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Das Grab ist nicht erhalten
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Adamo, Max; – 6.8.1882 (München), 74 Jahre alt; Archivar
Adamo, Sofia; – (9).11.1897 (München), 52 Jahre alt; Archivars-Tochter
Adamo, Theresia (vw); – (17).11.1890 (München), 82 Jahre alt; Archivars-Witwe
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* 26.5.1849 (München)
† 8.2.1887 (München)
Genremaler und Zeichner
Nekrologe Münchener Künstler.
L.
Albert Adamo wurde 1849 zu München geboren, als der zweite Sohn des im Jahre 1882 hochbetagt verstorbenen Ministerialarchivars Max Joseph Adamo. Während dessen genialer Sohn Max (geboren 1837) schon frühzeitig große Erwartungen erweckte und im strengen Stile eines Historienmalers auf seinen ernsten Beruf mit unverrückter Ausdauer lossteuerte, wurde Albert durch den Besuch des Gymnasiums und der Universität ganz auf die juridische Laufbahn vorbereitet, bis er sich plötzlich der Kunst zuwendete, wozu er immer besondere Neigung und entschiedenes Talent besaß. Schon das erste Auftreten 1873 mit drei Genrebildern: »Morgentoilette,« »Im Laboratorium« und »Der erste Hausschlüssel« (eines Schlosserlehrlings), bewährte seinen entschiedenen Zug zum genrehaft-heiteren Gebiet mit unverkennbarer coloristischer Begabung. In dieser Richtung folgten außer mehreren Portraits – z. B. dem lebensgroßen Bildniß in ganzer Figur Sr. Maj. König Ludwig II. im Costüm des Hubertus-Ordens (1878 für die Aula des k. Wilhelmsgymnasiums, an welchem unser Künstler die Stelle eines Zeichnungslehrers bekleidete) – viele feine Bildchen: ein lustig die glühende Waffe zuhämmernder Schmied (1881); eine »Familienscene« im Costüm des 17. Jahrhunderts, wobei dem schmucken Edelfräulein über einer heimlichen Liebesepistel eine »Scene« bereitet wird; ein »Niederländisches Atelier« u. s. w. Stimmungsvoll war die Ansicht eines in Ruinen verfallenen »Prachtgartens,« in welchem auf überwachsenen Wegen zwischen Trümmern von Säulen und Statuen ein Reh seine Aesung sucht (1883). Auch für die »Münchener Bilderbogen« und den »Daheim-Kalender« zeichnete Adamo manch heiteres Blatt. Dann kam unter anderen noch als Conversationsstück im Stile des 17. Jahrhunderts eine »Siesta« (1884) und als neumodische Bluette ein »Herr Pfarrer in der Küche« (1886), der als Feinschmecker eine Gans prüft. Aus diesem behaglichen Schaffen riß den Künstler nach kurzem, aber schwerem Krankenlager der Tod am 8. Februar.
Allgemeine Zeitung Nr. 182. München; Sonntag, den 3. Juli 1887.
Siesta.
(Hierzu das Bild S. 433.)
In ein stilles, mit vornehmer Behaglichkeit ausgestattetes Prunkgemach, wie solches die ewig jugendlich-frischen Romane Walter Scotts in breitester Ausführlichkeit zu möglichst deutlicher Veranschaulichung zu bringen versuchen, führt uns der Künstler. Auch er bemüht sich, diesen Raum, als den Stolz und die Freude der Besitzer mit gewissenhaftem Eingehen und in Durchbildung alles dekorativen Ausschmuckes, vom ernst gewuchtigen dunklen Marmorkamin und den schweren Rubensmöbeln bis zur süßklingenden Laute und dem graziös-leichten Venetianertrinkgeschirr gleichsam greifbar zu schildern.
