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JOSEF ANTON
RHOMBERG
HISTORIENMALER
1786 – 1853
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Rhomberg, Hanno; 1820 (München) – 17.7.1869 (Walchsee/Kufstein); Genremaler
Rhomberg, Josef Anton; 24.9.1786 (Dornbirn/Vorarlberg) – 3.12.1855 (München); Historienmaler, Portraitmaler und Radierer
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* 1820 (München)
† 17.7.1869 (Walchsee/Kufstein)
Genremaler
Hanno Rhomberg,
Genremaler.
Der Vater unseres Künstlers war der Historienmaler und nachmalige Professor an der Münchener Akademie Josef Anton Rhomberg, dem Hanno im Jahre 1820 in München geboren ward. Dem Kinde schien die Liebe zur Kunst angeboren, es hantierte in einem Alter von erst zwei Jahren bereits mit Griffel und Bleistift und gab dem Vater dadurch Anlaß, es in dieser Beschäftigung nach der Natur zu zeichnen. Ueber die Erfolge des Schulbesuches verlautete wenig Günstiges, der Knabe hing viel zu leidenschaftlich an der Natur, als daß er in den engen vier Wänden der Schule seinen Kopf beisammen gehabt. Konnte er nicht Schmetterlingen nachjagen und vielgestaltige Käfer aufspüren, so saß er träumerisch über den Büchern und versah sie zum großen Aerger von Eltern und Lehrern mit Randzeichnungen.
So schleppte er sich mühsam durch die Volksschule und die untern Classen des Gymnasiums, nicht aus Liebe zur Sache, sondern weil der Vater eine allgemeine Vorbildung mit Recht für nothwendig erachtete. Nebenher genoß er den ersten förmlichen Zeichnenunterricht vom Vater und trat dann den regelrechten Weg an, indem er sich unter die Zahl der Zöglinge der Akademie einreihen ließ. Die Studien an derselben scheinen ihn nicht sonderlich befriedigt zu haben; als seine Kenntnisse etwas mehr vorgeschritten waren, trat er durch des Vaters Vermittelung bei Julius Schnorr von Carolsfeld als Schüler ein. Aber auch da war seines Bleibens nicht allzulange.
Offenbar unsicher, welchem Zweige der Kunst er sich zuwenden sollte, finden wir ihn bald darauf unter der Leitung des trefflichen Bernhard Porträts malen. Ihm verdankte er die Weckung des in ihm schlummernden bedeutenden Farbentalents, wie denn Bernhard damals in seinen coloristischen Bestrebungen ziemlich vereinzelt stand und weitaus nicht jene Anerkennung fand, die dem wackeren Künstler gebührte. Bernhard, der fleißig die Alten studirt hatte, legte neben hübscher Auffassung, geschmackvoller Anordnung und zierlicher Ausführung namentlich auf Schönheit der Farbe großes Gewicht und wendete deshalb gerade dem Schüler besondere Aufmerksamkeit zu, welcher nach der letztbezeichneten Richtung hin am bedeutendsten begabt war.
Rhomberg's Vater, welcher noch ganz der Zeit angehörte, in der man, streng genommen, nur Eine Kunst, die religiöse, kannte, sah doch viel zu klar, den Sohn in dieselbe Bahn drängen zu wollen, in welcher er selbst dem Ziele seines Lebens und Wirkens zustrebte.
Von weit größerem Einflusse in künstlerischer Beziehung war der ausgezeichnet Genremaler Carl von Enhuber, mit welchem er manches gemein hatte, von dessen innerstem Wesen er sich aber doch wieder genügend unterschied, um sich von ihm lebhaft angezogen zu fühlen. Schon von frühester Jugend an still und in sich gekehrt, lebte er später oft längere Zeit von aller Welt abgeschlossen und konnte, je nachdem die Licht- oder Schattenseite des Wesens die Oberhand gewann, bald die ernsteste Gesellschaft zur tollsten Heiterkeit hinreißen, aber auch umgekehrt die fröhlichste zum tiefsten Ernst umstimmen. Ende der vierziger Jahre verkehrte er mit dem Augsburger Maler Wagner, dem Meister der bekannten Fresken am Fuggerhause, und mit Feodor Dietz, in späterer Zeit viel mit dem Münchener Josef Müller.
