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* 1822 † 1866
AUGUST LÖFFLER
LANDSCHAFTS-
MALER
RADIERER-
LITHOGRAPH-
Sockel
Familien-
Grab
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Löffler, August; 24.5.1822 (München) – 19.1.1866 (München); Landschaftsmaler, Lithograph und Radierer
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* 24.5.1822 (München)
† 19.1.1866 (München)
Landschaftsmaler, Lithograph und Radierer
Löffler, August, geb. zu Augsburg, einer der trefflichsten deutschen Landschaftsmaler, gleich geachtet als Mensch wie als Künstler, starb zu München am 19. Jan. im 44. Lebensjahre. Anfangs durch Heinrich Adam, dann unter Karl Rotmann's Einfluß gebildet, that er sich zuerst durch einen Karten, »Die wilde Jagd« und später durch seine Mitwirkung an dem unter Halbreiter's Namen bekannten »Oelberg-Panorama«, welches gegenwärtig, als Geschenk des jüngstverstorbenen Königs Max II. von Bayern, im Lateran zu Rom sich befindet, rühmlich hervor. Durch diese Arbeit war die Sehnsucht nach dem Orient in ihm erweckt. Nachdem er schon früher Triest und Oberitalien bereist, brachte er die Jahre 1850 und 1851 an den heiligen Stätten der biblischen Geschichte und in Aegypten zu und widmete, auf einer dritten Fahrt nach dem Süden (1853), Athen und dem Inneren Griechenlands ein tief in Natur und Geschichte eindringendes Studium. Zahlreiche Wand- und Staffeleigemälde, Kartons und Skizzen waren die Früchte dieser langjährigen Reisen. Einige von Löffler's Bildern, darunter Ansichten von Betlehem und Damaskus, finden sich in der Wilhelma bei Stuttgart. Zwei und dreißig seiner Blätter aus dem Orient ließ der Lloyd in Triest unter dem Titel: »Der malerische Orient«, mit deutschem und französischem Text, in Stahlstich publiciren. Vier stereochromische Wandgemälde, 14 Fuß lang und 7 Fuß hoch, die vier Hauptmittelpunkte der alten Welt, Memphis, Jerusalem, Athen und Rom darstellend, schmücken einen Saal des Badetablissements in Kochel am Kochelsee. Ein noch größeres Gemälde ähnlicher Art endlich führte Löffler vor Kurzem im Auftrage des Herrn v. Hirsch in Brüssel aus. Eine virtuose Beherrschung der Mittel, ein scharfer Blick für den eigenthümlichen historischen Reiz der orientalischen Natur und in seinen besten Werken der große monumentale Zug der Schule Rottmann's bilden seine hauptsächlichen Vorzüge. Als ein liebenswürdiger bescheidener Gesellschafter überall gern gesehen, folgte er im letzten Herbst der Einladung einer befreundeten Familie in Schlesien und hier scheint sich das Lungenleiden, das vielleicht versteckt in ihm lag, zuerst in besorgnißerregender Weise gezeigt zu haben. Nach mehrmonatlicher Krankheit, die nur bisweilen einen schwachen Hoffnungsschimmer ließ, ist er in der Blüthe seiner Künstlerkraft dahingeschieden.
Kunst-Chronik Nr. 3 und 4. Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst. Leipzig; 16. Februar 1866.
August Löffler.
Mit Abbildung.
Wir kennen nur Vergangenheit, die Zukunft
Ist Räthsel. Vor dem Räthsel stehst Du, starrst
Es an. Des Lebens Faden ist versponnen;
Doch weiter dreht die Spule sich der Zeit,
Schon spannt er bis zum äußersten, – er reißt –
Dann? dann? .. Du rufst Lebwohl; so fest
Wie Du durch's Leben gingst, so unerschrocken,
Mannhaft und ruhig in der Pflicht Erfüllung
Pochst Du an's dunkle Thor, worin das Leben
Für uns verschwindet, an des Todes Pforte.
Wohin sie führt, wir wissen's nicht. Wir wissen
Nur Eins, daß Alle sie durchwandelt haben,
Die je gelebt und sie durchwandeln werden,
Die leben werden. Und Du lächelst ruhig,
Da sie sich öffnet, statt davor zu bangen.
Im dunklen Mutterleibe lebten wir
Das erste Leben und der Mutter Wehen,
Da wir von ihr gerissen wurden, war's
Nicht schmerzhaft, schien es nicht der Tod zu sein?
Nicht Tod das Leben, das wir jetzt allein
Für Leben achten? Nun ein neuer Tod
Uns diesem Leben unter Schmerzen nimmt,
Sollt's nun nicht sein wie damals? Schön'res Leben,
Mit dem das jetz'ge nimmer zu vergleichen?
So sprichst Du lächelnd .. Alle, die ich liebte,
Die mich geliebt, lebt wohl!
Auf Wiedersehn ....
Es ist keine Biographie mit Aufzählung aller Werke des dahingeschiedenen, so tüchtigen und trefflichen Künstlers, die wir hier geben wollen. Sein Leben voll Ringen und Belohnung noch einmal an uns vorüber ziehen zu lassen und einige Erklärungen hinzuzufügen, wie wir sie in Bezug auf die Thätigkeit eines Künstlers für wünschenswerth halten, das ist die Aufgabe, welche wir uns gestellt haben.
August Löffler ward im Jahre 1822 zu München geboren. Der Wunsch seiner Eltern wäre gewesen, daß er gleich manchen seiner Vorfahren und Verwandten Theologie studire, aber der Künstlerdrang überwog in dem Jünglinge. Er wollte Maler werden. Seine erste Anleitung empfing er von Heinrich Adam. Den tiefsten, sein ganzes künstlerisches Leben bestimmenden Eindruck bekam er aber durch Rottmann's Landschaften unter den Arkaden zu München. Rottmann's Sohn, der sich ebenfalls zum Maler heranbilden wollte, machte ihn dann mit dem verehrten Meister selbst bekannt, doch beschränkte sich sein Verhältniß zu diesem auf einige Unterweisungen, welche er von ihm bei Vorlage von Studien erhielt. Sein Schüler im eigentlichen Sinne des Wortes war er nicht. Sollte man nicht meinen, daß man aus den Jugendeindrücken das spätere Streben und Leben des Künstlers gleichsam vorausdeuten könne? Die Arbeiten des Vaters, der als Kupferstecher im topographischen Bureau angestellt war, wiesen den Knaben auf Genauigkeit, Sorgfalt, sichere Linienführung; die Landkarten, welche der Vater arbeitete und von denen Löffler sein Lebenlang ein großer Liebhaber blieb, lenkten seinen Sinn auf die Ferne und Fremde; und zwar war es hier vor Allem der Orient, der die Phantasie des im frommen Elternhause eifrig die Bibel lesenden Knaben gefangen genommen hatte. Aus den Arkadenlandschaften, die er wieder und wieder sah, studirte, kopirte, sog er gleichsam seinen Stil. Ihr Stil ward ihm fast der Stil überhaupt und aus ihnen ist auch eine Besonderheit mancher Löfflerschen Bilder zu erklären, die ihm nicht selten vorgerückt worden ist. Wir wollen hier absehen von dem Bestreben, mit möglichst wenigen, einfachen Linien zu wirken, und besonders darauf verweisen, daß Löffler durchgängig das so beliebte Detail des Vordergrundes verschmähte. Lächelte er häufig mit Recht über die Forderungen, die auch in Werken großen Stils thörichter Weise das Kleinliche nicht vermissen wollen, so mißachtete er sie auch nicht selten da, wo der Gegenstand erlaubt hätte, diesem Geschmack Rechnung zu tragen, ja auch wohl da, wo eine Detailbehandlung geboten war. Nicht aus einseitiger Versteifung freilich in solchem Fall, sondern in der festen Ueberzeugung, daß man dem Modegeschmack des Bestechenden stets entgegen treten solle und ihm auch nicht einmal dem Scheine nach Opfer bringen dürfe. Lieber solle man sich zu weit auf die Seite des strengeren Stils stellen, als auch nur an geleckte Manier streifen. So werde das wahre Gleichgewicht am besten hergestellt. Die Größe eines solchen principiellen Handelns für den ausübenden Künstler, der auf den Erlös seiner Arbeiten angewiesen ist, und in dieser Weise verschmäht, dem Geschmack des Publikums im geringsten zu schmeicheln, wie viele begreifen sie! Wie wenige denken daran! Wie oft wird voreilig ein Tadel über Künstler hingeplappert, die man für die Charakterfestigkeit und Aufopferung bewundern müßte, mit welcher sie das für richtig Erkannte durchfechten. Glücklich diejenigen, die wie Löffler so bedeutend und fest dastehen, daß sie einen solchen Kampf wagen dürfen, ohne ihren Ueberzeugungen zum Opfer zu fallen.
Unermüdlich schritt Löffler vorwärts. Zu rastlosem Fleiß zwangen die sehr einfachen Verhältnisse, in denen er erwuchs, die dagegen freilich reich an Trefflichkeit, Liebe und Pflichterfüllung waren. Er kannte die gewöhnlichen rauschenden und wilden Vergnügungen der Jugend nicht. Er und der Kreis seiner – fast alle bedeutend gewordenen – Freunde bewiesen, daß Jugendfrische, Heiterkeit und Enthusiasmus nicht so nothwendiger Weise mit dem Weinpokal oder dem Bierhumpen oder in anderen Vergnügungen anderer Art aufgefrischt werden müssen, wie Viele wähnen. Was ich geworden bin, sagte uns der Künstler mit gerechtem Stolze, das habe ich aus mir gemacht. Ich hätte mich auch wohl oft ins Wirthshaus setzen mögen, aber für das Geld, welches Andere vertranken, habe ich meine schönen weiten Reisen gemacht. Ich möchte meine damalige Entsagung wahrlich nicht gegen ihre dumpfen Freuden eintauschen.
