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Das Grab ist nicht erhalten
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* 1814 (Carlsburg, Siebenbürgen)
† 10.12.1836 (München)
Bildhauer
Hagar in der Wüste,
von
Rudolp Bärenhart, Bildhauer aus Wien.
Vor wenigen Tagen ist die Hagar in der Wüste von dem durch tiefes Studium und eisernen Fleiß sich auszeichnenden jungen Künstler Bärenhart im Hautrelief vollendet worden.
Wir haben diese Hagar schon von vielen Künstlern in Gemälden und in der Plastik ausgeführt gesehen, aber noch kein Werk dieser Art trug so sehr den Stempel der richtigen geschichtlichen Auffaßung, als wie das obengenannte in Idee und Darstellung gleich großartige Hautrelief des Herrn Bärenhart.
Das Geschichtliche der Hagar in der Wüste, welche als Sclavin nach der biblischen Geschichte und den damaligen Zeitverhältnissen, sammt ihrem Kinde von ihrem Herrn verstoßen ward, ist unsern Lesern ohnehin bekannt, so wie auch, daß die Mutter in der Wüste sammt ihrem Kinde dem Verschmachten nahe war, als der Hagar im Vertrauen auf die Vorsehung ein Engel erschien und ihr eine Quelle wies.
Aus diesem Geschichtlichen bildete nun Hr. Bärenhart seine Composition und führte seine Idee auf sehr ästhetische Weise aus. Er formirte in seinem Hautrelief mehrere Piramidal-Gruppen, die in ein simetrisches Ganzes ausgehen; die erste Piramidal-Gruppe bildet sich durch die Hagar mit dem zu ihren Füßen verschmachtenden Sohne, dem Reisebündel und dem leeren umgestürzten Wassergefäße; die zweite durch den Engel, dem obengenannten Kinde und der Quelle; dann die Dritte, durch das Kind und das umgeworfene Wassergefäß, und endlich die Vierte, welche die Hauptgruppirung bildet, und in sich alle zur unmittelbaren Gruppirung gehörenden Gegenstände schließt, gestaltet sich von dem Kopf des Engels rechts zur Quelle und links zum Reisebündel.
Hr. Bärenhart hat in den dargestellten Figuren sein tiefes psichologisches Studium bewährt. Der Ausdruk der leidenden trostlosen Mutter, das Hinweisen auf ihr verschmachtendes Kind, ist wahrhaft von hohem Kunstsinn zeugend; die hehre Gestalt des Engels trägt den Stempel göttlicher Abkunft und Milde, womit er der Mutter die Quelle weist; worin aber unsers Erachtens die größte Kunst sich herausstellt, und wovon der fühlende Mensch am meisten ergriffen wird, ist das verschmachtende Kind zu den Füßen der Mutter.
Die Komposition zeigt den geläuterten ästhetischen Geschmak. Was die Ausführung betrifft, dürfte, wie der junge Künstler selbst einsehen wird, so Manches, für Künstler nur zu Bemerkende, mehr geübt werden.
Wenn je ein junger Mann durch Fleiß und Ausdauer sich die Protektion einer hohen Mecänatin verdient hat, so ist es ganz gewiß Hr. Bärenhart.
Es wäre zu wünschen, daß dieses Hautrelief vor Absendung nach Wien, wohin es bestimmt ist, noch im hiesigen Kunstvereine aufgestellt würde. Dasselbe ist 7 Fuß hoch und 5½ Fuß breit.
Bei dieser Gelegenheit kommen wir darauf zurük, daß in der Wiener-Theater-Zeitung vom 2. Dezember 1834 schon eine sehr rühmliche Kritik über seine ersten Werke der Bildhauerkunst stund, nämlich über eine Gruppe aus der Sündfluth, welche sich gegenwärtig im Besiz des Hr. Grafen von Palfy in Wien befindet, dann Ariadne auf Naxos, welche dieser geniale Künstler in dem Zeitraume eines Jahres vollendete, und sich bei allen Beschauern die vollste Bewunderung erwarb, daher aber auch den Grundstein zu dem Gebäude einer glüklichen Zukunft legte.
Hr. Bärenhart berechtigt zu der Hoffnung als Künstler in wenigen Jahren eine Zierde seines Vaterlandes zu werden, besonders, da sein Streben nur dahin geht, sich so zu vervollkommnen, daß er seiner hohen und mächtigen Wohlthäterin durch rastloses Ringen nach möglichster Ausbildung seinen Dank darbringen könne.