Enhuber war ein viel zu bedeutend angelegter Mensch, als daß nicht selbst eine innerlich so selbständige Natur, wie die Rhomberg's, von ihm hätte lebhaft und mächtig angezogen werden müssen. Auch Enhuber strebte mit eiserner Energie nach einem höheren Aufschwung in seiner Kunst und nach einer stärkeren Betonung des Elementes der Farbe, ganz richtig erkennend, daß die Genremalerei, auf entschieden realistische Behandlung ihrer Motive angewiesen, neben scharfer Charakteristik zunächst auch lebhafterer Farbenwirkung bedürfe und daß in einer Schule, wie der Münchener, welche aus der monumentalen Kunst hervorgegangen war, um so entschiedener mit den aus dieser herübergekommenen Traditionen gebrochen werden müsse, sofern diese immer noch auf das Wandgemälde zurückreichen und dem Genre zumutheten, Principien zu folgen, welche seinem innersten Wesen widersprachen.
Der Ruf Rhomberg's datirt von der Entstehung seiner »reisenden Schüler«, welche König Ludwig I. für seine im Jahre 1853 vollendete Neue Pinakothek erwarb. Damit hatte er sich einen Platz unter den Künstlern von Namen errungen, ohne übrigens in seiner tiefsinnigen, nicht selten geradezu selbstquälerischen Weise daraus, so nahe es lag und so unbestritten die Berechtigung dazu war, Hoffnungen auf eine schönere Zukunft zu schöpfen.
Im Jahre 1857 sah man auf dem Münchener Kunstverein die »Werkstätte eines Dorfmalers«. Hatten »Die reisenden Schüler« einen ersten Versuch in der edlen Kunst des Tabakrauchens gezeigt, so repräsentirte jenes Bild den ersten Versuch im Porträtiren, mit welchem sich der gleichfalls zum Künstler bestimmte Sohn des Dorfmalers abquält, indem er sich anschickt, einen jüngeren Knaben zu malen, der ihm halb verlegen und halb erfreut über die unverhoffte Ehre gegenüber sitzt, indeß der Vater des angehenden Malers twischen beiden über den Tisch hereinsieht. Gerechtes Aufsehen machte die »Votivtafel«, im Sommer 1858 vollendet. Einem altbayerischen Bauern ist sein Weib, vielleicht sogar seine Kuh erkrankt und er hat sich in dieser Calamität zur Mutter Gottes verlobt. Nach Erhörung seiner Bitte hat er beim Dorfmaler die entsprechende Votivtafel bestellt und soll dieselbe nun bezahlen. Der Preis mag gering genug sein, dem Besteller scheint er aber um so mehr viel zu hoch gegriffen, als jenes Unglück ja vorübergegangen. Offenbar meint er, die Mutter Gottes hätte ihn wohl auch ohne die Aussicht auf dies schöne Bild aus der Patsche gezogen und geht gewaltig schwer daran, den Kaufschilling abzuführen. Seine beiden Kinder dagegen geben sich ohne allen Rückhalt dem ihnen durch das Werk des Malers gebotenen außerordentlichen Genusse hin, der durch keinen Nebengedanken abgeschwächt wird.
Das Jahr 1859 brachte den »engen Stiefel« und den »besten Schüler«, das Jahr 1860 eine Reihe gleich trefflicher Bilder: den »bestraften Nascher«, den »Akrobaten in der Dorfschenke« und das »zweite Glas«, welch letztes für die Nationalgalerie in New-York angekauft wurde. Im Jahre 1861 entstanden »Der Dintenklex«, »Der Jongleur«, im Jahre 1862 der »Vogelbauer«, »Der gefangene Vogel«, »Der Junge am Schleifstein«, im Jahre 1863 »Der schlecht genähte Schuh« und »Der Auftrag der Mutter«. Im Jahre 1864 malte Rhomberg das Bild »Kinder bitten den Vater um Ankauf eines Hundes«, im Jahre 1865 seinen »kleinen Patienten« u. s. w. Seine letzte Arbeit war »Die Wirthshausscene« in der internationalen Ausstellung zu München 1869.
