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PROF. DR.
KARL von PRANTL
PHILOLOGE UND
PHILOSOPH
* 1820
LANDSBERG A. LECH
† 1888
MÜNCHEN
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Prantl, Karl von, Prof. Dr. phil.; 28.1.1820 (Landsberg a. Lech) – 14.9.1888 (Oberstdorf/Allgäu); Historiker und Schriftsteller
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* 28.1.1820 (Landsberg a. Lech)
† 14.9.1888 (Oberstdorf/Allgäu)
Historiker und Schriftsteller
Lokales.
München, 15. September.
(Professor Karl von Prantl †) Wie wir zu unserm großen Bedauern vernehmen, ist Professor Karl von Prantl gestern Vormittags 11 Uhr in Oberstdorf, wo er zur Sommerfrische weilte, einem kurzen, nur viertägigen Leiden erlegen. In ihm hat die Münchener Universität, unter deren hervorragendsten Lehrern der Tod in letzter Zeit reiche Ernte hielt, einen sehr bedeutenden und von seinen Hörern hochverehrten Gelehrten verloren, der sich auch als Mensch allseitiger Beliebtheit erfreute. Prantl starb im 69. Jahre seines an Arbeit und Erfolgen reichen Lebens, nachdem er 40 Jahre in glücklichster Ehe gelebt hatte. Er wurde am 28. Januar zu Landsberg am Lech geboren. Seine Studien absolvirte er an den Universitäten München und Berlin. In seinem 23. Jahre habilitirte er sich als Privatdozent an der Münchener Universität, wurde hier 1847 außerordentlicher und 1859 ordentlicher Professor der Philosophie. Seine Kollegien gehörten zu denen, die sich der zahlreichsten Hörer erfreuten, v. Prantls wissenschaftliche Bedeutung liegt vorzugsweise auf dem Gebiete der Geschichte der Philosophie. Seine »Geschichte der Logik im Abendlande«, sowie seine Werke über griechische Philosophen und viele andere Schriften werden von unvergänglichem Werthe für die deutsche Wissenschaft bleiben. Außerdem war Professor von Prantl auch der Historiograph der hiesigen Ludwigs-Maximilians-Universität, deren Geschichte er in zwei Bänden (München 1872) beschrieb. Er war Mitglied der Akademien zu München und Berlin, sowie Ritter hoher Orden, des Kronordens und des Maximiliansordens. — Die Beerdigung findet Montag den 17. September Nachmittags halb 4 Uhr auf dem südlichen (alten) Friedhofe statt.
Münchner Neueste Nachrichten No. 426. Montag, den 17. September 1888.
Prantl Karl, Dr. phil., von, 1820 (Landsberg a. Lech) – 1888, Philologe, Philosoph, Historiker und Universitätsprofessor; P. studierte Philologie und Philosophie in München und Berlin und war seit 1843 Privatdozent, seit 1847 Professor zunächst der Philologie, später auch der Philosophie, 1872 Vorstand des Universitätsarchivs von München, 1879/80 Rector Magnificus der Münchner Universität, außerdem Mitglied der BAkdW; seine Bedeutung liegt in der Erforschung der Geschichte der Logik; wegen seiner pantheistischen Lehren wurde P. von Vertretern der christlichen Weltanschauung scharf angegriffen (zeitweilig waren ihm philosophische Vorlesungen gänzlich verboten); P. war auch ein Gegner des Unfehlbarkeitsdogmas, ohne sich jedoch den Altkatholiken anzuschließen.
Hauptwerke: De Solonis legibus specialibus, Die Bedeutung der Logik, Die gegenwärtige Aufgabe der Philosophie, Übersicht der griechisch-römischen Philosophie, Geschichte der Logik im Abendlande (4 Bde.), Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität (2 Bde.), Aristoteles de coelo; seine Universitätsgeschichte ist eine wichtige Quelle für die bayerische Geistes- und Kulturgeschichte.
© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.