Die meisten seiner Landschaften dieser ersten Zeit behandelten Ansichten aus der Umgebung Münchens, Isaransichten vorzüglich. Seine Farbe in Oel war etwas schwer und düster; seine Aquarelle schon damals ausgezeichnet. Mit Eifer betheiligte er sich an den Untersuchungen und Arbeiten der Professoren Schlotthauer und Fuchs und malte mehrere Landschaften, bei welchen die neue Methode, Wandgemälde durch Anwendung von Wasserglas zu sichern, angewandt wurde. 1846 machte er den ersten größeren Ausflug südwärts der Alpen nach Istrien und Venedig, an Geld arm, an Freuden reich. Hier, an der Südseite der Alpen sah er nun Formen über Formen, bei denen ihm so recht die Seele aufging. Diese Eindrücke ließen ihm keine Ruhe mehr. Ein großes Rundgemälde von Jerusalem, ausgeführt für Herrn U. Halbreiter nach dessen Skizzen, weckte seine Sehnsucht nach dem Süden und dem stets ersehnten Orient noch unwiderstehlicher. Für dieses Bild malte C. Piloty die Staffage. Er soll es gewesen sein, der beim Zusammenarbeiten durch seine kräftige Lichtwirkung auch Löffler zu einer helleren Farbengebung veranlaßt, die nun die früher dunkle und schwere mehr und mehr verbannte. Im Jahre 1849 hatte Löffler, obwohl er wegen schwerer, vieljähriger Krankheit seines Vaters auch für seine Familie zu sorgen hatte, die Mittel gewonnen, seinen Lieblingswunsch auszuführen und den Orient zu bereisen. Nach besten Kräften durch das Studium der Land- und Ortskunde vorbereitet – auch Colleg über arabische Sprache hatte er gehört, – ging er über Triest dahin und durchzog länger denn ein Jahr Aegypten, Palästina und Kleinasien, seine Studienhefte mit jenen Skizzen und Ansichten füllend, welche jetzt als Gemälde in so manchen Gallerien prangen. Hatte er so die seit frühester Jugend gehegten Wünsche durch eiserne Beharrlichkeit zur schönen Erfüllung gebracht, so litt es ihn nun nicht länger, Hellas fremd zu bleiben, auf welches Rottmann so herrlich in seinen griechischen Landschaften verwies. 1853 ging er, seinen Freund L. Thiersch begleitend, nach Athen. Wiederum auch wissenschaftlich rastlos sich belehrend, eroberte er sich und seiner Kunst nun auch Griechenlands geweihten Boden, ihn auf beschwerlichem Ritt nach allen Richtungen durchziehend. Nach einem Jahre kehrte er zurück, reich an Eindrücken und begeisterter denn je für sein Schaffen. In dem kurzen Zeitraum bis 1858 entstand eine ungewöhnlich große Anzahl seiner schönen Landschaften aus dem Orient und Griechenland. Am bekanntesten sind mehrere der zu Stuttgart im Besitz des Königs von Würtemberg befindlichen Gemälde geworden. Sie befanden sich nebst seinem großen »Delphi« und zwei großen Kartons (Findung Moses und Erscheinung Gottes im brennenden Busch, Nil- und wilde Bergwüsten-Landschaft) auf der historischen Kunst-Ausstellung zu München 1858. Auf die vom Lloyd im Stich herausgegebenen 32 Orientansichten (Text von Dr. M. Busch) wollen wir hier gleichfalls verweisen. Das Jahr 1850 brachte eine Art Stockung und eine Zeit lang auch Wandelung, die ziemlich schwer auf dem rastlosen, sonst so sicheren Künstler lastete und ihm manche Stunde seiner schönsten Zeit des Lebens trübte. Er wollte eine geliebte Braut heimführen und gerade jetzt schien Ebbe in seiner künstlerischen Produktion einzutreten, wo er auf hoher Fluth mit vollen Segeln so gern gefahren wäre. Es war nach fast übermäßiger Anstrengung nur ein kurzes Ausruhen, eine Erholung, um einen neuen, höheren Anlauf zu nehmen; doch machen ja alle solche Pausen und Übergangszeiten auf den Künstler, der plötzlich den kräftigen Schaffensdrang nicht mehr wie sonst spürt und sich schwankend sieht, wo er früher ruhig und sicher seines Weges schritt, einen beunruhigenden Eindruck. So sahen wir den sonst so meisterlich sicheren, völlig in sich festen Künstler eine Zeitlanz schwanken, aber sogleich das Richtigste thun: nach engem Anschluß an die umgebende Natur greifen. Verschiedenes kam zusammen. Er hatte sich dem Orient und der stilvollen Behandlung mit solcher Ausschließlichkeit hingegeben, selbst seine Studien, die er namentlich in dem von ihm so sehr geliebten Kochel am Kochelsee machte, wohl darauf hingearbetet, daß er des Ausruhens bedürftig war, wenn er die volle künstlerische Freiheit des Blickes nicht verlieren wollte. Dann aber überwog die heitere, ja selige Gegenwart, so schön, wie sie nur sich Phantasie träumen kann, zu sehr, um nicht auch die machtvollste künstlerische Erinnerung in den Hintergrund treten zu lassen. Man liebt nicht ungestraft an einem grünen Gebirgssee und versenkt sich mit allen Gefühlen in unser deutsches Leben und Weben, wie es Liebe noch mächtiger offenbaren läßt, wenn die Phantasie im Orient weilen soll. Künstler vergessen häufig, daß man in dieser Weise nicht zweien Herren dienen kann. Löffler that das Richtige. Er setzte für eine Zeit den Orient bei Seite, schob die groß stilisirten Weitbilder zurück und malte den Kochler Wasserfall, die Felsschlucht und andere Bilder ähnlicher Art. Ja in diesen Zeiten konnte er sich auch mit reinen Stimmungslandschaften befreunden, die ihm, dem Meister schöner Linienführung und klarer Komposition, sonst zum mindesten gleichgültig waren. Er selbst schuf mehrere kleine Skizzen, die nur in Bleifeder oder leicht getuscht, von einer Stimmungskraft waren, wie wir sie kaum für möglich gehalten hätten. Eine Zeichnung – trüber Herbstabend; Ecke am See, über ihn hinaus Aussicht auf Rohr und die öde Hügelreihe darüber – hat vor Allen in ihrer tiefen, öden Melancholie einen unauslöschlichen Eindruck auf uns gemacht. Seit seiner Verheirathung im Jahre 1860 ward inmitten seines idyllischen häuslichen Glück's seine Phantasie gleichsam wieder frei und erhob sich mit verstärkter Kraft und Freude. Die unmittelbaren Eindrücke wichen, in alter Gluth mit höherer Freiheit und frischerem Blicke kehrte er zu seiner gewohnten Weise zurück. Schöne, leider so kurze Epoche, die noch so viel, so Bedeutendes versprach! »Meine Jahre mahnen mich, schrieb uns der 42jährige Künstler, aber ich lache dazu; ich fühlte mich noch nie so jung.« Nun blühte ihm wieder die gute Stunde, auf deren Kommen er eine Zeit lang harren mußte, wo er uns schrieb: »Alle Begeisterung, alles ideale Schaffen läßt sich, wie Du selbst weißt, nicht erzwingen; wenn ich denke, ich muß arbeiten, so entfernt sich die Muse immer mehr, und nicht arbeiten, warten, bis der heilge Geist über mich komme – da werd' ich gleich des Teufels. Man muß die gute Stunde fassen und die wird auch mir wieder blühen.« Sie blühte, wie eine Reihe von Landschaften (Athen, Straße nach Eleusis, Jerusalem, Baalbeck-Tempel, Nillandschaft, Gardasee, Kochelsee) bezeugen, von denen einige zu dem Besten gehören, was er geschaffen hat. Dazu öffnete sich ihm eine neue Aussicht. Daß sie so wenig hat erfüllt werden sollen, kaum können wir uns darüber für den Künstler trösten. Stets hatte Löffler die Stereochromie mit Eifer verfolgt. 1859 hatte er, von Anderem abgesehen, die Landschaften an Liebigs Hause gemalt. Nun 1863 und 64 malte er für seinen Schwager in dessen Gesellschaftssaal des Bades Kochel vier große Wandbilder (14' breit und 7' hoch), Memphis, Jerusalem, Athen und Rom, die des größten Aufsehens hinsichtlich der stereochromischen Wandmalerei würdig waren, von denen namentlich Athen ein meisterhaftes, herrliches Werk ist. Hier war für ihn der Boden seines auf schöne Komposition, sichere, klare Linienführung besonders angelegten Stils. Hier wirkte die Einfachheit des Aufbaues; seine Verschmähuug, durch den Vordergrund an- und somit von der Hauptsache abzuziehen, womit manche Künstler nur des Vordergrundes wegen zu malen scheinen gleich schlechten Erzählern, die hinter einer hübschen ausgearbeiteten Eingangsschilderung Trivialität und Langweiligkeit verstecken – die Verschmähunng solcher Anziehungsmittel, hier war sie voll am Platze. Er selbst war stolz auf die Sicherheit und Schnelligkeit, die er hierbei bewiesen hatte. Jerusalem entstand »ohne Skizze, der Phantasie allein vertrauend«. Im selben Jahre wurde er nach Brüssel gerufen, wo er für Baron von Hirsch stereochromisch ein 15' hohes Wandgemälde malte. Wir kennen dasselbe nur aus der Skizze: südliche Landschaft, hohes Gebirg auf einer Seite, Meeresfläche und große Wolken auf der andern, felsige Küste im Vordergrunde. Das Motiv dieser großen, kühnen Komposition wird man in den Gebirgsmassen des Herzogenstandes und Heimgartens am Kochelsee finden und daran Motiv und Ausführung studiren können. Es ward ihm wohl zuweilen eine zu große Treue gegen die Naturansicht vorgeworfen – sein wahres Wesen hing sich zuweilen selbst an seine Idealthätigkeit und übte auf sie einen für diese Sphäre nicht gerechtfertigten, einschränkenden Einfluß, der ihn nicht immer frei genug mit dem Stoffe schalten und walten ließ – jetzt war in allen Schöpfungen die heitere, hochschwebendc Freiheit gewonnen. Als wir vorigen Herbst die Werke seiner letzten Periode sahen, glaubten wir, daß der Künstler sich und seiner Kunst die Bahnen zu ganz unerwarteten Zielen öffnen würde. Auf seiner Staffelei standen eine Nillandschaft und der Kochelsee, Gebirge und See, in Abendgluth. Es war sein Sonnenuntergang. Er hatte nach Italien gehen wollen. Die Cholera schreckte ihn zurück und er nahm nun eine Einladung nach Schlesien an, wo er sich erkältete und todtkrank nach München zurückkehrte. Seine Gesundheit war, seit er das griechische Fieber durchgemacht hatte, nicht die stärkste gewesen; er neigte zu Fiebern. Doch gab es keinen Menschen, der sich mehr auf seine von Jugend auf geübte Abhärtung verließ, als ihn. Diesmal freilich fühlte er, daß sein Uebel an den Lebenswurzeln zehre. Eine Lungenkrankheit hatte sich entwickelt. Vier Monate lang litt er, dann nahm ihn der Tod seiner Gattin, seinen Verwandten und Freunden, die in ihm den bravsten, den trefflichsten Menschen jetzt beweinen.