Die sozialen Gegensätze von Arm und Reich, Gering und Vornehm, bieten dem denkenden Künstler eine so reiche Fundgrube von tiefpoetischem Material für seine Darstellungen, daß man sich nur wundern kann, wie selten sie bei uns ausgebeutet werden. Das mag seinen doppelten Grund haben. Unsere Künstler kommen mit dem Leben viel zu wenig in Berührung, und was sie davon kennen lernen, ist in der Regel nur dessen Außenseite. Die Dichter studiren die Geschichte der Natur und der Menschheit, sie durchforschen die tiefsten Schachte der Philosophie, um in ihren Schöpfungen die innersten Seiten der Natur und des Menschen zu zeichnen, die Tonkünstler bestreben sich, das weitverzweigte Gebiet ihrer Wissenschaft in allen seinen Theilen kennen zu lernen, nur die bildenden Künstler begnügen sich in beklagenswerther Mehrzahl noch immer, sich in einem engsten Kreise zu bewegen. Eingeschlossen in ihre Werkstätten, bekümmern sie sich eben so wenig um die Bedürfnisse und Leiden des Volkes, als sie sich in ihrer gesellschaftlichen Stellung berufen fühlen, die Salons der vornehmen Welt zu besuchen. Für die meisten von ihnen giebt es keine Geschichte, die Geheimnisse des Seelenlebens bleiben ihnen ebenso verschlossen als die Werke der Dichter und Denker ihres Volkes, und darum ist ihnen die Natur und das Leben ein mit sieben Siegeln verschlossenes Buch, von dem sie wenig mehr als den Einband kennen. Daß es eine Wissenschaft des Schönen giebt, wissen sie nur vom Hörensagen; nach ihrer Ansicht reicht man mit dem bloßen Gefühl, das in der Nähe besehen sich als eine Art künstlerischen Instinctes herausstellt, vollkommen aus und die Aesthetiker sind ihnen Wortklauber, die sich anmaßen, ihnen ins Handwerk zu pfuschen, ihre Lehren und Beweise langweiliges Zeug, mit dem man weder ein Bild malen, noch eine Statue formen kann.
Das soziale Genre vornemlich, um nach dieser Abschweifung zu diesem zurückzukehren, steht schon seines Namens wegen in schlimmem Geruche und wird deshalb ängstlich vermieden. Zum Glück waren unsere Dichter von jeher weniger bedenklich, wir wären sonst um manches bedeutende Gedicht ärmer.
Daß das Volksgenre stärker cultivirt wird, liegt unter solchen Umständen nahe genug. Ohne nach der Tiefe der individuellen Charakteristik zu streben, kann es sich grundsätzlich darauf beschränken, den besonderen Habitus des Volkes in naturtreuer Wahrheit wieder zu geben, erweist sich also seinem Wesen nach als ein Allgemeineres, um nicht zu sagen Aeußerlicheres. Was es bringt, sind oft nur einzelne Figuren, bei denen nur die Tracht bemerkenswerth erscheint, zuweilen aber führt es auch eine Scene aus dem Volksleben in mehr oder minder prägnanter Weise vor.
Rhomberg's Arbeiten gehören fast ausschließlich nur dem humoristischen, in nur wenigen Ausnahmsfällen dem naiven Genre an; sein Humor war es zunächst, der ihn zu einem Liebling des Publicums machte. Er ist immer ungesucht und harmlos und zeigt keine Spur jenes ätzenden Elements, von dem er im Umgange nicht ganz frei war, obschon ihm die Absicht zu kränken ferne lag; denn Rhomberg besaß ein wahrhaft treffliches Herz. Er selbst war vielleicht der Letzte, der sich von dem Werthe seiner Leistungen überzeugen ließ, so groß war seine Bescheidenheit.
Seit einer ziemlichen Reihe von Jahren war er mit der Wimmer'schen Kunsthandlung in München überein gekommen, jedes neu vollendete Bild dieser vorzulegen und durch ihre Vermittelung wurden seine Arbeiten über alle Länder verbreitet, fanden namentlich in Nordamerika sehr günstige Aufnahme.
Seine Gesundheitsverhältnisse ließen schon lange viel zu wünschen übrig. Nach seiner eigenartigen Weise verließ er im Juli 1869 München, ohne daß selbst Nahestehende wußten, wohin er gegangen. Bald darauf traf aus dem Dorfe Walchsee in Tyrol die Nachricht von seinem plötzlichen Tode ein; ein Schlagfluß hatte in der Nacht vom 16. auf den 17. Juli seinem Leben ein Ende gemacht.
