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Hier ruhen:
Herr Josef Giehrl,
k. Professor der Akademie der Tonkunst
geb. 18. Septbr. 1857, gest. 24. April 1893.
Herr Dr. Josef von Giehrl,
kgl. Ministerialrath,
geb. 12. Januar 1825, gest. 7. Juni 1893.
Frau Anna von Giehrl,
geb. Aschenbrenner,
Ministerialraths-Wittwe
geb. 12. Mai 1830, gest. 9. Novbr. 1912.
Fraülein Anna Giehrl,
Ministerialraths-Tochter,
geb. 22. April 1855, gest. 27. Dezbr. 1917.
R. I. P.
Sockel
Grabstätte
der Familie Giehrl.
J. Lallinger
Rechte Seite
Katharina Giehrl
Sekretärs-Wittwe
geb. 2. Februar 1794
gest. 19. Dezember 1880
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Fischer, Alois; 21.2.1826 (Steinweg bei Regensburg ) – 8.1.1887 (München); Advokat und Rechtsanwalt
»Gestern Nachmittags 3 Uhr fand auf dem südlichen Friedhofe die Beerdigung des k. Advokaten Alois Fischer statt. Eine große Anzahl Leidtragender, darunter der k. Landgerichtspräsident Frh. v. Leonrod, Oberregierungsrath Reißenbach, mehrere Räthe des k. Oberlandes- und Landgerichts München I, ferner viele Offiziere und Rechtsanwälte, eine Deputation des Korps »Palatia«, folgten dem reichgeschmückten Sarge. Der Grabrede des Stadtpfarrers Thoma ist zu entnehmen, daß der Verstorbene zu Steinweg bei Regensburg am 21. Februar 1826 geboren wurde, das Gymnasium Regensburg absolvirte und dann die Universität München bezog, um sich dem Studium der Jurisprudenz zu widmen. Nach glänzendem Examen ging er als Praktikant nach Ebersberg, dann wirkte er 10 Jahre hier als Rechtskonzipient und wurde am 1. Mai 1863 zum k. Advokaten ernannt. Am 17. Mai desselben Jahres verehelichte er sich mit Fräulein Mathilde von Hohenhausen, mit welcher er fast 24 Jahre in der glücklichsten Ehe lebte. Sechs Kinder entsprossen dieser Ehe. Seit vielen Jahren von einem Leiden befallen, ertrug er dasselbe mit großer Willensstärke, bis ihn im Jahre 1881 eine schwere Krankheit an den Rand des Grabes brachte. Seit dieser Zeit erholte er sich nicht mehr ganz und am vergangenen Samstag schied er unvermuthet aus diesem Leben.«
Giehrl, Anna von (vw) / Aschenbrenner (gb); 12.5.1830 – 9.11.1912; Ministerialrats-Witwe
Giehrl, Anna; 22.4.1855 – 27.12.1917; Ministerialrats-Tochter
Giehrl, Josef von, Dr.; 12.1.1825 – 7.6.1893; Ministerialrat
Giehrl, Katharina; 2.2.1794 – 19.12.1880; Sekretärs-Witwe
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* 18.9.1857
† 24.4.1893 (München)
Pianist, Komponist und Klavierlehrer
Musik.
München, 15. Juli. Das zweite öffentliche Prüfungskonzert der kgl. Musikschule zeigte im Allgemeinen ebenso erfreuliche künstlerische Resultate wie das erste. Hervorragend war vor Allem wieder das Klavierspiel vertreten. Herr von Duniecki spielte das Beethoven'sche es-dur-Konzert, oder vielmehr leider nur dessen ersten Satz, in jener nach Seite der Technik, wie des Vortrages fertigen, klaren und bedeutsamen Weise, welche an des jungen Mannes Vorträgen schon seit Jahren zu schätzen sind. Ein Neuling trat Hr. Josef Giehrl mit Schubert's »Wandererphantasie,« von Liszt orchestrirt, vor das Publikum. Das Stück ist theilweise recht undankbar, weil zu aufdringlich instrumentirt, so daß nicht selten die schönsten Klavierpassagen gedeckt werden; es stellt daher vor Allem die größten Anforderungen an die Kraft des Spielers, Anforderungen, denen Giehrl glänzend gerecht wurde. Wie empfindungsvoll und ächt musikalisch trug er ferner die Gesangstellen vor, wie brillant die schwierigen Passagen!
