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KONRAD
1768 EBERHARD 1859
BILDHAUER
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* 25.11.1768 (Hindelang/Allgäu)
† 12.3.1859 (München)
Bildhauer
Konrad Eberharts, Professors der Bildhauerkunst in München neueste Werke.
Konrad Eberhart, in der Nähe von dem Städtchen Füßen in Oberbaiern gebürtig, welcher ohngefähr 15 Jahre in Rom seine Studien und Ausbildung in der Bildhauerkunst neben den vorzüglichsten Meistern mit Unterstützung und unter dem erhabenen Schutze unsers geliebten Königs fortsetzte, kam endlich wieder in München an. Den letzten Sommer und Winter verweilte derselbe in dem ehemaligen Kloster Schlehdorf, am Kochelsee im Oberlande, um zwey große von Sr. Majestät dem König bestellte Figuren zu vollenden, welche er in Rom angefangen hatte. Diese Statuen sind nun in der übrigen Privat-Sammlung Sr. Majestät aufgestellt. Von diesem Künstler steht auch dort ein Silen, der nach einer bachantischen Lust auruhend von einem kleinen Bachanten genekt, und zur sinnlichen Gierde gewekt wird. Die Musculatur, und der Körperbau, in welchem die Anregungen einer sinnlichen Unruhe sichtbar, sind mit tiefem Studium der Natur vortrefflich ausgeführt. Von demselben ist in der nämlichen Sammlung eine Leda. Schönheit, Jungfräulichkeit und ein Reichthum von Reizen, welche die Natur der anmuthigen Stellung des Mädchens wie von selbst entfaltet, setzen dieses» Bild unter die vortrefflichen Werke des Studiums der antiken Welt. Von dem nämlichen Meisel ist auch ein triumphirender Amor, niedlich und herrlich gelungen, zu sehen. Diese Figuren verfertigte E. aus cararischem Marmor in Rom. Aber alles, was von diesem Meister das Auge entzückt, und die Kunst bewundern macht, sind die beyden neuen Bilder. Endymion in Lebensgröße, ein aufblühender Jüngling, schlummert sitzend auf einem Baumstocke. Seine Lanze ruht neben ihm am Arme. Der Mund etwas lächelnd verräth den süßesten Traum, der auf die übrigen schönen Gesichtzüge seinen Zauber ergießt. In dem ganzen jugendlichen Körper ist das richtigste Ebenmaaß der Gliederformen ausgedrückt. Die Kräfte scheinen zu ruhen, und die Ueppigkeit der Muskelstärke in Weichheit aufzulösen, während sie dadurch die lebendigste Harmonie in dem edlen Baue hervorzuheben trachten. So ungezwungen und schön der rechte Arm über den Ast herabhängt, und seine Fülle der Beschauung überläßt, ebenso ist die ganze Linie des schönen Körpers in der Stellung der Ruhe ein Ausfluß von Reizen der Blüthe der Menschheit. Unter dem schlummernden Jäger sitzt sein Jagdhund, der schon die Nähe der Diana wittert. Diana von Amor geführt, eilt heran. Welche himmlische Gestalt! kein Auge wird sie sehen, ohne nicht von dem ganzen Wesen dieser göttlichen Schönheit ergriffen zu werden. Der Gegensatz von Ruhe in dem einen Bilde und von Bewegung in den schönen Formen der Diana ist mit allen Kunstaufwande durchgeführt. Der Meisel, mit welchem der Künstler seine Ideal verwirklichte, goß in jede Form der Figur den Hauch des Lebensglanzes, der durch die Beschauung immer mehr und mehr entzaubert zu werden scheint. Der kleine Amor, freudig über seinen Sieg, hüpft, die Diana zu Endymion führend, ihr zur Seite. Voll schadenfroher Schalkheit lenkt der lose Knabe die Schritte der Jungfrau, und in seinem ganzen Wesen hat der Künstler den Mythos dieses olympischen Kindes ausgedrückt. Neben ihm schreitet die Göttin in der Haltung der beflügelten Eile und Begierde, den schönen Jüngling zu sehen, vorwärts, so daß der ganze Körper in dem Schwunge einer durch den ersten Anklang der Liebe begeisterten Eile alle Holdseligkeit und Anmuth enthält. Die Gesichtzüge, ein Ideal von Lieblichkeit und wunderbarem Schönheitsreiz verrathen eben so, wie in dem Endymion eine innige Freudigkeit, die sich der ganzen Bewegung der göttlichen Gestalt mitheilt. Der käusche Busen aus der Ueppigkeit des Körpers hervor strebend, entquillt dem leichten Schleierkleide, welches nicht vermag, die jungfräuliche Herrlichkeit dem Auge zu entziehen, und der Zauber göttlicher Abkunft der durch den Amor verführten Diana offenbart sich nur um so mächtiger in dem gelungenen Meisterbilde. Dieses Kunstwerk des vaterländischen Künstlers wird von jedem Betrachter bewundert werden, und setzt ihn sicherlich an die Seite der Meister vieler Zeitalter. Bey dem Anblicke dieser Bilder wird Jedermann unwillkührlich von dem Gefühle durchdrungen, welches an das großartige Wohlwollen unseres geliebten Königs erinnert, unter Allerhöchst welchem die Künste so sichtbar in dem Vaterlande empor blühen, und München zur vorzüglichsten Schule der Künste in Teutschland sich erhebt.
Ausser diesen gewahrt man in der nämlichen Sammlung ein Basrelief als Entwurf für Bildniße, die einst die von dem Kronprinzen gebaut zu werden bestimmte Kirche in der Maximilian Vorstadt zieren werden. Dieser erhabene Gönner der Kunst gab diese Aufgabe des Entwurfes in Rom, und Eberhart lößte unter berühmten Konkurrenten vorzüglich dieselbe zur Befriedigung des Kronprinzen.
Die drey Probenabdrücke enthalten die Kreuzabnahme des Erlösers nebst den trauernden Nebenpersonen in drey Tafeln. Während des Aufenthaltes an dem Fuße der baierischen Alpen vollendete Eberhart auch die Zeichnungen zu einer Verzierung in Basreliefs von 2½ Schuh hohen Bildern aus der Iliade, welche eine Villa umweit Rom nach dem Wunsche eines römischen Großen schmüken soll. Von diesen Handzeichnungen, so wie von einem äußerst gelungenen Entwurfe zu einem Grabdenkmale für die unlängst verstorbene K. Prinzeßin Karoline in der hiesigen Theatinerkirche, werden wir in künftigen Blättern vielleicht Nachricht geben können. Diesen Künstler, der durch seinen langen Aufenthalt in Rom eine unvertilgbare Sehnsucht nach jener Heimath der antiken Welt in sich fühlt, wird wahrscheinlich dieses innere Machtgefühl dahin wieder zurückführen, wenn anders Se. Majestät der König dessen Bitte genehmigen werden. In diesem Falle wird ihn sein Bruder Franz begleiten, der in derselben Kunst besonders in kleinen Arbeiten ein ausgezeichnetes Talent und einen bewundernswerthen Fleiß verräth. Dessen kleine Bildnereien meistens aus der christlichen Mythologie haben vorzüglich viel Sinniges und der Mahlerei des frühern Zeitalters viel Verwandtes. Die Anspruchslosigkeit dieser Brüder und ihre Sitteneinfalt, wie sie solche von ihren Gebirgen empfiengen, und noch bewahren, erhebt nur um so würdiger die Pracht der Kunst, die sie ihrem Meisel entfeßeln, und wodurch Baiern stolz seyn kann, daß sie ihm gehören und unter Maximilian zu leben das Glück genießen.
