Ω
Georg von Dillis
Centralgemäldegalerie-Direktor
1759 – 1841
Johann Dillis
kgl. Hofmaler
1780 – 1854
Ω
Dillis, Franz von; 1806 – 13.1.1889 (München); Oberförsters-Sohn / Staatsrat i. o. D.
Dillis, Johann Cantius; 1779 (Grüngibing bei Haag, Landkreis Wasserburg/Obb.) – 12.9.1854 (München); Kupferstecher, Landschaftsmaler, Radierer und Zeichner
Dillis, Johann Georg von; 26.12.1759 (Gmain [heute Dorfen]) – 28.9.1841 (München); Aquarellmaler, Landschaftsmaler, Portraitmaler und Zentralgaleriedirektor
Dillis, Sibylle; 24.10.1813 – 21.9.1875
|||
* 1779 (Grüngibing bei Haag, Landkreis Wasserburg/Obb.)
† 12.9.1854 (München)
Kupferstecher, Landschaftsmaler, Radierer und Zeichner
Dillis, Cantius, geb. 1779 zu Grüngiebing in Oberbaiern, bildete sich in München unter Leitung seines Bruders Georg zum Maler, entschied sich für das Landschaftsfach und machte zum Behuf unmittelbarer Naturstudien fleissige Streifzüge durch die heimathlichen Gebirge sowie mehrfache Ausflüge nach Italien. Gleich seinem Dresdener Strebensgenossen Stange schildert er am Liebsten heimliche abgeschiedene Holzthäler, welche ein trautes Plätzchen für den Freund der Waldeinsamkeit gewähren, wo die zitternden Sonnenstralen hie und da durch das dichte Laub schimmern, nirgends aber oder doch selten nur eine Fernsicht sich öffnet, sondern nur der blaue Himmel sich über dem Sinnenden wölbt. Solche abgeschlossene Gegenden stellt er in Bildern kleinen Formats auf zarte Weise dar. Seine Gemälde (mögen sie nun solche Waldeinsamkeitsstellen vorführen oder laubenähnliche Walddurchgänge oder auch Sandhügel und Bergrücken sammt deren mannichfaltigen Kräutern schildern) weiss er stets in bedeutsamer Beleuchtung zu halten, womit er denselben gleichsam den wahren Lebenshauch verleiht.
Conversationslexicon für Bildende Kunst. Leipzig, 1844.
Dillis: Johann Cantius D., Landschaftsmaler und Radirer, jüngster Bruder des folgenden [Johann Georg von Dillis], geb. 1779 zu Grüngiebing, einer Filiale der Pfarrei Schwindkirchen des königl. Landgerichts Haag in Oberbaiern, wo sein Vater Wolfgang D. kurfürstl. Revierförster war. Cantius kam, noch nicht 10 Jahr alt, nach München in Wohnung und Pflege bei seinem ältesten Bruder Georg, der auch seinen Unterricht im Zeichnen leitete und unter dessen Führung er sich zum Künstler im Fache der Landschaftsmalerei und als Radirer ausbildete. Von seinem späteren Leben wissen wir wenig; es floß, in fleißiger nicht ganz ruhmloser Arbeit und durch größere und kleinere Studien- wie Geschäftsreisen häufig unterbrochen, still und geräuschlos dahin. Ein öffentliches Amt hat er nie bekleidet, aber er ist seinem Bruder Georg, mit dem wir ihm auch später wiederholt in gemeinsamer Thätigkeit begegnen, bei Ausführung von dessen amtlichen Aufträgen vielfach und mit Erfolg hülfreich zur Seite gestanden. Als im Herbst 1796 die Gemälde der Münchener Gallerie durch Georg D. nach Linz, bald darauf von dort nach Passau und Straubing geflüchtet wurden, begleitete Cantius seinen Bruder, mit ihm die Sorge für diese Kunstschätze theilend.
