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Ruhestätte
der Familie
Westreicher.
Rückseite
Höllriegel. 11.12.23.
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Heinel, Johann Philipp; 21.10.1800 (Bayreuth) – 29.7.1843 (München); Musikers-Sohn / Landschaftsmaler und Genremaler
Westreicher, Alois; – (13).1.1874 (München), 2 Jahre alt
Westreicher, Alois; – (14).3.1907 (München), 60 Jahre alt; Rentier
Westreicher, Alois; – 2.6.1858 (München), 66 Jahre alt; Tändler
Westreicher, Hugo; – (11).3.1874 (München), 1 Jahr alt; Tändlers-Sohn
Westreicher, Maria (vw); – (21).6.1879 (München), 66 Jahre alt; Tändlers-Witwe
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* 21.10.1800 (Bayreuth)
† 29.7.1843 (München)
Musikers-Sohn / Landschaftsmaler, Genremaler und Radierer
Heinel, Joh. Philipp, geb. zu Bayreuth den 21. Oktober 1800. Nach dem Wunsche seines Vaters, eines Musikus, entschloß er sich, in seinem 14. Jahre in Nürnberg die Handlung zu erlernen. Der Mißgriff wurde ihm aber erst recht fühlbar, da durch Bekanntschaft mit mehrern Nürnberger Künstlern die auch als Kind schon geübte Zeichen- und Malerkunst ihn allmälig so für sie einnahm, daß der feste Entschluß in ihm reifte, sich gänzlich von der Handlung loszusagen, und Maler zu werden. Dieses geschah in seinem 19ten Jahre, nachdem er durch den Tod seines Vaters der Sorge überhoben wurde, diesen durch seinen Entschluß zu kränken. Von seinen Verwandten zum Theil unterstützt, besuchte er nun kurze Zeit die Nürnberger Zeichnungsschule, und suchte sich durch Dosenmalen und kleine Porträts in Oel nebenbei etwas zu verdienen. 1820 ging er nach München, wo er von Sr. Majestät dem Könige Maximilian ein Stipendium erhielt, und nun die Akademie fleißig besuchte, mehrere historische Gemälde ausführte, und häufig Porträte malte. Mehrere Reisen in die Tiroler-Gebirge machten ihm auch Lust, sich in der Genre- und Landschafts-Malerei zu versuchen, und seit 1826 beschäftigt er sich fast ausschließlich mit diesen Gattungen.
Adolph von Schaden: Artistisches München im Jahre 1835 oder Verzeichniß gegenwärtig in Bayerns Hauptstadt lebender Architekten, Bildhauer, Tondichter, Maler, Kupferstecher, Lithographen, Mechaniker etc. Aus den von ihm selbst entworfenen oder revidirten Artikeln zusammengestellt und als Seitenstück zum gelehrten München im Jahre 1834 herausgegeben durch Adolph von Schaden. München, 1836.
PHILIPP HEINEL.
Ueber die Lebensverhältnisse dieses tüchtigen Künstlers lassen wir zunächst eine authentische Quelle, den Rechenschaftsbericht des Münchener Kunstvereins reden: »Johann Philipp Heinel wurde den 21. October 1800 zu Bayreuth geboren. Sein Vater, Stadt- und Kammermusikus in Bayreuth, hatte ihn zur Handlung bestimmt und ihn deshalb in seinem 14ten Lebensjahre nach Nürnberg gesendet. Philipp Heinel, schon als Kind grosse Liebe zur Kunst und Musik zeigend, wollte nun zwar dem Willen des Vaters nicht widerstreben, suchte jedoch jede geschäftsfreie Stunde zur Befriedigung seiner Lieblingsneigung, des Zeichnens zu benutzen, und als sein Vater im Jahre 1818 starb, verliess er die Handlung und widmete sich ganz der Kunst.