Carl Albert Regnet: Münchener Künstlerbilder. Ein Beitrag zur Geschichte der Münchener Kunstschule in Biographien und Charakteristiken. Leipzig, 1871.
Rhomberg: Hanno R., Genremaler, geb. 1820 zu München, hantirte schon frühzeitig mit Griffel und Bleistift und genoß seines unverkennbaren Talents wegen, während er den Studien an der Lateinschule und dem Gymnasium oblag, den Unterricht seines Vaters, des Professors Joseph Anton R., kam dann an die Akademie zu Julius Schnorr v. Carolsfeld, übte sich unter Joseph Bernhardt im Porträt, malte auch mehrfach Heiligenbilder und Bildnisse, ging aber schließlich doch, insbesondere durch Karl v. Enhuber's Vorbild angeregt, zum eigentlichen Genrebilde über, wodurch er sich einen geachteten Namen erwarb. Auch Ferdinand Wagner, der Freskomaler des Augsburger Fugger-Hauses, der Schlachtenmaler Feodor Dietz und der freilich viel ältere, eigene Wege gehende Josef Müller (1799 † 1875) blieben, als zu Rhomberg's näheren Freunden zählend, nicht ohne Einfluß. Als charakteristischer Zug bei Rhomberg's Bildern zeigt sich ein liebenswürdiger heiterer Humor, welcher freilich bisweilen unter der etwas gequälten Ausführung an seiner Frische verlor. Als Muster dieser Art mag sein »Die ersten Cigarren« benanntes Bild gelten, auf welchem zwei kleine Studenten auf ihrer Ferienreise bei einem Krämer sich im Rauchen versuchen, dann kamen der »Schlittenschnitzer« und »Der kleine Vogelhändler« (insgesammt in der neuen Pinakothek). Diesen folgten die »Werkstätte eines Dorfmalers«, die köstliche »Votivtafel« (1858 photographirt von J. Albert. Holzschnitt in der »Illustr. Welt« 1873, S. 541), der »Zeitungsleser« (gestochen von Brennhäuser); die an einer Feldsäule »Plaudernden Mädchen«, der »Uneigennützige Schulmeister« (im König Ludwig-Album, lithogr. von Karl Feederle), das «Innere einer Fischerhütte«; der »Jongleur« (Holzschnitt in Ueber Land und Meer 1873, S. 641); die »Mütterliche Ermahnung«; die »Engen Stiefeln«; das »Zweite Glas«, der »Dintenklex«, der »Junge am Schleifstein«; die »Kleinen Patienten« u. s. w. Seine letzte Arbeit war die »Wirthshausscene«. Während diese auf der Internationalen Kunstausstellung zu München erschien, erlag der Künstler in der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1869 einem Herzschlag zu Walchsee bei Kufstein, wo R. schon seit längerer Zeit die Sommerfrische zu genießen pflegte. Einzelne seiner schnell beliebt gewordenen Bilder hat R. öfters, mit geringen Aenderungen, wiederholt; die meisten derselben, deren vollständige Aufzeichnung hier unnöthig erscheint, wurden durch die Kunsthandlung Wimmer nach Amerika spedirt.
Vgl. Bericht des Kunstvereins in München für 1869, S. 56. – Lützow's Zeitschrift 1870, S. 285 ff. (mit Porträt). – Regnet, Münchener Künstlerbilder 1871 II, 93 ff. – Wurzbach 1874, XXVI, 5 ff. – Reber, Gesch. der neueren deut. Kunst. 1876, S. 488.
Hyac. Holland.
Dr. phil. Hyazinth Holland: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1889.
