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Familie Preis.
Hier ruhen wie im Leben so auch
im Tode vereint
Herr Josef Preis
Schauspieler und Inspicient
* 18. Jan. 1813 † 3. Jan. 1891
und dessen Gattin
Frau Anna Preis
* 18. Dez. 1831 † 5. Okt. 1913
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Preis, Anna (vw); 18.12.1831 – 5.10.1913; Schauspielers-Witwe
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* 18.1.1813 (Neuburg an der Donau)
† 3.1.1891 (München)
Schauspieler
Jubiläen.
Josef Preis.
(Fünfzigjähriges Jubiläum.)
Josef Preis, früher Mitglied des Max Schweiger'schen, nunmehr des Theaters am Gärtnerplatz in München, feierte am 19. März 1883 das fünfzigjährige Jubiläum seiner Bühnenthätigkeit. Josef Preis, ein geborener Neuburger, betrat die Bühne zum ersten Male in seiner Vaterstadt, nachdem er daselbst vorher als Orchestermitglied thätig gewesen war und finden wir ihn im gleichen Jahre unter der Direktion Johann Weinmüller's in Augsburg und Sigmaringen, bei Direktor Bechtold in Passau und 1841 bei Direktor Johann Schweiger in Landshut, der damals das dortige neue Theater eröffnete und endlich 1845 in Nürnberg bei Ferdinand Röder. Vom Jahre 1848 an hörte das Wanderleben des Komikers J. Preis auf und er fand in München ein dauerndes Heim. Dort wurde eben die Volksbühne, auf welcher sonst nur während des Sommers gespielt werden durfte, durch Verfügung Königs Max II. permanent. Neben Dor und Kohrs war es Josef Preis, welcher sich außerordentlicher Beliebtheit zu erfreuen hatte und sein Fach bis zum Jahre 1865, in welcher Zeit die beiden Vorstadtbühnen ihr, den besseren künstlerischen Ansprüchen kaum mehr genügendes Dasein beendeten, mit Auszeichnung bekleidete. Als nun das Projekt gereift war, an Stelle des Schweiger'schen ein »Aktientheater« im größeren Stile zu begründen, schoß auch J. Preis, im guten Glauben, die gefährdete Existenz zu sichern, ein erspartes Kapital von 500 Gulden bei und ward »Aktionär«! Gleichzeitig übernahm er die Stelle eines Inspicienten, in der er sowohl seine Erfahrung als auch insbesondere seine Pflichttreue zu verwerthen mit Glück bestrebt war. Nach dem Zusammenbruch des Aktientheaters trat eine neue Krise an Preis heran, der nicht säumte, das dem Hause drohende Geschick, es in eine Kaserne oder Synagoge verwandelt zu sehen, durch werkthätige Agitation bei der Bürgerschaft der arg geschädigten Stadttheile abwenden zu helfen, indem er für die an König Ludwig II. zu richtende Adresse 100 Unterschriften sammelte. Der Appell war von schönstem Erfolge gekrönt und der Fortbestand des nun blühenden Institutes gesichert. In gerechter Würdigung seiner Tüchtigkeit und Verdienste wurde Josef Preis auf Anregung des damaligen Leiters der Gärtnerplatzbühne zum Beamten des Hauses ernannt und ihm dadurch die tröstliche Anwartschaft gegeben, daß die Stabilität des Theaters auch seine Stellung verbürgen würde, was sich bis zum heutigen Tage auch bestätigt hat. In froher Rüstigkeit erfüllt J. Preis seine verantwortliche und oft beschwerliche Funktion. Im Greisenalter stehend, erfreut er sich großer Beliebtheit bei seinen Kollegen und genießt als Bürger die allgemeinste Achtung, welche sich bei den Jubiläumsfeierlichkeiten in ehrendster Weise dokumentirte.
Deutscher Bühnen-Almanach. Berlin; 1. Januar 1884.