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Familien-Grab.
Unserm teuern Gatten u. Vater
Herrn Ignaz Sigl,
k. Postrat a. D.
geb. 23. Aug. 1831, gest. 7. April 1898,
und
unserer inniggeliebten Mutter
Frau Louise Sigl, geb. Gresbek
geb. 6. Mai 1827, gest. 26. Mai 1910.
R. I. P.
Ignaz Sigl, k. Hofmusiker † 1863.
Antonie Sigl, † 1855,
Johanna Sigl, † 1907.
A. Aufleger. 14.12.21.22.
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Sigl, Ignaz; 23.8.1831 – 7.4.1898; Postrat
Sigl, Johanna; – 1907
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† 14.10.1863 (München), 64 Jahre alt
Musiker (Violoncello)
Artistisch-literarischer Theil.
Münchener Concert-Zuhörer.
Das Odeon zierte vergangenen Samstag die herrliche Mozart-Statue (das Schwanthaler'sche Modell), auf demselben Platze postirt, wo früher das Beethoven'sche Standbild. Der Anblick des großen Meisters hob nicht wenig die ohnehin feierliche Stimmung des Publikums. Aus seinem Opernschatze kamen die Ouverture zur Zauberflöte und das Ouintett aus Cosi fan tutte; aus der Kammer-Musik das Adagio des Clarinett-Quintetts, worin besonders Hr. Bärmann sich auszeichnete; aus dem Vocale das Göthe'sche Lied vom Veilchen, das Frau Diez auf Verlangen repetiren mußte, und der mächtige Isis-Chor, von mehr als hundert Sarastro-Priestern gesungen. Die Krone des Abends war das Requiem. (Die Soli vorgetragen von den Damen Diez u. Lenz und den HH. Kindermann u. Young.) Jede der fünf Abtheilungen rief lauten Beifall hervor. Die Ausführung war eine meisterhafte, und die Kapelle zeigte sich wahrhaft begeistert.
Während der Pause überraschte ein Mitglied der Kapelle, Hr. Hofmusikus Ignaz Sigl, seine Kollegen mit einer interessanten Mozart'schen Reliquie. Hr. Sigl zeigte nämlich jenes kleine Violoncello vor, auf welchem Mozart als Knabe von 6 Jahren gespielt hatte, und mit dem er auch unter der großen Pastete saß, die der Fürstbischof von Salzburg über ihn hatte machen lassen und unter welcher er versteckt auf die Tafel gebracht wurde. Man denke sich das Erstaunen der Gäste des Prälaten, als dem Innern der Pastete jene wundervollen Harmoniken entstiegen, durch die Mozart als Wunderkind die Welt entzückte. Als Sigl, ebenfalls im Knabenalter, i. J. 1804 mit seinen Geschwistern in Salzburg musicirte, und nur eine Viola hatte, worauf er die Cellostimme spielte, schenkte ihm Mozart's Schwester, Frau Sonnenburg, dieses kleine Violoncello, das einst Mozart's Händchen beherrscht hatte. Auch der anwesende König Ludwig betrachtete dieses theure Andenken mit großen, Wohlgefallen.
Münchener Punsch Nro. 5. Sonntag, den 3. Februar 1856.
Todes-Anzeige.
Heute Nachmittags 2¼ Uhr entschlief ruhig im Herrn unser innigstgeliebter und unvergeßlicher Vater, Bruder, Onkel und Schwager,
Herr
Ignaz Sigl,
kgl. Hofmusikus.
Er starb in seinem 65. Lebensjahre nach kurzem aber schmerzlichen Krankenlager gestärkt durch den Empfang der hl. Sterbesakramente.
Indem wir diese für uns so schmerzliche Kunde allen Verwandten und Freunden bekannt geben, empfehlen wir die Seele des Verblichenen dem frommen Gebete, uns aber stiller Theilnahme.
München, den 14. Oktober 1863.
Ignaz Sigl, k. Postassistent, Sohn.
Johanna Sigl,
Friederike Sigl, Töchter.
und die übrigen Verwandten.
Die Beerdigung findet Freitag den 16. Oktober Nachmittags halb 5 Uhr vom Leichenhause aus und der Trauergottesdienst Samstag, den 17. Oktober Vormittags 9 Uhr in der Metropolitanpfarrkirche zu U. L. Frau statt.