Eos 35. Zeitschrift zur Erheiterung und Belehrung. Dienstag, den 1. Mai 1821.
Eberhard, Konrad, geb. den 24. Nov. 1768 zu Hindelang, im Algau, königl. Landgerichts Sonthofen. Sein Vater und Großvater waren Bildhauer, und arbeiteten sowohl in Holz als Stein, größtentheils für Kirchen. Der höchstselige Clemens Wenceslaus, Churfürst von Trier etc. und Fürstbischof von Augsburg, kam öfters nach Hindelang, bei welcher Gelegenheit E. demselben bekannt, und von ihm in den Stand gesetzt wurde, die Akademie der bildenden Künste in München zu besuchen, wo E. sofort (i. J. 1798) Lei seinem Landsmanne, Roman Anton Boos, Hofbildhauer und Professor der Akademie, mehrere Jahre arbeitete. Als das Bisthum Augsburg an Bayern fiel, wurde E. mit übernommen. Se. Majestät der jetzt regierend« König (noch damals Kronprinz) ließen ihn nach Rom reisen, und beehrten ihn dort mit verschiedenen Aufträgen und Bestellungen. Seine ersten Arbeiten in Rom waren: eine Muse mit dem Amor von cararischem Marmor, jetzt in der Glyptothek aufgestellt; mehrere Büsten für die Walhalla; für Se. Maj. den höchstseligen König ein Faun mit dem jungen Bachus und Amor; Leda mit dem Schwane; Endymion und Diana, vom Amor geführt, über Lebensgröße. Diese vier Statuen in cararischem Marmor ausgeführt, stehen im Kabinetsgarten zu Nymphenburg.
Im Jahre 1816 wurde er als Professor der Bildhauerkunst an der Akademie der bildenden Künste angestellt, und verfertigte ferner noch: ein Basrelif in cararischem Marmor zu dem Monumente der Prinzessin Karolina, in der Theatiner Kirche; mehrere Basreliefs, zu welchen die Sujets aus dem alten und neuen Testamente entnommen wurden; mehrere Christus- und Madonnen-Büsten etc.; außen an der Allerheiligen-Kirche, ober dem Thore, Christus, Maria, Johann der Täufer, die zwei Statuen St. Peter und Paul. Auch begann er mehrere Bilder in Oel, lauter Sujets aus der christlichen Religionsgeschichte, zu malen, von welchen ein Hausaltärchen mit zwey Flügelthürn beinahe vollendet ist.
Jetzt arbeitet E. an zwey kolossalen Statuen in Sandstein, dem Erzengel Michael und Ritter Georg (Gerechtigkeit und Tapferkeit repräsentirend) für das restaurirte Isarthor. Ferner trug Se. Majestät der König Eberharden die Anfertigung zweier Monumente für die seligen Herrn Bischöfe Sailer und Widtmann auf, welche im Dome zu Regensburg aufgestellt werden sollen.
Ein älterer Bruder, Franz Eberhard, wohnt mit dem Prof. Eberhard zusammen, und leistet diesem bei Anfertigung kleiner Arbeiten aus Alabaster hülfreiche Hand.
(In neuester Zeit wurde Professor Eberhard wegen vorgeschrittenen hohem Lebensalter in den Ruhestand versetzt, wodurch aber dessen verdienstvolle Künstler-Thätigkeit keineswegs unterbrochen werden wird. Die Red.)
Adolph von Schaden: Artistisches München im Jahre 1835 oder Verzeichniß gegenwärtig in Bayerns Hauptstadt lebender Architekten, Bildhauer, Tondichter, Maler, Kupferstecher, Lithographen, Mechaniker etc. Aus den von ihm selbst entworfenen oder revidirten Artikeln zusammengestellt und als Seitenstück zum gelehrten München im Jahre 1834 herausgegeben durch Adolph von Schaden. München, 1836.
Franz und Konrad Eberhard,
deren Vater und Großvater Bildhauer waren, sind im Allgau zu Hindelang geboren, (Konrad, der Jüngere, im Jahre 1768, 24. Nov) und begannen unter der Leitung des Vaters schon früh in Holz und Stein zu schnitzen und zu meißeln, meistentheils für Kirchen, einzelne Heiligenbilder oder gruppenreiche Darstellungen im Kleinen mit einer außerordentlichen Sorgfalt und Zierlichkeit und mit ächt religiösem Sinne in naiver Einfalt, die nicht nur aus ihren ersten Bildwerken, deren man viele in ihrer heimatlichen Gegend bei Privatpersonen trifft, sondern auch aus den Werken der gereiften Männer und Meister spricht. Diese tiefe und anmuthige Innigkeit ist ein Grundzug, der alle ihre Darstellungen auszeichnet und Jeden, der dafür Sinn hat, auf das Freundlichste anspricht; durch sie erscheint die Anschauungsweise des fromm gläubigen Mittelalters mit den Fortschritten in der technischen Ausführung der neueren Zeit auf das Anmuthigste und Wirksamste vereinigt und aus jedem Gebilde athmet der tiefe religiöse Geist, von dem sie selbst beseelt waren. Ihr Leben selbst war ein eng verbündetes brüderliches Streben nach künstlerischer und geistiger, ächt christlicher, Vollkommenheit.
Der letzte Kurfürst von Trier und Fürstbischof von Augsburg, Clemens Wenzelaus, der den Sommer über in Oberstorf wohnte und häufig nach Hindelang kam, gewährte dem jüngeren Eberhard die Hülfsmittel, im Jahre 1798 die damalige Akademie in München zur weitern Bildung zu besuchen, wo er bei Roman Boos mehrere Jahre arbeitete, und dann im Dienste seines Gönners vielfach beschäftigt wurde. Seine eigentliche Kunst-Entwicklung begann aber erst, als er nach der Uebernahme des Bisthumes Augsburg von Bayern dem Könige Maximilian und dem Kronprinzen Ludwig bekannt wurde und er durch diesen unterstützt und mit manchen Aufträgen geehrt nach Rom reisen und dort die klassischen Gebilde studiren konnte.
