Ω
KARL
FRIEDRICH
MÜLLER
GENANNT
FEUERMÜLLER
GENREMALER
1807 – 1865
Ω
Müller, Karl Friedrich Moritz / Feuermüller (ps); 6.5.1807 (Dresden) – 8.11.1865 (München); Genremaler
|||
Feuermüller (ps)
* 6.5.1807 (Dresden)
† 8.11.1865 (München)
Genremaler
Müller, Moritz,
genannt »Feuermüller« ist geboren 1807 in Dresden, und hatte auch dort seine Kunststudien unter Prof. Mathäi begonnen. 1830 kam er nach München und widmete sich hier besonders der Genremalerei. In späterer Zeit fanden seine Bilder mit Licht- und Feuerbeleuchtung in ganz Europa den Beifall aller Kunstfreunde und er hat auch dadurch den sehr bekannten Namen »Feuermüller« erhalten. Wie eben gesagt: Bilder von ihm befinden sich in Oesterreich, Rußland, Sachsen u. s. w., und er hat immer vollauf Bestellungen.
Universal-Handbuch von München. München, 1845.
Carl Friedrich Moritz Müller,
genannt Feuermüller,
Genremaler.
Moritz Müller ward am 6. Mai des Jahres 1807 in Dresden geboren. Als der Sohn eines in den Sachen der Kunst wohlbewanderten Mannes sah er sich schon in der ersten Kindheit von Kunst und Kunstwerken umgeben. Als sein Vater eine Zeichnenlehrerstelle in Zittau übernahm, siedelte der Sohn mit dorthin über und erhielt auch vom Vater den ersten Unterricht in der Kunst, der er sich später ganz widmen sollte. Dieser Unterricht versprach und hatte einen um so besseren Erfolg, als sich die Anlagen des Knaben früh zeigten und, mit großer Liebe zur Sache gepaart, frisch und kräftig entwickelten.
So kam das Jahr 1821 heran, und Müller's Vater fand es gerathen, den Sohn zu seiner weiteren Ausbildung nach Dresden zurückkehren zu lassen. Dieser trat denn auch sofort als Zögling der dortigen Akademie ein und widmete sich seinen Studien mit so rühmlichem Fleiße und hervorragendem Erfolge, daß sein Streben mehrere Jahre hintereinander vom Könige durch Ertheilung von Ehrenzeugnissen ausgezeichnet und belohnt wurde. Seine Begabung und sein unermüdlicher Fleiß verschafften ihm auch die Gunst des an der Dresdener Akademie wirkenden Professors Mathäi, der ihn unter die Zahl seiner Schüler aufnahm und unter dessen spezieller Leitung er seine künstlerische Ausbildung vollendete. Nachdem er sich bewußt worden, daß er einen festen und guten Grund gelegt, gedachte er zunächst durch Reisen seinen Gesichtskreis zu erweitern. Vor allen Städten aber war es München und sein eben erblühendes Kunstleben, das den jungen Mann magnetisch anzog.
Fünf Jahre hatte er unter Mathäi's Führung gearbeitet, da machte er sich, 1829, von allen Beziehungen, welche ihn in Dresden festgehalten, mit einem Male los und wanderte nach Zittau. Vornemlich mußten die zu einer Reise und zu einem längeren Aufenthalte in München nothwendigen Mittel beschafft werden, und dazu mußte nun das Porträtmalen behilflich sein. Bald waren Verbindungen angeknüpft, der ersten Bestellung folgten weitere und bei großer Sparsamkeit vergrößerte sich das Capital von Woche zu Woche. In kurzer Zeit konnte Müller der Realisirung seines Vorhabens sicher sein und brach in der That schon im Juli des nächstfolgenden Jahres 1830 von seiner Heimat auf, um nun in München seinen ständigen Aufenthalt zu nehmen.
