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15 – 3 – 55 (Baumann)

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FRIEDE

Adolf Baumann
Historienmaler
1829 – 1865

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Adolf Baumann

* 12.9.1829 (München)
† 5.2.1865 (München)
Historienmaler

Münchener Bote für Stadt und Land (8.6.1865)

Hauptstadt-Neuigkeiten.

München, 7. Juni.

Wie wir vernehmen, wird demnächst die Versteigerung des künstlerischen Nachlasses des leider zu früh dahingeschiedenen Historienmalers Adolf Baumann statthaben. Alle Kunstfreunde machen wir auf die schönen Arbeiten aufmerksam, die unser Künstler als Früchte seines Fleißes und entschiedenen Talentes aus dem kunstgeweihten Italien mit in die Heimath gebracht hatte. Wir finden hier nicht allein eine Anzahl von Costüm- und Aktstudien, sondern auch äußerst werthvolle Copien nach Gemälden Titians, Paul Veronese u. A., die Baumann am Orte der Originale in tiefster Empfindung nachbildete, und die nach dem Ausspruche aller Kunstkenner in überraschender Weise den Geist dieser berühmten Meister wiedergeben. Baumann’s eigene Compositionen im historischen Fache sind zu bekannt, um sie hier eingehender zu besprechen; sie zeichnen sich alle in gleicher Weise durch tiefgefühlte religiöse Empfindung aus und finden wir solche in seinem Nachlasse vielfach als Handzeichnungen und Farbenscizzen. Von vorzüglicher Wirkung aber sind zwei leider nicht mehr vollendete Compositionen »die trauernden Frauen am Grabe des Herrn« und »die Auffindung des Moses«; letztere ist als der Schwanengesang unseres vielversprechenden Künstlers zu betrachten; wir können nicht umhin, die vielen Freunde Baumann’s auf diese Versteigerung aufmerksam zu machen; sie bietet Gelegenheit ein Gedenkblatt aus dem Leben eines in jeder Weise vorzüglichen Künstlers sich zu erwerben.

Münchener Bote für Stadt und Land No. 136. München; Donnerstag, den 8. Juni 1865.

Allgemeine Deutsche Biographie (1875)

Baumann: Adolf Christian B., Historienmaler, geb. zu München 1829 † ebenda 1865, besuchte die Akademie von 44–48, wo er bald specieller Schüler Schraudolph’s wurde, dem er dann beim ganzen Verlauf seiner Arbeiten im Speirer Dom zur Seite stand. Nach ihrer Vollendung erhielt er von König Ludwig ein Reisestipendium um Italien zu besuchen, wo er drei Jahre blieb. Zurückgekehrt führte er nun eine Reihe selbständiger Arbeiten aus, zunächst zwei große Frescobilder in den Arcaden des südlichen Münchner Friedhofs: die Himmelfahrt Christi und die Erweckung von Jairi Töchterlein darstellend, dann stereochronisch eine Kreuzigung am Isarthor, vier Wandbilder im Nationalmuseum, u. a. m. Letztere sind unerheblich, die religiösen dagegen, in ihrer dem durch H. Heß geschaffenen und von Schraudolph fortgesetzten Kirchenstil sich durchaus anschließenden Art zeigen B. als einen ebenso gewandten als sorgfältigen und feinfühligen Künstler. Ohne auffallende Eigenthümlichkeit sind es achtbare Kunstwerke von edlem und einfachem, bei den einzelnen Individualitäten glücklicher nüancirtem Ausdruck, als dies bei der etwas conventionellen Frömmigkeit der Schultypen sonst gewöhnlich ist.

F. Pecht.

Friedrich Pecht: Allgemeine Biographie der Deutschen. Leipzig, 1875.

Allgemeines Künstler-Lexicon (1895)

Baumann, Adolf, Historienmaler, geb. 12. Sept. 1829 in München, † 5. Febr. 1865 das., besuchte die dortige Akademie, wurde Schüler Schraudolph’s und dessen Gehilfe bei den Malereien im Dom zu Speyer, bildete sich 3 Jahre in Italien und malte Fresken in den Arkaden des Friedhofs und am Isarthor in München. In der Neuen Pinakothek von ihm eine Madonna mit dem Kinde.

Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Baumann Adolf, 1829 (München) – 1865, Historienmaler; er besuchte 1844–1848 die Kunstakademie in München und war Schüler von J. von Schraudolph, dem er bei den Fresken im Dom von Speyer behilflich war; die Kreuzigung an der Ostseite des Münchner Isartors gehört zu seinen ersten Arbeiten; mit einem Stipendium ging B. auf drei Jahre nach Italien; auch er gehört zu den Hauptvertretern der Münchner Nazarener.

Hauptwerke: vier Bilder im Nationalmuseum aus der bayerischen Geschichte, zwei Altarbilder in der Pfarrkirche von Geltolfing bei Straubing.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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