Dort verfertigte er eine Muse mit dem Amor in karrarischem Marmor, die in der Glypthotek ausgestellt ist; mehrere Büsten für die Walhalla; einen Faun, eine jugendlich kräftige Gestalt in behaglicher Ruhe mit etwas vorgestrecktem rechten Beine auf einem Weinschlauche ruhend, auf dem linken zurückgezogenen Schenkel sitzt der kleine, mit Weinlaub bekränzte Bacchus, der ihn am Barte zupft; Leda, von ausgezeichneter frischer, reizender Schönheit, auf einem Steine sitzend, auf den sie ihre Rechte stützt, während die Linke sich an den Hals des an ihr mit leiser Flügelbewegung empor gerichteten Schwanes schmiegt, der sehnsüchtig zu ihr empor schaut; Diana in vorschreitender Bewegung, in der Linken den Bogen, über dem Rücken den Köcher, im dünnen eng anschmiegenden Gewande, dessen fliegende Falten rückwärts sich vereinigen, wird an der Rechten von Amor zu Endymion geführt. Diese schönen Statuen aus karrarischem Marmor wurden im Kabinetsgarten zu Nymphenburg vor den Fenstern der Wohnung des Königs Maximilian aufgestellt, wo sie sich noch befinden.
Im Jahre 1816 wurde Konrad zum Professor der Bildhauerkunst an der Akademie in München ernannt, in welchem Jahre er das Relief zu dem Grabmale der k. Prinzessin I. M. Karoline ausführte, das in der Theatinerkirche rechts im Seitenschiffe sich befindet: Zwei Engel lüpfen den Vorhang vor dem Ruhebette des sterbenden Kindes, damit die Mutter, sich zu den Lippen der geliebten Tochter hinneigend, das letzte Lebewohl der scheidenden Seele zuhauche. Außer diesem führte er mehrere Reliefe aus mit Darstellungen aus dem alten oder neuen Testamente, Christus- und Madonnen-Büsten, so wie die von mehreren seiner Freunde; von ihm sind die Statuen an der Vorderseite der Allerheiligen-Kirche, und die Statuen des Erzengels Michaels (Gerechtigkeit) und des hl. Ritters Georg (Tapferkeit) aus Sandstein am Isarthore zu München.
Von ihm sind auch die beiden Denkmale im Dom zu Regensburg für die Bischöfe Sailer und Wittmann im Auftrage des Königs Ludwig ausgeführt. Jenes besteht aus einer Gruppe von drei lebensgroßen, ganz ausgearbeiteten, Figuren. In der Mitte sitzt auf dem bischöflichen, im mitteldeutschen Style gearbeiteten, Stuhle der Geehrte im Amtsschmucke, eine treue Bildnißstatue, das Haupt rechts emporgerichtet zu dem Crucifixe, die Feder in der rechten Hand, in das ihm von einem Ministranten in kniender Stellung dargebotene offene Buch zu schreiben, während die Linke auf der Brust ruht. Von der anderen Seite naht ein zweiter Kirchendiener, nach dem Bischofe mit emporgewendeten Antlitz hinschauend, in der Rechten ein Buch, in der Linken den Bischofsstab. Das zweite Denkmal schildert die letzten Augenblicke des frommen Bischofes Wittmann, wie er, auf einem Sarkophage liegend mit gefalteten Händen zu dem Gekreuzigten über ihm betend, verscheidet.
Bei mehreren seiner Arbeiten, besonders der kleineren religiösen Darstellungen in Alabaster wurde er von seinem Bruder Franz hilfreich unterstützt, der im Jahre 1836 an der Cholera in München starb.
In der letzten Zeit beschäftigte sich Konrad häufig mit der Ausführung von Zeichnungen ernster religiös symbolischer Entwürfe, deren er manche auch früher schon in Oelbildern in eigenthümticher anmuthiger Weise vollendete.
Dr. Johann Michael von Söltl: Die bildende Kunst in München. München, 1842.
Eberhard, Konrad,
Professor der Akademie und Bildhauer, ist geboren zu Hindelang im Allgäu im Jahre 1768. Er begann schon früh, unter der Leitung seines Vaters, in Holz und Stein zu schnitzen und zu meiseln, und größtentheils in Gegenständen für Kirchen, als Heiligenbilder oder gruppenreiche Darstellungen, die er mit größtem Fleiße und Zierlichkeit in ächt religiösem Sinne ausführte. Ueberhaupt ist in seinen Bildwerken von jeher die charakteristische Richtung tiefer, anmutiger Innigkeit und religiösen Gefühles ausgesprochen.
Eberhard fand an dem letzten Churfürsten von Trier und Fürstbischof von Augsburg eine großmüthige Stütze, und durch ihn die Hülfsmittel, im Jahre 1798 die Akademie in München zu seiner weitern Ausbildung zu besuchen. Er arbeitete mehrere Jahre bei Roman Boos. Seine eigentliche Kunstentwicklung begann aber dann erst, als er in späterer Zeit dem Kronprinzen Ludwig von Bayern, jetzigem König, bekannt wurde, und durch dessen Unterstützung nach Rom reisen konnte, um dort die klassischen Kunstwerke seines Faches zu studiren. In Rom verfertigte er eine Muse mit dem Amor im cararischen Marmor, welche in der Glyptothek aufgestellt ist. Auch befinden sich von ihm mehrere Büsten in der Walhalla; ein Faun, eine Leda, eine Diana in fortschreitender Bewegung sind von diesem Meister im Kabinetsgarten zu Nymphenburg vor den Fenstern des Höchstsel. Königs Maximilian aufgestellt, wo sie sich noch befinden.
Im Jahre 1816 wurde er Professor der Bildhauerkunst an der Münchner Akademie, und vollendete in diesem Jahre das Relief zu dem Grabmale der königl. Prinzessin I. M. Karoline, das in der Theatinerkirche im rechten Seitenschiffe sich befindet: 2 Engel heben den Vorhang vor dem Ruhebette des sterbenden Kindes empor, damit die Mutter, die Höchstselige unvergeßliche Königin Karoline von Bayern, sich zu den Lippen der geliebten Tochter hinneigend, das letzte Lebewohl der scheidenden Seele zuhauche.