Im Jahre 1820 begab er sich nach München, besuchte die Akademie bis zum Jahre 1826 und malte hier unter der Leitung des Herrn Professor Langer sein erstes historisches Bild (Ossian und Malvina). Auf der Akademie, zunächst für das Fach der Historienmalerei sich heranbildend, in welchem Fache Heinel ausser dem eben angeführten auch mehrere andere gelungene Gemälde lieferte, sah er sich wegen Unzulänglichkeit seiner Erwerbsmittel genöthigt dieses Fach zu verlassen, und sich einige Zeit durch Porträtmalen seinen Lebensunterhalt zu erwerben. Später widmete er sich dem Genre. Scenen aus dem Leben unseres Gebirgsvolkes waren meistens Gegenstand seiner Gemälde. Richtige Zeichnung und eine in der Malerei bis in alle Details fleissige Ausführung erwarben seinen Gemälden vielen Beifall. In den letzten Jahren malte er auch Landschaften, denen er durch Staffage ein erhöhtes Interesse zu geben wusste. Hiervon zeugt u. a. ganz vorzüglich das Gemälde, einen Gebirgssee auf welchem Jäger in einem Kahne von der Jagd zurückkehren, darstellend, welches von Künstlern und Kunstfreunden als eines seiner gelungensten Gemälde bezeichnet, und vom Kunstvereine zur vorjährigen Verloosung angekauft wurde.
J. Phi. Heinel verehelichte sich am 14. October 1832 mit der Tochter des königl. Advokaten Seiffert in Bayreuth und liess sich hierauf in München häuslich nieder. Seine Frau gebar ihm sechs Kinder, wovon noch fünf am Leben sind. Im Juni 1842 bekam Heinel einen Anfall von Bluthusten. Von dieser Zeit an kränkelte er das Jahr hindurch, – neue heftige Anfälle warfen ihn im Jahre 1843 auf das Krankenlager. Nach 4 Monaten schweren Leidens gab er am 29. Juli 1843 in den Armen seiner Gattin seinen Geist auf.«
Heinel war ein begabter und tüchtiger Künstler, seine Bilder fanden auf den öffentlichen Ausstellungen verdiente Aufmerksamkeit und von der Kritik lobende Anerkennung, zu beklagen ist, dass der Tod ihn mitten aus seinem Schaffen im Blütenalter des Mannes hinwegriss. Seine historischen Bilder, mit welchen er seine künstlerische Laufbahn begann, sind seine schwächeren Leistungen, das Feld des volkstümlichen Genre und der Landschaft, zu welchem er später überging, sagte seinem Talente besser zu und wurde mit Glück von ihm bebaut. Tirol und Oberbayern mit ihrer grossartigeu Gebirgsnatur und ihrem frischen poetischen Volksleben gaben ihm die Stoffe zu seinen Bildern, auch Franken, wo er sich in den dreissiger Jahren vorübergehend in Nürnberg und Bayreuth aufhielt, bot ihm reiche Ausbeute für seine Studien. Charakteristische Auffassung, richtige Zeichnung, schlichte Natürlichkeit und ungemein sorgfältige Ausführung erwarben seinen Bildern vielen Beifall, damit verband er eine reine durchsichtige Färbung, die namentlich seinen Landschaften eigen ist »Mit poetischem Sinn erfasst«, heisst es von letzteren, »von heiterem Charakter, Ruhe athmend, oft reizend durch die Schönheit der Formen und frappanten Lichteffecte, zählen sie unter die besseren Leistungen der neueren deutschen Kunst.«
Wir versuchen eine chronologisch geordnete Aufzählung seiner uns bekannt gewordenen Bilder zu geben, nach den Jahren, in welchen sie auf den deutscheu Kunstausstellungen ausgestellt waren.
1823.
Der zürnende Achill. Act.
1826.
Ossian und Malvina.
1829.
Gruppe von oberbayerischen Landmädchen.
1830.
Landschaft mit hohen Gebirgen nach vorübergezogenem Sturm, im Vorgrund ein reissender Bach, der einen Steg zerstört hat.
1832.
Tiroler Landschaft.
1834.
Besuch eines Geistlichen bei einem Bauer.
Landschaft am Starnberger See.
Der Watzmann.
Scene vor einer Sennhütte in Tirol.
Ein Wildschütze auf den ihn verfolgenden Jäger und Gensdarm lauernd.
Gebirgshöhen mit Gemsen.
1835.
Tiroler Familie vor ihrem Hause.