Eine offenere, wahrhaftere Seele kann nicht gefunden werden; wer einmal durch die äußere Schaale seines eigenthümlichen Wesens hindurchgedrungen war, der mußte ihm gut sein. Wer ihn näher kannte, liebte ihn. Zu Anfang mochte er durch seine Disputirfreude und durch rücksichtslose Angriffe gegen das, was ihm verhaßt war, was Andere aber öfter schweigend hinnehmen und ertragen, reizen und zurückstoßen. Wer für wahrhaftes Wesen und Selbständigkeit Sinn hat, der fühlte sich bald angezogen. Er war in mehr als einer Hinsicht original. Sein Stoicismus gegen alle körperlichen Empfindungen war bekannt. Er verachtete Kälte wie Hitze. Den heißesten Sommertag fand er nicht heiß. Wenn Alles sich in Pelze hüllte, lief er bei klirrendem Frost wo möglich im einfachen Röckchen, ein Anblick zum Frieren für jeden, der ihn sah, und lachte die Frierenden aus.
Weihnachten 1859 badete er mit zwei Bekannten in einer eisfreien Stelle des Kochelsees, um den schönen Sonnenschein des Tags zu feiern. In Genügsamkeit, in Ertragung von Strapazen wetteiferte er, wenn es Noch that, mit jedem Hadschi. Nicht Trank, nicht Speise, wie sehr er das Gute zu schätzen wußte, bekümmerte ihn. Das Einfachste war ihm genügend und war er dabei so froh, wie beim leckeren Mahle. Ertragung von Anstrengungen, unter denen Andere sich herabgestimmt fühlten, machte ihm Freude. Als Fußgänger war es seine Lust, seinen Genossen wo möglich niederzulaufen. Fleisch und Fett hatte er dabei allerdings nicht zu tragen. Er war hager und sehnig wie ein Wüstensohn. Sonnverbrannt glich er einem solchen täuschend. Vielleicht hat er seinem sonst nicht gerade starken Körper durch Ueberanstrengung auf den beschwerlichen Reisen, dann aber auch daheim, doch zu viel zugemuthet. Bitten und Warnungen, sich mehr zu schonen, kümmerten ihn nicht viel. So mäßig er war, so fröhlich beim Becher; aber Wein mußte es sein. Hinsichtlich seines vaterländischen Getränkes, war er kein echter Sohn Münchens. Bier als Festgetränk, anders als zur einfachsten Stillung des Durstes, war ihm widerlich. Aber dem Weine konnte er mit hafisischem Behagen zusprechen, wie denn Hafis auch sonst in seinem Hasse alles Dunkelwesens sein Vorbild war. Nur das Wahre und Klare, das Lichte und Freudige war sein Leben. Reine, einfache Verhältnisse, wie in seinen Bildern, Klarheit, nichts Mysteriöses, ein reines, starkes Gefühl, in dem er sich kräftig nach Neigung und Abneigung wie im Licht und Schatten seiner Gemälde zeigte – das wollte er und befriedigte ihn allein. Pfäfferei und Tyrannei hatte seinen vollsten, im Ausdruck durch nichts zu hemmenden Haß. Doch nur das Ueble, nie traf er Menschen. Bitterkeit, Groll kannte sein in sich geschlossenes und voll befriedigtes Wesen nicht, das durch seine Abgeschlossenheit und Einfachheit einen so originalen, erfreulichen, für den näheren Betrachter antiken Eindruck machte. Besonders in seiner Krankheit trat dies in einer Weise hervor, die auf Alle, die ihn am Rande des Lebens in seiner gleichen Ruhe sahen, um so erschütternder wirkte. Das war ein ganzer Mann, der dem Tode so ruhig und fest in's Auge sah, dem er unerbittlich verfallen war, dem er so getrost entgegen trat – dieser Anblick war oft in seiner einfachen Großartigkeit überwältigend. In der Blüthe der Kraft, glücklich, ungewöhnlichen Erfolgen entgegensehend, plötzlich herausgerissen – er blieb ruhig, hatte keine Klage, während Allen vor Jammer das Herz brechen wollte. So schied er am l9. Januar 1866. Im Leben anspruchslos, bescheiden und zufrieden, ein echter Künstler, vom höchsten Eifer und Ernst für das Schöne und als Künstler von würdigem Stolz beseelt, stets geistig strebend und in vollster Bedeutung des Worts durchgebildet, durch seine nicht unbedeutenden germanistischen, geschichtlichen, geographischen Kenntnisse ein gediegener, durch heitern Sinn bei Frohen ein erfreulicher Gesellschafter, sittlich der musterhafteste Mensch, Freund des Guten, Hasser des Schlechten, immer wahr und treu und rein – so haben wir ihn gefunden vom ersten Augenblicke der Bekanntschaft mit ihm bis an sein Ende, sein trauriges frühes Ende.
C. L.
C. L.: Zeitschrift für bildende Kunst. Leipzig, 1866.
Nekrologe.
August Loeffler,
Landschaftsmaler,
geboren in München am 4. Mai 1822, entstammte einer alten Augsburger Familie, deren Glieder in früheren Zeiten in namhaften Aemtern und Würden gestanden hatten. Sein Vater war Kupferstecher im topographischen Bureau des General-Ouartiermeister-Stabes und trug gewiß durch seine verwandte Beschäftigung mittelbar dazu bei, die Neigung seines Sohnes der Kunst zuzuwenden, für welche er sich bereits in seinem 15. Jahre entschied.
Den ersten Unterricht genoß er bei dem Bruder des berühmten Schlachtenmalers Albrecht Adam, dem Landschafter Heinrich Adam und später bei dem Landschafsmaler Julius Lange. Nachdem er jedoch in seiner künstlerischen Ausbildung so weit vorgeschritten war, daß er die Meisterwerke Rottmanns zu verstehen vermochte, wählte er sich fortan ausschließlich diesen großen Landschaftsmaler zum Vorbilde.
Sehr bezeichnend für die von ihm eingeschlagene Richtung ist es, daß Loeffler eine Sammlung von landschaftlichen Radirungcn und Stichen aus der niederländischen Schule, die er besaß, mit einem Male veräußerte, um sie durch Stiche nach den beiden Poussins, Claude de Lorrain etc. zu ersetzen.
Zum Naturstudium zog es ihn der eingeschlagenen Richtung gemäß mehr nach dem Süden, so brachte er einen Sommer und Herbst in der Istrischen Hafenstadt Pola zu, wo neben dm landschaftlichen Reizen die Erinnerungen und Baureste des klassischen Alterthums eine bedeutende Anziehungskraft auf den Künstler übten. Die Frucht dieser Reise waren mehrere Bilder mit vorwiegend südlichem Charakter, in welchen er sich jedoch von einer schwankenden Befangenheit zwischen heimischen und fremdländischen Formen noch nicht loszumachen verstanden hatte.
Um diese Zeit wirkte Professor Schorn an der Münchener Akademie zunächst für Historienmalerei durch Vorbild und Unterricht im Sinne jener so schwierigen aber nothwendiqen Vermittlung zwischen sogenanntem Realismus und Idealismus, wie sie auch Loeffler für die von ihm eingeschlagene Richtung so sehr bedurfte. Stets schnell entschlossen, wenn er Etwas seinen Zwecken förderlich erkannte, erwirkte er sich den Eintritt in Schorn’s Atelier, wo er unter andern Schülern dieses Meisters auch mit Carl und Ferdinand Piloty, Ludwig Thiersch und Correns zusammentraf. Ein Bild, welches er damals im Wetteifer mit so hochbegabten Kunstgenossen ausführte, dürfte zu den Besten seiner Arbeiten zu zählen sein.