Hr. Bärenhart wohnt in der Ludwigsstraße Nro. 1 zu ebner Erde.
Museum der eleganten Welt Nr. 31. München, 1836.
Deutschland.
München, 9 Dec. Folgendes ist der heutige Stand der Brechruhrkranken: Vom vorigen Tage verblieben 256, neue Erkrankungen 31, ganzer Stand 287; genesen 52 (33 mehr als gestern), gestorben 17 (1 mehr als gestern), bleiben in Behandlung 218. Im Landgerichtsbezirk München war am 7 Dec. folgendes der Stand der Kranken: 19; genesen keiner; gestorben; in ärztlicher Behandlung verblieben 15. Vorbeugend behandelt 11. Unter den Verstorbenen hat man besonders einen jungen Künstler aus Wien, Hrn. Bernhard*, zu bedauern, der mit Unterstützung I. k. H. der Erzherzogin Sophie sich hier in der Bildhauerkunst zu vervollkommnen eifrig beflissen war. Seine große Arbeit, eine Ariadne, wurde schon vo zwei Jahren in Wien allgemein bewundert. Man war überzeugt, daß er sich bald in den ersten Rang der Künstler seines Faches emporschwingen würde. Doch er erlag in seinem 25sten Jahre den Folgen der Krankheit, nachdem man ihn fast schon wieder hergestellt glaubte.
* In den Todtenanzeigen finden wir den Namen des Künstlers Bernhard Rudolph angegeben. Der Irrthum in einer dieser Angaben scheint durch die Verwechslung des Taufnamens veranlaßt.
Allgemeine Zeitung No 346. Augsburg; Sonntag, den 11. Dezember 1836.
Unter den an der Brechruhr Verstorbenen hat man besonders einen jungen Künstler aus Wien, Hrn. Bernhard, zu bedauern, der mit Unterstützung Ihrer kaiserl. Hoheit Erzherzogin Sophie sich hier in der Bildhauerkunst zu vervollkommnen eifrig beflissen war. Seine große Arbeit, eine Ariadne, wurde schon vor 2 Jahren in Wien allgemein bewundert. Man war überzeugt, daß er sich bald in den ersten Rang der Künstler seines Faches emporschwingen würde.
Augsburger Postzeitung Nro. 347. Montag, den 12. Dezember 1836.
München, 11 Dec. Folgendes ist der heutige Stand der Brechruhrkranken: Vom vorigen Tage verblieben 222, neue Erkrankungen 24, genesen 9, gestorben 12 (wie gestern), bleiben in ärztlicher Behandlung 225. (Die Berichte von den Landgerichtsbezirken Au und München folgen morgen.) Bei dem heute eingetretenen kalten Wetter hoft man fortdauernd auf Verminderung der Krankheit und der Todesfälle. – Der in meinem letzten Briefe erwähnte hier verstorbene junge Künstler aus Wien war unter dem Namen Bernhard hier bekannt, und von dem in der Todtenanzeige ihm beigefügten Namen Rudolph ist mir nichts bekannt.
Allgemeine Zeitung No 348. Augsburg; Dienstag, den 13. Dezember 1836.
Die Bildhauerkunst hat durch den Tod des talentvollen Rudolph Bärenhart (nicht Bernhart), dessen wir in früheren Berichten erwähnten, einen großen Verlust erlitten. Er starb nach langen Leiden, ein hoffnungsvoller Jüngling in den Stufen der Meisterschaft.
Augsburger Postzeitung Nro. 355. Montag, den 20. Dezember 1836.
Bekanntmachung.
In der Ludwigstraße 1/1, bey’m Oelfabrikanten Johann Hahn wird der in Kleidern, Wäsche, einigen Büchern, silberbeschlagenen Meerschaumköpfen und andern Effekten bestehende Rücklaß des Bildhauers Rudolph Bärenhart aus Wien kommenden Dienstag, den 3. October
von 9 bis 12 und 2 bis 6 Uhr
gegen sogleich baare Bezahlung an die Meistbietenden gerichtsöffentlich verkauft, wozu Kaufsliebhaber eingeladen werden.
Am 26. September 1837.
Königl. Kreis- und Stadtgericht
München.
(L. S) G. v. Lerchenfeld, Dir.
v. Winter.
Die Bayer’sche Landbötin Nro. 117. München; Samstag, den 30. September 1837.
Notizenblatt.