Er führte noch mehrere Reliefs mit Darstellungen aus dem alten oder neuen Testamente – Christus- und Madonnenbüsten, so wie die von mehrern seiner Freunde aus; – die Statuen an der Vorderseite der Allerheiligenkirche, dann die Statue des Erzengels Michael und des heil. Georgs an dem Hauptportale des neu verschönerten Isarthores zu München sind von ihm. Auch den Dom von Regensburg schmücken die beiden Denkmale der Bischöfe Sailer und Wittmann, ausgeführt im Auftrage des Königs Ludwig I. durch Eberhards Meisterhand. Das erstere Denkmal, im mitteldeutschen Style gearbeitet, stellt den hochverehrten Bischof Sailer – im sehr getreuen Bildnisse – auf dem bischöflichen Stuhle im Amtsschmucke sitzend, das Haupt rechts emporgerichtet zu dem Kruzifixe, dar; in der rechten Hand hält er eine Feder, um in ein von einem Ministranten in knieender Stellung dargebotenes Buch zu schreiben, während die Linke auf der Brust ruht. Von der andern Seite naht ein zweiter Kirchendiener, in der Rechten ein Buch, in der Linken den Bischofsstab haltend. Das Denkmal des frommen Bischofes Wittmann schildert dessen letzte Augenblicke, wie er auf einem Sarkophage liegend mit gefalteten Händen zu dem Gekreuzigten über ihn betend verscheidet.
In gegenwärtiger Zeit beschäftigt sich Eberhard viel mit Ausführung von Madonnen und Zeichnungen religiöser, simbolischer Entwürfe, und genießt in seinen hohen Jahren noch der erfreulichsten Gesundheit.
Universal-Handbuch von München. München, 1845.
Eberhard, Konrad, ein sehr geachteter Bildhauer zu München, geb. 1768 zu Hindelang im Algau, erlernte die Kunst bei seinem Vater und führte schon in früher Jugend mit diesem und seinem Bruder Franz viele Andachtsbilder für Kirchen: Heilige, Schutzpatrone, Tabernakel aus, die alle einen ernsten, reinen, tiefreligiösen Sinn beurkundeten, ihm allgemeinen Beifall erwarben und im Jahr 1796 die Aufmerksamkeit des letzten Kurfürsten von Trier und Fürstbischof von Augsburg, Clemens Wenzelaus, auf ihn lenkten, der das hervorragende Talent des jungen Mannes erkannte und ihn in den Stand setzte, sich zu München der weiteren Vervollkommnung in seiner Kunst widmen zu können. Er blieb hier in der Werkstätte des Roman Boos bis ihn 1806 der Kronprinz Ludwig von Bayern nach Rom sandte, um dort nach den klassischen Werken der alten und neuern Kunst seine Ausbildung zu vollenden. Hier entfaltete er, alle Hilfsmittel, die ihm die an Kunstschätzen so reiche ewige Stadt bot, benützend, eine ungemeine Thätigkeit. Er zeichnete, malte, modellirte, arbeitete in Stein und legte durch seine von tiefer Frömmigkeit durchdrungenen Werke, in denen es ihm gelang, die Anschauungsweise des frommen gläubiges Mittelalters mit den Fortschritten der technischen Ausführung der neueren Zeit auf das Anmuthigste und Wirksamste zu verbinden, den Grund zu einer neuen aufs christlich Religiöse gerichteten Kunstweise in der Sculptur, die später Overbeck und Andere in der Malerei mit so grossem Ruhme befolgten, obgleich es ihm keineswegs weder an Talent noch an Geist gebrach, auch der heidnischen Mythe entnommene Stoffe trefflich darzusteilen, wie seine in Rom ausgeführten Werke, die ihm bereits einen Platz unter den vorzüglichsten Künstlern seines Fachs einräumten, seine in carrarischen Marmor gearbeiteten lebensgrossen Statuen einer Muse mit dem Amor (jetzt in der Glyptothek zu München), eines sitzenden Fauns mit dem Bacchus und einer Leda mit dem Schwan (beide letzteren Gruppen im Kabinetsgarten zu Nymphenburg) beweisen.
Im Jahr 1816 wurde Eberhard zum Professor an der Akademie der bildendes Künste zu München ernannt, erhielt jedoch schon 1820 wieder Erlaubniss zur Ausführung weiterer Arbeiten für den König eine zweite Reise nach Rom maohen zu dürfen, woselbst er die herrliche Gruppe: Diana, von Amor zu Eudymion geführt (ebenfalls im Kabinetsgarten des Königs aufgestellt) und einen triumphirenden Amor im Jünglingsalter (im Antiquarium der königl. Residenz zu München) entstanden. Dann führte er verschiedene Porträtbüsten für die Walhalla bei Regensburg aus, unter denen man besonders die des Malers M. Wohlgemuth, des bayerischen Staatsmannes und Gelehrten Hörwart, des russischen Feldmarschalls Grafen v. Münich, des Erzgiessers Peter Vischer nennt. Ein Auftrag des Marchese Massimi, der neben den Fresken, welche Overbeck Schadow, Koch, Veith, Schnorr und Führich in seiner Villa ausführten, einen Saal mit plastischen Darstellungen aus Homer in halb erhabener Arbeit schmücken lassen wollte, kam leider wegen des Todes des Bestellers nicht zu Stande. Nur einen Gesang in mehreren Compositionen hat Eberhard in Alabaster ausgeführt und diese besitzt König Otto von Griechenland.
Nach München zurückgekehrt, bebaute er namentlich das Feld des Reliefs mit Darstellungen aus dem alten und neuen Testament, in denen er seine reiche Phantasie und sein frommes Gemüth frei walten lassen konnte und Gebilde von höohster Anmuth und Holdseligkeit schuf. Mitten unter solchen Arbeiten und nachdem er 1825 die Aufgabe, das Grabmal der Prinzessin Karoline in der Theatinerkirche mit einem Relief zu schmücken auf’s Trefflichste gelöst hatte, erhielt er verschiedene Aufträge zu Sculpturen für öffentliche Monumente. So schmückte er das Portal der Allerheiligenkirche zu München, in der Lunette, mit einem Relief, Christus, als Weltheiland, vor dem Maria und Johannes anbetend knieen, darstellend (lith. von J. B. Müller), und daneben auf den Thürpfeilern mit den Statuen der Apostel Petrus und Paulus; den Haupteingang des Isarthors ebendaselbst zu beiden Seiten mit den Kolossalstatuen des Ritters St. Georg und des Erzengels Michael; die Portale des Blindeninstituts mit den Statuen der Schutzheiligen der Blinden, den h. h. Benno und Raspo, und den h. h. Odilia und Lucia (beide letztere nach Eberhard’s Modellen von Sanguinetti ausgeführt). Zu Eberhard’s weiteren Werken von Bedeutung gehören: die Denkmäler der Bischöfe Sailer und Wittmann im Regensburger Dom. Ausserdem fertigte er verschiedene Basreliefe in Alabaster zu Hausaltärchen mit Darstellungen aus dem neuen Testamente; namentlich aber stellte er auch mehrere sehr schöne Christus- und Madonnenbilder in Alabaster dar. In den letzteren Jahren beschäftigte sich der Künstler häufiger mit Zeichnungen von ernsten religiössymbolischen Gegenständen, in denen ihm positive Lehren der katholischen Kirche die Motive der Darstellungen an die Hand gaben, und von denen er früher schon manche als Oelgemälde ansgeführt hatte. Auch kennt man Altäre von ihm, an denen sowohl die Malereien als auch die plastischen Arbeiten von seiner Hand herrühren.