Es konnte nicht ausbleiben, daß die frische Thätigkeit der Münchener Schule den wohlthätigsten Einfluß auf Müller äußerte und den jungen, von Natur aus strebsamen und für seine Kunst begeisterten Mann noch lebhafter anregte. Der Auftrag, einige Altarbilder für die Klosterkirche in Zittau zu malen, der damals an ihn erging, war darum nicht nur vom finanziellen Standpunkte, sondern auch deshalb hoch willkommen, weil er ihm die Möglichkeit verschaffte, seine Kraft und Größe rein zu erproben. – War Müller auch mit dem Vorsatze nach München gegangen, sich dort ganz und ausschließend der historischen Kunst zu widmen, so erlitt dieser Vorsatz doch bald einige Modificationen und ward endlich ganz aufgegeben. Müller zog nemlich gleich andern seiner Freunde und Genossen, theils um des Neuen willen, das ihn dort erwartete, theils um sich auszuruhen und zu frischer Thätigkeit zu sammeln, in's nahe bayerische und tyroler Gebirge. Natur und Volk sprachen ihn gleich lebhaft an und er kehrte mit reichen Studien in seinen Portefeuilles und manchem Plane im Kopfe nach der Stadt zurück. Die erhaltenen Eindrücke gestalteten sich bald zu Bildern, und Müller konnte der Versuchung nicht widerstehen, dieselben mit Pinsel und Farbe festzuhalten. So ward der Historienmaler zum Genremaler. Seine Arbeiten fanden die günstigste Aufnahme, um so mehr, als er sich nicht damit begnügte, seinen Stoff dem alltäglichen Leben des Volkes, dessen Charakter er mit allen seinen Eigenthümlichkeiten rasch erfaßt hatte, zu entnehmen, sondern einerseits besonders poetische Momente aus demselben herausgriff, andererseits aber einen neuen Weg einschlug, indem er bedeutende historische Facta der neuesten Zeit künstlerisch verherrlichte.
In dieser Weise entstanden jene äußerst lebendigen Bilder, welche Brautwerbungen, Hochzeiten, Hochzeitsmahle, Heimkehr von der Hochzeit, Kirchweihe und Aehnliches zum Gegenstande haben und durch die Anmuth und Heiterkeit der Darstellung nicht weniger anziehen, als durch größte Naturwahrheit. Daneben begegnen wir aber auch dem tiefsten Ernste des Lebens. Bald ist es ein verzehrender Brand bald auch der Kampf eines tapferen Hirtenvolkes gegen die aufgedrungene Fremdherrschaft, die er uns mit sicherer Hand vorführt. Es ist charakteristisch für den Künstler wie für den Fürsten, daß eines der ersten Genrebilder, welche Müller malte, dieser ernsteren Richtung angehörte; König Ludwig erwarb eine »Scene aus dem Tyrolerkriege«, um sie später seiner Sammlung von Kunstwerken neuerer Meister in der Neuen Pinakothek in München einzuverleiben. Jener Zeit gehören auch der »Auszug der Tyroler unter Haspinger«, den der Kunstverein in Dresden erwarb, und ein »Kesselflicker« an, der in den Besitz der Freifrau von Mettingh in München gelangte, desgleichen eine »Brautwerbung«, welche von Fr. Hohe mit Kreide auf Stein gezeichnet wurde und so des Künstlers Namen in weitesten Kreisen bekannt machte. – Müller erwarb sich in kürzester Zeit das Wohlwollen des Publicums in so hohem Grade, daß er zu dessen entschiedensten Lieblingen gerechnet werden mußte, welcher Auszeichnung er sich durch rastloses Streben nach Vervollkommnung würdig machte. Dieses Streben kannte keinen Stillstand. Vielfache Beobachtungen von Licht- und Feuerbeleuchtungen und eifriges, eingehendes Studium tüchtiger, alter Meister, die darin Hervorragendes geleistet hatten, wie Schalken und Andere, machten in ihm den Wunsch rege, sich auch in dieser Richtung der Kunst zu versuchen. Versuche, die ein Künstler von Müller's Begabung anstellt, können nie ganz mißlingen, und so überwand Müller die großen Schwierigkeiten, die sich ihm entgegenstellten, durch Fleiß und Talent, und bald waren seine derartigen Bilder so gesucht, daß er sich ausschließlich dieser Richtung zuzuwenden allen Grund hatte. Von da an ward er in der Kunstwelt als »Feuermüller« bekannt und berühmt. Sein Name hat einen guten Klang in der neuen wie in der alten Welt und es besteht kaum eine bedeutendere Gemäldesammlung, in welcher nicht auch der treffliche Künstler durch eine seiner Arbeiten rühmlich vertreten wäre. So finden wir eine »Scene bei einem Brande« bei dem Freiherrn von Sternberg in Leipzig; »Andreas Hofer auf der Kellerlahn« in der Sammlung des Grafen Tolstoy in Odessa; eine »Hochzeit im Gebirge« in der Arthaber'schen Galerie zu Wien; ein »Hochzeitsmahl im bayerischen Gebirge« besitzt Herr Schemionek in Berlin; König Ludwig erwarb außer dem oben genannten Bilde noch eine »Abfahrt nach der Hochzeit« für seine Pinakothek; Freih. von Schweizer in Stuttgart »Seefahrende«; die Herzogin Max in Bayern eine »Kirchweihscene«; die Gräfinnen Geremitof und Tolstoy in Petersburg besitzen von Müller »Bettelkinder in der Christnacht«; Herr Tronum in Philadelphia den »Christabend einer armen« und »einer reichen Familie«; Herr Charles Pepper ebendort eine »Christmette« und Herr Gardner Brewer in Boston eine »Abendpredigt«. Außerdem kamen Bilder dieses fruchtbaren Künstlers auch nach Schweden und England, der vielen von deutschen Kunstvereinen erworbenen Gemälde desselben nicht zu gedenken.
