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12 – 1 – 9 (Holland)

Ω

1827
HYAZINTH
HOLLAND
LITERATUR
UND KUNST
HISTORIKER
1918

Ω

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Dr. phil. Hyazinth Holland

Reding von Biberegg (ps)
* 16.8.1827 (München)
† 6.1.1918 (München)
Kunsthistoriker, Literaturhistoriker und biographischer Schriftsteller

Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhundert (1868)

Hyacinth Holland
(pseud. Reding von Biberegg)

wurde geboren am 18. Aug. 1827 zu München, Sohn des am 31. März 1845 verstorbenen Kreis- und Stadtgerichtsdirektors Christoph H., absolvierte das Gymnasium zu München 1846, studierte von da bis 1854 auf der Universität, erhielt 1846 von der Universität Würzburg das Diplom eines Dr. philos., und zwar rite promotus als der Autor »literarum germanicarum historiae ingenio aeque ac doctrina scriptae«. Von 1854–55 war er Erzieher im Hause des Grafen von Arco-Valley, von da an lebte er als Privatgelehrter in München und ist seit 1864 Lehrer der Geschichte und Literatur am Ascherschen Erziehungsinstitut.

Ueber den tüchtigen Literarhistoriker und Kunstkenner vgl. Brühl 806. Katholik 1854. I, 130. Hdw. 16, 228. Litz. 1857, 24. 1861, 336. 349. 1862, 364.

Gesch. d. deutsch. Literatur. Mit besond. Berücksichtigung d. bildenden Kunst. 1. (u. bis jetzt einziger) Bd. R. 1853. – Aurora. (Ged. v. ihm u. Andern.) Fb. 1854. – Minnelieder mit Randzeichnungen v. Pocci. Fb. 1855. – Altes u. Neues. (Mit Pocci.) Mn. 1855–56. 2 Bde. – Reiseblätter. Mn. 1856. – Kathol. Volkskalender. K. u. Neuß 1858. (S. Grimme.) – Gesch. d. Münchener Frauenkirche. Stg. 1859. – Kaiser Ludwig d. Bayer u. s. Stift zu Etal. Mn. 1860. – Die Entwicklung d. deutsch. Theaters im Mittelalter u. das Ammergauer Passionsspiel. Mn. 1861. – Erinnerungen an E. v. Lasaulx. Mn. 1861. – Gesch. d. altdeutsch. Dichtkunst in Bayern. R. 1862. – Ende gut, Alles gut. Erfahrungen am Krankenbette. Aus d. Engl. d. E. Price. Mn. 1863. – Deutsche Charakterbilder aus verschied. Jahrh. Mn. 1864. – Erinnerungen an Karl Freiherrn v. Leoprechting. Mn. 1866. – Die Nibelungensage. Erklär. Text zu d. Freskogemälden v. Jul. Schnorr in d. k. Residenz zu München. Mn. 1866. – Beiträge in verschied. Zeitschr.

Joseph Kehrein: Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhundert. Zürich, Stuttgart und Würzburg, 1868.

Allgemeine Zeitung (15.1.1918)

Von unseren Hochschulen

In München starb am 6. Januar im 91. Lebensjahr der Nestor der Münchener Gelehrten und Schriftsteller, Professor Dr. Hyazinth Holland. Er wurde hier am 16. August 1827 geboren. Lange Jahre war er am Ascherschen Institut und am Max Joseph-Stift als Lehrer tätig. Seine wissenschaftliche Arbeit galt in der Hauptsache der bayerischen Kunst- und Kulturgeschichte. 1853 veröffentlichte er eine »Geschichte der deutschen Literatur«, 1862 auf Veranlassung des Königs Max II. eine »Geschichte der altdeutschen Dichtkunst in Bayern«. Viel Beifall fanden seine Monographien über M. von Schwind, Th. Horschelt, A. Adam und den Grafen Pocci. Den Lesern der »Allgemeinen Zeitung« hat Holland oft aus dem Born seines gediegenen Wissens geboten. Auch die «Allgemeine Deutsche Biographie« zählte ihn zu ihren Mitarbeitern.