Nach dem Tode ihres Vaters, im Frühjahr 1805 unternahmen beide Brüder (den Cantius ließ die baierische Regierung reisen) gemeinschaftlich eine Kunstreise durch die Schweiz, das südliche Tirol und nördliche Italien nach Rom, dann über Neapel nach Rom zurück, wo sie während des Winters von 1805 auf 1806 künstlerischen und kunstgeschichtlichen Studien oblagen, bis Georg im Februar 1806 dem Rufe des Kronprinzen von Baiern nach Paris folgte und Cantius allein in Rom zurückblieb, um später nach München heimzukehren. Auch auf Georgs italienischer Reise von 1808 auf 1809 war Cantius dessen Begleiter, ebenso als jener im J. 1815 sich nach Paris begab, um die von den Franzosen im Jahr 1800 aus den baierischen Gallerien entführten Gemälde zu reclamiren und nach München zurückzubringen. Noch einmal geschah dies 1820, als Georg beauftragt war, die in den königlichen Schlössern zu Nürnberg, Bamberg, Würzburg und Aschaffenburg befindlichen Gemälde neu aufzustellen und zu inventarisiren, wobei ihm sein Bruder die ersprießlichsten Dienste leistete. Auch machten sie damals von Aschaffenburg aus einen gemeinschaftlichen Ausflug nach dem nahegelegenen Frankfurt, um die dortigen älteren Bauwerke und Kunstsammlungen näher kennen zu lernen.
Des Cantius Blüthezeit als Künstler fällt in die zwanziger Jahre. Damals, besonders in den Jahren 1825–27, betheiligte er sich lebhaft an den Bestrebungen des neugegründeten Kunstvereins durch fleißige Einsendung seiner neuentstandenen Werke. Wir kennen aber aus jener Zeit auch sonst noch Arbeiten von ihm. Sein Name war damals vielgenannt und geachtet. So wurde er, nachdem er bereits 1807 in die Kategorie der baierischen Staatspensionäre aufgenommen worden war, im J. 1833 zugleich mit seinem Bruder Georg und dem jungen J. J. Dorner zum Ehrenmitgliede der königl. Akademie der bildenden Künste ernannt. Er starb im J. 1856 zu München, nachdem er in den letzten Jahren seines Lebens nur selten noch mit Arbeiten seiner Hand vor die Oeffentlichkeit getreten war. Wir besitzen von ihm ein Bildniß als Knabe mit langem, unordentlichem Haupthaar und vorn offenstehendem Rock, in ovaler Form von seinem Bruder mit vieler Liebe nach dem Leben radirt. Auch in der Felix Halm’schen Sammlung von Originalzeichnungen baierischer Künstler (bei Herrn v. Maffei in München) befindet sich sein Bildniß.
Cantius D. malte in der Regel nur Bilder von geringem Umfange: waldige abgeschlossene Gegenden mit Wasserstürzen und Mühlen an schäumenden Waldbächen, wirksam beleuchtet von einfallenden Sonnenstrahlen oder dem Blau des schwach bewölkten Himmels; aussichtsweite Berghalden mit dem Fernblick auf freundliche See- und Flußthäler, oder anmuthig-idyllische Wald- und Wiesengründe mit Bauernhütten unter Bäumen, Feldcapellen am Wege, Schlössern und Ruinen auf nahen Bergen, belebt von Jägern, Landleuten und kleinen Heerden: schlichte anspruchslose Abbilder einer schönen Natur, die auch in der Ausführung mit Wasserfarben oder in Oel dem einfachsten System der Farbengebung entsprechen. Die Motive dazu entlehnte der Künstler vornehmlich aus den Umgebungen Münchens, dem baierischen Alpenlande und aus Vorarlberg. Von seinen seltenen italienischen Landschaftsbildern besitzt die Familie des Oberforstmeisters Schilcher zwei vorzügliche, Gegenden um Tivoli darstellend. Die von ihm hinterlassenen Werke, in Handzeichnungen, Oelgemälden und Radirungen bestehend, sind meistens zerstreut in Privathänden und daher öffentlich nur wenig bekannt.
Was des Cantius D. Handzeichnungen betrifft, so liebte er es, sie theils mit der Feder und schwarz oder braun getuscht, theils nur in Sepia, zuweilen weißgehöht, auszuführen. Man findet deren vereinzelt in öffentlichen Sammlungen. Die oben erwähnte Felix Halm’sche Sammlung enthält im XI. Bande unter Nr. 78–83 zusammen 11 landschaftliche Zeichnungen von ihm. In dem 1853 zu München versteigerten Nachlaß des jüngeren J. J. Dorner befinden sich von Cantius D. zwei braungetuschte und eine Federzeichnung, Berg- und Felslandschaften darstellend. Die Maillinger’sche Sammlung in München enthält von ihm drei zum Theil werthvolle Originalzeichnungen: die Amalienburg im Schloßgarten zu Nymphenburg (angeblich vom J. 1820), eine Gebirgslandschaft bei Schliersee (vom 12. Juli 1826), eine Sepiazeichnung mit Bauernhaus (Bilder-Chronik I. 1805. 2693. 2694).