Die Mittagmahlzeit ist eben vorüber, und der alte Herr, der im Staatsdienst als Krieger und Diplomat vieler Länder Sitten kennen gelernt, hat sich im bequemen Lehnstuhl niedergelassen. Er genießt beim Dampfe der unentbehrlichen Thonpfeife und einem Glase belebenden Tokayers in vollen Zügen den Frieden seines wohlumhegten Hauses mit dem Gefühle eines Schiffers, der nach vielen und schweren Stürmen in einen glücklich das reichbefrachtete Fahrzeug in den sicheren Hafen gerettet. Aber nicht in müßiger Ruhe und gedankenleerem Phlegma fließt ihm der heiter gewordene Lebensabend dahin. Ist er doch ausgefüllt von der liebevollen Sorge um die einzige teure Tochter, deren holde Anmut der Trost seiner alten Tage ist und deren weiblich-zartes Walten in die langen Stunden seiner Muße reizvolle Abwechslung hineinflicht. Wie sie als treues Ebenbild ihrer würdigen Mutter deren Stelle in häuslich-geräuschloser Umsicht und Thätigkeit ausfüllt, so versteht sie auch den geistigen Bedürfnissen ihres verehrten Erzeugers durch Lektüre aus alten und neuen Meistern Rechnung zu tragen, und so fließt auch die »Siesta« in anregendem Gespräche, in Belehrung und Errzählung hold und behaglich dahin. Vom breiten Gesime des dunklen Getäfels schauen die Ahnen ernst und mild auf dieses schöne Bild still beglückt sich fortspinnenden Familienlebens; wärmend und verklärend leuchten die Strahlen der Nachmittagsonne in das traute Gemach, und auch der Betrachter der freundlich holden Scene wird den beiden Bewohnern noch für lange Zeit den ungetrübten gegenseitigen Genuß eines ruhig heiteren Daseins wünschen.
Das Schicksal hat dem Schöpfer dieses liebenswürdigen Bildes solchen Wunsch nicht erfüllt. Mitten aus der Reise des Lebens und der Fülle des Schaffens hat ein rasches Ende den Unermüdlichen herausgerissen, über dem tüchtigen, anspruchslosen und bescheidenen Künstler und edlen Menschen hat sich in diesen Tagen die Gruft geschlossen. Albert Adamo, 1849 zu München geboren, studirte nach Adsolvirung des Ludwiggmnnasiums an der Universität seiner Vaterstadt Philosophie, widmete sich aber bald, seinem Talente und seiner Neigung folgend, der Kunst, in der ihm sein älterer Bruder Max – dessen neuestes größeres Werk: »Karl I. von England empfängt auf Schloß Maidenhead den Besuch seiner Kinder«, wir vor anderthalb Jahren (Band 54, S. 1112 und 1113.) unseren Lesern zur Anschauung brachten – Meister und Lehrer wurde, und mit dem er auch Italien besuchte. Von seinen zahlreichen Werken, die sich durch poetische Auffassung, reizvolle und prägnante Zeichnung, sowie durch höchste Delikatesse der Ausführung hervorthun, haben ihm neben dem von uns wiedergegebenen Bilde besonders das Porträt Ludwig II. im Hubertus-Ordenskostüm für die Aula des Wilhelmgymnasiums zu München, an welchem der Dahingeschiedene als Lehrer thätig war, sowie ein gleiches in Uniform für die königliche Pagerie des Maximilianeums, ferner »Der Alchemist«, »Der Waffenschmied«, »Duellforderung«, »Ungebetene Gäste«, »Einsame Wacht«, »Häusliche Scene«, wohlverdienten Ruf verschafft. Zu seinen reizendsten Erfindungen zählt sein letzt ausgeführtes Bild: »Ein Pfarrer, in seiner Küche die Vorbereitungen zu einer Einladung von Freunden in Augenschein nehmend«, das gleich dem unvollendet gebliebenen Gemälde: »Kinder vor dem Thore eines herrschaftlichen Parkes Rehe fütternd«, seine Begabung und Tiefe der Empfindung in glänzendem Licht zeigt. Alle, welche dem still thätigen und geistig hochgebildeten Künstler und liebenswürdigen Menschen nahe gestanden, werden ihm, wie sie seinen frühen Hingang betrauern, ein treues und liebendes Andenken bewahren. F. P.
Über Land und Meer Nr. 57. Allgemeine Illustrirte Zeitung. Stuttgart, 1887.