Bärenhart's Gruppe: Ariadne und Bachus.
Der größte Theil der älteren Leser dieser Blätter wird sich unseres Urtheiles über die von Rudolph Bärenhart (recte Joseph Bernhard) verfertigte Gruppe: Ariadne und Bachus, in Nr. 79 und 94 der »Feierstunden« des Jahrganges 1835, erinnern. Während einige Blätter, deren Referenten entweder einem äußeren Einfluß erlagen oder nicht berufen waren, in einer Sache der Kunst ein Urtheil zu geben, sich über diese, damals öffentlich ausgestellte Gruppe mit dem ungemessensten Lobschwalle aussprachen und Alles thaten, um für den Verfertiger eine Partei zu gewinnen: sprachen wir ohne ein anderes Motiv, als den Eifer für die Kunst, eine tadelnde Ansicht aus. Wir sagten es geradezu, daß der Künstler, durch die Lobhudeleien seiner Freunde irre geführt, von weiterer Vervollkommnung abgehalten und der Kunst verloren gehen würde. Mancher wird sich noch erinnern, wie übel dieses unser leidenschaftsloses Wort von der Gegenpartei aufgenommen worden. Verläumdung, Geträtsch und Verkennung unserer besten Absicht war die Folge davon. Heute, nach fünf Jahren, wo jene des, am 7. December 1836 zu München verstorbenen Rudolph Bärenhart dem Concurse anheimgefallene Gruppe, nur auf 200 fl. geschätzt, auch um diesen geringen Preis in der öffentlichen Licitation nicht an Mann gebracht werden konnte; nun, nachdem die Erfahrung gelehrt hat, wie der, allerdings mit einigen Anlagen begabte, aber in jugendlicher Überschätzung seiner Kraft, in dem Trotze, den er an der hiesigen Akademie seinen Lehrern entgegengesetzt hatte und durch die Lobhudelei feiler Krittler bis zur Verblendung gebrachte junge Künstler, weder in noch außer seinem Vaterlande irgend etwas Namhaftes geleistet hat und als ein Opfer verkannter Kraft und mißhandelter Kunst dahingegangen ist, sei es uns vergönnt, Diejenigen, welche uns damals so schonungslos angegriffen, auf diese Thatsachen zu erinnern; es sei uns gewährt, in dieser Sache, so wie wir's in vielen andern könnten, mit einigem Stolz auf jene Wahrheitsliebe, auf jenes edlere und bessere Streben hinzuweisen, dem wir immer getreu geblieben. Möchte aber nun jene Riesengruppe: »Ariadne und Bachus,« welche von den lobhudelnden Stimmen damals das größte Kunstwerk Wiens gepriesen worden – möchte es nun, da es um den wohlfeilsten Preis von den getäuschten Gläubigern ausgeboten wird, von eben jenen Beurtheilern, welche an dem verkehrten Streben ihres Fertigers und der vereitelten Laufbahn desselben unläugbare Schuld tragen, zur Sühne angekauft und als eine Erinnerung bewahrt werden: Daß die Wahrheit in Kunst und im Leben am Ende doch jedes Mal siege; daß der Schaden, welchen eine parteiische und lobhudelnde Kritik jungen Talenten bringe, unberechenbar sei und auf das Haupt derjenigen zurückzufallen verdiene, welche bei Aussprüchen über Kunst und Wissenschaft weder ihr Gewissen, noch ihre Pflicht zu Rathe gezogen. E.
Der Oesterreichische Zuschauer Nr. 20. Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und geistiges Leben. Mittwoch, den 14. Februar 1838.
Tagesneuigkeiten
Der Wiener Rochus-Platz heißt jetzt Ziehrer-Platz. Wien, 11. Oktober. Der Gemeinderatsbeschluß für allgemeine Verwaltungsangelegenheiten hat beschlossen, den Rochus-Platz auf der Landstraße in Ziehrer-Platz und die noch nicht ausgebaute Ziehrer-Gasse auf dem Heuberg nach dem Bildhauer Rudolf Bärenhart Rudolf-Bärenhart-Gasse umzubenennen. Die Erläuterungstafeln werden folgende Aufschrift tragen: »Carl Michael Ziehrer (1843–1922), Wiener Tanzkomponist« und »Rudolf Bärenhart (1814–1837), Bildhauer«.
Salzburger Wacht Nummer 236. Organ für das gesamte werktätige Volk im Lande Salzburg. Donnerstag, den 12. Oktober 1933.