Von seinen Oelgemälden nennen wir vor allem eine Ansicht aus der Gegend von Grotta Ferrata in der Schleißheimer Gallerie (Nr. 219), wol von 1809; aus der herzogl. Leuchtenbergschen Gallerie eine »Aussicht von der Hochalpe bei Neselau im baierischen Gebirg« (im Umriß radirt von N. Muxel) und »Steinerne Brücke bei der Mühle zu Audorf« (radirt von Demarez), die zu seinen vorzüglichsten Arbeiten zählen. Ein großer Waldgrund mit Jägern und Thieren staffirt (kam 1825 in Besitz des Oberappellraths v. Heinrichen). Demselben Jahre gehören noch folgende Oelbilder an: Dorf an einem Bache; Kühe und Ziegen vor einem Bauernhause; Winterlandschaft mit einem Dorfe. In die Jahre 1826 und 1827 fallen zwei Hochalpenbilder aus Baiern. Eine kleine schöne Gebirgslandschaft mit Bauernhof und Hornvieh befand sich früher im Besitz des jüngeren J. J. Dorner.
Die radirten Blätter, welche Cantius D. hinterließ, verrathen eine leichte, geistreiche Nadel und sind in einem klaren und angenehmen Tone gehalten. Es befinden sich darunter Copien nach Everdingen u. A., auf welchen die Initialen J K. D. vorkommen, während die übrigen Blätter meist mit dem vollständigen Namen bezeichnet sind. Wir glauben sie chronologisch hier folgendermaßen aufführen zu dürfen.
1. Das Geburtshaus des Künstlers (als er noch nicht 11 Jahre alt war, wahrscheinlich unter Leitung seines Bruders Georg gearbeitet), Nagler, Monogr. III. 2700 Nr. 2. Maillinger I. Nr. 2696.
2. Die Tanne auf dem Felsen, Copie nach C. W. E. Dietrich. 1795. Nagl. 9. Maill. I. 2703.
3. Herbstlandschaft. Nach Everdingen Bartsch 12) Nagl. 10. Maill. I. 2704.
4. Landschaft mit Balkenhütte an einem Gewässer. Nach Everdingen. Maill. I. 2705. Von Andresen fälschlich unter G. v. Dillis Nr. 39 aufgeführt.
5. Bauernhütten unter Bäumen. Wahrscheinlich aus dem Jahr 1800. Nagler 7. Maill. I. 2701.
6. Ansicht des Schlosses Harlaching (1801). Seltenes Blatt, radirt, nachdem das Schloß im Jahr 1800 ein Raub der Flammen geworden. Nagl. 1. Maill. I. 2695.
7. Landschaft mit Kirchenruine. Nach Ferd. Kobell. Nagl. 3. Maill. I. 2697.
8. Landschaft mit Bauernhaus. Nagl. 7. Maill. I. 2698.
9. Dasselbe, mit Veränderungen und ohne die Hühner. Maill. I. 2699.
10. Seehafen. Copie nach Weirotter. Nagl. 5. Maill. I. 2700.
11. Seehafen. Gleichfalls Copie nach Weirotter. Maill. I. 2700.12. Die Schleifsteinmühle bei Ohlstadt. Nagl. 8. Maill. I. 2702.
Marggraff.
Marggraff: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1877.
Dillis, Cantius von, Landschaftsmaler, geb. 1779 (n. A. 1785) in Giebing (Oberbayern), † 1856, Schüler des Joh. Georg v. D., bereiste 1805–7 Italien, wurde bayrischer Hofmaler, brachte mehrere hübsche Landschaften, zwei in der Leuchtenbergischen Galerie in St. Petersburg, radierte auch 52 meist landschaftliche Blätter.
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.
Dillis Johann Cantius, 1779 (Grüngibing bei Haag, Lkr. Wasserburg/Obb.) – 1856, Maler, Kupferstecher, Zeichner und Radierer; Sohn eines kurfürstlichen Revierförsters, kam D. schon zehnjährig nach München zu seinem Bruder Johann Georg von D., der ihn zum Zeichner, Landschaftsmaler und Radierer ausbildete; mit ihm bereiste er auch Italien und Frankreich, und bei dessen Gemäldetransporten leistete er fachkundige Hilfe; D. ist ein typisch romantischer Schilderer einsamer, sinniger Natur, seine Kunst stand ganz unter dem Einfluß seines Bruders.