Adamo: Albert A., Genremaler, geboren 1849 zu München als der zweite Sohn des Ministerialarchivars Max Joseph A. († 1882). Wahrend dessen genialer Sohn Max (geb. 1837) schon frühzeitig großartige Erwartungen erweckte und auf seinen ernsten Beruf als Historienmaler lossteuerte, wurde Albert durch den Besuch des Gymnasiums und der Universität auf die juridische Laufbahn vorbereitet, bis er sich plötzlich der Kunst zuwendete, wozu er immer besondere Neigung und entschiedenes Talent besaß. Schon das erste Auftreten 1873 mit drei Genrebildern »Morgentoilette« (Dame in weißem Atlas-Kleide), »Der erste Hausschlüssel« (eines Schlosserlehrlings) und »Im Laboratorium« (wiederholt als »Nekromant« 1881 und »Alchimist« 1884, als Holzschnitt in Nr. 8 der Gartenlaube 1887) bewährte seinen entschiedenen Zug zum genrehaft-heiteren Gebiet mit unverkennbarer koloristischer Begabung. Auch malte er vorzügliche Porträts, z. B. des Bierbrauereibesitzers M. Pschorr (1877) und König Ludwig II. im Costüm des Hubertusordens (1878) für die Aula des k. Wilhelms-Gymnasiums, an welchem A. die Stelle eines Zeichenlehrers bekleidete. Dann folgten viele feine Bildchen: »Zerstreute Spieler« (1877), »Duellforderung«, »Ungebetene Gäste«, »Einsame Wacht«, »Häusliche Scene« (1881); die »Mahlzeit des Pfarrherrn«, »Siesta« (Ueber Land und Meer, 1887, Bd. 57. S. 433); »Niederländisches Atelier« (Lützow's Zeitschr. 1881, XVI. 509), »Lustiges Handwerk«, »Entdeckte Heimlichkeiten« u. dgl. Stimmungsvoll war die Ansicht eines ruinösen »Parks«, in welchem auf überwachsenen Wegen, zwischen Säulentrümmern und zerbrochenen Statuen ein Reh seine Aesung sucht und die »Kindergruppe vor dem Thore eines herrschaftlichen Schloßgartens« (1886). Aus diesem behaglichen Schaffen riß den Künstler nach kurzem, aber schwerem Krankenlager der Tod am 8. Februar 1887. A. zeichnete auch für die »Münchener Bilderbogen« und den »Daheim-Kalender« manch heiteres Blatt.
Vgl. Nekrol. in Nr. 182 d. Allg. Ztg., 3. Juli 1887; Ueber Land u. Meer 1887, 57. Bd., S. 442.
Hyac. Holland.
Dr. phil. Hyazinth Holland: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1900.
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* 3.11.1837 (München)
† 31.12.1901 (München)
Genremaler und Portraitmaler
Max Adamo †. Am letzten Tage des vorigen Jahres ist der Münchener Historienmaler Max Adamo aus dem Leben geschieden, ein hochbegabter Künstler, dem leider nie die gebührende Beachtung rechtzeitig zutheil wurde, um sein viel und Großes versprechendes Talent durch passende Aufträge in die richtigen Bahnen zu lenken. Geboren am 3. November 1837 als Sohn des gleichnamigen Justizministerial-Archivars, kam unser Max frühzeitig und blutjung, noch mit den Eierschalen der Lateinschule auf dem Rücken, an die unter W. v. Kaulbachs Direktion blühende Akademie, wo der mit überraschender Begabung ausgestattete Eleve erst bei Anschütz in der Maler- und dann bei Philipp Foltz in der sogenannten Komponier-Schule erstaunliche Proben seiner frischqeellenden Originalität ablegte. Ein Cyklus mit Kohlenzeichnungen aus dem »Studentenleben« wendete alsbald die allgemeine Aufmerksamkeit auf seinen Namen. Auch machte er sich durch Zeichnungen in den »Fliegenden Blättern« und den »Münchener Bilderbogen« bekannt. Bald that er sich auch in Wetteifer mit anderen gleichzeitigen Foltz-Schülern, wie Schwoiser, Hauschild, Baumeister, Heinrich