Müller's Compositionen sind in vielen Fällen sehr reich an Figuren. Er verwendete großen Fleiß auf einen guten Aufbau seiner Gruppen und eine wirksame Vertheilung seiner Licht- und Schattenmassen. Das landschaftliche Element behandelt er mit demselben eingehenden Verständnisse wie das Figürliche. Viele seiner Bilder sind von einem gesunden, frischen Humor durchweht, während andere wieder durch große Innigkeit der Empfindung und durch Poesie der Gedanken zum Herzen des Beschauers sprechen. Alle aber zeigen eine ungesuchte Natürlichkeit. Jene Koketterie mit der Eleganz der Erscheinung, welche Stadt-Damen und Herren in Bauernkleider steckt und für echte Dörfler ausgeben möchte, steht Müllern ferne. Als Künstler strebte er zwar nach dem Idealen, aber er sucht es im Durchgeistigen der Form.
Was die Technik betrifft, so huldigte er jener Richtung, welche sich bemüht, technische Vollendung durch Sorgfalt der Pinselführung zu erreichen; dabei verstand er die immer seltener werdende Kunst, das weniger Bedeutende unterzuordnen, wenn auch eine virtuose Behandlung desselben eine blendende Wirkung verspricht. Diese Sorgfalt der Durchbildung ließ ihn auch ein Bild dann noch wiederholt vornehmen, wenn Andere es längst als beendigt betrachteten.
Seine Farbe ist durchweg harmonisch und in der Behandlung der Beleuchtung durch Licht und Feuer besaß er einen Schatz von Erfahrungen wie kein anderer Künstler seiner Zeit. Müller ließ sich in München häuslich nieder und besaß außer einer Tochter einen Sohn, der sich wie sein Vater der Kunst zugewendet hat.
Er starb am 8. November 1865.
Carl Albert Regnet: Münchener Künstlerbilder. Ein Beitrag zur Geschichte der Münchener Kunstschule in Biographien und Charakteristiken. Leipzig, 1871.
Müller Karl Friedrich Moritz, gen. »Feuermüller«, 1807 (Dresden) – 1865, Genremaler; er studierte 1821 an der Kunstakademie seiner Heimatstadt und gewann in Zittau, wohin sein Vater als Zeichenlehrer berufen wurde, durch Porträtmalen die Mittel zur Weiterbildung; 1830 ging M. nach München wo er zunächst für Zittau bestimmte Altarbilder ausführte und die Kunstakademie besuchte; dann malte er, einem Defregger vorgreifend, den Auszug der Tiroler unter dem Kapuziner Haspinger; sein Name bekam einen guten Klang durch die Bilder wie Szenen bei einem Brand, Andreas Hofer auf der Kelleralm, Hochzeit im Gebirge; König Ludwig I. erwarb eine Szene aus dem Tiroler Krieg und die Abfahrt von der Hochzeit für die Pinakothek; Ms. Ruf verbreitete sich bald weit über München hinaus, so besitzt die Eremitage von St. Petersburg (= Leningrad) seine Armen Kinder in der Christnacht, Philadelphia den Christabend einer armen und reichen Familie und die Christmette; auch England und Schweden haben Werke von ihm, dessen Bilder voll Licht und Feuerbeleuchtung ihm den Namen »Feuermüller« zuzogen.
© Dr. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.