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13 – 4 – 27 (Huber)

Ω

Josef Huber
Münchner Original
“Finessen-Sepperl”
1763 – 1829

R. I. P.

Familien-Grabstätte.

Ω

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Johann Huber

Finessensepperl (ps)
* 1763 (München)
† 26.4.1829 (München)
Altmünchner Original aus der Biedermeierzeit

Münchener Politische Zeitung (24.7.1818)

In der Stein’schen Buchhandlung aus Nürnberg, in der Kaufingergasse Nro. 1618 ist für 18 kr. broch. zu haben:

Der aufrichtige und wohlerfahrne Finessen-Mann, wie er leibt und lebt, oder Leben, Thaten und Schicksale des Joseph Huber, Finessen-Sepperls aus München. Enthält eine vollständige Sammlung seiner Sprüchwörter, Anekdoten, Finessenträume, Scherze, Spässe, Faxen etc. von seiner Geburt bis zum heutigen Tag. Zweyte, vielvermehrte Ausgabe 1818.

Münchener Politische Zeitung 173. Freitag, den 24. Juli 1818.

Der Bayer’sche Landbote (30.4.1829)

Todesfälle in München.

Den 26. April früh ward durch den Tod des Jos. Huber (vulgo Finessensepperl), hiesigen Kutscherssohn, eine bedeutende Stelle in München erledigt. Er war 66 Jahre alt; man hat ihn abgezeichnet, abmodellirt, und sein Skelet wird der Nachwelt bewahrt.

Der Bayer’sche Landbote Nr. 52. München; Donnerstag, den 30. April 1829.

Münchener Hundert und Eins (1840)

Ramlo, Finessensepperl und Prangerl dauern im Andenken der Hauptstadt fort.

[...]

Wer aber, der eine Generation hier gelebt, kannte nicht jenes dürre Männlein, das zu jeder Stunde des Tags ein Häfelchen unterm Arme trug, das jedem Vorübergehenden mit verschmitzt-freundlich lächelnder Miene ein »Grüß di Gott« leise zurief? Der König und der Bettler haben Finessensepperl wohl gekannt. Er war bis in die zwanziger Jahre unserer Zeit hinein der populärste Mann in München. Nun ruht auch er unter der Erde. — Ruht er? Nein, ich weiß es, sein Skelett ist in der Akademie ausgestellt; denn der kleine Mann hatte eine Rippe mehr als andere Menschen. Finessensepperl war der postilion d'amour Münchens. Er hatte in allen Häusern Zutritt, er war schlau, und schien das Gegentheil zu seyn; er konnte nicht lesen und schreiben, und verstand sich doch darin. Er hatte selbst geliebt; seine beständige Liebe war eine Thörin, welche »die rothe Nanni« hieß und der die Buben oft schreiend nachliefen. Nannerl Und Sepperl sind nun einmal die Grundheiligen der Isarstadt. Freilich fangen auch sie an mehr zu verschwinden. War einer dieser Namenstage, so waren Beide mit Blumensträußen geschmückt, gingen stolz in allen Straßen umher und ließen sich gratuliren. Finessensepperl bettelte nicht; allein seine Miene drückte hinlänglich aus, was er nicht sagte, und reichlich flossen ihm die Gaben zu. Es gibt keinen öffentlichen Charakter dieser Art in München mehr. Unsere Zeit verwischt das Eigenthümliche.

Sebastian Franz von Daxenberger: Münchener Hundert und Eins. München, 1840.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Huber Johann, gen. »Finessensepperl«, 1763 (München) – 1829, Altmünchner Original aus der Biedermeierzeit; er war anfangs des 19. Jahrhunderts der populärste Mann in München, der erste Postillon d’Amour Münchens, der in allen Häusern er Zutritt hatte; schlau war er und schien gerade das Gegenteil davon zu sein, er konnte nicht lesen und schreiben und verstand sich doch darin, selber hat er geliebt, seine beständige Liebe war die »rote Nanni«, der die Buben schreiend nachliefen; der Finessensepperl bettelte nie, allein seine Mienen drückten hinlänglich aus, was er nicht sagte, und reichlich flossen ihm Gaben zu; heute gibt es keine öffentlichen Charaktere dieser Art mehr (nach Fischers Mundartwörterbuch – 2. Bd., 1504 – bedeuten Finessen »Mucken im Kopf haben«); nach Grabbuch enthält diese Grabstätte die letzten Überreste dieses Originals, jedoch wird fest behauptet, daß sein Skelett in der Anatomie ausgestellt wird, weil der kleine Mann (Abbildung bei Wo, 203 [Georg Jacob Wolf, Ein Jahrhundert München, 3. Aufl., Leipzig 1935]) eine Rippe mehr als alle anderen Menschen hatte.

Werk: Der aufrichtige und wohlerfahrene Finessenmann, wie er leibt und lebt, oder Leben Thaten und Schicksale des Herrn Joseph Huber, Finessensepperls aus München, 2. A., 1818.

© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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