In Eberhard’s früheren Arbeiten aus der griechischen Mythologie spricht uns namentlich der natürliche Sinn für Schönheit der Form, die lebendige Auffassung, Charakteristik und die Weichheit der Behandlung an. Seine religiösen Darstellungen athmen den Geist der deutsch-christlichen Kunst unserer alten Meister, sind aber rein und edel in Form und Zeichnung und ohne die technischen Mängel der damaligen Zeit. Seine Madonnen sind von höchst edler Bildung, voll hoher Anmuth und Demuth, in dem Ausdruck des Jesuskindes vereinigt sich Ernst mit lieblicher Heiterkeit und segnender Huld, und seine Engel sind allerliebste zarte Wesen, gross und schlank gewachsen als himmlische Boten. Alle seine Werke in dieser frommen Richtung tragen das Gepräge der holdesten Grazie, der seligsten Gefühle. In seinen Reliefe waltet eine fruchtbare Phantasie voll poetischer Gedanken; sie sind in Anordnung, Bewegung und Stellung innerhalb der Grenzen des plastischen Styls gehalten und bringen eine höchst angenehme Wirkung hervor. Seine Porträtbüsten zeichnen sich durch Aehnlichkeit und sorgliche Individualisirung aus.
Friedrich Müller: Die Künstler aller Zeiten und Völker. Stuttgart, 1857.
Konrad Eberhard,
Bildhauer und Maler.
Es giebt Familien, in denen die Kunst seit Generationen eine Heimatstätte gefunden hat. Die Bildhauer Eberhard sind im schwäbischen Oberland, im Algäu wie in Vorarlberg, gar wohl bekannt und manche Kirche und Kapelle bewahrt ihre Arbeiten. Unser Konrad hat die Anlagen durch den Vater vom Großvater herüber ererbt, die beide in derselben Richtung thätig waren, und er und sein Bruder Franz traten freudig in die Fußtapfen ihrer Voreltern. Schon ihr Großvater hatte das Geschäft schwunghaft betrieben und, wohl erkennend, daß weitere Ausbildung nur in der Welt errungen werden könne, seinen Sohn nach Oesterreich gesendet, um in Wien und Gratz zu lernen.
Konrad Eberhard, nur um ein Jahr jünger als sein Bruder Franz, ward am 25. November 1768 in dem Flecken Hindelang im Algäu geboren und ging mit Jenem gemeinschaftlich bald dem Vater bei seinen Arbeiten an die Hand. Echt christliche Gesinnung, der größte Schatz des Hauses, ward früh in den Kindern geweckt und begleitete sie bis an ihr Lebensende. Die Kunst, auf dieser Grundlage basirend, ward ihnen Alles, ersetzte ihnen selbst die Familie. Konrad verdankt seine künstlerische Ausbildung wenigstens mittelbar einem hohen Würdenträger der Kirche, dem Kurfürsten Clemens Wenzeslaus von Trier, dessen Einzug in Hindelang auf einer Firmungsreise die beiden Brüder durch Errichtung eines Triumphbogens ehrten. Kurfürst Clemens Wenzeslaus, in Sachen der Kunst wohlbewandert, ließ sich die Knaben vorstellen und sorgte für des Jüngeren Unterkunft in München. Noch im nemlichen Jahre 1796 wanderte Konrad in die Hauptstadt, um bei dem trefflichen Bildhauer, Hofstatuar und Professor an der Akademie, Roman Anton Boos in die Lehre zu treten. Nach zwei Jahren war er bereits im Stande seinen Unterhalt selbst zu bestreiten, verblieb jedoch bis zum Jahre 1806 bei seinem Lehrmeister und unterstützte diesen in seinen bald selbständig ausgeführten Arbeiten. Um diese Zeit war König Max Josef auf den jungen Künstler aufmerksam geworden und der Kronprinz Ludwig verschaffte ihm die Mittel, nach Rom zu gehen und sich dort dem Studium der Antike hinzugeben, deren hohe Bedeutung dem strebsamen Künstler längst klar geworden war.
Die Weltstadt beherbergte damals Schick und Wächter, Koch und Reinhardt, Wagner, Rhoden, die beiden Schadow und Friedrich Müller, der auf dem Gebiete der Kunst und der Poesie nach dem Lorbeer strebte. Eberhard gönnte sich während seines mehrjährigen Aufenthalts in Rom nur die allernöthigste Ruhe, bald zeichnend, bald malend, dann wieder in Thon und Marmor gestaltend. Ueber dem Studium der Antike, deren Geist er in seiner ganzen Fülle in sich aufzunehmen verstand, übersah er jedoch der christlichen Kunst tiefe Bedeutung nicht. Sein ganzes Gemüthsleben wendete sich nach dieser Seite, und was er damals in Rom schuf, war ganz geeignet, die seit Jahrhunderten von Deutschen und Italienern verlassene Bahn wieder zu eröffnen. Neben der Innigkeit seiner Anschauung und der unwandelbaren Glaubenstreue, welche er unter allen Verhältnissen bewahrte, war es eine unerschöpflich reiche Fantasie, die seine Werke belebte und ihm auf seinem christlichen Standpunkte jene hohe Stellung gab, welche Wächter sich durch seine im Sinne der Alten gehaltenen Compositionen aus dem Sagenkreise des griechischen Alterthums errang. Dabei kam es dem anspruchslosen, in strengster Zurückgezogenheit lebenden, echt frommen Künstler nicht in den Sinn, sich in andrer Weise als durch seine Schöpfungen geltend machen zu wollen. Dabei wendete er sich aber von der antiken Kunst keineswegs ganz ab; wie die nun in der Münchener Glyptothek aufgestellte »Muse«, seine »Leda mit dem Schwan« und der »sitzende Faun mit Bacchus« beweisen, welche alle der Zeit seines ersten Aufenthaltes in Rom angehören. Diese Arbeiten kamen in den Besitz theils des Kronprinzen Ludwig, theils seines königlichen Vaters und waren ganz geeignet, die Aufmerksamkeit des kunstliebenden Publicums auf sich zu lenken.
