Ω
Grabstätte
der Familie
Boehm
Hier ruhen:
Frau Anna Boehm
geb. Rohrleitner
kgl. Hofmusikersgattin
geb. am 19. Jäner 1796, gest. am 9. März 1875
Herr Theobald Boehm
pens. kgl. Hofmusikus
Ritter I. Cl. des Verdienstordens
vom heil. Michael
geb. am 9. April 1794, gest. am 25. Nov. 1881
Frau Amalie Boehm
geb. Junemann
kgl. Raths Gattin
geb. am 2. Mai 1840, gest. am 3. April 1889
Herr Ludwig Boehm
Direktor des Eisenwerks Hirschau
Prokuraträger der Firma J. A. Maffei
geb. am 6. Juli 1823, gest. am 7. Juni 1898
Und dessen Sohn
Herr Dr. Ludwig Boehm
kgl. Bezirksthierarzt
in Stadtamhof
geb. am 27. April 1839, gest. am 5. Mai 1899
Sockel
Ruhestätte
der Familie
Theobald Böhm
Kgl. Hofmusikus
geb. 9.4.1794 – gest. 25.11.1881.
Linke Seite
RENOVIERT
BILDHAUER
¿. SCHLEGEL
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Böhm, Ludwig; 6.7.1823 – 7.6.1898; Direktor
Böhm, Ludwig, Dr.; 27.4.1839 – 5.5.1899; Bezirkstierarzt
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* 9.4.1794 (München)
† 25.11.1881 (München)
Komponist und Musiker (Flöte)
Die musikalischen Instrumente auf der Pariser Ausstellung.
VI.
Die Blasinstrumente beruhen bekanntlich auf der Eigenschaft einer Luftsäule, in stehende Schwingung zu gerathen, sobald sie durch einen Luftstrom oder einen schwingenden Körper in Bewegung gesetzt wird. Letzteres geschieht wie bei Orgelpfeifen und gewöhnlichen Flöten, indem man den Luftstrom gegen eine scharfe Kante bläst, so daß er sich in zwei gleiche Theile theilt, deren einer in der Luftsäule, der andere nach außen hin sich fortbewegt. Oder es dient ein Zug dazu, der Luftsäule ihre Schwingungen mitzutheilen. Der Ton, welchen eine so eingeschlossene Luftsäule giebt, hängt von ihrem Volumen ab und ist um so tiefer, je größer dasselbe ist. Um den Ton einer Röhre zu erhöhen, braucht man nur eine Oeffnung in die Seite zu machen, wodurch die Luftsäule abgeschnitten und folglich kürzer gemacht wird. Auf diesem Grundsätze ruht der Bau der ältesten Flöte, deren Löcher früher blos mit den Fingern geschlossen wurden. Die idyllischen Bewohner von Otahaiti besitzen jetzt noch Flöten, die nur vier Töne, f, fis, gis, a, haben, und als die Königin Pomare von der Republik vertrieben auf dem letzten Loche blies, war sie auf dem a, was den Historikern bisher entgangen ist.
Wie die Anzahl der Löcher beträchtlicher wurde, ließen sie sich nicht mehr mit den Fingern schließen, um so weniger, als zur Reinheit der Töne große Löcher nothwendig waren. Man brachte daher über den Löchern Klappen an, die durch Hebelsysteme geschlossen, und letztere waren so eingerichtet, daß sie leicht mit den Fingern erreicht werden konnten. Es war aber nicht möglich, mehr als acht Tonlöcher anzubringen und diese wurden zur Erleichterung für die Finger meist höher hinauf angebracht, als sie der richtigen Berechnung nach sich befinden sollten.
Endlich gelang es dem genialen Böhm aus München, den Uebelständen, an welchen die älteren Instrumente litten, durch einen überaus sinnreichen Mechanismus abzuhelfen. Derselbe machte es möglich, nicht blos acht, sondern vierzehn Tonlöcher mit Leichtigkeit durch die Finger zu bedienen. Er trennte zunächst die Klappen von den sie in Bewegung setzenden Griffblättern, indem er sie in einen rechten Winkel an langen, parallel mit der Flötenachse sich bewegenden metallenen Axen befestigte, deren Griffe alle nach oben zu liegen kamen, während die Klappen, die sie zu öffnen hatten, so weit nach unten angebracht werden konnten, als es der betreffende Ton erforderte. Hierzu kam noch das System der Ringklappe, welche die Zahl der Finger geradezu verdoppelte, indem ein Finger zwei Verrichtungen zugleich vornehmen konnte. Statt des Stiels, welcher die Klappen auf die erklärte Weise öffnete oder schloß, war ein Stiel mit einem Ringe angebracht. Letzterer, von größerem Durchmesser als das Tonloch, konnte in eine äußerlich um dasselbe angebrachte Ringrinne vertieft werden und der Finger daher das Loch unbehindert vom Ringe verschließen. Der Finger verschloß aber nicht blos das Loch, über welchem er stand, sondern mit Hülfe der genannten Ringklappe zugleich eine zweite Klappe oben oder unten. Die Finger blieben also durch die ganze Scala von d bis b unverrückt, während sie früher von einer Klappe zur andern hinübergleiten mußten, was die Gleichförmigkeit eines Laufes fast unmöglich machte. Böhm konnte nun auch das zugleich mit ihm von Gordon erfundene akustische Bohrungssystem zur Anwendung bringen. Weniger glücklich und ausdauernd als unser Landsmann warf der arme Gordon in einem Anfalle von Wahnsinn seine Flöte in den Genfer See, die neue Kunst ging aber nicht mit unter, denn Böhm entwickelte die geniale Erfindung weiter. Er machte seine Röhre cylindrisch und gab um der höheren Octaven willen dem Kopfe eine regelmäßig konische Gestalt. Wir hatten schon bemerkt, daß er zur Erzielung eines klaren und vollen Tones die Grifflöcher sehr groß machte und sie mittelst Klappen schloß, die offen stehend durch den Finger niedergedrückt wurden und einen vollständigen Schluß des Loches bewirkten. Er machte außerdem noch zahlreiche Verbesserungen und es war nur Gerechtigkeit, daß er in Paris wie in London die größte Auszeichnung erhielt, welche Erfindern bestimmt war.
Signale für die Musikalische Welt No. 17. Leipzig. April 1856.
Böhm Theobald, 1794 (München) – 1881, Hofmusiker, Komponist und Flötenvirtuose; ursprünglich Goldschmied; Schüler des Soloflötisten der Münchner Hofkapelle Johann Nepomuk Capeller; durch das nach ihm benannte »System Böhm« änderte B. den Bau der Flöte von Grund auf um und schuf ein Instrument von größerer Fülle und Tonstärke: die »Böhm-Flöte«; sein wissenschaftlicher Beirat war E. Schafhäutl; dieser Kammermusiker des königlichen Hoforchesters erfand auch eine praktische Klappentechnik für die Flöte; das »System Böhm« wird heute noch bei allen Holzblasinstrumenten angewendet; B. galt seinerzeit als der beste Flötist Deutschlands (Fétis) und wirkte seit 1818 an der Münchner Hofkapelle, war auch im Ausland, vor allem in London, erfolgreich; er vereinigte in hohem Maße künstlerische wie auch handwerkliche Fähigkeiten.
© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.