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16 – 13 – 14·15 (Zuccarini)

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Die Grabinschrift ist nicht erhalten

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Franz Anton Zuccarini

* 11.1.1755 (Mannheim)
† 9.2.1823 (München)
Schauspieler und Tänzer

Baierisches Musik-Lexikon (1811)

Franz Zuccarini, geboren zu Mannheim den 11. Jäner 1755, kam schon 1761 zum Theater daselbst, und wurde als Tänzer anfangs gebildet. Da Churfürst Karl Theodor 1776 den Entschluß gefaßt hatte, eine deutsche Theater-Gesellschaft für seinen Hof zu bilden, und hierzu nur junge Leute zu verwenden, so meldete sich auch Zuccarini, dem die Schauspielkunst mehr, als das Tanzen behagte, hierzu, und verrieth, als er die Bühne das erste Mal betrat, ein vorzüglich ausgezeichnetes, gutes Talent. Er hatte an den berühmten Marchand ein grosses Vorbild, und erhielt dann auch das nämliche an den großen Schröder, indem ihm der Churfürst bewilligte nach Hamburg zu gehen, und dort sich auszubilden. Im J. 1780 kam Zuccarini zum Schröder, und erwarb sich großen Beifall. Endlich wurde er 1791 nach München zurück berufen, setzte daselbst seine Dienste als Hofschauspieler fort, und spielte anfangs Liebhaber- dann aber junge Männer- und endlich Väterrollen, welch letztere er nach des Marchand Tode übernahm, und den zu ersetzen nur er vermochte. Zuccarini ist nicht nur ein vortrefflicher Künstler erster Größe; sondern auch in jeder Hinsicht ein wissenschaftlich gebildeter, belesener Mann, und ein Schauspieler der gründliche Theorie mit Praktik verbindet, der nicht auf geradewohl, und aus Routine die Bühne betritt, sondern die Rolle, die er spielt, wohl durchgedacht hat; daher sein überlegtes, schönes und wahres Spiel. Er besitzt die Kraft das Scepter und den bebuschten Helm und das schimmernde Kleid wegzulegen, und den Hirtenstab zu ergreifen, und man wird nirgends den Künstler vermissen, überall den Charakter richtig nachgezeichnet und wahr dargestellt sehen. Er bedarf nicht einer zum tarentinischen Purpur gefärbten Wolle, nicht fremder Zierathen um zu gefallen; er handelt nur, er spricht, und ist dann seines Beifalles sicher. Zuccarini ist überdieß noch ein selbstständiger Schauspieler, der aus sich selbst hervorgieng, sich nur an die Natur hält, und daher jede sclavische Kopie haßt. Uebrigens ist sein Kunsteifer so groß, daß er nicht nur vortreffliche Schauspieler und Schauspielerinnen schon gebildet hat, sondern wirklich noch bildet, und so auch durch seinen gehaltvollen und unverbesserlichen Unterricht der Schauspielkunst großen Nutzen und wesentliche Vortheile verschaft. Man muß einen Zuccarini in Schiller's Meisterwerken und in andern Trauer- Schau- und Lustspielen, von klassischen Dichttern geschrieben, auftreten sehen, um sich von seiner Kunst einen Begriff machen, und seine Größe ganz würdigen zu können.

Felix Josef Lipowsky: Baierisches Musik-Lexikon. München, 1811.

Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne (1903)

Zuccarini Franz Anton, geboren in Mannheim 1754, besuchte als Kind die dortige Tanzschule und wirkte frühzeitig in Operetten am Französischen Theater mit. Als dieses aufgehoben wurde, kam das deutsche Schauspiel an dessen Stelle und zu dieser Zeit verdiente sich Z. die ersten Sporen. Er ging bald nach Hamburg und hatte dort das Glück, nicht nur von Schröder engagiert zu werden (1780), sondern der Meister übernahm auch die weitere Ausbildung seines Talentes, das er bis zur vollsten Reife leitete. Zwölf Jahre verblieb er in Hamburg und erzielte daselbst, sowie auf von dort unternommenen Gastspielreisen nach Prag, Dresden, Berlin etc. stets die glänzendsten Erfolge. Besonders als »Marquis Posa« stand er auf der Höhe seiner Leistungen als Heldenliebhaber. 1792 verließ er Hamburg, um einem Rufe an das Münchener Hoftheater zu folgen, dem er bis zu seiner Pensionierung (1816) angehörte. Hier waren es wieder Heldenväter-Rollen, die ihn in die Reihen der ersten Repräsentanten dieses Faches stellten. Während seiner hervorragenden künstlerischen Tätigkeit in München hatte er das besondere Glück, mehrere klassische Partien zu kreieren. So war er daselbst am 4. März 1802 der erste »Macbeth«, am 11. September 1806 der erste »Tell«, am 4. April 1804 der erste »Wallenstein« (»Piccolomini«) und am 7. Juni 1802 der erste »Philipp« in »Don Carlos«. In keiner dieser Rollen erhielt er zu seinen Lebzeiten einen ebenbürtigen Rivalen. Er starb am 9. Februar 1823, nachdem er längere Zeit der wohlverdienten Ruhe gepflogen hatte.

Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig, 1903.



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