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* 24.9.1786 (Dornbirn/Vorarlberg)
† 3.12.1855 (München)
Historienmaler, Portraitmaler und Radierer
Rhomberg, Joseph Anton, Historienmaler und k. Professor der Zeichnungskunst an der polytechnischen Schule zu München, wurde am 24. September 1786 im vorarlbergischen Markte Dornbirn geboren. Er ist ein ehelicher Sohn des im Jahre 1801 verstorbenen Malers Johann Rhomberg, und hat von seiner ersten Knabenzeit an eine große Neigung und Vorliebe zur Malerkunst, und besonders zum historischen Fache derselben gezeigt, daher er die müßigen Stunden, die ihm von der Handarbeit der Landwirthschaft übrig waren, immer dem Zeichnen, und sehr früh auch schon Versuchen der Malerei, jedoch ohne Anleitung, widmete. Diese Neigung zur Kunst hatte endlich eine solche Stärke erlangt, daß er sich, als am 13. Mai 1808 zu München eine königliche Akademie der bildenden Künste gegründet worden war, nach dieser k. Residenzstadt begab, und als Eleve der neugegründeten Kunstanstalt seines Vaterlandes immatrikulirt wurde. Nach Eröffnung der Kunstakademie, welche am 29. Jänner 1809 statt fand, erhielt Rhomberg im historischen Fache zu Lehrern den Direktor Herrn Peter von Langer und die k. Professoren Robert Langer, Hauber, Seidl und Kellerhofen.
Im Jahre 1813 wurde ihm ein akademisches Stipendium von 150 fl. zu Theil, und im darauf folgenden Jahre 18l4 erhielt er aus der Historienmalerei für die Lösung des vorgeschriebenen Themas »Noes Dankopfer« den ersten Preis mit hundert und zwanzig Dukaten. Nachdem er hierauf im Jahre 1816 die akademische Kunstanstalt verlassen hatte, unternahm er im Jahre 1817 eine Kunstreise nach Wien, wo er sich dreizehn Monate aufhielt, und wo sowohl seine gefertigten Porträte, als seine Malereien aus dem historischen Fache den erwünschten Beifall fanden. Im Jahre 1819 reiste Rhomberg wieder nach München zurück, und beschäftigte sich in diesem und im darauf folgenden Jahre ausschließend mit Entwürfen, und mit der Ausführung historischer Gemälde. Hierauf reiste er zum zweitenmal nach Wien, und arbeitete daselbst zwei Jahre sechs Monate lang nach Beruf und Talent.
Im Jahre 1827 erhielt er eine k. b. Künstlerpension, und bald darauf auch eine Professur an der neuerrrichteten politechnischen Zentral-Schule zu München, wo er die dienstfreien Stunden noch immer der Historien- und Portätmalerei widmet. Von seinen historischen und andern Bildern wollen wir folgende nennen, und zwar
1) Aus dem Porträtfache.
Ein Porträt Sr. königl. Hoheit des Prinzen Karl von Bayern.
Ein Porträt Ihrer Durchlaucht der Frau Fürstin von Wrede; und eines jungen Fürsten dieser Familie.
Ein Porträt Ihrer Durchlaucht, der Frau Fürstin von Löwenstein.
2) Aus dem Historienfache.
Ein Altargemälde in der Pfarrkirche des Marktes Rosenheim, »die Taufe des Heilandes,« und ein anderes zu Neukalisch in Böhmen, »die heilige Dreifaltigkeit« darstellend.
Ein Altargemälde in der Kirche zu Dornbirn, auf welchem Maria mit dem Jesuskinde, von Engeln umgeben, dem heiligen Dominikus den Rosenkranz und der heiligen Katharina das Skapulier reicht.
Ein großes Bild, zur Aufstellung am Hauptaltare der Domkirche U. L. F. zu München, für die Weihnachtszeit bestimmt, zeigt die Anbetung der Hirten.
Eine Sibilla im k. k. Nationalmuseum zu Innsbruck.
Ein Bild, »Christus lehret die Jünger beten;«
Ein Bild, »Christus erwecket den Lazarus vom Tode;«
Ein Bild, »Adam und Eva« vorstellend.
Ein Altarbild in der Kapelle zu Polling, »Christus am Kreuze.«
Ein Altarbild in der Pfarrkirche zu Nattenhausen, Ldg. Roggenburg, »Christus am Kreuze,« und neben demselben die Mutter Maria und der heil. Johannes.
3) Aus der Ritterromantik.
Der Ritter Latour erlegt die mit dem Löwen kämpfende Riesenschlange – nach einer Ballade von Kind.
Gado, der Schüler des Weisen, im Gefängnisse.
Der von seiner Geliebten belauschte Minnesänger.