Sennhütte mit einem jungen Tiroler bei seiner Geliebten. Die Braut. Junges Mädchen in einer ländlichen Wohnstube mit Anordnung ihres Brautschmuckes beschäftigt, eine Freundin setzt ihr den Kranz auf, während sie sich selbst im Spiegel betrachtet. »Dieses treffliche Bild«, heisst es, »voll Wahrheit, Geist und Leben, gefällig als Sujet, wohlberechnet in Vertheilung des einfallenden Lichts und der häuslichen Anordnung, von zarter meisterhafter Ausführung, beurkundet das schöne Streben des Künstlers, den besten Niederländern gleich zu kommen.«
Familienscene. Eine Mutter, am Fenster sitzend, giebt ihrem Kind zu essen, während ein älteres Mädchen das Brüderchen in der Wiege schaukelt. Die Grossmutter am Ofen spinnt.
Ein die Cither spielendes Mädchen.
Felsige Landschaft mit rauschendem Gebirgswasser, im Vorgrund macht eine Tiroler Caravane Halt. »Von schöner Haltung, verbunden mit einem lieblichen Farbenton der Ferne und mit sicherem Pinsel vorgetragen.«
Oberbayerischer Gebirgssee, von Felsenmassen eingeschlossen, ein Landmädchen kniet betend in einem Kahn. »Die schweigende ernste Natur, der mit diesem Ernst glücklich harmonirende Farbenton, die ebenso übereinstimmende Staffage bewirken, dass dieses Bild auf ungesuchte Weise anspricht.«
Der Schneeferner.
1836.
Der Dudelsackpfeifer vor dem Bierkeller (v. Heinel radirt).
1837.
Gebirgslandschaft mit See im Vorgrund.
Ein Tiroler spielt einem Mädchen auf der Maultrommel vor.
Zwei Mädchen aus dem bayerischen Hochgebirge bei einander sitzend, das eine strickt, das andere steckt ein Blümchen auf seinen Hut
1838.
Die Anbetung der Hirten.
1840.
Die Schäferin.
Heinel's Radirungen, in seinen späteren Jahren entstanden, sind nicht zahlreich. Mit sicherer Nadel, mit Fleiss und Liebe behandelt, ja fast zu fleissig für einen Maler, zugleich wahr und getreu in der Auffassung, gehören sie zu den sorgfältigeren Erzeugnissen der neueren deutschen Radirnadel und verdienen Beachtung.
Dr. phil. Andreas Andresen: Die Deutschen Maler-Radirer (Peintres-Graveurs) des neunzehnten Jahrhunderts, nach ihren Leben und Werken. Leipzig, 1872.
Heinel: Johann Philipp H., Maler, geboren den 21. October 1800 zu Bayreuth, wurde, 14 Jahre alt, die Handlung zu erlernen, nach Nürnberg gesendet, ging aber, da sein auffallendes Talent frühe hervortrat, schon 1818 zur Kunst über und 1820 nach München, wo er unter Langer sein erstes Bild (»Ossian und Malvina«) malte. Wegen Unzulänglichkeit seiner Mittel verließ er das historische Fach und wendete sich dem Porträt und Genre zu, in welch' letzterem er mit Scenen aus dem bairischen Gebirgsleben, auch mit ähnlich staffirten Landschaften sehr glücklich war. Zu Heinel's besten Bildern gehört die »Braut« (1835), eine »Familienscene«, ein »Dudelsackpfeifer« (radirt 1835, als Oelbild 1836), »Zwei Almerinnen« (1837), eine »Anbetung der Hirten« (1838). In Radirung versuchte er sich mit sieben Blättern, auch lithographirte H. einen Cyclus Ansichten aus der fränkischen Schweiz (Bayreuth 1839 bei Höreth). Leider erlag der talentvolle Künstler schon am 29. Juli 1843 einem Brustleiden.
Vgl. Kunstblatt, Stuttg. 1836, Nr. 87. Nagler, 1838, VI. Bd. S. 63. Raczynski, Gesch. der neueren Kunst, 1840, II. 367. Der Nekrolog auf H. im Bericht des Münchener Kunstvereins für 1843, S. 95, ging über in Andresen, 1860, I. 164–76, wo die Chronologie seiner Bilder, Radirungen und Stiche verzeichnet steht. Seubert, 1879, II. 195. H. Holland.
Dr. phil. Hyazinth Holland: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1880.