Inhalt | Register | |



12 – 9 – 52 (Harras · Linbrunn)

Ω

Büste
Sockel

¿

Hier ruhen in Gottes Frieden
der edelste Gatte u. beste Vater
Herr Karl Harras
Kunstbildhauer
gest. 27. Dez. 1884 im 58. Lebensjahre.
Dessen Gattin, meine liebe, treubesorgte Mutter
Frau Barbara Harras,
geb. Linbrunn,
langj. Vorsteherin einer Kl. Kinderbewahranstalt
gest. 27. Jan. 1915 im 86. Lebensjahre.
Karl Maria Harras † 1864.
Herr Joh. Linbrunn
gräfl. Törring’sch. Rentenverwalter
gest. 17. Jan. 1897 im 63. Lebensjahre.

Familien Grab
Harras-Linbrunn.

12.9.52.

Ω

|||

Karl Harras

† 27.12.1884 (München), 57 Jahre alt
Bildhauer

Allgemeine Zeitung (10.2.1885)

Nekrologe Münchener Künstler.
XL.

Außerdem starben noch in der zweiten Hälfte des vorigen Jahres [...] am 27. Dec. der Bildhauer Karl Ludwig Harras, 58 Jahre alt, welcher außer dem Modellirholz auch den Pinsel des Historienmalers führte und einen glücklichen Farbensinn in kleinen, religiösen Bildchen bewies, womit der nur zu anspruchslose Mann übrigens selten in die Oeffentlichkeit trat.

Allgemeine Zeitung Nr. 41. München; Dienstag, den 10. Februar 1885.

Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger (10.5.1885)

Lokales.
München, 10. Mai.

(Grabdenkmal.) In der letzten Woche hat unser südlicher Friedhof einen neuen Schmuck erhalten durch Aufstellung eines Denkmals auf dem Grabe des unlängst verstorbenen Bildhauers Karl Harras, welches der Künstler kurz vor seinem Tode vollendete, ahnungsvoll als seine letzte Arbeit bezeichnete und selbst zu seinem Grabmal bestimmte. Es ist kein durch seine Größe hervorragendes Denkmal, sondern eine einfache, überlebensgroße Christusbüste in weißem Marmor, die jedoch einen hohen künstlerischen Werth besitzt.

Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger No. 130. Sonntag, den 10. Mai 1885.

Allgemeine Zeitung (21.5.1885)

Bayerische Chronik
München, 20. Mai.

(Grabmal.) Unter den mancherlei, von Künstlerhänden geschaffenen, Grabmonumenten, womit unser südlicher Friedhof namentlich in neuerer Zeit geschmückt wurde und wodurch die betreffenden Künstler nicht bloß den Verstorbenen, sondern auch sich selbst ein Denkmal setzten, verdient auch das jüngst auf dem Grabe des erst vor vier Monaten verstorbenen Bildhauers Karl Harras aufgerichtete, welches er selbst noch kurz vor seinem Tode vollendete und für sein Grab bestimmte, eine anerkennende Erwähnung und Beachtung. Imponirt es auch nicht schon von fern durch seine Größe, so zieht es doch bei näherer Betrachtung an, denn es verräth den sinnigen Künstler, der, wie überhaupt so auch hier, nicht bloß fremde Vorbilder nachahmte, sondern seinen eigenen Weg zu gehen versuchte. Es ist eine einfache, aber mit großem Fleiße ausgearbeitete, überlebensgroße Christusbüste in weißem Marmor, mit großen, würdevollen, Hoheit und Milde zugleich ausdrückcnden Gesichtszügen, aus welchen in gewißer Weise auch des Künstlers Vorliebe für antike Formen hervorleuchtet, mit langem schlichten Haar und leichtem Bart um Kinn und Oberlippe. Eigenthümlich ist der Gedanke, die Büste mit einem Strick um den Hals darzustellen, wodurch der Künstler, wie es scheint, nicht bloß den Contrast hervorheben wollte zwischen der dem Heiland von den Menschen zugefügten Schmach und der Würde, womit er sie erduldete, sondern zugleich auch andeuten, daß Christus gerade dadurch, daß er sich von den Menschen gefangen nehmen ließ, die Gefangenen aus ihrer Gefangenschaft befreien wollte. Und daß dieß ein für ein Grabmal sehr passendes Motiv ist, läßt sich gewiß nicht in Abrede stellen.

Allgemeine Zeitung Nr. 140. München; Donnerstag, den 21. Mai 1885.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


Erstellt mit jutoh digital publishing software (Anthemion Software Ltd.)