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16 – 10 – 26 (Brugger)

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BILDHAUER
FRIEDRICH
BRUGGER
1815 – 1870

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Friedrich Brugger

* 13.1.1815 (München)
† 8.4.1870 (München)
Bildhauer

Die Bildende Kunst in München (1842)

Zu den Schülern Schwanthalers, die sich durch ein reiches Talent für Composition und ausübende Kunst auszeichnen und darin bereits Treffliches leisteten, gehören:

Friedrich Brugger aus München, dessen in Gyps ausgeführte lebensgroße Figur eines Jägers, der einen Hasen hält, zu welchem ein Hund emporschaut, sehr gelungen erscheint; ausgezeichnet sind seine Compositionen zu Friesen im Geiste der Antike.

Dr. Johann Michael von Söltl: Die bildende Kunst in München. München, 1842.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst (20.5.1870)

Nekrolog.

Friedrich Brugger †. Die deutsche Künstlerschaft hat durch das Ableben des Bildhauers Friedrich Brugger wieder ein schwerer Verlust getroffen. Brugger’s Werke zeichnen sich durch Gediegenheit, edle Auffassung und fleißige, meisterhafte Ausführung, endlich durch den darin an den Tag gelegten großen Schönheitssinn auf das Vorteilhafteste aus. Die bekanntesten darunter sind: die in Ueberlebensgröße ausgeführte Figur eines Jägers mit einem Hasen, zu dem ein Hund emporschaut, Theseus mit den Waffen seines Vaters, Chiron, welcher den jungen Achilleus die Leier spielen lehrt, eine Penelope, das edel aufgefaßte Standbild Gluck’s auf dem Promenade-Platz in München, die Statue des kriegerischen Max Imanuel ebendaselbst, das Denkmal des Geschichtschreibers Jobannes von Müller mit den Figuren der Gerechtigkeit und Geschichte und der Büste des Gefeierten auf dem Friedhofe zu Cassel, ein Werk von edelster Einfachheit und Würde, Dädalus und Ikarus (kürzlich in der Zeitschrift abgebildet), ein Faun, der mit einem Panther scherzt u. s. w. Von seinen Büsten ist wohl die des Philosophen Franz von Baader die gelungenste.

Für Brugger war das antike Ideal in formeller Auffassung der absolute Maßstab für die plastische Kunst. Dadurch erklärt sich wohl eine gewisse Kühle, welche uns aus den meisten seiner Werke anweht. Er fühlte sich beengt, wenn ihm Aufträge gegeben wurden, welche einer andern Sphäre angehörten als der antiken Welt, und wenn Arbeiten dieser Art dem wackeren Künstler mit Recht wenig Ehre eintrugen, so trifft ein Theil der Schuld ohne Zweifel Jene, welche nicht begriffen, daß man einem Künstler, dessen ganzes Dichten und Trachten der untergegangenen klassischen Welt zugewendet ist, nicht zumuthen darf, seine Zeitgenossen in Sackpaletot und Pantalons plastisch zu gestalten.

Brugger war 1815 in München geboren, woselbst sein Vater Tischlermeister war, und erreichte sonach ein Alter von nur 55 Jahren. Er starb nach kurzem Leiden am 9. April unvermählt, von seinen zahlreichen Freunden tief betrauert.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst Nr. 15. Leipzig, den 20. Mai 1870.

Kunstvereins-Bericht für 1870 (1871)

Nekrologe.

Friedrich Brugger,
Bildhauer und Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste,

geboren den 13. Januar 1815, war der Sohn eines in München ansässigen, geachteten bürgerlichen Geschäftsmannes. Nachdem er die Elementarschulen seiner Vaterstadt besucht hatte, trat der an Geist und Körper sich ungemein rasch und harmonisch entwickelnde Knabe schon im vierzehnten Lebensjahre als Schüler in die Akademie der bildenden Künste ein, und zwar war es die Bildhauerklasse, in welcher wir ihn unter des alten Conrad Eberhard sorgfältiger Leitung thätig finden. Die glücklichen Erfolge, welche die ersten Schritte Brugger’s auf dem Gebiete der plastischen Kunst begleiteten, veranlaßten nach dem Rücktritte Eberhard’s von seiner Stelle als Lehrer an der Akademie den großen Ludwig v. Schwanthaler, den jungen Künstler aus der betretenen schwierigen Bahn mit vollster Theilnahme und einer ihn auszeichnenden, besonderen Berücksichtigung weiter zu geleiten.