Allgemeine Zeitung Nummer 3. München, den 13. Januar 1918.

Allgemeine Zeitung (19.8.1917)

Personalien

Hyazinth Holland
(geboren 16. August 1827).

Von Prof. Dr. Ludwig Fränkel (Ludwigshafen a. Rh.).

Einem in vielen Sätteln gerechten unermüdlichen Diener der Wissenschaft, der die Früchte seines Fleißes gern und einladend vor weiteren Leserschichten auszubreiten pflegt, der, zugleich ein allbeliebter stets freundlicher Mensch, als eine durchgebildete charaktervolle Persönlichkeit gilt, anläßlich des 90. Geburtstags den wärmsten Ausdruck der Anerkennung seiner mannigfachen gelehrten und schriftstellerischen Verdienste auszusprechen und den geziemenden Zoll der Verehrung und Hochschätzung abzustatten, ist Pflicht und Freude in einem. Diese schöne Aufgabe gilt heute Professor Dr. Hyazinth Holland in München, der am 16. August sein 90. Lebensjahr vollendete und mit diesem Datum auf eine lange gesegnete Wirksamkeit zugunsten der vaterländischen Kunst-, Literatur- und Kulturgeschichte, vornehmlich der bayerischen und hier wiederum der im engeren Sinn Münchner zurückblicken darf.

Hyazinth Holland ist ein echter Sohn des alten München der Biedermeierzeit und der Aera der Könige Ludwig I. und Max II.; der Vater war Kreis- und Stadtgerichtsdirektor daselbst, dessen Bruder Benedikt ein berühmter Pädagoge der Praxis, erfolgreicher Organisator höherer Unterrichtsanstalten, auch des nach ihm Hollandeum getauften Königl. Erziehungsinstituts Albertinum. 1847 bis 1851 studierte er, gar mancherlei Aufregendes und Eindrucksvolles miterlebend, in München Literatur und Kunstgeschichte, unter Ernst von Lasaulx, dem Germanisten Schmeller, auch Hörer des 1847 mitgemaßregelten J. N. Sepp, dem er nach dem Tode im 93. Jahre sinnigste Worte ins Grab nachgerufen. Pläne, sich in Würzburg, wo er den Doktorhut erworben, für Kunstgeschichte zu habilitieren, oder an der Münchener Staatsbibliothek, deren treuesten Stammgästen er sich bis ans Ende seiner Achtziger zugerechnet hat, scheiterten am Mangel behördlichen Entgegenkommens. So wurde denn der für eine ausgesprochen wissenschaftliche Laufbahn Vorbestimmte Erzieher bei Graf Arco-Valley, später Lehrer für Geschichte, Literatur und Kunstgeschichte am Ascherschen Mädcheninstitut und am Kgl. Max-Joseph-Stift, eine Tätigkeit, der er neben sonstigem Privatunterricht, so auch an mehrere Prinzessinnen verschiedener Wittelsbacher Linien, bis ins höchste Alter – 1908 und 1911 – aufs gewissenhafteste ausgeübt hat. Zweimal betrauten ihn bayerische Könige mit schwierigen Ausgaben, die ihren besonderen Neigungen entwuchsen. Maximilian II., der Gönner der Wissenschaft und Poesie, veranlaßte den Verfasser der eigenartigen »Geschichte der deutschen Literatur mit besonderer Berücksichtigung der bildenden Kunst, I. Mittelalter« (1852), eine gründliche »Geschichte der altdeutschen Dichtkunst in Bayern« (1862) auszuarbeiten, die dann leider nach dem frühen Tode des edlen Monarchen das Holland zugedachte akademische Lehramt nicht im Gefolge hatte. Ludwig II. dagegen übertrug ihm einen weitschichtigen Vorschlag, das Schloß Neuschwanstein mit malerischem und plastischem großzügigen Schmuck zu zieren und berufene Vertreter dafür ausfindig zu machen: die ins Auge gefaßten Bilder aus »Gudrun«, den Wundern der heiligen Elisabeth, Reinbots von Turne Epos »St. Jörg«, den Nibelungen blieben auf dem Papier, die Maler Th. Pixis, Ed. v. Steinle, August Spieß, Adalbert Waagen unbeschäftigt – trotz des vollen fürstlichen Beifalls. So warf sich denn der allbelesene und urteilsfeine Erforscher älterer Kunst- und Literaturzustände und liebevolle Beobachter gleichzeitiger Maler-Individualitäten auf die literarische Darstellung dieser beiden dankbaren Gebiete und schritt mit dauerhaftestem Eifer hier von einer Arbeit zur anderen. So wurde Hyazinth Holland gleichsam ein nie versagendes Orakel der bayerischen Kunst-, teilweise auch der Literatur- und Gelehrtengeschichte im 19. Jahrhundert, obzwar leider die Fülle seiner Kenntnisse auf eigentlich literarhistorischem Felde gedruckt nicht ausgemünzt vorliegt.

