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BILDHAUER
HEINRICH GOESCHL
1839 – 1896
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Göschl, Josefa (vh); – (24).1.1886 (München), 75 Jahre alt; Privatiers-Gattin
Göschl, Marie; – (23).3.1897 (München), 45 Jahre alt; Privatiere
Göschl, Nikolaus; – (5).11.1889 (München), 76 Jahre alt; Privatier
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* 24.6.1839 (München)
† 16.12.1896 (München)
Bildhauer
Göschl, Heinrich, Bildhauer, geboren 24. Juni 1839 zu München als der Sohn des Privatiers Nikolaus Göschl, erhielt im elterlichen Hause eine treffliche Erziehung, absolvierte Lateinschule und Gymnasium, wendete sich dann zur Bildhauerkunst, besuchte die Akademie unter Professor Max Widnmann und erwarb die silberne Medaille. Anfangs 1870 ging G. nach Rom, wo er eine »Madonna« im Frührenaissance-Style des Luca della Robbia modellirte. Nach seiner Rückkehr schuf der Künstler auf dem Gebiete der Kleinplastik eine Reihe kleiner, meist nur 20 cm hoher, fein durchgebildeter Statuetten, darunter die Gruppe eines Italieners und einer Italienerin (1873), ein reizendes Liebespärchen im Costüm der sog. »Jeunesse dorée« und des »empire« (1874), ebenso aus der Zeit der Renaissance und des dreissigjährigen Krieges (1883); gleich deliciös-charakteristisch war eine Gruppe: wie Voltaire dem vor ihm sitzenden König Friedrich II. mit dem jovialsten Esprit declamirend vorliest: Arbeiten, welche in durchdachter Linienführung und wunderbar-minutiöser Ausbildung allein schon genügen, G.'s Namen in bleibenden Ehren zu halten. Sie wurden in Bronze und Elfenbeinmasse abgegossen und bildeten lange Zeit eine besondere Zier der ständigen Ausstellung am Königsplatz. Ausserdem oblag G. in seinem mit feinstem Raffinement zu einem wahren Musentempel etablirten Atelier ebenso fleissig einer sorgsam gewählten Lectüre wie der Musik und erfreute bereitwillig durch sein geistreiches, tiefempfundenes Violinspiel den kleingezogenen Kreis seiner Freunde. Leider verbitterte ein hereditäres, in den letzten acht Jahren hartnäckig um sich greifendes Nervenleiden alle weitere Thätigkeit und versetzte den Künstler in eine tiefe Melancholie, welche nach langem, standhaften Widerstreben die Uebersiedelung des armen Dulders in eine Heilanstalt nöthig machte, wo derselbe am 16. Dezember 1896 unerwarteter Weise plötzlich verstarb. Rühmenswerth war seine ausserordentliche Bescheidenheit, welche jedes Lob für seine Leistungen abwehrte und sein unbegrenzter Wohlthätigkeitssinn. Sein längst gefestetes Testament enthielt, da er nicht verheirathet war und keine Verwandten hatte, nur wohlthätige Bestimmungen. Als Haupterben bestimmte er für sein, in einer der besten Strassen der Altstadt gelegenes Haus, den Vincentius-Verein; ausserdem bedachte er mit meist sehr erheblichen Legaten und Schenkungen viele wohlthätigen Zwecken dienende Gesellschaften, die Kretinenanstalt Ecksberg, den Künstlerunterstützungs-, Rekonvaleszenten-, Lehrlings-Verein, das Taubstummen-Institut, das Armenhaus Dachau, die ambulante Krankenpflege, das Asyl für Obdachlose, den Verein für arme Wöchnerinnen, den Mädchen- und Knabenhort, den Mariahilfverein, den Samariterverein, den Verein für entlassene Sträflinge, die Ferienkolonien, die Anstalt für Unheilbare, das Nikolaispital, die freiwillige Feuerwehr und eine Menge von Freunden und Bekannten.
Vgl. Kunstvereinsbericht f. 1896. S. 76.
H. Holland.
Dr. phil. Hyazinth Holland: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Berlin, 1897.
Goeschl Heinrich, 1839 (München) – 1896, Bildhauer; humanistisch vorgebildet, studierte G. an der Münchner Kunstakademie bei M. von Widnmann, bei einem Studienaufenthalt in Rom modellierte er 1870 eine Madonna in Frührenaissance des Luca della Robbia (1399–1492), die Aufsehen erregte; nach München heimgekehrt, schuf G. auf dem Gebiet der Kleinplastik eine Reihe kleiner, fein durchgebildeter Statuetten, die in durchdachter Linienführung und wunderbar–minutiöser Ausbildung allein schon genügten, Gs. Namen zu würdigen; G. war sehr bescheiden und wohltätig, sein Testament enthielt nur wohltätige Bestimmungen; der Künstler ist in geistiger Umnachtung gestorben.
© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.