Schon im Jahre 1836 wurde Brugger von seinem genialen Lehrmeister mit der selbstständigen Ausführung der Walküren, welche das Gebälke der Walhalla bei Regensburg stützen, betraut. Nachdem er diese Aufgabe, deren Durchführung mehrere Jahre erforderte, in glänzender Weise gelöst hatte, zog er 1841 nach Rom. Aus der unversieglichen Quelle des Schönen und Erhabenen, welche die Kunstschätze der ewigen Stadt bieten, haben wohl wenige mit solcher Begeisterung und solchem Eifer geschöpft, wie Brugger, dessen künstlerischer Genius bei der ihm eigenen, ausgesprochen idealen Richtung sich nirgends glücklicher entwickeln konnte, als umgeben von den unvergänglichen Vorbildern des classischen Alterthums. Nach seiner Vaterstadt im Frühlinge des Jahres 1844 zurückgekehrt, hat Brugger durch seine erste Arbeit, eine halblebensgroße Gruppe, welche den Centaur Chiron vorstellt, wie er den jungen Achilleus die Lyra spielen lehrt, sich sofort die ungetheilte Bewunderung seiner Fachgenossen erworben. Ihr folgte eine gleichfalls halblebensgroße Statue der Penelope, vielleicht des Künstlers bedeutendstes Werk, durch welches er ein so tiefes Verständniß der Antike bekundet hat, wie es bis dahin nur einem Canova und Thorwaldsen eigen zu sein pflegte. Diese Statue ist wiederholt in Marmor ausgeführt worden.

So treffliche Leistungen mußten selbstverständlich der Aufmerksamkeit Ludwig I. erregen, der gerade um jene Zeit mit der Durchführung seiner großartigen Projekte auf dem Gebiete der Kunst einen zahlreichen Kreis der namhaftesten Künstler beschäftigte. In diesen ward auch Brugger gezogen, und so sehen wir unter seiner emsig schaffenden Hand eine Reihe größerer plastischer Werke entstehen, welche der Künstler im Auftrage des königlichen Gönners ausführte. Es befinden sich unter ihnen das überlebensgroße Erzstandbild des Tondichters Gluck auf dem Promenadeplatz und die Colossalfigur der Bavaria auf dem Siegesthor in München; dann einige der Victorien an der Befreiungshalle bei Kehlheim, die Statuen G. Fugger’s in Augsburg, Ludwig des Reichen in Landshut und des Feldmarschalls Wrede in Heidelberg; endlich eine größere Anzahl von Portraitbüsten, welch’ letztere meistentheils für die Ruhmes-Halle nächst der Bavaria bestimmt waren. Die Erledigung dieser und zahlreicher anderer nicht minder ehrenvoller Aufträge, welche zum Theil von König Max II. herrührten, zum Theil auch von auswärts einliefen und den Künstler fast zwei Decennien in regster Thätigkeit erhielten, hinderten ihn gleichwohl nicht, während dieses Zeitraumes in seinem eigentlichsten Wirkungskreis, dem idealen Gebiete der griechischen Mythe, in welchem des Meisters schöpferische Kraft sich ja am fruchtbarsten zeigte, gleichfalls Neues zu schaffen. Sein Oedipus, von der frommen Tochter Antigone geführt, sein mit einem Panther spielender Faun und vor Allem die wundervolle Gruppe des Daedalus und Icarus bilden die sprechendsten Beweise der Hingebung, mit welcher der Künstler sein ganzes Leben an den Schöpfungen der classischen Vorzeit hing und des hohen Grades von Vollendung, welchen er in dem Bestreben, diesen Gleichkommendes zu schaffen, erreichte. Ehe wir diesen kurzen und wegen des beschränkten Raumes nur unvollständig zu gebenden Ueberblick über Brugger’s plastische Arbeiten schließen, sei noch die Kolossalstatue des Feldmarschalls Fürsten Michael Woronzow erwähnt, welche aus seinem Atelier hervorgieng und 1863 zu Odessa in Gegenwart des Meisters enthüllt wurde. Dieser Akt war für Brugger mit einer Reihe der ehrenvollsten Auszeichnungen verknüpft, welche ihm sowohl in Odessa selbst als auch insbesondere gleich darauf in der Krimm von Seite des Kaisers von Rußland zu Theil wurden. Die Erinnerung hieran und die Eindrücke, welche Brugger auf einer demnächst unternommenen Reise nach Konstantinopel, Griechenland, Neapel, Rom und Venedig empfieng, waren für den edlen Mann in seinen spätern Jahren eine Quelle der schönsten Stunden. In der Heimath fand sein Wirken die in so hohem Maße verdiente öffentliche Anerkennung durch die Ernennung zum Ehrenmitgliede der k. Akademie der bildenden Künste im Jahre 1851 sowie die später erfolgte Verleihung des Michaels-Ordens.