Spieß, Andreas Müller u. A. in der Behandlung geschichtlicher Soffe hervor, z. B. wie Kaiser Ludwig der Bayer seinen Gegner Friedrich den Schönen der ritterlichen Haft entläßt (1859) oder Kaiser Rothbart, nach Rückerts Dichtung, den Einzug im Kyffhäuser antritt und des »Reiches Herrlichkeit« für künftige Wiederkehr vorerst hinabnimmt (1864). Auch behandelte er einen selbsterfundenen Roman in fünf zusammenhängenden Bildern (Häusliches Glück, Ehrgeiz, Erhebung, Defizit und Ende) in ganz dramatisch packender Spannung. Infolge dieser Leistungen wurden ihm für die historische Galerie im Bayerischen Nationalmuseum zwei seiner ganzen Natur recht zutreffende Stoffe übertragen: »Handelsverkehr der Regensburger nach dem Orient im 11. und 12. Jahrhundert« und die »Blüthezeit der Stadt Nürnberg im 15. und 16. Jahrhundert«. Obwohl Adamo hier schöne Proben seiner Selbständigkeit gegeben hatte, bezog er doch abermals die Akademie, um unter Pilotys aufsteigendem Sterne auch die neueste koloristische Technik sich anzueignen. Zwischendurch versenkte er sich in das Studium Mignets und so entstand sein kleines, eminent durchgearbeitetes, in Zeichnung und Farbe gleich ausgezeichnetes, lebensprühendes Bild »Robespierres Verhaftung im Nationalkonvent«: Leidenschaften, triumphirender Haß und politische Niedertracht stürmen in rasender Wuth aneinander, eine wahre Völkerschlacht der Parteien. Das in Wien und Paris vielfach ausgezeichnete Bild erwarb die Nationalgalerie in Berlin. Noch einmal wählte Adamo einen Stoff aus der französischen Geschichte: wie Karl IX. nach der Bartholomäusnacht seinem Lager zuwankt – wobei jedoch das kostümliche Arrangement der neuen Schule in verstimmender Weise überwiegend sich fühlbar machte. Da keine anderweitigen Bestellungen in Sicht kamen, lieferte Adamo eine Anzahl von Illustrationen zur »Shakespeare-Galerie« (von Brockhaus in Leipzig), zu Julius Caesar, Coriolan, Macbeth, Viel Lärm um Nichts, zum Wintermärchen und Kaufmann von Venedig und zu den Königsdramen Heinrich IV. und Heinrich VI. Davon ergab sich leicht ein weiterer Uebergang in die englische Geschichte, zu Scenen aus dem Leben König Karls I. mit seinen Kindern und zu Cromwells Herrschaft. Auch der Abfall der Niederlande bot neue Stoffe und zuletzt die Ermordung von Wallensteins Generalen: Jedes Bild war ein neuer Zeuge von der liebevollsten Vertiefung des Künstlers, der weder Zeit, noch Mühe und Opfer scheute, seine Schöpfungen, darunter auch das Laboratorium eines Alchymisten, mit gewissenhaftestem Fleiße durchzubilden. Trotz aller Anerkennung und obwohl seine Bilder schließlich den Weg nach Amerika fanden, erreichte ihn doch kein nennenwerther Glücksstrahl. Sein immer tief innerlich arbeitendes, rastloses, allen weitern Außenverkehr meidendes, leicht verstimmbares Wesen schloß in fühlbarer Vereinsamung den Künstler ab, der schließlich noch froh sein sollte, als Zeichnungslehrer an einem Gymnasium eine nicht beneidenswerthe Stellung und Wirksamkeit zu finden, die ihm endlich auch gründlich verleidet wurde. – Große Sorgfalt hatte er auf die Bildung seines jüngeren Bruders Albert Adamo (geb. 1849) verwendet, welcher im Genre- und Portraitfach excellirte, aber schon am 8. Februar 1887 aus dem Leben schied (vgl. Beil. 182 Allg. Ztg. vom 8. Juli 1887).
Allgemeine Zeitung Nr. 4. München; Samstag, den 4. Januar 1902.