Im Jahre 1848 wurde er von dem Maler Halbreiter mit der Ausführung eines grossen Rundgemäldes der Stadt Jerusalem beauftragt. Mit gewohnter Energie machte er sich an die Ausführung dieser Aufgabe, welche um so schwieriger war, als er außer einer kleinen, von Halbreiter an Ort und Stelle aufgenommenen Zeichnung keinen andern Anhaltspunkt hatte und genöthigt war den Charakter der Gegend nach eigner Phantasie zu ergänzen. Dessen ungeachtet fand das Bild allgemeinen und unbedingten Beifall. Jetzt hatte Loeffler auch die Mittel in Händen, um seinen längst genährten Wunsch, den Süden zu sehen, in Ausführung zu bringen. Er gieng im Jahre 1849 über Triest und Griechenland nach Smyrna, um Syrien, Palästina und Egypten zu bereisen. Einige Jahre später nahm er einen längeren Aufenthalt in Griechenland, von welchem er nach fünf Vierteljahren wieder heimkehrte. Bereichert mit vielen Studien und den mannigfaltigsten Eindrücken vollendete er nach seiner Rückkehr in rascher Folge eine Reihe von Gemälden, theils nach bestimmten Motiven theils nach eigner freier Erfindung. Sie alle zeichneten sich durch schöne Verhältnisse, einen sichern bestimmten Aufbau und entschiedene Wirkung aus, durchweg Vorzüge, welche er dem Studium der Rottmann’schen Bilder verdankte. Zwei dieser Gemälde kamen in den Besitz des letztverstorbenen Königs von Preußen und sechs hatte er im Auftrag des Königs Wilhelm von Württemberg ausgeführt. Einen Cyklus in Aquarell gemalter Ansichten aus dem Orient erwarb von ihm der Oesterreichische Loyd in Triest.
Nachdem er sich im Jahre 1850 verehlicht hatte, schien für den rüstigen gegen jeden Witterungs-Einfluß gehärteten kräftigen Mann auf lange hinaus ein neuer Lebensabschnitt ruhigen und gereiften Schaffens und häuslichen Glücks sich zu eröffnen. Allein schon im August 1866 nöthigte ihn eine schwere Erkrankung einen für längere Zeit bestimmten Aufenthalt in Schlesien, wohin er zum Unterrichte einer Dame berufen war, schnell aufzugeben und der Heimath zuzueilen. Im Verlaufe der Krankheit hatte sich ein tödtliches Lungenleiden entwickelt, welchem der im kräftigsten Mannesalter stehende Künstler am 19. Januar 1867 erlag Das zahlreiche Geleite von Kunstgenossen und Freunden, welches seinem Sarge folgte, gab Zeugniß von der Liebe und Achtung, die er genossen. Er verdiente sie durch seinen biederen Charakter und sein ernstes Streben in der Kunst.
Außer seinen bereits angeführten Werken erwähnen wir noch vier großer stereochromischer Wandgemälde im Speisesaal des Kurhauses zu Kochel im bayerischen Gebirge. Sie stellen Ansichten von Memphis, Jerusalem, Athen und Rom dar; dann ein großes stereochromische« Wandgemälde im Hause des Banquiers von Hirsch zu Brüssel.
Auch König Ludwig I. ehrte das Andenken des zu frühe geschiedenen Künstlers durch Erwerbung einer Anzahl von Skizzen aus dessen Nachlaß.
Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunst-Vereins in München während des Jahres 1866. München, 1867.
August Loeffler,
Landschaftsmaler.
Es mag auf den ersten Blick befremden, daß Genies wie Moritz von Schwind und Carl Rottmann nie Schulen im gewöhnlichen Sinne des Wortes gebildet haben, und doch erklärt es sich einfach genug. Man kann nur was zum Handwerk gehört lehren und lernen, nicht aber das, was Meister wie die Genannten zu dem macht, was sie sind. Viele haben es versucht wie Schwind zu componiren und zu malen, und die Welt weiß zur Genüge, wie wenig dabei herausgekommen. Unter denen aber, die sich Carl Rottmann zum Vorbilde nahmen, war ihm keiner verwandter als August Löffler.
Sein Vater war Landkartenstecher in München, stammte jedoch aus der ehemaligen freien Reichsstadt Augsburg, die sich Bayern im Verlaufe der Napoleonischen Kriege annectirt hatte. August Loeffler ward am 4. Mai 1822 in München geboren und kam schon in zarter Kindheit mit Kunst und Künstlern in Berührung, da sein Vater mit dem seinerzeit sehr geschätzten Prospectenmaler Heinrich Adam, dem jüngeren Bruder Albrecht Adam's, bekannt war. Noch in späteren Jahren erinnerte er sich der heiligen Andacht, mit welcher er denselben an der Staffelei arbeiten sah. Als er dem Elementarunterricht entwachsen und Lateinschüler geworden war, trat er in lebhafteren Verkehr mit dem ihm freundlich gewogenen Künstler und zeichnete unter dessen Leitung nach Wagenbauer, Waterloo, Ruysdael, Swanefeld und Anderen, machte auch bald solche Fortschritte, daß er sich im Aquarellmalen versuchen durfte, in dem er sich später eine so seltene Meisterschaft errang. Heinrich Adam war, wenn auch kein sehr bedeutender, so doch ein höchst gewissenhafter Künstler, wie seine vielen Ansichten bayerischer Städte und Landschaften beweisen. Mit derselben Gewissenhaftigkeit führte er nun August Loeffler, nachdem er dessen unzweifelhafte Begabung erkannt und von dessen unbesiegbarem Drange nach der Kunst überzeugt hatte, den Weg, den er für den besten hielt, und sein Schüler hat nie aufgehört, ihm dafür ein dankbares Andenken zu bewahren.
Im Jahre 1839 fing Loeffler endlich an die Natur zu studiren. Aber obwohl er sein Auge an guten Mustern gebildet, wollt' es ihm doch längere Zeit nicht gelingen, das Gesehene entsprechend darzustellen, was um so begreiflicher, als er stets allein und ohne nachhelfende Anweisung war. Den Winter über saß er meist im Kupferstichcabinet und studirte neben Claude Lorrain und Poussin auch Tizian und Carracci.
Sieben Jahre vorher hatte Carl Rottmann seine italienischen Landschaften vollendet und sie prangten noch in der vollen Pracht ihrer Farbe, als Loeffler sie mit Wasserfarbe copirte. Die Arbeit des jungen Autodidakten war eine so verdienstliche, daß der Münchener Kunstverein die Blätter an sich brachte.
Seine Richtung war schon entschieden und ging nach Großheit der Auffassung und strenger Stylisirung der Zeichnung.
In jener Zeit schloß er sich enger an Carl Piloty, Ludwig Thiersch, Correns, Hamm und Gasser an; der Freundeskreis stellte sich ernste bedeutende Aufgaben, an deren Lösung auch der Landschaftsmaler lebendigen Antheil nahm. Den Carton »Die wilde Jagd«, welcher diesem Zusammenleben seine Entstehung verdankte, pflegte Loeffler zu seinen besten Arbeiten zu zählen. Mit Correns und Hamm durchreiste er 1846 Istrien und Oberitalien zu Fuß und verweilte längere Zeit in Venedig. Das folgenschwerste Ereigniß jener Periode aber war sein Bekanntwerden mit Carl Rottmann, das dessen Sohn Hermann vermittelte, welches aber nur ein flüchtiges blieb.
So kam das Jahr 1847 heran, in welchem Loeffler mit der vom Oberbergrathe v. Fuchs erfundenen und von Professor Dr. Pettenkofer weiter geführten neuen Maltechnik bekannt wurde. Lebhaften Sinnes, wie er war, interessirte er sich bald dafür und führte unter des Professors Schlotthauer Anweisung mehrere Landschaften stereochromisch aus. Auch die Bilder an Liebig's Hörsaal in München rühren von Loeffler's Hand her.
Damals war der Maler Ulrich Halbreiter eben von einer Reise nach Palästina zurückgekehrt und hatte unter zahlreichen andern Studien auch Material zu einem großen Rundgemälde von Jerusalem mit nach Hause gebracht. Er fühlte sich der Ausführung desselben nicht gewachsen und übertrug sie Loeffler, der die schwierige Aufgabe in der würdigsten Weise löste. Das sehr umfangreiche Werk wanderte durch ganz Deutschland und erntete überall wohlverdientes Lob.
Dadurch wurden dem Künstler die Mittel gegeben, seine durch die Lectüre vieler Reiseschilderungen und der Wundermärchen der tausendundeinen Nacht in ihm hervorgerufenen Jugendträume zu verwirklichen. Bereits auf seiner obenerwähnten Reise durch Istrien und Italien hatte er sich gleich Seume als ein unermüdlicher Fußgänger erprobt und machte sich im September 1849, von einigen Freunden bis Triest begleitet, nach dem Orient auf den Weg.
Smyrna mit seiner reizenden Lage und bedeutenden Umgebung hielt ihn zwei Monate fest. Von dort ging er nach Egypten hinüber und nahm in Kairo einen halbjährigen Aufenthalt, den er zu eingehenden Studien über Land und Leute benutzte. Dort lernte er die Berliner Künstler Gejer und Güterbok und den Dresdener A. Oppenheim kennen und durchreiste in ihrer Gesellschaft das heilige Land, aus welchem er Ende des Jahres 1850 nach München zurückkehrte.
Im Winter 1851 besuchte er Dresden und Berlin und zog hier die Aufmerksamkeit des Königs Friedrich Wilhelm IV. auf sich, welcher ihm den Auftrag gab »Jerusalem« und »Die Quelle des Lykus auf dem Libanon« für ihn auszuführen, zwei Bilder, welche 1852 in der Berliner Kunstausstellung sich befanden und sehr günstig aufgenommen wurden. In den Jahren 1852 und 1853 malte er einen »Palmenwald«, »Jerusalem« und einen »Wüstensturm«, welche der König Friedrich von Württemberg erwarb.