Bald nach seiner Rückkehr nach München, im Jahre 1816, ward Eberhard in Anerkennung seiner Verdienste und in Aussicht der ersprießlichen Dienstleistungen, welche von einem so reich begabten und wohlunterrichteten Lehrer erwartet werden konnten, zum Professor an der bayerischen Akademie der Künste ernannt. Zu gleicher Zeit ergingen zwei sehr ehrenvolle Aufträge an ihn, welche um so mehr hervorgehoben werden müssen, als die Wahl des Gegenstandes, in anerkennungswerther Würdigung des innersten Wesens künstlerischer Thätigkeit, dem Künstler selbst vollkommen frei gegeben wurde. Der König mochte fühlen, daß die Arbeit unter dem Eindrucke der Umgebung in Rom werthvoller werden würde und wußte, wie lieb Eberhard der Aufenthalt dortselbst geworden war. Wider Erwarten erhielt dieser den erbetenen Urlaub und eilte, von der gnädigen Willfährde sofort Gebrauch zu machen. Während er mit der Ausführung des Werkes – er hatte Dianen gewählt, die Amor zu Endymion führt – beschäftigt war, übertrug ihm der Kronprinz Ludwig bedeutende Antiken-Einkäufe. Neben Martin Wagner war es besonders Eberhard, der hierin eine große Rührigkeit entfaltete, und seiner Umsicht verdankt die Glyptothek manchen ihrer größten Schätze. Unrichtig jedoch ist, wenn Eberhard als derjenige bezeichnet wird, der den berühmten »barberinischen Faun« für den Kronprinzen Ludwig erworben hätte. Es war vielmehr Martin Wagner, welcher den Ankauf dieses Meisterwerkes vermittelte und dessen Versendung nicht ohne persönliche Gefahr besorgte, nachdem die Behörden Roms mit aller Energie derselben entgegengetreten waren. Bekanntlich führte diese Angelegenheit selbst zu diplomatischen Verhandlungen.
Eberhard vollendete die letztbezeichnete Gruppe nach 4 Jahren und zog sich, nach deren Durchführung wieder in’s deutsche Vaterland heimgekehrt, auf einige Zeit auf’s Land zurück, dessen Ruhe seinem einfachen Wesen wohl that. Er arbeitete zunächst in Schlehdorf, einem reizend gelegenen Dorfe am Kochelsee im bayerischen Oberlande, dann zu Starnberg, welches damals noch nicht wie jetzt der Modeaufenthalt der Städter geworden war, zuletzt im königlichen Schlosse zu Berg am Starnbergersee. Hier war es, wo er das Denkmal der Prinzessin Karoline von Bayern ausführte, das im Jahre 1825 in der Hofkirche zu St. Cajetan in München aufgestellt wurde.
Es konnte nicht fehlen, daß manches der bessern Werke unsers trefflichen Künstlers Rom nicht blos sein Entstehen verdankt, sondern auch dort zurückblieb. Marchese Massimi, der seine berühmte Villa mit Gemälden nach Cornelius‘ Entwürfen von der Hand Overbeck’s, Veit’s und Schadow’s hatte schmücken lassen, übertrug Eberhard die Herstellung von Basreliefs für einen der Säle seiner Villa, welche die »Ilias« zum Gegenstande haben sollten. Der Künstler unternahm behufs der Ausführung dieses Werkes im Jahre 1821 eine Reise nach Rom, welche indeß den gewünschten Erfolg nicht hatte, da Marchese Massimi inzwischen mit Tod abging und hierdurch die Sache rückgängig wurde. Später gingen die wenigen Compositionen, welche bereits in Alabaster ausgeführt waren, an König Otto von Griechenland über, der sie in seinem Palast in Athen unterbrachte. Im Jahre 1826 wendete sich die städtische Gemeindebehörde von Perugia an Eberhard mit dem Antrage, die Arbeit zur Wiederherstellung des von Johann von Pisa gearbeiteten berühmten Brunnens auf dem dortigen Marktplatze zu übernehmen. Der Künstler erklärte sich hierzu bereit und ging bald darauf nach Perugia ab, um die nöthigen Vorarbeiten in Angriff zu nehmen. Zu diesem Zwecke begleitete ihn auch sein Bruder Franz. Die Reise war jedoch eine durchaus erfolglose, indem die päpstlichen Oberbehörden ihre Genehmigung versagten und demzufolge sich das ganze Unternehmen zerschlug.
Außer den oben verzeichneten größeren Arbeiten weltlicher Richtung errang sich Eberhard durch die in Lebensgröße ausgeführte »Statue Albrecht Dürer’s« für Nürnberg, welche einem Preisausschreiben ihre Entstehung verdankte, den ungetheilten Beifall der Kunstfreunde. Auch für die Walhalla wurde er thätig, indem er die Büsten Peter Vischer’s, Wohlgemuths, von Lodron’s, Hörwarts und Münch’s in Marmor ausführte. Ferner sind seine Grabdenkmäler der Bischöfe Wittman und Sailer im Regensburger Dome Arbeiten von hohem Verdienste. Seine größten Triumphe aber feierte Eberhard auf dem Gebiete der christlichen Kunst, auf welchem vorzugsweise zu schaffen er seinem ganzen Wesen nach bestimmt erschien. Diese Thätigkeit offenbarte sich aber auf dem Felde der Malerei und der Plastik zugleich, nachdem Eberhard längere Zeit geschwankt hatte, welcher von beiden er sich ganz und ungetheilt zuwenden solle. Das erste epochemachende Werk dieser Richtung war jene bekannte, von ihm noch während seines Aufenthaltes in Rom modellirte »Madonna« welche an Innigkeit und Reinheit der Empfindung den besten Werken der alten italienischen und deutschen Meister gleichkommt und so gewissermaßen zum Urbild der Gottesmutter für alle Neueren geworden ist. Der k. Obermedizinalrath von Ringseis in München besitzt vier sehr werthvolle Basreliefs von Eberhard, eine »Kreuzabnahme«, den »Gang der Frauen zum Grabe des Herrn«, die »Bekehrung des Saul« und »die Vertreibung Adam’s und Eva’s aus dem Paradiese.« König Ludwig beschäftigte unsern Künstler auch bei den großartigen Bauten, welche während seiner Regierungsperiode in München entstanden. So kamen das Relief über dem Portale der Allerheiligen-Kirche, welches »Christus zwischen Maria und Johannes« zeigt, und die Statuen der Maria und des Johannes zu dessen beiden Seiten aus Eberhard’s kunstgeübter Hand. Von ihm sind die beiden Statuen, welche das Isarthor schmücken, »St. Michael« und »St. Georg«, ferner die Figuren des »heil. Benno« und »Ruppert«, sowie der »heil. Lucia« und »Ottilia« über den beiden Portalen des Blinden-Instituts. Indem er dem heiligen Benno die Züge seines Gönners Sambuga gab, trug er ihm gegenüber eine alte Dankesschuld ab, da dieser es gewesen, der ihn zunächst dem Könige Max Josef empfahl.
