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15 – 1 – 19 (Pranger)

Ω

GEORG PRANGER
1745 – 1820
“PRANGERL”
MUSIKER UND
VOLKSTÜMLICHER
KURFÜRSTLICHER
HOFNARR

Anmerkung:
Bei der restaurierten Grabinschrift fehlen die Anführungszeichen

Ω

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Georg Pranger

Prangerl (ps)
* 1745
† 4.12.1820 (München)
Hofnarr und Musiker (Violine)

Münchener Hundert und Eins (1840)

Ramlo, Finessensepperl und Prangerl dauern im Andenken der Hauptstadt fort.

[...]

Diese zierlichen Exemplare von Menschen, wie Ramlo einer der Letzten war, sind in München ausgestorben; ebenso die Hofnarren wie Prangerl. Mit dem Churfürstenthum in Bayern wurde auch ihre Herrschaft begraben. Prangerl war der Lustigmacher des Hofes. Sein Witz war zottig, schonungslos. Die »gute Stadt München« hatte ein ganz anderes Gepräge, als die »Königliche Haupt- und Residenzstadt.« Zu jener Zeit, da Prangerl lebte, konnte man noch satyrisch seyn. Prangerl war kein Zwerg, aber auch weit von einem Riesen; auch er ging immer mit einem Stock in der Hand, den mancher Gassenjunge zu fühlen bekam. Die derben Anekdoten, die von ihm noch in der Ueberlieferung des Münchener Volkes leben, haben den Geist Till Eulenspiegels, und Prangerl, so wie seines Gebieters Churfürstliche »Durchleucht« konnte herzlich lachen, wenn er Jemanden geprellt hatte. Raimund hat ein bekanntes Stück geschrieben: »die Insel der Wahrheit«; Hofnarren können wahrlich: Oasen der Wahrheit genannt werden. Auch Prangerl hatte diesen Vorzug; doch die Freiheit, die in diesem gnädigen Vorrechte lag, gedieh bei ihm einigemal bis zur Unverschämtheit, der Ungnade folgte.

Sebastian Franz von Daxenberger: Münchener Hundert und Eins. München, 1840.

Münchener Tages-Anzeiger (6.2.1860)

Versteigerungen.

Heute Montag Vorm. von 9–12 U. u. Nchm. von 2¼–6 U., werden Frühlingsstraße Nr. 4/3 aus dem Rücklasse der Frau Prangerl, Hofmusikuswittwe, Kanapee, Sessel, Kommoden, Kleiderschränke, Speisetische mit Einlage, Wasch-, runde und andere Tische mit Aufsatzkästl, Nachtkästl, Spiegel, Tafeln, ein sehr gelungenes Portrait des verstorbenen Herrn Prangerl sel., Schulbänke und große Tische, eine Schreibtafel, Betten, Bettladen, Koffer, eine Stockuhr, Fußteppich, verschiedene Kücheneinrichtung, Waschgeschirr etc. versteigert.

Münchener Tages-Anzeiger No. 37. Montag, 6. Februar 1860.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Pranger Georg, gen. »Prangerl«, 1745 (?) – 1820, Musiker und kurfürstlicher Hofnarr; P., von Beruf Musiker, war Lustigmacher des. kurfürstlichen Hofes, sein Witz war zotig und schonungslos; er war kein Zwerg, aber auch bei weitem kein Riese, ging immer mit einem Stock in der Hand, den Münchner Gassenbuben zu fühlen bekamen, die derben Anekdoten, die von ihm noch in der Überlieferung alter Münchner leben, haben den Geist Till Eulenspiegels und P. sowie seines Gebieters (Karl Theodor) kurfürstliche Durchlaucht konnten herzlich lachen, wenn er jemanden geprellt hatte; P. könnte eine Oase der Wahrheit genannt werden, doch die Freiheit in diesem gnädigen Vorrecht gedieh bei ihm einige Male bis zur Unbeherrschtheit, der Ungnade folgte; mit dem Kurfürstentum Bayern wurde auch Ps. Herrschaft begraben; von seiner Lebensgeschichte ist nur wenig überliefert.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



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