Loeffler hatte während seines Aufenthalts im Orient eine reiche Ernte an Studien gehalten, aber jener hatte immerhin nur ein einziges Jahr umfaßt und er fühlte, sie könnten unmöglich ausreichen, wenn er fortfahren wolle, ähnliche Gegenstände zu behandeln. Nicht als ob es an Motiven oder Fantasie gefehlt, aber er mußte sich sagen, daß unsere Zeit sich nicht mit allgemeinen Eindrücken begnügt, sondern vielmehr eine bis in's Kleinste gehende Charakteristik verlangt. Unsere Landschafter gehen nicht sowohl deshalb alljährlich auf's Land, um neue Motive zu sammeln und so gewissermaßen neues Material für künftige Bilder zu beschaffen, als um Herz und Sinne neuerlich durch den Anblick der ewigen Natur zu erfrischen und zu kräftigen, von ihr neue Anregungen zu empfangen.
Diese Ueberzeugung und seine unbesiegliche Wanderlust trieben Loeffler noch einmal in die Ferne. Eben bot sich eine überaus günstige Gelegenheit; sein Freund Ludwig Thiersch hatte den Auftrag erhalten, eine Kirche in Achen mit Wandgemälden zu schmücken, er ging 1853, rasch entschlossen wie er allzeit war, mit ihm nach Griechenland, das er schon zweimal umschifft, dessen Boden aber sein Fuß noch nicht betreten hatte. In der Hauptstadt sich niederlassend benutzte er den Herbst 1853 und den Frühling 1854 zu Studien dortselbst und in der Umgebung, wobei namentlich die schönen Palmen im königlichen Garten reiche Ausbeute lieferten. Den nächsten Sommer dagegen benutzte er, um zu Pferde alle Provinzen Griechenlands zu durchstreichen, die Grenzbezirke und Inseln ausgenommen, was des ausgebrochenen Krieges mit Rußland halber nicht wohl möglich war, und kehrte nach einjährigem Aufenthalte in Griechenland über Wien nach München zurück.
Die erste Frucht dieser Reise war sein großes Bild »Delfi«, welches auf der deutschen historischen Kunstausstellung zu München 1858 sowohl wegen der Größe der idealen Conception als wegen der Macht über die Farbe die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
Im Jahre 1856 besuchte Loeffler Venedig und Mailand, theils um in den dortigen werthvollen Sammlungen die alten Meister zu studiren, theils um dem geliebten Süden wenn auch nur um ein Weniges näher zu sein.
Im nächstfolgenden Jahre ward ihm vom Könige von Württemberg der ehrenvolle Auftrag, sechs Bilder aus dem heiligen Lande zu malen: Jerusalem, Bethlehem, Jaffa, das todte Meer, Saba und Damaskus. Dieser Zeit gehören auch zwei Cartons an, welche in der bezeichneten Ausstellung waren; »Die Findung Mosis« und »Gott erscheint dem Elias auf dem Berge Horeb« zählen durch die plastische Schönheit der Anordnung und die Wucht der Gedanken ohne Zweifel zu den bedeutendsten Arbeiten des Künstlers, den die Ueberzeugung durchdrang, die Landschaftsmalerei habe nicht minder als die historische und jede andere Kunst die Aufgabe, bedeutsame Gedanken in edler Sprache zum Ausdruck zu bringen.
Im Jahre 1859 machte sich eine bedenkliche Schwankung bemerkbar: seine Seele kehrte vorübergehend aus dem geliebten Oriente heim und begnügte sich mit der Umgebung des Kochelsee's; ja selbst Stimmungslandschaften entstanden in jener Zeit, so ferne sie sonst seinem Wesen lagen. Im folgenden Jahre erhob sich die Fantasie des Neuvermählten zur alten Freiheit und Kraft; er fühlte sich so jung wie nie.
Das Jahr 1860 brachte den »Meerbusen von Navarin« und den »See Genezareth«. Sprach jener durch den wohlklingenden Rhythmus der Linien und maßvolle und doch kräftige Färbung an, so zeigte dieser eine Farbenglut, die Manchen glauben machte, es könne des Künstlers Fantasie und Erinnerung dabei etwas zu weit gegangen sein. Außerdem entstanden um diese Zeit »Athen«, »Straße nach Eleusis«, »Jerusalem«, »Baalbek-Tempel«, »Nillandschaft«, »Gardasee« und »Kochelsee«, von denen einige zum Besten gehören, was Loeffler schuf.
Im Jahre 1862 malte er eine »Ansicht des Dorfes Bethanien vom Oelberge aus gesehen« und eine »Nilgegend«, welche der Künstler mit der den kleinen Moses findenden Königstochter staffirte.
Loeffler nahm den Wohlklang der Linien der griechischen Landschaft mit offener Seele in sich auf und so machen die meisten seiner Bilder den Eindruck eines melodischen Gedichtes. Das bewährte sich auch in seinem 1863 entstandenen »Athen vom Haine von Kolonos aus«. Der tiefe Ernst, der über der Stadt schwebt, rechtfertigt sich vollkommen durch die elegische Stimmung, welche sich eines jeden Gebildeten beim Anblick der Stadt des Perikles bemächtigt. Im selben Jahre stellte er eine höchst brillante »Ansicht der heiligen Stadt vom Oelberge« aus, in welcher die Farbe zu ungewöhnlicher Höhe gesteigert war.
Im Jahre 1864 sah man im Münchener Kunstvereine ein ausgezeichnetes Aquarellbild Loeffler's »Die Tempel von Baalbek und der Libanon«, ein Blatt von ernster, gewaltiger Auffassung, ein Trauerlied auf die Zeit des klassischen Alterthums. Ueberhaupt war Loeffler ein kaum erreichbarer, geschweige übertroffener Meister in der Behandlung der Wasserfarbe.
In den Jahren 1863 und 1864, während welcher er sich viel am Kochelsee aufhielt, malte er im Speisesaal des seinem Schwager gehörigen Bade-Etablissements in Kochel im bayerischen Oberlande vier 7 Fuß hohe und 14 Fuß lange Landschaften als Wandgemälde in stereochromischer Weise, wofür er als Sujets die vier Culturmittelpunkte der alten Welt: Memphis, Athen, Jerusalem und Rom gewählt hatte, von denen namentlich Athen ein meisterhaftes herrliches Werk ist. Sein Jerusalem entstand ohne jegliche Skizze; der Künstler vertraute ganz seiner Fantasie. Im selben Jahre erhielt er einen Ruf nach Brüssel, wo er für den Freih. von Hirsch ein 10 Fuß hohes und 14 Fuß langes Bild »Gebirgsgegend am Meere« ausführte.
Loeffler's Gesundheit war seit längerer Zeit angegriffen. Von der Natur nicht überkräftig angelegt, hatte er mit eisernem Willen seinem Körper auf seinen Reisen Anstrengungen auferlegt, welche derselbe zwar im Augenblicke zu ertragen vermochte, welche aber von bedenklichen Folgen begleitet wurden. Seinen Angehörigen und Freunden war es längst kein Geheimniß mehr, daß die Lungen Schaden genommen. Er kränkelte und siechte merklich hin, bis der Tod am 19. Januar 1866 seinem Leiden ein Ende machte, nachdem er sich auf einer Reise in Schlesien erkältet hatte.
Aus seinem werthvollen Nachlasse an Skizzen und Studien erwarb König Ludwig I. zweiundzwanzig in Oel gemalte Skizzen, welche vorzugsweise Ansichten aus dem heiligen Lande, dann Egypten und Kleinasien, sowie aus Griechenland wiedergeben und nun eine Zierde der Neuen Pinakothek sind.
Des Vaters Karten hatten den Sinn des Knaben in die Ferne gelenkt, Rottmann's Bilder in den Arkaden des Hofgartens ihn in dieser Richtung bestärkt, zugleich aber waren sie ihm Muster und Vorbild der höchsten landschaftlichen Kunst geworden. Gleich Rottmann strebte er danach, mit möglichst einfachen und wenigen Linien zu wirken und verschmähte es, durch reiche Vordergründe zu fesseln. Die Farbe seiner ersten Oelbilder war ziemlich schwer und trübe; wie man sagt, war C. v. Piloty nicht ohne Einfluß auf Loeffler und führte ihn zu einer helleren Farbengebung, als er mit ihm an dem erwähnten Panorama thätig war, das er staffirte.
Die äußeren Verhältnisse Loeffler's waren keine günstigen, sie zwangen ihn, der nach des Vaters Tode auch für Mutter und Geschwister zu sorgen hatte, zu manchen Entbehrungen, aber auch zu rastlosem Fleiße. Von den unter jüngeren Künstlern jener Zeit nicht seltenen Trinkgelagen hielten er und seine Freunde sich grundsätzlich fern und er konnte deshalb mit Recht sagen, für das Geld, das ein Anderer vertrunken hätte, habe er seine großen Reisen gemacht.
Loeffler's Erscheinung war in so ferne eine eigenthümliche, als er auch im strengsten Winter in leichter Kleidung ging; denn für ihn gab es weder Kälte noch Hitze, so sehr hatte er seinen keineswegs herculischen Körper abgehärtet. Ja er trieb dies so weit, daß er einstmals um Weihnachten im Kochelsee badete. Als Fußgänger ward er kaum je besiegt und konnte dabei die größten Entbehrungen heiteren Sinnes ertragen.