Bayerischer Kurier Nr. 284. München; Freitag, den 16. Oktober 1863.
München, 15. Okt. Gestern ist der k. Hofmusikus, Hr. Ignaz Sigl, ein Bruder des k. Hof- und Kapellsängers und langjähriges Mitglied unserer Kapelle, an den Folgen einer Operation verschieden.
Der Bayerische Landbote No. 289. München; Freitag, den 16. Oktober 1863.
Hauptstadt-Neuigkeiten.
München, 17. Oktober.
Das gestrige Leichenbegängniß des verlebten Hofmusikus Ignaz Sigl hat unter äußerst zahlreicher Betheiligung aller Stände stattgefunden. Zöglinge des kgl. Erziehungs-Institutes gingen mit brennenden Kerzen neben dem Sarge und eine Abtheilung königlicher Edelknaben erwies ihrem Lehrer gleichfalls die letzte Ehre. Der geistliche Herr Grabredner hob in gediegener Weise hervor, wie der Verstorbene, der als Mitglied der Hofkapelle viele Jahre lang ruhmwürdig gewirkt, durch persönliche Rechtschaffenheit und Religiosität seiner Kunst die höhere Weihe gegeben habe. Ignaz Sigl, Sohn eines fürstbischöflichen Hofmusikus in Passau, stund 49 Jahre lang in bayerischen Diensten, denen er sich in frühester Jugend geweiht hatte. Er war ein vorzüglicher Meister seines Instruments (des Cello) und die berühmten klassischen Quartetten unserer Akademie zählten ihn zu ihren Mitgliedern. Gleichwie der unvergeßliche Menter seinen letzten Bogenstrich beim Musikfest des Jahres 1855 ausgeführt hatte, so beschloß auch Ignaz Sigl seine künstlerische Thätigkeit mit dem großen Festkonzert, das vor ein paar Wochen stattgefunden. Er hatte eine äußerst rüstige Constitution und war in seinem Leben niemals krank gewesen; eine zur Beseitigung angesetzten Wassers vorgenommene Operation sollte dem Leben des wackern Künstlers ein unvermuthetes Ziel setzen. Obwohl mit sehr zahlreicher Familie gesegnet und gleich vielen seiner Collegen Jahre lang kärglich besoldet, war er doch in geordneten Verhältnissen. Künstler aller Branchen Bürger, Beamte, Offiziere und viele andere Leidtragende folgten seinem Sarg in einem massenhaften Zuge. Das Chorpersonal des k. Hoftheaters exekutirte einen herrlichen Trauergesang.
Münchener Bote für Stadt und Land No. 248. Sonntag, den 18. Oktober 1863.
München.
Königliches Theater.
München. Unter sehr zahlreicher Betheiligung aller Stände hat das Leichenbegängniß des verlebten Hofmusikus Ignaz Sigl am 16. d. M. stattgefunden. Während 49 Jahren im Dienste der k. Hofkapelle thätig, bewährte sich derselbe als tüchtiger Cellospieler, der, gleichwie Menter, seinen letzten Bogenstreich beim ersten Musikfeste des Jahres 1855 ausgeführt hatte, seine künstlerische Thätigkeit bei dem diesjährigen Musikfeste beschloß. Zwar schon kränkelnd, mochte er dennoch nicht geahnt haben, daß er vielleicht als ein Opfer dieses Musikfestes, schon so schnell in's bessere Jenseits hinüberschlummern sollte, sonst würde er wohl seine letzten Kräfte nicht angestrengt haben für eine Sache, deren Nothwendigkeit durchaus nicht einleuchtet, die aber vielleicht nur dazu dienen sollte, einzelnen Persönlichkeiten ein glänzenderes Relief zu verleihen. Das Andenken des Hrn. Sigl wird noch lange denen theuer bleiben, die ihm näher standen und den biedern Charakter des Freundes zu schätzen wußten und manche Thräne der aufrichtigen Theilnahme folgte ihm nach in sein stilles Asyl, wo enden die Leiden dieses Lebens.
Münchener Theater-Journal für dramatische und bildende Kunst, Literatur, Musik, Geselligkeit und für die Gesammt-Interessen der Bühnenwelt Nr. 44. 29. Oktober 1863.