Ω
FAMILIEN
DE AHNA
UND
GEIGER
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de Ahna, Pauline (vw) / Geiger, von (gb); – 5.3.1855 (München), 51 Jahre alt; Majors-Witwe
de Ahna, Pauline; – (2).11.1847 (München), 14 Jahre alt; Majors-Tochter
de Ahna, Rosalie; – 3.11.1885 (München), 60 Jahre alt; Lehr- und Erziehungsdame im Max Joseph-Stift
de Ahna, Wilhelmine; 1.12.1866 – 9.4.1899 (München); Generalmajors-Tochter
Geiger, Augusta von (vw); – 6.4.1862 (München), 82 Jahre alt; Domänendirektors-Witwe
Geiger, Gottfried von; – 3.2.1830 (München), 55 Jahre alt; Generalsekretär im Staatsministerium der Finanzen
Geiger, Leopold von; – 19.5.1835 (München), Tod durch Selbstmord; Leuchtenbergischer Domänendirektor
Monten, Adelheid (vw); – 24.11.1871 (München), 66 Jahre alt; Kunstmalers-Witwe
Monten, August; – (5).10.1874 (München), 42 Jahre alt; Polizeirat
Monten, Dietrich Heinrich Maria; 18.9.1799 (Düsseldorf) – 13.12.1843 (München); Genremaler, Historienmaler und Schlachtenmaler
Monten, Lydia; – 28.2.1871 (München), 4 Monate alt; Polizeiassessors-Tochter
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* 18.9.1799 (Düsseldorf)
† 13.12.1843 (München)
Genremaler, Historienmaler und Schlachtenmaler
Gallerie einiger in München lebender Künstler.
(Fortsetzung.)
Monten, Dietrich.
München besitzt an Peter Heß seit Jahren einen gefeyerten Schlachtenmaler, dem in neuer Zeit Lindenschmitt rühmlich nacheifert, wiewohl er seine Schlachten der römischen Vorzeit z. B. den Annalen des Tacitus oder der gedrängten Römergeschichte des Florus zu entnehmen pflegt, wenn wir den letzten blutigen Kampf der bayerischen Oberlanderbauern zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts nicht ausnehmen wollen. Dietrich Monten darf sich ohne Scheu einem Peter Heß an die Seite stellen, er erreichte den Meister, der dem aufstrebenden Jüngling immer als Vorbild vorschwebte. Die Zeit und die sich in ihr in buntem Wechsel drängenden Ereignisse wecken nicht nur die Talente, sie bestimmen nicht selten sogar ihre entschiedene, ausschließende Richtung.
Wir wollen auf Monten's früheste Lebensverhältnisse einen Rückblick werfen und seinen Bildungsgang näher betrachten. Das Jahr 1799, der Antritt des neunzehnten Jahrhunderts, des mit Umwälzungen und Reformen raschbeginnenden, Thaten gebärenden Jahrhunderts, das schnell eine schwindelnde Höhe anstrebte, aber auch schon den Keim des Falles in sich barg, um von diesem sich wieder unter fortdauernden Gährungen durch die Künste des Friedens emporzurichten, führte zu Düsseldorf unsern Künstler in das Leben ein. Der Krieg und seine Erscheinungen, die imposanten Massen der französischen Heere, die Schlachten und Märsche jener Zeit und das kriegerische Gepränge entflammten die Phantasie des Knaben, in welchen die Natur schon die Keime eines künstlerischen Talentes gelegt hatte. Den lebhaften Sohn des Rheins rissen alle diese Bilder einer thatenreichen Periode mit sich fort, und nährten seinen frühen Hang zur plastischen Darstellung, während nicht Ein Dichtertalent sich in jenen Gegenden erhob, wo die Begeisterung alle Herzen durchglühte, und nicht Ein großartiges Lied der deutschen Brust in jenen Rebenthälern, an jenen reizenden Ufern entstieg.
Der junge Monten zeichnete die wechselnden Bilder des Tages emsig an die Wände des väterlichen Hauses und dürstete nach Waffenruhm. Seine Brüder wurden den Armeen eingereiht, Dietrich war für wissenschaftliche Ausbildung bestimmt. Allein Homer gab dem Jünglinge nur wieder neuen Stoff zu plastischen Nachbildungen und die Schlachtscenen der Iliade verdrängten die trockenen, philologischen Noten auf dem Papiere, das sein Schulbuch durchschoß. Die Helden Homer's mußten sich bequemen, für das antike Costume die modernen französischen oder deutschen Uniformen anzunehmen und Achilles oder Ajax durften es nicht verschmähen, den Commandostab über mehrere Batterien zu schwingen, und Ulysses nicht, an der Fronte von Chasseurregimentern in glänzendem Marschallrocke zu reiten. Die schimmernde Gegenwart mit ihrer beweglichen Leichtigkeit und zwanglosen Haltung gewann bey ihm den Vorzug.