Ueber Eberhard’s hervorragendstes Werk auf dem Gebiete der Malerei, den im Besitze des Fräuleins von Lindner befindlichen Altar mit zwei Flügeln, wurde seiner Zeit in Dr. Schorn’s Kunstblatt, Jahrgang 1834, Nr. 5–8, ausführlicher berichtet, als unter den gegebenen Umständen hier geschehen kann. Der Vorwurf des Künstlers war nichts Geringeres als eine eingehende Darstellung der historischen Entwicklung und Ausbreitung des Christenthums und seines endlichen Triumphes. Interessant sind die Porträts von Goethe, Dante, Cornelius und Plattner, welche der Meister darauf in sinniger Weise anzubringen wußte.
Eberhard’s Bedeutung, als der erste unter den Künstlern, welche es wagten, den im Laufe der Zeit abhanden gekommenen Gedanken einer christlichen Kunst wieder zu denken und mit den tüchtigsten Mitteln in Ausführung zu bringen, kann nicht hoch genug angeschlagen werden. Er war es, der die Bahn eröffnete und ebnete, auf der ein Overbeck und Cornelius zum ewigen Ruhme emporschritten. Wenn er aber in der Folge sich zu sehr dem Typischen zuneigte und dabei nothwendig die lebendige Natur aus den Augen verlor, so erklärt sich das aus seiner ganzen Eigenthümlichkeit und seinem Einkehren in sich selbst zur Genüge. Damit hing aber auch andrerseits zusammen, daß er in gewissen Kreisen nahezu vergessen war und erst die Nachricht von seinem Tode das Gedächtniß an ihn wieder auffrischte. War er in seiner unsäglichen Bescheidenheit doch nicht der Mann, der sich irgendwie geltend zu machen suchte. Seine ganze Richtung war und mußte einer Zeit, in der die materiellen Verhältnisse, bis auf einen gewissen Grad wenigstens, die Oberhand erhielten, fremd bleiben, und als er gewissermaßen in unwillkürlicher Opposition dagegen in seinen letzten größeren Compositionen, wie in seiner »Kirche Gottes auf Erden« und jener, worin er die Thronbesteigung des Kaisers Franz Josef von Oesterreich feierte, über jenen Grad der Symbolisirung noch hinausging, der Overbeck und Schadow so viele Angriffe zugezogen, da glaubten Viele den Meister mit einem leichten Achselzucken gerichtet zu haben. Eberhard lebte bis zum Tode seines Bruders Franz im Jahre 1846 mit diesem in engster Familiengemeinschaft und unterzog sich den tausend Diensten, welche dessen in den letzten Jahren eingetretene Blindheit erheischte. Er suchte um Enthebung von seiner Function als Professor nach und erhielt sie unter gnädiger Anerkennung seines Wirkens. Bald machte sich das hohe Greisenalter geltend, der körperlichen Schwäche gesellte sich geistige bei. Sein Eifer für das Christenthum ließ ihn den hohen Werth dessen verkennen, was er in weltlicher Kunst geschaffen. Er hielt es für sündhaft und verdammenswerth. In dieser krankhaften Stimmung, welche sich in ihm feststellte, vernichtete er alles dahin Gehörige. Selbst christliche Stoffe schienen ihm hie und da zu weltlich aufgefaßt und so traf sie gleiches Schicksal. Er war in der Zeit seines Glanzes mit den hervorragendsten Männern unsers Volkes in Verkehr gestanden, auch ihre Briefe verschonte seine Hand nicht, sie wanderten mit dem Uebrigen in’s Feuer.
Poesie und Musik erheiterten seine Mußestunden, in beiden hat er selbständig geschaffen, und so unter Anderem auch Goethe’s »Sänger« und »Erlkönig« in Musik gesetzt. Anspruchslos und mit Wenigem zufrieden, unterstützte er junge Talente auf das freigebigste und behielt noch genug, um selbst größere Arbeiten für fromme Zwecke unentgeltlich abzulassen, wie die von ihm gestiftete »Madonna mit dem Christuskinde« im Wallfahrtsorte Maria-Eich bei München.
Endlich fing auch er an zu kränkeln, doch schien sich das Uebel wieder zu heben und er erfreute sich an seinem neunzigsten Geburtstage eines leidlichen Befindens. Er hatte aber längst seine Rechnung mit der Welt abgeschlossen und sah mit wahrhaft erhebender Ruhe seinem Ende entgegen. So verschied er am 12. März 1859, ohne Schmerz und Bangen, kurz vor Mitternacht, nachdem er nur acht Tage lang zu Bett gelegen. Eberhard war ein Mensch von den höchsten Tugenden, kindlich unbefangen, treu im Glauben, von tadelloser Sittenreinheit, ein wackerer Freund. Seine äußere Erscheinung ließ in ihm eher einen Priester als Künstler vermuthen. Klein und unansehnlich, umwehte ihn doch ein gewisses Etwas, das wir den Abglanz seiner reinen Seele nennen möchten. Erschien er auf der Straße, so liefen ihm alle Kinder zu, für die er immer ein liebreiches Wort hatte. Der »heil. Ruppert« an dem Blindeninstitut wie oben angeführt, von seiner eigenen Hand gemeißelt, und eine von seinem Schüler J. O. Entres modellirte Porträtbüste geben seine lebhaft an die alten Meister des Mittelalters mahnenden Züge in treffender Aehnlichkeit wieder.