Sein Charakter war ein durch und durch offener und wahrer; doch konnte es wohl geschehen, daß er durch seine Lust am Disputiren und scharfe Angriffe auf ihm Verhaßtes mit seinem Charakter weniger Vertraute zurückstieß. Vor allem verhaßt aber waren ihm Pfaffenwesen und Tyrannei.
Als es zum Sterben kam, zeigte sich die ganze Größe des Mannes: er liebte das Leben und sah doch dem Tode ruhig in's Auge. Da Allen das Herz brechen wollte, blieb er ruhig und getrost. Er hatte sich nicht darauf beschränkt, nur das zu lernen, dessen er speziell zur Ausübung seiner Kunst bedurfte; stets geistig strebend hatte er sich einen reichen Schatz geschichtlicher, geografischer und sprachlicher Kenntnisse – selbst das Arabische war ihm nicht fremd – angeeignet und konnte ohne Ruhmredigkeit, wohl aber mit gerechtem Stolze sagen: Was ich bin, das hab' ich selber aus mir gemacht.
Carl Albert Regnet: Münchener Künstlerbilder. Ein Beitrag zur Geschichte der Münchener Kunstschule in Biographien und Charakteristiken. Leipzig, 1871.
AUGUST LOEFFLER.
Löffler, einer der besten und namhaftesten Landschaftsmaler Münchens, erblickte den 5. Mai 1822 zu München das Licht der Welt; er war der einzige Sohn des Kupferstechers Georg Löffler, der im typographischen Bureau des General-Quartiermeister-Stabes beschäftigt war, und entstammte dem alten Augsburgischen Bürgergeschlecht der Neuss-Löffler, dessen Glieder im Zeitalter der Reformation in namhaften Aemtern und Würden gestanden haben; auch jener berühmte Stück- und Kunstgiesser Gregor Löffler, von welchem die schönen Broncestatuen am Grabmal Kaisers Maximilian I. in Innsbruck herrühren, wird für ein Glied dieser Familie gehalten.
So war dem jungen Löffler gewissermassen schon von Jugend auf der Weg vorgezeichnet, den er einzuschlagen hatte. Seine Eltern waren nicht wohlhabend, aber durch Bildung und tiefe Religiosität gleich ausgezeichnet, sie hätten es lieber gesehen, wenn ihr Sohn sich dem Studium der Theologie gewidmet hätte, allein der Hang zur Kunst war zu entschieden in seiner Seele ausgeprägt. Als eine Frucht dieser streng religiösen Erziehung im elterlichen Hause ist dem späteren Künstler für sein ganzes Leben eine hohe Achtung vor der heiligen Schrift und ihren ewigen Wahrheiten geblieben, ja, man kann wohl sagen, dass diese Achtung und seine Empfänglichkeit für die Schönheit der dichterischen Schilderungen der Bibel nicht wenig beigetragen haben, seiner nachmaligen künstlerischen Thätigkeit eine bestimmte Richtung vorzuzeichnen.
Nachdem der junge Löffler in seinem 15. Jahre die Lateinschule absolvirt hatte, entschied er sich fest für die Kunst. Ueber die Anfangsgründe war er schon hinaus, das Zeichnen hatte er mit Eifer unter den Augen des Vaters getrieben, und es war gewiss ein Glück für ihn, dass dieser, durch die eigenthümliche Art seiner topographischen Arbeiten veranlasst, den Knaben stets auf Genauigkeit, Sorgfalt und Sicherheit der Linienführung hinwies; die Landkarten, die derselbe vor seinen Augen entstehen sah und für die er stets eine grosse Vorliebe bewahrt hat, lenkten seinen Sinn auf das Fremde und Ferne, besonders aber auf jene heiligen Stätten des Orients, welche die Phantasie des eifrig die Bibel lesenden Knaben schon ohnehin gefangen genommen hatten.
Den ersten geregelten Unterricht im Landschaftsmalen erhielt Löffler bei dem Vedutenmaler und Zeichner Heinrich Adam, dem jüngeren Bruder des berühmten Schlachtenmalers Albrecht Adam, und später bei dem Landschafter Julius Lange. Aber ihre Richtung und Leistungen befriedigten seinen auf Höheres gerichteten Geist nicht. So wie er in seiner künstlerischen Ausbildung so weit vorgeschritten war, dass er sich Selbstständigkeit in der Wahl und im Urtheil erlauben durfte, lenkte er seine Studien fast ausschliesslich auf die Werke des berühmten Rottmann, und schloss sich dem Sohne dieses hochgefeierten Künstlers an, der ebenfalls die Landschaftsmalerei zu seinem Fach gewählt hatte. So kam Löffler in Rottmann’s Nähe, Haus und Atelier, und versäumte keine Gelegenheit die Arbeiten dieses verehrten Meisters, sei es im Bild, in der Zeichnung, sei es in mündlicher Anweisung, zu studiren. »Aus den Arkaden-Landschaften, die er wieder und wieder sah, durchdachte, copirte, sog er gleichsam seinen Stil überhaupt und aus ihnen ist auch jene Besonderheit mancher Löfflerschen Bilder zu erklären mit möglichst wenigen einfachen Linien zu wirken und ein ausgeführtes Detail des Vorgrundes zu verschmähen.«
Aber ein eigentlicher Schüler Rottmann’s ist Löffler nie geworden, wenn man schon ihn vielfach für einen solchen gehalten hat. Ausser Rottmann waren es besonders die beiden Poussin und Claude Lorrain, deren Werke er, ihren hohen Stil verehrend, zum Vorbilde nahm. Als bezeichnend für seine Richtung mag hier erwähnt werden, dass er eine Sammlung von Kupferstichen der niederländischen Schule, die er besass, auf einmal veräusserte, um sie durch Stiche nach den beiden grossen Franzosen zu ersetzen. Daneben trieb er eifrige Studien nach der Natur in den Umgebungen Münchens, die ja schon vor zwei Jahrhunderten Motive für Claude Lorrain’s schöne Schöpfungen dargeboten hatten. Freilich wies ihn seine Richtung mehr nach dem Süden hin, auch war die Sehnsucht nach Italien laut und rege in seiner Seele, aber Mittel für grössere Reisen standen ihm noch nicht zu Gebote und im Verein mit seinen Schwestern hatte er zunächst noch kindliche Pflichten gegen seine in beschränkten Verhältnissen lebende Eltern zu erfüllen. Die Mehrzahl seiner Landschaften dieser ersten Zeit behandelte Ansichten aus den Umgebungen Münchens, besonders Isargegenden, sein Farbenvortrag in Oel war noch etwas düster und schwer, um so besser gelangen aber schon damals seine Aquarelle.
Durch Lehrthätigkeit und grosse Sparsamkeit hatte er sich endlich die Mittel erübrigt, seinen Ausflug über die Alpen zu bewerkstelligen, Istrien war sein Ziel und eine Frucht dieser Reise war 1844 sein grösseres Oelbild, das Amphitheater in Pola. Die landschaftlichen Reize jener Gegenden, die Erinnerungen und Baureste des classischen Alterthums machten einen bedeutenden Eindruck auf sein empfängliches Gemüth, doch der Aufenthalt war nicht lang genug gewesen, um dem Künstler zur vollen Klarheit über die südliche Natur zu verhelfen; man sieht in seinen Landschaften mit vorwiegend südlichem Charakter aus jener Zeit noch eine gewisse schwankende Befangenheit zwischen heimischen und fremdländischen Formen.
Die Professoren Schlotthauer und Fuchs waren um jene Zeit eifrig mit der Durchbildung der neu erfundenen Stereochromie beschäftigt, jener Kunsttechnik, welche Wandgemälde durch einen Ueberzug von Wasserglas gegen die schädlichen Einwirkungen des Wetters zu sichern sucht. Löffler interessirte sich lebhaft für diese neue Methode, nicht blos nahm er eifrigen Antheil an den theoretischen Untersuchungen der beiden genannten Herren, sondern er war auch unter ihrer unmittelbaren Leitung bemüht, grössere Landschaften, zum Theil eigener Composition, auf Mauergrund, Ziegelplatten und mit Kreide grundirter Leinwand nach den Regeln der neuen Technik auszuführen.