Später mit den großen Dichtern der christlichen Ära vertraut, nahm er diese in seine Gunst auf. Tasso wurde bald sein Liebling, und Monten hub an, größere Compositionen nach diesem Dichter zu entwerfen. Da seiner Neigung für Schlachtmalerey der Militärstand nicht ferne lag, trat er, um als preußischer Unterthan der Militärpflichtigkeit zu entsprechen, mit Lust als Freywilliger im Jahre 1818 in das 25. Linienregiment in Köln ein, und besuchte nach erhaltenem Abschied in Düsseldorf die Akademie, wo er die Anfangsgründe der Zeichenkunst gründlich erlernte.
Zwey Jahre später begab er sich nach München. Peter Heß, der Schlachtenmaler. wirkte nun persönlich auf den Kunstjünger ein, der für den Meister schon lange warme Verehrung hegte. Auf den Akademien kann das Talent etwas lernen, allein sie haben nie einen Künstler hervorgebracht, eben so wenig als gewisse Vereine keinen Dichter erzeugen können. Sie mögen und können die übersprudelnde Kraft des Genies eine Zeitlang zügeln, bis es selbst, der geheimen, ewigen Gesetze der Kunst bewußt, seinen eigenen, bey der Geburt schon ihm vorgezeichneten Gang unaufhaltsam nimmt!
Monten schlug den Weg ein, den ihm das Naturell bestimmte. Er verließ die Akademie und eilte dem bayerischen Hochlande zu, studierte nach der Natur und machte die ersten, kleinen Versuche im Öhlmalen. Dem eigenen Genius vertrauend strebte er nach immer größerer Vollendung in der Technik und sah sich in kurzer Zeit für seinen rastlosen Eifer durch den Erfolg belohnt. Er machte später Reisen nach Wien, nach Sachsen und Preußen, wo er Gelegenheit hatte, sich im Fache der Pferdemalerey zu vervollkommnen.
Noch war Italien, die Heimat der Kunst, zu besuchen. Monten, rasch und schnell zur That an der Staffeley, griff nach dem Wanderstabe und unternahm den Künstlerzug nach Italien, um dort neue Begeisterung zu schöpfen, und im Anschauen der großen Kunstwerke das höchste Ziel des wahren Künstlers zu finden. Auf dem clastischen Boden entwickeln sich gerne schöne und mächtige Intentionen. Cornelius, und jeder bedeutende Künstler der Vorzeit wie der Gegenwart, nahm sie dort in sich auf und kehrte, voll des Geistes der unerreichten Meister, in die deutsche Heimat zurück. Monten folgte diesem Beyspiele. Seine Arbeiten bestehen meistens in kleinen Bildern, kriegerische Scenen darstellend; besonders gelingen ihm Darstellungen, in denen viel Bewegung herrscht. Von größerem Umfange sind drey Supporten im Corridor des Bazar in Fresco gemalt. Die Erstürmung einer türkischen Schanze bey Belgrad, in welcher der nachherige Kaiser Carl VI. als Freywilliger focht; die Ertheilung der bayerischen Constitution und eine Scene aus der Schlacht von Arcis.
Auch malte er, aus Auftrag Sr. Majestät des Königs Ludwig, die im Jahre 1815 bey Saarbrück zwischen dem Corps des Generals Becker und der französischen Arrieregarde vorgefallene Affaire, in Folge deren der Übergang über die Saar sich bewerkstelligte und die Stadt eingenommen wurde. Das Bild hat eilf Schuh Länge und sieben Schuh Höhe. »Der Abschied der Polen,« in einem Momente aufgefaßt, der auf jeden sinnigen Beschauer mit eindringlicher Kraft wirkt und durch die künstlerischen Motive tragische Macht übt, gewann dem Künstler die allgemeine Gunst der Gebildeten und Kenner. Er lieferte seitdem viele Scenen aus dem russischen Feldzug, die ihm Gelegenheit gaben, sich durch lebendige Darstellungen auszuzeichnen. Die Einzelngefechte, die Scharmützel, die wie Episoden durch das große Epos laufen, behandelt er mit einer gewissen Flüchtigkeit, die mit jedem Pinselstrich das gewandte, feurige Talent, verkünden. In allen seinen Kunstschöpfungen ist Leben und Bewegung. Die neuesten Gemälde, die er ausstellte, die »Schlacht bey Neerwinden« und die »Schlacht bey Quatrebras im Jahre 1814,« in welcher der Herzog von Braunschweig tödtlich verwundet wurde, sind ausgezeichnete Leistungen. Das letztere Tableau, das mit Enthusiasmus ausgenommen wurde, gab uns der geschickte Lithograph Kratzer in einer vortrefflichen Nachbildung und erfreute Deutschland mit dem Kunstwerke, das an seinen siegreichen Kampf erinnert.
(Werden fortgesetzt.)
Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode 152. Donnerstag, den 20. Dezember 1838.