Hauptwerke: Gebirgslandschaft bei Schliersee (Zeichnung), Gegend von Grotta Ferrata, Waldgrund mit Jägern und Tieren, Gebirgslandschaft mit Bauernhof und Hornvieh (Ölbilder), Geburtshaus des Künstlers, Schloß Harlaching, Landschaft mit Kirchenruine, Seehafen nach Weirotter (Radierungen).
© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.
|||
* 26.12.1759 (Gmain [heute Dorfen])
† 28.9.1841 (München)
Aquarellmaler, Landschaftsmaler, Portraitmaler und Zentralgaleriedirektor
Dillis, Georg v., königl. bayer. Central-Gallerie-Direktor, aus einer armen alten Jäger-Familie abstammend, wurde den 26. Dezember 1759 in einer Einöde zum Pfarramte Schwindkirchen gehörig, Landgerichts Haag, geboren. Sein Vater, Wolfgang, Revierjäger und Förster zu Giebing, war mit vielen Kindern überhäuft, und außer Stande, denselben eine angemessene Ausbildung zu verschaffen, und die Anlagen bei seinem ältesten Sohn Georg würden unentwickelt geblieben seyn, wenn nicht der scharfsehende und wohlthätige Churfürst Maximilian III. denselben in seinem sechsten Jahre nach München berufen, und aus der Kabinets-Kasse unterstützt hätte.
Schon nach zweijährigem Aufenthalte entdeckten sich in seinen schriftlichen Arbeiten Spuren einer Anlage zu den bildenden Künsten, und nach einer Aeußerung des wohlthätigen Regenten, blühte für denselben die Aussicht, in Rom seine Anlagen besser ausbilden zu können. Allein mit dem unvermuthet und zu früh erfolgten Ableben des Churfürsten Maximilian Joseph, des Allgeliebten, war nicht allein diese erfreuliche Hoffnung, sondern auch der Gnadengehalt aus der Kabinetskasse erloschen. Hülflos stand nun der Jüngling auf dem Scheideweg, und kein anderer Ausweg war für denselben übrig, als seine wissenschaftliche Laufbahn, in dem Collegium Albertinum zu Ingolstadt, wo er sich der Theologie widmete, zu vollenden.
Nach München zurückkehrend, setzte er den schon früher im Gymnasium bei dem Hofkammerrath und Vize-Direktor Dorner genossenen Zeichnungs-Unterricht fort, besuchte fleißig die von dem Churfürsten Max III. gestiftete Maler-Akademie, und sicherte seinen Lebens-Unterhalt durch den Unterricht im Zeichnen bei den angesehensten Familien.
Seine erste Reise machte er im Jahre 1788 auf Unkosten des würdigen alten Grafen Max v. Preysing, mit dessen Sohn Grafen Karl, und dem Staatskanzler von Vacchiery nach der Schweiz und den Rheingegenden über Straßburg, wo er das Glück hatte, das Bildniß des zweyjährigen Prinzen Ludwig, erstgebornen Sohn des Prinzen Max, nachherigen Königs von Bayern, zu zeichnen, in Kupfer zu stechen, und unter seine Landsleute in Bayern zu vertheilen.
In Folge dessen wurde der Künstler im Jahre 1790 als Inspektor bey der von dem Churfürsten Karl Theodor neu erbauten Gallerie im Hofgarten angestellt.
Den Wunsch, seine Kenntnisse in den berühmtesten deutschen Gallerien zu erweitern, hat der dazumal einflußreiche Graf Rumford befriediget, indem er ihm Gelegenheit verschaffte, die Kunstsammlungen in Dresden, Prag und Wien zu studiren.
Durch eben diesen Gönner wurde er mit der in München aus Rom eingetroffenen englischen Familie Palmerston bekannt, genoß die Ehre, sie nach den Gegenden Salzburgs zu begleiten, und auf dieser Reise ihrem Freunde Gilbert Elliot, als Gesellschafter zu einer Reise nach Italien, empfohlen zu werden. Für das Zusammentreffen wurde Livorno gewählt; dort angekommen, und seinen Reisegönner erwartend, wurde der Reierplan dadurch abgeändert, daß Gilbert Elliot, zum Vizekönig in Korsika ernannt, seinen Reisrplan aufgeben, und in Korsika verbleiben mußte. Der Künstler v. Dillis setzte auf des Vizekönigs Unkosten allein die Reise durch Italien über Rom fort.
So sah v. Dillis seinen schon als Jüngling heiß ersehnten Wunsch erfüllt, und kehrte mit reichhaltigen Kenntnissen von Rom in sein Vaterland zurück. Kaum angekommen, und nach dem Uebergange der französischen Armee über den Rhein, erhielt er den Auftrag, die Kunstschätze zu verpacken, und 1796 nach Linz in den Nachbarstaat zu flüchten.