Einige Zeit, nachdem Brugger von der ebenerwähnten Reise in die Heimath zurückgekehrt war, machte sich bei ihm ein schon früher mehrfach aufgetretenes Magenleiden von Neuem und in einem Grade fühlbar, der des Künstlers Thätigkeit nicht mehr so fruchtbar sich entfalten ließ, wie vordem, wenn auch die aus dieser Periode stammenden Werke zeigen, daß er von seinem Genius noch treu begleitet wurde. Eine Badereise, im Sommer 1869 nach Kissingen unternommen, brachte nur scheinbar Heilung. Am 9. April 1870 entriß ihn der Tod nach blos zweitägigem Krankenlager dem Kreise seiner schmerzgebeugten Angehörigen und Freunde. Mit ihm schied eine Künstlerseele von der Erde, deren Bedeutung und Größe in ein klares Licht zu stellen eine der dankbarsten Aufgaben für solche sein wird, welche sich zur Darstellung einer Geschichte der Kunst unserer Zeit berufen fühlen. Hier sei nur noch erwähnt, daß im Einklang mit seinem künstlerischen Streben nach dem ewig Wahren und Schönen auch sein ganzes übriges Leben stand. Es war das Leben eines Mannes, dessen Handlungen alle Aeußerungen eines fleckenlosen, reinen Gemüthes und sanften, aber edlen, festen Charakters bilden.

Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunst-Vereins in München während des Jahres 1870. München, 1871.

Allgemeines Künstler-Lexicon (1895)

Brugger, Friedrich, Bildhauer, geb. 13. Jan. 1815 in München, † 9. April 1870 das., war auf der dortigen Akademie Schüler von Schwanthaler, arbeitete von 1841–43 in Rom und schuf nach seiner Rückkehr sehr geschätzte Bildwerke in klassischem Geist und Stil. Dahin gehören: Chiron den Achilleus unterrichtend, Oedipus und Antigone, Dädalus und Ikarus, Merkur mit der Kalypso. Dazu kommen Marmorbüsten für die Ruhmeshalle und mehrere im Ganzen weniger gelungene colossale Portraitstatuen in Erz. Die letzteren sind in München der Componist Gluck (1848), der Kurfürst Max Emanuel, der Architekt v. Gärtner, in Augsburg Johann Jakob Fugger (1857), in Landshut der Herzog Ludwig der Reiche, in Heidelberg der Feldmarschall Wrede, in München an der Aussenseite der Glyptothek die trefflichen Marmorstatuen von Ghiberti, Donatello, und Peter Vischer, in Odessa der Feldmarschall Fürst Woronzow. Allzu antik behandelt sind seine wenigen christlichen Bildwerke, z. B. Christus mit dem Versucher und Christus am Kreuz.

Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Brugger Friedrich, 1815 (München) – 1870, Bildhauer; von L. M. von Schwanthaler auf die Antike hingewiesen, studierte B. auf der Münchner Akademie und lebte von 1841–1843 in Italien; in Rom entstanden ein Theseus und das Relief »Odysseus bei Kalypso«; nach seiner Rückkehr schuf B. mehrere Marmorbüsten für die Ruhmeshalle und einige Bronzestatuen.

Hauptwerke: Bronzestatuen von Gluck, Max Emanuel und Schelling in München, Jakob Fugger in Augsburg, Ludwig dem Reichen in Landshut, Wrede in Heidelberg, Maximilian II. in Bayreuth; die Walküren für die Walhalla bei Regensburg sind Bs. Jugendwerk, seine besten Schöpfungen sind Cheiron den Achilleus unterrichtend, Ödipus und Antigone, Dädalos und Ikaros.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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