Als Nachlese mögen einige Auszüge aus den Einschreibungen hier Platz finden, welche eine alte Eckische Bibel (Ingolstadt 1550) auf ihren Deckelblättern von des Verstorbenen und seines Bruders Franz Hand enthält. Sie charakterisiren die »Brüder« mehr als ganze Abhandlungen. Franz, der Aeltere, begann die Familienchronik wie folgt:
»Anno 1809 den 31. Mai starb meine liebe Mutter Veronika Henggin, im 77. Jahre ihres Alters. Sie war Gebürtig aus dem Nesselwängle. Ihre Eltern waren Andreas Hengg, Gebürtig von Vils, und ihre Mutter Veronika Rieff, welche bei uns hier in Hindelang 1784 gestorben ihres Alters über 90 Jahr. Sie ruhen in Frieden.« »Anno 1813 den 6. Juli Vormittag zwischen 8 und 9 Uhr verschied aus diesem Leben, hoffentlich in ein besseres, mein lieber Vater, Johann Richard Eberhard, Bildhauer dahier in Hindelang, im Oberkirchdorf, im Haus Nr. 4. Seines Alters 74 Jahr, 2 Monat, 3 Tag. Er Ruhe in Frieden! Seine Eltern waren Melchior Eberhard, auch ein Bildhauer, geboren aus dem vorderen Hindelang; die Bildhauerei erlernte er zu St. Florian, einem Kloster in Oberösterreich. Er starb den 12. September 1777, seines Alters 76 Jahr – und Afra Magerin, gebürtig von Lenden, starb den 12. Februar 1772, Ihres Alters 74 Jahr. Sie ruhen in Frieden!«
»Mein lieber Vater liegt in dem Grab seiner lieben Muster und mein Muter ligt in dem Grab meines Großvaters Melchior Eberhard – auf dem Kirchhof zu Hindelang neben der untern Kirchthür am Weeg. Die Aeltern meines Großvaters waren Mathias Eberhard, ein Leinenweber, gebürtig ob dem Beilenberg der Pfarr Altstadt, starb 1743, seines Alters 79. Und Brigida Zellerin, gebürtig aus dem Obernkirchdorf, gestorben 1753, ihres Alters 87. Sie ruhen in Frieden. Dieser ihre Aeltern waren Michael Zell, Jäger dahier, und Marie Wankmüllerin. Sie ruhen in Frieden.« »Die Aeltern meiner Großmutter, der Veronika Rieffin, waren Georg Rief, ein Stadelküffer im Nesselwängl, und Maria Schädlin von Thonheim. Dem Georg Rief fiel ein Salzfaß auf dem Fuß und mußte ihm der Fuß ob dem Knie abgenommen werden, als er 84 Jahr alt war. Er wurde wieder geheilt und erreichte ein Alter von 96 Jahren. Sein Vater war Mathias Rief, Jäger im Nesselwängle, der Mutter Nahm ist mir unbekannt. Sie ruhen in Frieden.« – Konrad fährt darauf weiter fort: »Anno 1836 den 18. Dezember ist mein lieber Bruder Franz Xaver Eberhard im 70. Lebensjahr Nachmittag drei Viertel auf Ein Uhr selig in Gott verschieden! nachdem er mit den heiligen Sterbsakramenten versehen worden, hatte er ein großes Verlangen nach dem ewigen Leben! So wie er mir durch ein christliches Leben voranginge, so auch in seinem seligen Tode! – Herr, Gib ihm die ewige Ruhe! und erbarme Dich meiner! erbarme Dich unser!«
»Wie mein liebster Bruder nur immer um mich besorgt war, so war er es bis zu seinem Tode; so sagte er: wenn du nur gesund bleibst; traure doch nicht um mich, denn wenn ich die Wahl hätte, noch länger zu leben, so sterbe ich doch lieber! sehe doch, daß du gesund bleibest und die zwei Monumente für die Bischöfe Sailer und Wittmann noch vollenden kannst.«
Als diese Denkmäler vollendet waren, schrieb Konrad: »Diese habe ich nun am Orte ihrer Bestimmung im Dome zu Regensburg vor 10 Täg aufgestellt, 1837 den 2. Juli. Diese Grabmäler wurden mit aller Feierlichkeit von dem Herrn Bischof und hohen Geistlichkeit eingeweiht.«
Weiter heißt es: »Nun habe ich für meinen lieben Bruder noch ein kleines Monument verfertigt; es besteht in einem Basrelief, die Mutter Gottes mit dem segnenden Christuskinde; ich habe dieses nach der Idee meines lieben Bruders, welches er öfter, im Klein, in Alabaster ausgeführt hatte, ins große von feinem Kalkstein ausgeführt mit zwei Thürlein, wenn die offen, so sieht man die heil. Namenspatrone meines seligen Vaters, Johann den Teuffer, und meiner sel. Mutter, die heil. Veronika, den heil. Franziskus Xaver und den heil. Conrad, Bischof von Konstanz, meinen heil. Namenspatron. Auswendig auf der Thür ist Christus als guter Hirt, und mein blinder Bruder sagt zu Christus: Herr bleibe bei uns, es will Abend werden (ich Ihm zur Seite); vor der Todten Gruft der Pfarrer Wankmüller zu Hindelang sieht zum Fenster herein. Die Gegend ist die von Hindelang.«
»Dieses kleine Denkmal für meinen lieben Bruder und seligen Aeltern werde ich die nächste Woche nach Hindelang transportiren und der Herr Pfarrer, unser beiden liebster Freund, wird den Jahrtag für meinen seligen Bruder abhalten, so wie für unsere lieben seligen Aeltern und Anverwandte. Konrad Eberhard, gleichfalls Bildhauer, lebe in meinem 69. Lebensjahr in München. Gott der Allmächtige wolle uns alle durch seinen Eingeborenen unsere Sünden verzeihen und durch die Mutter der Barmherzigkeit durch ihre Vorbitte, besonders in der Stunde unsers Absterbens von dieser Welt. Amen.«
Carl Albert Regnet: Münchener Künstlerbilder. Ein Beitrag zur Geschichte der Münchener Kunstschule in Biographien und Charakteristiken. Leipzig, 1871.
Eberhard, Konrad, Bildhauer und Maler, geb. 26. Nov. 1768 ebenfalls in Hindelang, † 12. März 1859 in München, anfangs Schüler seines Vaters, eines Bildschnitzers, und des Roman Boos, schuf zunächst in München und seit 1821 in Rom mehrere mythologische Skulpturen, war aber geschätzt wegen seiner religiösen Gegenstände, die er im Anschluss an die Nazarener ganz im Geist der katholischen Kirche voll religiösen Ernstes in grosser Zahl ausführte. Unter seinen mythologischen Werken sind zu nennen, in Nymphenburg Silen mit dem Bacchusknaben, Leda, Diana mit Endymion, in der Glyptothek Amor und die Muse; unter den übrigen Werken das Denkmal der jung verstorbenen Prinzessin Josepha Maximiliana Carolina von Bayern (1825, Theatinerkirche) und namentlich als das schönste die Denkmäler der Bischöfe Sailer und Wittmann im Dom zu Regensburg. Er versuchte sich auch in der Malerei christlich ascetischer Bilder und schuf 1833 ein Triptychon mit einer Darstellung der Entwickelung und des Triumphes des Christenthums (Privatbesitz in München), sowie Zeichnungen zum Alten Testament. Seit 1816 war er Professor an der Akademie in München.
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.
Eberhard Konrad, 1768 (Hindelang/Allgäu) – 1859, Bildhauer und Akademieprofessor; Sohn und Schüler eines Bildschnitzers, studierte E. in München bei R. A. Boos, kam 1806 mit Hilfe des nachmaligen Königs Ludwigs I. von Bayern nach Rom, wo er sich als Nazarener dem Kreis Overbecks anschloß; seit 1819 Akademieprofessor, weilte er von 1824/26 nochmals in Italien, blieb aber dann dauernd in München; in späteren Jahren widmete sich E. ausschließlich der religiösen Kunst, vielfach von seinem Bruder Franz E. (1767–1836) unterstützt; sein bedeutendstes plastisches Werk ist das Grabmal der frühverstorbenen Prinzessin Karoline von Bayern in der Münchner Theatinerkirche.
Andere Werke: Büsten in der Walhalla bei Regensburg und die Grabmonumente für die Bischöfe Sailer und Wittmann im Dom zu Regensburg; auch viele Altarfiguren stammen aus seiner Meisterhand.
© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.