Nach einem 9 monatlichen Aufenthalte daselbst brachte er die Kunstschätze wieder wohl erhalten nach München zurück. Nachdem die Galerie wieder eingerichtet war, bot sich eine neue Gelegenheit zu einer Reise nach der Schweiz mit Lord Ossulton dar, die der Künstler zu seiner Ausbildung mit Freuden ergriff.
Nach dem Ableben des Churfürsten Karl Theodor erhielt er von dem Thronfolger Maximilian Joseph von Zweybrücken wieder den Auftrag, die Kunstsammlungen und übrigen Schätze des Hofes zu verpacken, und nach dem benachbarten Fürstenthume Ansbach zu flüchten.
Durch das im Jahre 1805 erfolgte Ableben seines innigst geliebten Vaters Wolfgang tief niedergebeugt, konnte er nur durch eine Reise nach Italien, die er mit seinem jüngsten Bruder, Cantius, ebenfalls Maler, unternahm, wieder ein neues Aufleben finden; dort von neuem belebt, eilte er 1806 nach Paris, um das aus allen Ländem aufgehäufte Museum zu studiren; er genoß die hohe Gnade, mit dem eben anwesenden Kronprinzen von Bayern alle Kunstsammlungen zu besuchen; in der Folge auch Allerhöchstdenselben nach der Schweiz, dem mittäglichen Frankreich und nach Spanien zu begleiten und für das Reisejournal Allerhöchstdesselben ein Pottefeuille, Handzeichnungen nach den schönsten Gegenden aufgenommen, anzufertigen.
Im Jahre 1808 wurde er vom König Maximilian nach Italien zum Ankauf einiger Kunstwerke abgeschickt, wo es ihm gelang, das bekannte Gemälde: Raphaels Bildniß, aus dem Pallast Altoviti, anzukaufen.
In eben diesem Jahre erhielt er das Ritterkreuz des Civil-Verdienst-Ordens der bayerischen Krone. Drei Jahre hierauf besorgte er für Se. Königl. Hoheit den Kronprinzen den Ankauf der in dem Pallast Bevilaqua zu Verona befindlichen, jetzt in der Glyptothek aufgestellten plastischen Kunstwerke, und den Transport derselben nach München. In dem darauf folgenden Jahre wurde er abermals nach Rom abgeschickt, um einen zweiten noch viel beträchtlichern Transport der in Rom zur obigen Bestimmung angekauften antiken Statuen zu bewerkstelligen.
Im Jahre 1815 wurde demselben die Reklamation der von der französischen Armee aus Bayern nach Paris abgeführten Gemälde, und zugleich der Ankauf mehrerer zur selben Zeit in Paris verkäuflichen klassischen Gemälde übertragen.
Höchst erfreulich war es für ihn, im Jahre 1816 die von ihm in Paris für den päbstlichen Stuhl auf Ansuchen des Marchese Canova verpackten kostbaren Gemälde im Vatikan wohl erhalten aufgestellt wieder zu erblicken; und im Jahre 1817 auf 1818 diesen hohen Genuß abermals zu erneuern, als ihm die allerhöchste Gnade wurde, Sr. Königl. Hoheit den Kronprinzen auf der Reise nach Sizilien begleiten, und für Allerhöchstdenselben Zeichnungen nach den griechischen Ueberresten auf der malerischen Insel verfertigen zu dürfen.
Auf das im Jahre 1822 den 2. Jänner erfolgte Ableben des Central-Galleriedirektors v. Mannlich haben Seine Majestät der König Maximilian die erledigte Direktors-Stelle dem bisherigen Gallerie-Inspektor v. Dillis übertragen.
Diese höchst merkwürdige Verwaltung über sämmtliche Kunstsammlungen wurde durch Anfertigung der nöthigen Inventarien begründet; ein neuer Katalog über die im Hofgarten ausgestellte Gemälde-Sammlung, zum erleichterten Besuch der Fremden, angefertiget, zum Behuf eines neuen Pinakothekbaues eine Auswahl der vorzüglichsten Gemälde aus sämmtlichen Sammlungen im Königreiche getroffen, und die Postulate zu einem solchen Bau entworfen.