Aus dem Genrefache.
Ein Bild in der Gallerie des Herrn Herzogs von Leuchtenberg zu München.
Eine jammernde Mutter mit ihren Kindern am Meeresstrande, die ihren Ehegatten in der höchsten Gefahr sieht, von den Wellen verschlungen zu werden.
Eine Gebirgsscene, darstellend den Zitherspieler in einer Bauernfamilie. Dieses Bild befindet sich im Besitze Ihrer königl. Hoheit der Frau Konprinzessin von Preußen.
Adolph von Schaden: Artistisches München im Jahre 1835 oder Verzeichniß gegenwärtig in Bayerns Hauptstadt lebender Architekten, Bildhauer, Tondichter, Maler, Kupferstecher, Lithographen, Mechaniker etc. Aus den von ihm selbst entworfenen oder revidirten Artikeln zusammengestellt und als Seitenstück zum gelehrten München im Jahre 1834 herausgegeben durch Adolph von Schaden. München, 1836.
Rhomberg, Joseph Anton (Maler und Lithograph, geb. zu Dornbirn in Vorarlberg im Jahre 1786, gest. zu München 3. December 1853). Zeigte früh Talent für die Kunst, aber die ländlichen Arbeiten, welche er verrichten mußte, ließen ihm wenig Zeit, sich fortzubilden. Erst als er bereits 22 Jahre alt war, im Jahre 1808, ging er nach München, wo er die Akademie der bildenden Künste besuchte und sich unter der Leitung ihres Directors Johann Peter von Langer, der sich des talentvollen Jünglings theilnahmsvoll annahm, in der Kunst ausbildete, in welcher ihm sein Meister auch in den späteren Arbeiten das Vorbild blieb.
Im Jahre 1814 wurde seinem Bilde: »Noah’s Dankopfer nach der Sündfluth« der Preis zuerkannt. Rhomberg selbst hat sein Gemälde leicht im Umriß lithographirt. Im Jahre 1816 verließ Rhomberg München und begab sich nach Wien, wo seine Arbeiten, theils Bildnisse, theils Historienstücke, großen Beifall fanden. Etwas über ein Jahr arbeitete er in Wien, dann kehrte er wieder nach München zurück, von wo er sich aber neuerdings nach Wien begab, und nun längere Zeit daselbst blieb und vielfach beschäftigt wurde. In den damaligen Jahres-Ausstellungen in der Akademie der bildenden Künste bei St. Anna waren von ihm zu sehen, und zwar im Jahre 1820: »Abraham bewirthet die Engel«, Zeichnung, auch in Oel gemalt; »Joseph’s Kleid wird seinem Vater Jacob gebracht«, Zeichnung; »Die Erweckung des Lazarus«, Zeichnung; »Noah’s Dankopfer nach der Sündfluth«, Zeichnung; »Rebecca beim Brunnen«, Oelbild; »Die Religion«, Oelbild; »Heilige Familie«, Oelbild; im Jahre 1822: »Sybilla«, jetzt im Innsbrucker Museum; »Christus«; »Die Schweizer am Rätli«; »Madonna mit Jesus und Johannes«; »Abel’s Tod«; »Die Sündfluth«.
Im Jahre 1827 erhielt Rhomberg eine bayerische Staatspension und bald darauf die Stelle eines Professors der Zeichnenkunst in der königlichen polytechnischen Schule in München, welche er bis an sein Lebensende bekleidete. Die Arbeiten des Künstlers sind zahlreich, viele befinden sich im Besitze von Kunstfreunden. Mehrere derselben sind, theils von ihm selbst, theils von Anderen lithographirt, in weiteren Kreisen bekannt geworden.