Monten: Dietrich M., Schlachtenmaler, geb. am 18. September 1799 in Düsseldorf, † zu München am 13. December 1843. Erst an der Universität Bonn von 1816 an studirend, trat er später in das Militär, dann zur Kunst über und kam 1821 nach München. Dort schloß er sich besonders an Peter Heß an und entwickelte bald seine ungewöhnliche Begabung, die er dann durch viele Reisen und sorgfältiges Naturstudium noch weiter ausbildete. Sehr scharfe Beobachtung und feiner Sinn für das Charakteristische mit viel Phantasie sowie einer allezeit bereiten Gestaltungskraft vereinigend, ward er bald ein vortrefflicher Zeichner und noch besserer Componist, dessen Schlachtenbilder oft noch geistvoller und lebendiger sind als die des Peter Heß, wenn er hinter diesem auch an Gediegenheit, genauem Naturstudium, Sinn für Wirkung und besonders in der malerischen Technik, die er nie recht zu bewältigen lernte, ziemlich weit zurückbleibt. Am besten gelang ihm diese Bewältigung noch in Fresco, in welcher Technik er in den Arkaden des Münchener Hofgartens einige vortreffliche Bilder ausgeführt hat, so die Schlacht bei Arcis sur Aube, die Verleihung der Verfassung durch König Max Josef und die Erstürmung einer Schanze bei Belgrad. Alle drei, besonders das letztere, zeichnen sich durch Lebendigkeit, dramatische Gewalt, einen malerischen Sinn und scharfe Erfassung des jeweiligen Zeitcharakters aus, der sie sehr vortheilhaft von allen übrigen dieser Reihe unterscheidet. Solch' scharfe Charakteristik aller Nationalitäten und Trachten, die geschickte Gruppirung und große Lebendigkeit der Auffassung zeichneten auch seine zahlreichen Oelbilder aus, natürlich am meisten bei Darstellungen aus Zeiten, die er noch miterlebt und deren Träger er zu sehen und zu beobachten Gelegenheit gehabt hatte. So entstand neben einer Menge kleinerer Bilder um 1834 das große Cavalleriegefecht am zweiten Tag der Schlacht von Leipzig, mit frappanter Charakteristik der Preußen, Oesterreicher und Franzosen. Dann »Der Abschied der Polen von ihrem Vaterlande beim Uebertritt über die Grenze 1831«, ein Blatt, das lithographirt eine ungeheure Verbreitung fand und sie im Ganzen auch verdiente. Ihnen voraus ging der Tod des Herzogs von Braunschweig bei Quatrebas. Außer diesen und vielen kleineren zeitgenössischen Kriegsscenen hat er noch mit kaum geringerer Wahrheit eine Schlacht von Neerwinden, dann eine Auffindung der Leiche Gustav Adolphs und später den Tod des Max Piccolomini mit großem und verdientem Beifall gemalt. Ebenso hat er einen »König Ludwig im Familienkreise« für die Lithographie componirt, der in Bodmer's geistreicher Uebertragung auf Stein noch heute in Baiern überall zu sehen ist. Nicht weniger beliebt war ein »Napoleon umgeben von seinen Generalen« und ein »König Otto zu Pferde«. Mit Eckert vereint gab er auch ein großes Werk über das Militär der deutschen Bunoesstaaten heraus u. a. m. Trotz ihrer mageren, farb- und wirkungslosen Malerei sind Monten's Bilder doch so glücklich componirt und so geistvoll lebendig ausgeführt, daß sie sich wol immer erhalten werden. Auch die ritterliche Persönlichkeit des Mannes selber hat ihn sehr beliebt unter seinen Freunden und zu einem der hervorragendsten Glieder des damaligen Münchener Künstlerkreises gemacht, wie ihn denn auch Kaulbach deshalb in einem lebensgroßen Bilde der Münchener neuen Pinakothek verewigt hat. Fr. Pecht.
Friedrich Pecht: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1885.
Monten Heinrich Maria Dietrich, 1799 (Düsseldorf) – 1843, Schlachtenmaler; er besuchte die Akademien von Düsseldorf und München, wo er Schüler von P. von Hess war; mehrere Schlachtszenen verschafften ihm bald Ruf, ihm wurden daher von P. von Cornelius die drei Szenen aus der neueren Geschichte in den Münchner Hofgartenarkaden übertragen (Schlachten bei Belgrad und Arcis-sur Aube und Verleihung der Bayerischen Verfassung); seine Bilder sind hauptsächlich der Kriegsgeschichte entnommen (Tod Max Piccolominis, Tod Gustav Adolfs); am berühmtesten ist sein Finis Poloniae (in der Berliner Nationalgalerie); M. ist gewissenhaft in der Zeichnung, klar und lebendig, in der Komposition jedoch ohne Koloritwirkung; er hat auch lithographische Darstellungen der Uniformen des deutschen Bundesheeres gemacht.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.