In der Stadt Nürnberg, als der Wiege der Kunst in Deutschland, mangelte es an klassischen Belegen dieser Schule. Se. Maj. der König Ludwig hatten beschlossen, in des alten, im gothischm Styl erbauten Moritzkapelle einen Bildersaal herstellen zu lassen, worin nur allein Gemälde aus der altober- und niederdeutschen Schule vom 15ten und 16en Jahrhundert ausgestellt, und aus Seiner Privatsammluag abgegeben werden sollten.
Diesen Allerhöchsten Auftrag hat v. Dillis zur Allerhöchsten Zufriedenheit und zur Freude der Nürnberger im Jahre 1829 ausgeführt.
Im Jahre 1830 genoß derselbe das große Glück, Se. Majestät den König nach den Bädern in Ischia begleiten, und den wohlthätigen Einfluß des für die Gesundheit so heilsam einwirkenden Himmelsstriches mit genießen zu dürfen. Im Jahre 1832 zum zweitenmal durch diesen wiederholten Genuß gestärkt, sieht derselbe der für ihn so wichtigen Einrichtung der Gemäldesammlung in der neu erbauten Pinakothek entgegen, hofft sie noch in seinem hohm Alter nach einer bereits entworfenen Eintheilung ausführen, und die auf vielen Reisen erworbenen Früchte seines unermüdeten Strebens nachweisen zu können.
Adolph von Schaden: Artistisches München im Jahre 1835 oder Verzeichniß gegenwärtig in Bayerns Hauptstadt lebender Architekten, Bildhauer, Tondichter, Maler, Kupferstecher, Lithographen, Mechaniker etc. Aus den von ihm selbst entworfenen oder revidirten Artikeln zusammengestellt und als Seitenstück zum gelehrten München im Jahre 1834 herausgegeben durch Adolph von Schaden. München, 1836.
Gallerie einiger in München lebender Künstler.
(Fortsetzung.)
Dillis, Georg von.
Noch erhebt sich in dem prangenden Künstlerhaine Münchens, der wie ein stolzer Palmenhain des immer blühenden Orients mit Blüthe und Frucht unabsehbar sich ausbreitet, eine Eiche, die, wenn gleich schon bejahrt, mit grünem Haupte und mit gesundem Lebenskern dasteht. Sie ist gleichsam die ernste Wächterinn, die den zarten Anflug wie die hoffnungsvollen Schößlinge und die schon kräftig erwachsenen edlen Stämme schirmt und pflegt, es ist Dillis, der sich durch Talent, Bildung und Geschmack vom armen Jägerssohn bis zum Ritter emporschwang und schon nahe dem achtzigsten Lebensjahre, von allen geehrt und geliebt, von seinem König ausgezeichnet, die große Periode von vier Regenten strebend und wirkend durchgelebt. In Deutschland hat der Name Dillis einen ehrenvollen Klang, er ist im Reiche der Kunst, im großen Kreise der Gebildeten, der Künstler, der Kunstkenner und Kunstverehrer zu bekannt, als daß man in diesen Blättern seine Verdienste erst nachweisen müßte.
Wer die herrliche Pinakothek betritt, erkennt den anordnenden Geist dieses Mannes, der innig vertraut mit der Kunst alter Jahrhunderte und mit ihren Künstlern bis auf die jüngste Gegenwart herab, mit seinen eigenen Productionen sicht an die Edelsten aller Zeiten anschließend, mit dem feinsten Geschmacke einen lebendigen Sinn für das Großartige verbindet. Seine Reisen nach Italien, nach Sicilien, in jüngerer Zeit nach Ischia, wo er das Glück hatte, an der Seite Sr. Majestät des Königs Ludwig für die Kunst wirksam zu seyn und sie durch Schöpfungen zu bereichern, sein Aufenthalt in Spanien und Frankreich u. s. w., waren in jeder Beziehung ein großer Gewinn für den Künstler und für die Kunstanstalten, deren Überwachung ihm übertragen ist. Noch immer voll Regsamkeit gibt er sich ganz seinem Berufe hin und erhält und belebt aus den Quellen seiner Kenntnisse, seines Talentes und seiner Erfahrungen die Blüthen des künstlerischen Genius, der gegenwärtig in München in fortschreitender Entwickelung, in höchster Kraftfülle begriffen ist. Die von Dillis auf der Insel Sicilien nach den griechischen Überresten gefertigten Zeichnungen zeugen von warmer Auffassung der Antike und von großer künstlerischer Gewandtheit.
(Werden fortgesetzt.)
Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode 149. Donnerstag, den 13. Dezember 1838.