Die Hauptmasse der einschlägigen wurzelstark aufgebauten Lebens- und Charakterbilder – schon 1864 war von ihm ein solches Sammelbändchen erschienen – enthalten die 55 Bände der »Allgemeinen Deutschen Biographie« (1874–1912), deren bezügliches Revier ohne ihn ebenso brach läge wie es in der Fortsetzung, dem »Biographischen Jahrbuch«, dereinst ohne H. Hollands Sämannsvorsorge verwaist sein wird, nicht weniger in Becker-Thiemes »Allgemeinen Künstlerlexikon«. Von 1870 angefangen behandelte er ferner mehrere ihm nahestehende Meister des Pinsels in Sonderschriften: Overbeck, Th. Horschelt, Schwind, Lebschée, Albrecht Adam nebst Familie, besonders seinen teuren Grafen Franz Pocci u. a., einige davon wiederholt mit immer neuen Feilen, und so noch zuletzt in fünf schönen Heften der vorzüglichen Sammlung »Die Kunst dem Volke« (1910–1915), deren Titel-Schlagwort den ewig regen Greis schon in die Arena gelockt hätte. Bezeichnend, wie der einzige außerhalb Bayerns Schaffende unter den daselbst Abkonterfeiten Ludwig Richter, der Fürst der Genre-Idylle, ist. In jungen Jahren war dem Phantasiebegabten auch die poetische Ader geflossen und »Reding von Biberegg« hatte 1854–1856 allerlei Minne- und Wanderlyrik ans Licht gebracht. Und köstliche Laune ist bis heute weder dem Mund noch der Feder versiegt. Die unzähligen Ergebnisse umsichtiger publizistischer Arbeit in den verschiedensten Zeitschriften vervollständigten das Bild eines reichen deutschen Schriftstellerdaseins, und die »Allgemeine Zeitung« ist stolz, ihn seit 1852 als ständigen Mitarbeiter bewillkommnet zu haben. So grüßen wir von dieser Stelle heute den Jubelgreis mit herzlichsten Dank und Glückwunsch.

Allgemeine Zeitung Nummer 34. München, den 19. August 1917.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Holland Hyazinth, Dr. phil., 1829 (München) – 1918, Institutsprofessor, Literatur- und Kunsthistoriker; Neffe des Pädagogen Benedikt von H., studierte er in München und Würzburg Philosophie, vor allem Literatur- und Kunstgeschichte (1847/51) und wurde dann Lehrer für Geschichte, Kunst und Literatur am Ascherschen Institut und am Max-Joseph-Stift, Erzieher auch im Haus Arco und Lehrer der bayerischen Prinzessinnen Therese, Adelgunde, Maria und Mathilde; das eigentliche Feld seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist die Biographie, er gilt als der berufene Nekrologe der Münchner Kunst, der feinsinnige Würdiger der künstlerischen Schöpfungen eines Grafen von Pocci, Lebscée, Ludwig Richter, Schwind, Spitzweg u. a.; H. war mit fast allen Größen Münchens befreundet, seine Erscheinung zählt zu den beliebtesten Vertretern des von Karl Trautmann beschriebenen »Altmünchen«; Dr. A. Dreyer hat er als 90jähriger seine reichen Erlebnisse diktiert: »Lebenserinnerungen eines 90jährigen Altmünchners.«

© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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