Der Sammler Nr. 85. Belletristische Beilage zur »Augsburger Abendzeitung«. Dienstag, den 17. September 1877.
München, 2. Dezember.
— Montag den 6. ds. veranstaltet der Pianist Herr Josef Giehrl, durch seine früheren Leistungen als Schüler der hiesigen k. Musikschule wohl noch im besten Andenken stehend, nach Beendigung seiner Studien bei Meister Franz Liszt unter gütiger Mitwirkung der k. Hofopernsängerin Frau Weckerlin und des k. Concertmeisters Herrn Walter ein Concert im großen Museumssaale.
Neueste Nachrichten Nr. 338. München; Freitag, den 3. Dezember 1880.
München, 8. Dezember.
Der Pianist Herr Josef Giehrl, früher Eleve der hiesigen Musikschule, gab vorgestern im Saale des Museums sein erstes Concert, und zwar mit einem Erfolg, zu dem man dem jungen Künstler nur gratuliren kann. Der Saal war überfüllt, das Auditorium, unter welchem wir I. K. Hoh. Prinzessin Ludwig, Herrn Staatsminister Dr. v. Lutz, Frhr. v. Perfall u. A. erblickten, zeigte, mit welch' großem Interesse in Musikkreisen man diesem Abend entgegensah. Die feine Auffassung und Empfindung, die glänzende Wiedergabe und große Technik bei Durchführung von Werken verschiedener Meister, wie Beethoven, Rheinberger, Schubert, Schuhmann, Chopin, Liszt und Rubinstein, haben die noch so hohen Erwartungen übertroffen und reichen und wohlverdienten Beifalles konnte sich der junge und hochbegabte Künstler bei seinem ersten Auftreten in seiner Vaterstadt erfreuen.
Neueste Nachrichten Nr. 344. München; Donnerstag, den 9. Dezember 1880.
Bayerische Chronik.
München, 24. April.
Todesfall. Heute Mittag ist Joseph Giehrl, k. Professor an der Akademie der Tonkunst, nach längerem Leiden gestorben. Diese Nachricht wird im musikalischen München und darüber hinaus das schmerzlichste Bedauern wachrufen. Der Verblichene war als Mensch wie als Künstler in den weitesten Kreisen beliebt und hochgeachtet. Besonders für das Concertleben Münchens wird die nimmermüde Kraft des feinsinnigen Pianisten, der insbesondere als Chopin-Spieler kaum einen Rivalen hatte, des unübertrefflichen Accompagnateurs, als welcher er unsern Sängern, insbesondere Eugen Gura, ein unschätzbarer Genosse war, kaum ersetzt werden können. Seines tückischen Leidens nicht achtend, hat der junge Künstler bis vor wenigen Wochen seine letzten Kräfte im Lehrberuf aufgerieben. Trauernd sahen seine zahlreichen Freunde die unabwendbare Katastrophe nahen, die nun einem erfolgreichen Künstlerleben ein frühes Ende bereitet hat.
Allgemeine Zeitung Nr. 114. München; Dienstag, den 25. April 1893.
Bayerische Nachrichten.
München, 23. April. (Stipendienstiftung.) Morgen am 24. ds. Mts. jährt sich der Todestag des unvergeßlichen Giehrl. Zum Andenken an ihn hat eine ungenannt sein wollende Persönlichkeit (welche übrigens nicht in hiesigen musikliebenden Kreisen zu suchen ist) mit der Summe von 18000 Mk. eine Stipendienstiftung errichtet, welche den Namen des Verblichenen trägt und für Studierende des Klavierspiels an der Akademie der Tonkunst bestimmt ist.
Rosenheimer Anzeiger No. 93. Mittwoch, den 25. April 1894.