Ein zweiter Ausflug nach Triest, Venedig und der Lombardei in Gesellschaft des gefeierten Portraitmalers Erich Correns und einiger anderer Künstler wirkte nachhaltiger als die erste Reise nach Istrien, Löffler sah Formen in der Natur, die ihm wie aus der Seele gewachsen waren, es ward ihm klarer im Geist über sein eigenes Können und Wollen nicht weniger als über die Ziele der höheren Landschaftsmalerei; die Eindrücke dieser Reise liessen ihm keine Ruhe mehr, er verdoppelte seine Thätigkeit um das ihm vorschwebende Ziel zu erreichen. Nach seiner Rückkehr nach München trat er 1846 in Schorn’s Atelier ein, der soeben aus Berlin für das Fach der Historienmalerei an die Akademie berufen worden war. Schorn suchte zwischen den beiden im Kampf mit einander liegenden Gegensätzen des sogenannten Realismus und Idealismus zu vermitteln; für Löffler, der sich vorwiegend der idealistischen Richtung zugeneigt hatte, konnte eine Versöhnung beider Gegensätze nur von Nutzen sein. Er sah in Schorn’s Atelier eine rege Thätigkeit, ein emsiges Wetteifern junger begabter Talente, denn ausser ihm waren die Brüder Carl und Ferd. Piloty, Lud. Thiersch, Erich Correns und Julius Zimmermann, der Sohn des Gallerie-Directors, eingetreten. Schon im Sommer desselben Jahres entstand jenes Bild, das zu den besten Arbeiten Löffler’s gezählt werden muss, ich meine das später für Rom bestimmte Rundgemälde von Jerusalem, das Ulrich Halbreiter nach einer an Ort und Stelle gemachten Zeichnung durch Löffler ausführen liess. Mit gewohnter Energie griff Löffler das Werk an, das um so schwieriger zu behandeln war, als Halbreiter nur eine kleine, für die Grossartigkeit des Ganzen nicht hinreichende Zeichnung zum Anhaltspunkt bieten konnte und Löffler gezwungen war, den Charakter der Gegend nach eigener Phantasie zu ergänzen. Dessen ungeachtet fand das Bild allgemeinen und unbedingten Beifall. Carl Piloty malte die Staffage und er soll es auch gewesen sein, der Löffler angeregt, aus seinen Bildern den dunklen und schweren Ton zu verbannen und das volle heitere Sonnenlicht wirken zu lassen. Nun hatte auch Löffler die Mittel gefunden, seinen längst genährten Wunsch einer Reise nach dem Orient in Ausführung zu bringen, Halbreiter’s begeisterte Schilderungen des heiligen Landes beschleunigten den Entschluss, und wie ernst er es mit der Reise meinte, mögen seine eifrigen Studien der Orts- und Landeskunde, sein Besuch eines Collegs über arabische Sprache bezeugen. Im Jahre 1849 ging er über Triest und Griechenland nach Smyrna, bereiste länger denn ein Jahr Syrien, Palästina und Egypten und füllte seine Studienhefte mit jenen Skizzen und Ansichten, welche jetzt als Gemälde in so manchen Gallerien glänzen und Zeugniss geben von seinen grossen Fortschritten. Er hatte auf dieser Reise Griechenland nur flüchtig berührt, 1853 nahm er, von Rottmann’s schönen Bildern angeregt, in Gesellschaft des Historienmalers Ludwig Thiersch und des Aquarellisten Ernst Rietschel einen längeren Aufenthalt in Athen, von wo er ganz Griechenland durchstreifte.
Mit den mannigfaltigsten Eindrücken und vielen Studien bereichert vollendete er nach seiner Rückkehr in rascher Folge eine Reihe Bilder, theils nach bestimmten, auf der Reise gewonnenen Motiven, theils nach eigener, freier Erfindung; die besseren derselben gingen in den Besitz der Könige von Würtemberg und Preussen über, sie befanden sich nebst seinem grossen Delphi und zwei grossen Cartons: die Findung Mosis und die Erscheinung Gottes im brennenden Busch, auf der historischen Kunstausstellung in München 1858. Der Lloyd in Triest erwarb eine Folge von 32 Orient-Ansichten, die er in Kupfer stechen liess und mit Text von M. Busch herausgab; an Liebig’s chemischem Laboratorium führte Löffler zwei Landschaften aus Palästina in stereochromischer Wandmalerei aus.
Das Jahr 1859 brachte eine Stockung in die sonst rastlose Productivität des genialen Künstlers, die ziemlich schwer auf ihm lastete und ihm manche Stunde trübte, er stand im Begriff ein geliebtes Weib heimzuführen und mochte wohl auch die letzten Jahre seine Kräfte zu stark angespannt haben. Mit der Stockung trat zugleich eine Wandelung ein, die ihn unsicher und schwankend in der Wahl der Stoffe machte; über die fremde Natur hatte er ganz die heimische vergessen, auch letztere bot fesselnde Reize, namentlich in den Umgebungen Kochels, wo Löffler am liebsten weilte und wo er die meisten seiner deutschen Landschaften gemalt hat; er fing an dem Orient untreu zu werden und malte den Kocheier Wasserfall, die Felsschlucht und andere Bilder ähnlicher Art. Der schaffende Künstler darf nie in Widerspruch zu seinen innern Stimmungen treten, seine Werke sind ja nur ein Product derselben; Löffler that sicher nur das Richtige wenn er die wiedererwachte Liebe für die deutsche Landschaft gewähren liess.
»In solchen Zeiten konnte er sich auch mit der reinen Stimmungslandschaft befreunden, die ihm, dem Meister schöner Linienführung und klarer Composition, sonst zum mindesten gleichgültig war; er selbst schuf mehrere kleine Skizzen die, nur in Blei oder leicht getuscht, von einer Stimmungskraft waren, wie wir sie kaum für möglich gehalten hätten«, bemerkt Lützow. Zum Glück dauerte diese Stockung und Wandelung im Schaffen nur kurze Zeit. Am 3. October 1860 verband sich Löffler ehelich mit Hildegarde Dessauer, die, selbst künstlerisch gebildet, in Düsseldorf unter Sohn ihre Studien gemacht hatte. Die Ehe begründete ein idyllisch-häusliches Glück der beiden Liebenden, Löffler fühlte seine Phantasie wieder frei und beruhigt und kehrte mit verstärkter Kraft und Freude zu seinen gewohnten Stoffen zurück. »Meine Jahre mahnen mich, aber ich lache dazu, ich fühlte mich noch nie so jung.« Nun blühte ihm wieder die gute Stunde und es entstanden eine Reihe Bilder: Athen, Strasse nach Eleusis, Jerusalem, Baalbecktempel u. A., von denen einige zu dem Besten gehören, was er geschaffen hat. Dazu eröffneten sich ihm neue Aussichten in die Zukunft, die sicher zu glänzenden Resultaten geführt hätten, wenn nicht der Tod so bald und unerwartet dazwischen getreten wäre. Ueber seine Vorliebe für die stereochromische Wandmalerei haben wir bereits gesprochen, 1859 hatte er zwei Landschaften an Liebig’s Laboratorium ausgeführt, 1863 malte er für seinen Schwager im Gesellschaftssaal des Bades Kochel vier grosse Wandbilder: Memphis, Jerusalem, Athen und Rom als die vier Culturmittelpunkte der alten Welt: die Bilder bilden das Endresultat seiner Reisen und Studien im Orient und gewissermassen den Abschluss seiner künstlerischen Thätigkeit. Hier fand er die rechte Gelegenheit seinen auf Schönheit der Composition, Sicherheit und Klarheit der Linienführung angelegten Stil zu entfalten, hier wirkte seine Einfachheit und Bestimmtheit im Aufbau, seine Verschmähung der detaillirten Ausführung der Vorgründe, seine Zusammendrängung des Stoffes auf den Hauptplan. Er selbst war stolz auf die Sicherheit und Schnelligkeit, die er bei der Ausführung bewiesen, Jerusalem entstand ohne Skizze, allein aus der Phantasie geboren.
Im Jahre 1864 ging Löffler, von Baron Hirsch gerufen, nach Brüssel, um in dessen Palais ebenfalls eine grosse südliche Landschaft stereochromisch auszuführen: hohes Gebirge auf einer Seite, Meeresfläche auf der andern, felsige Küste im Vorgrund, vielleicht Motive aus den Gebirgsmassen des Herzogenstandes und Heimgartens am Kochelsee.
Das folgende Jahr hatte Löffler im Plan nach Italien zu gehen, die Cholera schreckt ihn zurück und er nahm nun eine Einladung nach Schlesien an, um eine künstlerisch reich begabte Dame im Malen zu unterrichten. In Folge einer Erkältung kehrte er fast todtkrank nach München zurück. Seine Gesundheit war, seitdem er das griechische Fieber gehabt hatte, nicht die stärkste gewesen, er neigte zu Fiebern, aber er vertraute seiner kräftigen gegen Wind und Wetter abgehärteten Natur. Doch dieses Mal stand es schlimmer um ihn, es entwickelte sich eine Lungenkrankheit, die ihn nach vier Monate langen Leiden am 19. Januar 1866 den trauernden Seinen und Freunden entriss.
Wie in Löffler’s künstlerischen Bestrebungen tiefer Ernst das Wesen der Natur zu erfassen und in edlen Formen darzustellen wusste, so war auch in seinem persönlichen Charakter edle Lauterkeit das herrschende Wesen, treu und wahr, Feind alles leeren Scheines, offen und beharrlich in Allem, was er für recht und richtig erkannt hatte, freiheitsliebend und Feind aller Knechtung, wohl oft in seinen Aeusserungen etwas rauh und schroff, aber stets das Beste wollend und nie bitter gegen Personen, ein durchgebildeter fester Charakter, in mehr als einer Hinsicht Original, unermüdlich strebsam in seiner Kunst und mit einem umfassenden Wissen auch auf andern Lebensgebieten ausgestattet; so hatte er sich die Achtung und Liebe aller Gleichstrebenden in nahen und fernen Kreisen erworben als ein leuchtendes Vorbild, was der Mensch auch unter anfänglich ungünstigen Verhältnissen aus sich zu machen vermag, wenn ernsthaftes festes Streben seine Schritte lenkt. Im Leben selbst anspruchslos und bescheiden verthat er die kostbare Zeit nicht in leerem Vergnügen. »Ich hätte mich auch wohl oft in’s Wirthshaus setzen mögen, aber für das Geld, welches Andere vertranken, habe ich meine schönen weiten Reisen gemacht, ich möchte meine Entsagung wahrlich nicht gegen ihre dumpfen Freuden eintauschen.« »Seine Abhärtung gegen alle körperlichen Empfindungen war bekannt, er verachtete Hitze und Kälte, den heissesten Sommer fand er nicht heiss, Weihnachten 1859 badete er mit zwei Bekannten in einer eisfreien Stelle des Kochelsee’s um den schönen Sonnenschein des Tages zu geniessen. In Genügsamkeit, in Ertragung von Strapazen wetteiferte er, wenn es Noth that, mit jedem Hadschi, nicht Trank, nicht Speise, wie sehr er das Gute zu schätzen wusste, kümmerte ihn, Ertragung von Anstrengungen, unter denen Andere sich herabgestimmt fühlten, war seine Freude. Er war hager und sehnig wie ein Wüstensohn, sonnenverbrannt glich er einem solchen.«
Sein Portrait steht in Holzschnitt in den von uns im Eingang genannten Zeitschriften.