Sein Talent war vielseitig und es sind von ihm Bildnisse, geschichtliche und biblische Darstellungen, Genrebilder u. s. w. bekannt. Vieles, was er für Private und Kunstfreunde gemalt, gelangte nicht in die Oeffentlichkeit. Von den in Kirchen, im Privatbesitze befindlichen oder durch den Steindruck vervielfältigten Gemälden Rhomberg’s sind anzuführen: »Die Taufe Christi«, Altarblatt in der Pfarrkirche zu Rosenheim; »Maria mit dem Jesuskinde, von Engeln umgeben, reicht dem h. Dominicus den Rosenkranz und der h. Katharina das Skapulier«, in der Kirche seines Geburtsortes Dornbirn in Vorarlberg; »Die Anbetung der Hirten«, Hochaltarblatt in der Frauen- (Metropolitan-) Kirche zu München; »Abraham bewirthet die Engel«; »Die Hoffnung mitten im Meere«; »Der Zitherspieler bei einer Bauernfamilie«, im Besitze der Königin von Preußen; »Heilige Familie mit dem kleinen Johannes«; »Verlobung der h. Katharina«, dieses und das vorige nach Rhomberg’s Gemälden, ersteres von Hanfstängel, letzteres von Pflaum lithographirt; ebenso »Christus am Kreuze«, lithographirt von H. Weihaupt; ferner von dem Künstler selbst nach den eigenen Bildern lithographirt: »Die h. Familie« (le benedicité) in Fol., die Original-Kreidezeichnung dieses Bildes stand in R. Weigel’s Kunstkatalog mit dem Preise von 8 Thlr. 12 Gr.; »Die h. Familie in der Werkstatt« (Fol.); »Die Verlobung der h. Katharina« (Fol.), dieses Gemälde wurde von Ludwig Pflaum lithographirt, hat aber auch der Künstler selbst auf Stein gezeichnet; »Madonna mit dem Kinde, von Engeln umgeben« (Fol.); »Die h. Cäcilia mit drei Engeln» (Fol.); »Abel’s Tod« (gr. Qu. Fol.) und »Scene aus der Sündfluth« (gr. Qu. Fol.), die letzten zwei für die Sammlung der Originalzeichnungen lebender bayerischer Künstler.
In seiner Eigenschaft als Professor der Zeichnenkunst gab R. auch ein größeres Unterrichtswerk heraus unter dem Titel: »Vollständiger Unterricht in der Figurenzeichnnng, zum Gebrauche für Schulen und zur Selbstunterweisung. Aus berühmten Kunstwerken grosser Maler und Bildhauer, wie auch aus eigenen Compositionen zusammengestellt«, I. Abtheilung. 36 Bl. in Qu. Fol., Umrisse enthaltend, nebst beigefügter Muskel- und Knochenlehre (München). Eine Fortsetzung dieses Werkes scheint nicht herausgekommen zu sein.
Nagler. Die Monogrammisten. I. Band. Nr. 1180. Söltl (Dr.), Die bildende Kunst in München. S. 251. Tirolisches Künstler-Lexikon (Innsbruck 1830, Felic. Rauch. 8°.) S. 209. Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon(München 1839, Fleischmann. 8°.) Bd. XIII, S. 92. Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien. Fr. Beck. gr. 8°.) S 392. Verzeichnisse der Jahres-Ausstellungen in der k. k. Akademie der bildenden Künste bei St. Anna, 1820, S. 4, Nr. 11; S. 5, Nr. 37 u. 40; S 6, Nr. 51; S. 12, Nr. 8; S. 14 Nr. 38; S. 17, Nr. 116; S. 18, Nr. 123; 1822, S. 18, Nr 88; S. 19, Nr 118 u. 119; S. 20, Nr. 144; S. 26, Nr. 285; S. 27, Nr. 290.
Dr. Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Wien, 1874.
Rhomberg Josef Anton, 1786 (Dornbirn/Vorarlberg) – 1853, Historienmaler und Professor; Nachkomme eines verarmten Adelsgeschlechtes, studierte R. an der Kunstakademie in München und hielt sich wiederholt in Wien auf; seit 1827 vom bayerischen Staat besoldet, wurde er Professor des Zeichnens an der Polytechnischen Schule in München; er war als Historienmaler, Radierer, Porträtist und Devotionalienmaler sehr beliebt; sein Lehrbuch »Vollständiger Unterricht in der Figurenzeichnung« war lang an Schulen und im Selbstunterricht Gebrauch; Rhs. Werke glänzten durch strenge anatomische Zeichnung, schöne Farbentechnik und vorzügliche Muskelwiedergabe, seine religiösen Bilder sind bisweilen langweilig.
Hauptwerke: Von seiner Geliebten belauschter Minnesänger, Ritter Latour, Hoffnung, Zitherspieler, Alpenhirte.
© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.