Dillis, Georg von, namhaft als Ordner der Münchner Pinakothek und der andern königl. bairischen Kunstsammlungen, stammt von einer armen Jägerfamilie und ward 1759 in der Giebinger Einöde Pfarramts Schwindkirchen in Oberbalern geboren. Der Kurfürst Maximilian der Dritte Hess ihn, den Aeltesten unter vielen Geschwistern, in München erziehen, und bestimmte ihn, da der Jüngling während des Besuchs gelehrter Schulen seine Hauptneigung für das Zeichnen entwickelte, zum Künstler. Freilich hörte mit dem Ableben des grossmüthigen Fürsten die Unterstützung auf und Dillis musste sich auf der Universität Ingolstadt der Theologie in den Arm werfen und dem Priesterstand widmen. Doch entzog er sich dem geistlosen geistlichen Leben wieder, indem er bald nach München zurückging, wo er die Uebung im Zeichnen fortsetzte und die Malerakademie besuchte.
Er sicherte sich sein Auskommen durch Unterrichtgeben im Zeichnen, wodurch er den ersten Familien Münchens bekannt wurde. Namentlich ward er in der gräflichen Familie Freysing heimisch und so sehen wir ihn im J. 1788 in Gesellschaft des jungen Grafen die Schweiz durchreisen. Auf dem Rückwege über Strassburg, wo Maximilian Joseph, Pfalzgraf von Zweibrücken, als Oberst in französischen Diensten sich aufhielt, zeichnete er das Porträt des zweijährigen Prinzen Ludwig, jetzigen Kroninhabers von Baiern, und stach es in Kupfer. Als er dann mit dem Grafensohne die Rheingegenden bereiste, ward er mit Ferdinand Kobell bekannt und erhielt von diesem Anleitung im Oelmalen.
Vielfach empfohlen ward Dillis hierauf (im J. 1790) durch den Kurfürsten Karl Theodor zum Inspector der Münchner Gallerie ernannt; bald erhielt er aber durch Vermittlung des edlen Grafen Rumford längeren Urlaub und die nöthigen Mittel zu Reisen nach Dresden, Prag und Wien, um die berühmten Kunstschätze jener Städte studiren zu können. Nachdem er hier die Gallerien durchmustert hatte, beschloss er als Begleiter und Kunstführer mit dem Engläoder Gilbert Elliot eine Reise durch Italien zu machen, und schon war er in Livorno angekommen, als ihn die Hiobspost traf, dass Elliot zum Vicekönig auf Korfu ernannt sei. Indess konnte Dillis die Reise auf Kosten desselben allein fortsetzen und so seinen sehnlichsten Wunsch befriedigen.
Nach München zurückgekebrt (1796) musste er, da eben die französischen Heere ins Baierland vordrangen, eilig die Einpackung der Kunstschütze betreiben und die Fortschaffung derselben nach Linz besorgen. Nach neun Monaten brachte er die kön. Sammlungen wohlerhalten wieder nach München. Nach Wiederaufstellung derselben begleitete er den Lord Ossulton auf einer Reise durch die Schweiz, und diese Tour war es vornehmlich, wo er äusserst fleissig der Landschaftszeichnung oblag.
Das J. 1800 rief ihn nach München zurück; es galt jetzt abermals, die kön. Kunstschätze zu retten, welche er diesmal auf das neutrale preussische Gebiet und zwar nach Ansbach schaffte, wohin sich auch der ihm sehr wohlwollende Maximilian Joseph geflüchtet hatte. Im J. 1805 sehen wir Ihn mit seinem Bruder Cantius Dillis nach Rom wandern; im folg. Jahre aber ging Georg nach Paris, um die im grossen napoleonischen Museum aufgehäuften Kunstschätze zu studiren und zugleich dem Kronprinzen Ludwig v. Baiern zum Kunstführer zu dienen. Dann begleitete er den Kronprinzen durch die Schweiz, durch das mittägige Frankreich und nach Spanien, wo er für denselben die schönsten Gegenden und merkwürdigsten Gegenstände aufnahm. Wegen seiner kunstgeschichtlichen Kenntnisse und seiner Kunstbildung überhaupt erhielt er bei Aufhebung der bairischen Klöster den königlichen Auftrag, die vorzüglichsten Gemälde aus den Klöstern und Klosterkirchen für die königl. Sammlungen auszuwählen, und 1808 besuchte er im Auftrag des Königs Italien, um gute Gemäldeerwerbungen zu machen, bei welcher Gelegenheit er auch das berühmte Seibstporträt Raffaels aus dem Palaste Altoviti für die bairische Gallerie erwarb.