Versuchen wir jetzt eine Zusammenstellung seiner bekannteren Bilder.
Zwei Landschaften aus Palästina, stereochromische Wandgemälde an Liebig’s chemischem Laboratorium in München 1859.
Vier stereochromische Wandbilder im Speisesaal des Kurhauses zu Kochel: Memphis, Athen, Rom, Jerusalem, 1864 und 65.
Stereochromisches Wandgemälde im Palais des Baron Hirsch in Brüssel 1864.
Landschaft im Charakter Griechenlands, stereochromisch auf eine Ziegelplatte ausgeführt. Museum zu Leipzig.
Vier Bilder für den König von Würtemberg: Damaskus, Bethlehem, das todte Meer, Kloster Saba bei Jerusalem, 1853.
Zwei Bilder: Jerusalem, der Ursprung des Bahr el Kelb (Lykos), für den König v. Preussen 1852.
Athen von der Strasse nach Eleusis gesehen. Maler C. Jutz in München.
Tempelruinen von Baalbeck. C. Forster in Augsburg.
Bethanien. Maler M. Krug in München.
Gegend bei Athen. J. Pachten in Coblenz.
Athen vom Hymettus aus. Prof. L. Seidel in München.
Beirut am Libanon. M. Vogel in Triest.
Zwei Bilder: Navarin, Tempel des Apollo Epikurius zu Bassä in Arkadien. Berliner akad. Ausstellung 1856.
Zwei Bilder: die kastalische Quelle bei Delphi, Athen vom Hain Kolonäus aus. Kölner Ausstellung 1864.
Zwei Bilder: Delphi mit dem Parnass, die Pyramiden von Gizeh. 1857.
Ebene von Jericho. Münchener Kunstverein 1857.
Aegyptische Landschaft mit der Findung Mosis. Allgemeine deutsche Kunstausstellung zu Köln 1861.
Ein Sandsturm in der Wüste. Im Rosenstein bei Stuttgart.
Zwei Bilder für den König von Würtemberg 1852 und 53: Palmenwald bei Cairo, Ruinen der Stadt Jerusalem, letzteres Bild jetzt in der StaatsGalerie zu Stuttgart.
22 Oelskizzen, Bilder aus dem Morgenland, in der Neuen Pinakothek zu München.
Dr. phil. Andreas Andresen: Die Deutschen Maler-Radirer (Peintres-Graveurs) des neunzehnten Jahrhunderts, nach ihren Leben und Werken. Leipzig, 1872.
Löffler: August L., Landschaftsmaler, geb. am 5. Mai 1822 zu München (Sohn des Kupferstechers im topographischen Bureau des Generalquartiermeisterstabs Georg L.); erst zum Theologen bestimmt, entschloß er sich, nachdem er schon unter des Vaters Leitung das Zeichnen betrieben hatte, nach Absolvirung der Lateinschule bleibend zur Kunst, erhielt Unterricht bei Heinrich Adam und Julius Lange, vorzüglich aber war es Rottmann's Vorbild, wonach er seinen Stil bildete, außerdem studirte er Poussin und Claude Lorrain, daneben malte er fleißig nach der Natur in der Umgegend von München und der Isar. Nach einer größeren Reise nach Istrien (1844) entstand das schöne Oelbild »Das Amphitheater in Pola«, auch schuf er nun mehrere größere Landschaften, theilweise von eigener Composition, in Stereochromie. Ein zweiter Ausflug mit Correns über die Alpen, nach Triest, Venedig und der Lombardei weckte und nährte die Sehnsucht nach dem Süden, doch trat L. vorerst noch 1846 in Schorn's Atelier, wo er mit den beiden Piloty, Lud. Thiersch, E. Correns und Jul. Zimmermann zusammentraf. Hier lernte ihn Ulrich Halbreiter (Bd. X, 403) kennen, welcher, zurückgekehrt von einer längeren Orientreise, ein hundert Fuß umfassendes Rundbild von Jerusalem aufgezeichnet hatte und nun die landschaftliche Ausführung dem gewandten L. übertrug, welcher dadurch die Mittel gewann, einen längst gewünschten Lieblingsplan auszuführen. 1849 ging er über Triest und Griechenland nach Smyrna, um Syrien, Palästina und Aegypten zu bereisen, wo er einen wahren Schatz von Skizzen und Ansichten sammelte, welche, später wenigstens theilweise verarbeitet, als Gemälde in so manchen Gallerien glänzen. Einen längeren Aufenthalt nahm L. 1853 mit Lud. Thiersch und Ernst Rietschel in Athen, von wo aus er ganz Griechenland durchstreifte. Nach seiner Rückkehr vollendete er rasch eine Reihe von Bildern, von denen zwei (darunter auch das großartige »Delphi«) in den Besitz der Könige von Württemberg und Preußen übergingen. Zwei große Cartons »Die Findung Mosis« und »Die Erscheinung Gottes im brennenden Busch« waren auf der Historischen Kunstausstellung 1858 zu München; der Lloyd in Triest erwarb eine Folge von 32 Orientansichten (in Kupfer gestochen, mit Text von M. Busch); an Liebig's chemischem Laboratorium führte L. zwei Palästinalandschaften in stereochromischer Wandmalerei aus. Auch deutsche Landschaftsbilder malte L., welcher indeß immer wieder mit besonderer Vorliebe zu orientalischen Motiven zurückkehrte. So entstanden die großen Bilder »Athen« und »Die Akropolis« (vgl. Nr. 1020 Illustr. Zeitung, Leipzig, 17. Januar 1863); »Straße nach Eleusis«, »Jerusalem«, »Tempel zu Baalbeck« etc. Im Gesellschaftssaal des Bades zu Kochel malte er 1863 die heute noch wohl erhaltenen Wandbilder von Memphis, Jerusalem, Athen und Rom, als die vier Culturpunkte der alten Welt: sie bilden das Endresultat seiner Reisen und Studien im Orient und gewissermaßen den Abschluß seiner künstlerischen Thätigkeit. Hier fand er die rechte Gelegenheit, seinen auf Schönheit der Composition, Sicherheit und Klarheit der Linienführung angelegten Stil zu entfalten, hier wirkte seine Einfachheit und Bestimmtheit im Aufbau, sein absichtliches Verzichten auf eine detaillirte Ausführung der Vorgründe, sein Zusammendrängen des Stoffes auf den Hauptplan. Im J. 1864 wurde L. nach Brüssel berufen, um im Palais des Baron Hirsch eine große Landschaft auszuführen: hohes Gebirge auf einer Seite, Meeresfläche auf der anderen, felsige Küste im Vorgrund, mit Motiven aus den Gebirgsmassen des Herzogenstandes und Heimgartens am Kochelsee. Ein neuer Ausflug nach Italien unterblieb wegen der dort herrschenden Cholera, dagegen nahm L. eine Einladung nach Schlesien an, um eine künstlerisch reich begabte Dame im Malen zu unterrichten. L. kam krank nach München zurück, wo der abgehärtete, jedem Wetter trotzende, sehnige, an Strapazen und Entbehrungen aller Art gewöhnte und wie es schien, stahlharte Mann, einer Lungenkrankheit am 19. Januar 1866 erlag. Zweiundzwanzig Oelskizzen »Aus dem Morgenlande« sind in der Neuen Pinakothek. Die Reihenfolge seiner Bilder, Radirungen (22 an der Zahl) und Lithographien verzeichnet Andresen ziemlich vollständig. Ein »Sandsturm in der Wüste«, neuestens noch in Ebers: »Aegypten«, 1879, I. 192. »Athen vom Piräus«, photographirt von Albert.
Vgl. Lützow, 1866, I. 153 (mit dem Porträt des Künstlers). Kunstvereins-Bericht für 1866, S. 56. Nagler, Monogramm., 1858, I. 359 (Nr. 796) u. 1864, IV. 267 (Nr. 901). Andresen, Maler-Radirer des XIX. Jahrh., 1870, IV. 262–79. Seubert, 1879, II. 469.
Hyac. Holland.
Dr. phil. Hyazinth Holland: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1884.
Löffler August, 1822 (München) – 1866, Landschaftsmaler, Radierer und Lithograph; als Schüler von H. Adam und J. Lange bildete sich L. namentlich unter K. Rottmann zum Landschaftsmaler aus; er malte anfangs Landschaften aus der Umgebung Münchens, später, nachdem er Istrien (1844), Oberitalien (1846 und 1856) und – nach kürzerem Aufenthalt in K. Schorns Atelier in München – 1846 Syrien, Palästina, Ägypten (1849) und Griechenland (1853) bereist hatte, südliche und orientalische Landschaftsbilder im Stil Rottmanns, 1859/60 Bilder aus der Umgebung des Kochelsees; L. führte auch in J. von Liebigs Laboratorium in München einige Fresken in Stereochromtechnik (1859) und Wandbilder im Gesellschaftssaal des Bades Kochel sowie im Palais des Barons von Hirsch in Brüssel aus; eine Probe von Stereochromie (griechische Landschaft auf Ziegelplatte) befand sich im Leipziger Museum, ein Ölgemälde (Rundgemälde Jerusalems nach Studien U. Halbreiters) im Lateranpalast, weitere Werke im Museum Stuttgart und in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung (12 Ölskizzen aus dem Orient); Aquarelle und Zeichnungen Ls. besitzen die Galerie Berlin und die Münchener Maillinger Sammlung.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.