicher Bäckerseheleute dahier geboren, zeigte schon in frühester Jugend Neigung zur Kunst, die von seinem verständigen Vater in richtiger Erkenntnis der sich entwickelnden künstlerischen Anlagen seines Sohnes dadurch gefördert wurde, daß er denselben zuerst in die Schule des Zeichenlehrers Filser dahier schickte und später in der hiesigen Kunstgewerbeschule unter Professor Seder künstlerisch fortbilden ließ, bis Hammerl, nachdem er sich hier wie dort durch Fleiß und Talent ausgezeichnet und stets die besten Noten erhalten hatte, schon im 14. Jahre auf Grund des durch seine Zeichnungen gelieferten Nachweises seiner besonderen Tüchtigkeit in die hiesige Kunstschule aufgenommen wurde. Hier erwarb sich derselbe unter den Professoren Spies, Strähuber und Seeberger, dann in der Malschule des Professors Neureuther gleichfalls die vollste Zufriedenheit dieser seiner Lehrer, wie er denn auch schon im ersten Jahre des Besuches der gedachten Schule auf Anregung des Professors Spies in Anerkennung seines Fleißes und seiner Fähigkeiten mit einem Stipendium von 400 fl. bedacht wurde. Nach Umfluß eines weiteren Jahres an die hiesige Kunstakademie übergetreten, bewährte er auch hier unter den Professoren Wagner und Lindenschmit Fleiß und Talent, so daß er schon im ersten Jahre mit der bronzenen, in dem darauffolgenden aber mit der silbernen Medaille ausgezeichnet wurde und im dritten Jahre durch seine Betheiligung bei einer Preisaufgabe (künstlerische Ausschmückung eines Plafonds) sich außer einem Geldpreise zu 100 fl. für 3 Jahre freies Atelier in der neuen Akademie erwarb.
Als spätere selbstständige Arbeiten Hammerl's sind mehrere in der Umgebung von Mainz im Auftrage des dortigen Malers Volz vorgenommene Kirchenrestaurirungen, die Zeichnung des Plafonds für das Mainzer Stadttheater und zwei Wandgemälde in der Pfarrkirche zu Kelheim zu verzeichnen. Der hiesige Kunstverein erwarb für seine Verloosung ein Paar schon frühzeitig gemalte Genrebilder des Künstlers, und gelang es demselben, ein von ihm für die letzte internationale Kunstausstellung gemaltes Bild »Mutterliebe« dort um 1000 Mark zu verkaufen. Die im hiesigen Restaurant Danner befindlichen Illustrationen sind zum Theil von unserem Künstler ausgeführt; sein letztes Portrait war das einer Bankiersfrau, für welches er außer einem entsprechenden Honorar mit einem silbernen Theeservice belohnt wurde, während sich in seinem Rücklasse noch eine große Zahl unausgeführter Skizzen vorfand.
Nachdem Hammerl, dem schon in seiner frühesten Jugend die Eigenschaft eines stillen, wohlgesitteten Knabens nachgerühmt wurde, und der auch in späteren Jahren wegen seines liebenswürdigen Charakters unter seinen Kollegen viele Freunde zählte, noch im Monat Januar 1886 mit einem der letzteren eine größere Reise nach Italien angetreten und hiebei unter fleißigem Studium Mailand, Florenz, Rom, Neapel, Kapri und Pompeji besucht hatte, wurde er am 26. Juni desselben Jahres von einem Augenleiden befallen, das sich so rasch verschlimmerte, daß er schon nach 4 Tagen am rechten und nach weiteren 10 Tagen auch am linken Auge erblindete; 4 Wochen später aber stellte sich ein schweres Nervenleiden ein, in Folge dessen Hammerl am ganzen Körper gelähmt wurde, die Sprache verlor und keine Nahrung mehr zu sich nehmen konnte, so daß der zum großen Jammer seiner treuen Verwandten am 10. September 1886 im 30. Lebensjahre erfolgte Tod des jungen Künstlers für denselben als eine Erlösung zu betrachten war.
Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunst-Vereins in München während des Jahres 1886. München, 1887.