1811 ward er vom Kronprinzen nach Verona gesandt, um die plastischen Kunstwerke aus dem Palaste Bevilaqua anzukaufen; auch besorgte er ein ähnliches Geschäft in Rom. Im J. 1815 ging er als kön. Abgesandter nach Paris, um die durch Napoleon und seinen Helfershelfer Denon aus Baiern entführten Kunstwerke zurückzufordern, zugleich aber auch, um mehre andre hier neu zu erwerben. Dann finden wir Dillis in den J. 1817 und 18 als kronprinzlichen Reisebegleiter in Italien und Sicilien, wo er für den Königssohn viele Zeichnungen nach griechischen Denkmalen anfertigte. Hierauf ordnete er die Bilderschätze der kön. Schlösser zu Würzburg und Aschaffenburg, und trat nach dem Tode des Galleriedirektors Mannlich 1822 in die Stellung als Centralgalleriedirektor zu München ein. Im J. 1829 richtete er im Auftrage König Ludwigs die Moritzkapelle zu Nürnberg mit Gemälden altdeutscher, sowohl ober- als niederdeutscher Künstler aus dem 15. und 16. Jahrh. zu einem Bildersaale ein, der für das Studium unsrer Kunstgeschichte einen höchst wichtigen Haltpunkt darbietet. Später hatte er sich der grossen Aufgabe der Auswahl, Anordnung und Aufstellung der Gemälde in den Bildersälen der neuen Münchner Pinakothek zu unterziehen.
Sein Tod erfolgte 1841. Seine künstlerische Hinterlassenschaft besteht in mehren trefflichen Gemälden und vielen Handzeichnungen, sowie in einigen meisterhaften Radirungen, welche geistreiche Landschaftsdarstellungen enthalten. Nach ihm hat Eckeman 2 Bl. Landschaften (gr. Fol.) und Zeis 2 Bl. dergleichen mit Wasserfällen (Fol.) in Steinzeichnung wiedergegeben.
Conversationslexicon für Bildende Kunst. Leipzig, 1844.
Dillis, Joh. Georg v., Landschaftsmaler, geb. 26. Dec. 1759 in Giebing (Oberbayern), † 28. Sept. 1841 in München, Bruder des Vorigen [Cantius von Dillis], anfangs Geistlicher, dann Schüler der dortigen Akademie, machte mehrere Studienreisen, wurde 1790 in München Galerieinspektor, 1822 Direktor der Centralgalerie und leitete als solcher 1836 die Aufstellung der Gemälde der Alten Pinakothek. Mehrere Male bereiste er Italien, 1806 als Begleiter des Kronprinzen Ludwig die Schweiz, Frankreich und Spanien und 1817 und 1818 Sizilien, wo er griechische Denkmäler zeichnete. 2 seiner nicht zahlreichen Landschaften in der Neuen Pinakothek. Von 1791–1806 radierte er viele landschaftliche Blätter aus der Umgegend von München.
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.
Dillis Johann Georg, von, 1759 (Grüngibing bei Haag, Lkr. Wasserburg/Obb.) – 1841, Landschaftsmaler und Zentralgaleriedirektor; er studierte in Ingolstadt Theologie und wurde 1782 Priester, später bildete er sich zum Landschafts- und Bildnismaler, u. a. bei Oefele, in München aus; 1786 war er Zeichenlehrer der Edelknaben, wo er die Bekanntschaft mit dem Grafen Rumford und anderen Adeligen sowie mit den Künstlern K. von Hess, Ferdinand und Franz von Kobell machte; es entstand eine Reihe bedeutender Aquarelle aus der Umgebung von München, Kunstreisen an Rhein und Main vervollständigten seine künstlerische Entwicklung; seit 1790 war D. Galerieinspektor in München, von Reisen nach Prag, Wien und Italien stammen Landschaftsbilder; während der Napoleonischen Kriege rettete er die Gemäldesammlung nach Ansbach; er erwarb in Frankreich und Italien und aus der Sammlung der Brüder Boisserèe wertvolle Stücke für die Alte Pinakothek, auch beteiligte er sich mit Mannlich an der Herbeischaffung der Gemälde aus den aufgehobenen Klöstern; von Ludwig I. sehr gefördert, führte D. die Ausscheidung, Ordnung und Neuaufstellung der Gemälde in Nürnberg, Bamberg, Würzburg und Aschaffenburg durch, seit 1822 war er Zentralgaleriedirektor; seine Landschaftsbilder sind von Rembrandt, Ruysdael u. a. Niederländern beeinflußt.
© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.